Amtsblatt für die Stadt Witdbad.

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Ar. 111.

Scrrnstcrg, 22. SepLernbev 1600

86. Jahrgang.

R u n o s ch a u.

Stuttgart, 19. Sept. Der Buch­binderstreik ist beendigt. Die Geschäfts­inhaber haben im großen Ganzen die Forderungen der Arbeiter anerkannt; am Montag wird die Arbeit wieder ausge­nommen.

Stuttgart, 20. Sept. Ebenso wie die Münchner haben jetzt auch die Stutt­garter ihrHofbräu". Der Brauerei Zum englischen Garten" ist nämlich die Erlaubnis erteilt worden, ihr Bier Stuttgarter Hofbräu" nennen zu dürfen.

Großsachsenhei:n. Apotheker Sigle hier verkaufte vor einigen Wochen seine Apotheke, welche er vor drei Jahren um 96,500 Mk. erworben hatte, an Apotheker Lindner aus Crailsheim zu 135,000 M. Bei dem Besitzwechsel im Jahre 1877 hat der Kaufpreis dieser Apotheke 59,000 Mk. betragen.

Pforzheim, 19. Sept. Ein großes Bauunglück hat sich hier zugetragen. In dem Kuppenheim'schen Fabrikneubau stürzte der vordere dreistöckige Teil zur Hälfte ein. 10 Personen wurden teils schwer, teils leicht verletzt. Man nimmt an, daß das schwere Dach wie die nach einem neuen System hergestellten Decken das Gebäude nach innen zusammengedrückt haben.

Karlsruhe, 18. Sept. Minister Eisenlohr ist auf sein Ansuchen unter be­sonderer Hervorhebung seiner ausgezeich­neten Dienste nnd Verleihung des Groß­kreuzes des Bertholdordens seines Amtes entbunden worden.

München, 16. Sept. Der Rentner und frühere Bräuer Mathias Pschorr hat in einem Vermächtnisse der Stadt München, welche ihm schon großartige Stiftungen und die Fonds für ein König- Ludwigdcnkmal verdankt, nochmals Ver­mächtnisse zngewendet, deren Höhe auf ein bis anderhalb Millionen angegeben wird.

Berlin, 18. Sept. Wie die Nord­deutsche Allgemeine Zeitung mitteilt, ist durch den Staatssekretär Grafen Bülow an die deutschen Botschaften in London, Paris, Petersburg, der Regierung in Washington und Wien und an die Ge­sandtschaft in Tokio das nachstehende Zir­kular-Telegramm ergangen: Die Regierung des Kaisers erachtet als eine Vorbeding­ung für den Eintritt in diplomatischen Verkehr mit der chinesischen Regierung die Auslieferung derjenigen Personen, welche

als die ersten und eigentlichen Anstifter gegen das Völkerrecht in Peking begangenen Verbrechen festgestellt sind. Die Zahl der ausführenden verbrecherischen Werkzeuge ist zu groß; den zivilisierten Begriffen würde eine Massen-Exekution widerspre­chen. Auch liegt es in den Verhältnissen, daß selbst die Gruppe der Leiter nicht wird vollständig entdeckt werden können. Die Wenigen aber, deren Schuld notorisch ist, sollen ausgeliesert und bestraft werden. Die Vertretungen der Mächte in Peking werden in der Lage sein, in dieser Unter­suchung vollgültiges Zeugnis abzulegen oder "beizubringen. Auf die Zahl der Bestraften kommt es weniger an als auf ihre Eigenschaft als Hauptanstifter und Leiter. Die Regierung glaubt auf die Einstimmigkeit aller Kabinette in diesen Punkten zählen zu können. Eine Gleich­gültigkeit gegenüber dem Gedanken einer direkten Sühne würde gleichbedeutend sein mit Gleichgültigkeit gegen eine Wieder­holung des Verbrechens. Die Regierung des Kaisers schlägt deshalb den beteilig­ten Kabinetten vor, ihre Vertreter in Peking zur Bezeichnung derjenigen leiten­den chinesischen Persönlichkeiten aufzufor­dern , über deren Schuld an der An­stiftung und der Durchführung der Ver­brechen jeder Zweifel ausgeschlossen.

Wenn man billige deutsche Kohlen haben will, so muß man diese im Ausland kaufen. Soweit hat es der Kohlenwucher gebracht. Die Grubenverwaltnngen lassen die deutschen Aufträge liegen, die ihnen nicht davonlaufeu und liefern vorerst, so viel sie können, und zu geringeren Preisen als sie ihren Landsleuten fordern, an Ausländer. Der preuß. Handelsmiuister hat soeben eine Untersuchung über diese Niederträchtigkeiten einleiten lassen. In seinem vertraulichen Schreiben an die Handelskammern, das demVorwärts" in die Hände siel, heißt es: Insbesondere in den letzten Wochen sollen vielfach in­ländische Abnehmer nur eine« geringen Teil der ihnen zustehenden Lieferungen erhalten haben und dadurch in große Not geraten sein, während gleichzeitig große Kohlenmengen ins Ausland abgeliefert worden sind. Fernes wird darüber Be­schwerde geführt, daß einzelne Zechen, wenn sich ihnen Gelegenheit zur günstige­re» Verwertung ihrer Kohlen bietet, vor­handenen Wagenmangel vorschützen, um ihre vertragsmäßigen Lieferungen einzu­schränken und die dadurch verfügbar ge­wordenen Kohlen anderwärts zu höheren

Preisen zu verkaufen. Von anderer Seite wird außerdem behauptet, daß die Zechen nach dem Ausland» zu wesentlich billigere» Preisen verkaufen als an die inländischen Verbraucher, so daß es sich für letztere sogar vorteilhafter stellt, die deutschen Kohlen statt direkt von den Zechen aus dem Auslande zu beziehen."

Leipzig, 19. Sept. Der Buchbinder- Ausstand ist von der Einigungskommisfion nach 12stündiger Beratung durch Vergleich zwischen Arbeitern und Arbeitgebern be­endigt worden. Die Forderungen der Gehilfen sind teilweise bewilligt. Die Einigung gilt für alle Ausstädigen bezw. Ausgesperrten in Leipzig, Stuttgart und Berlin.

Haag, 19. Sept. Eine Depesche des niederländischen Konsuls iu Laurenzo- Marquez besagt, Krüger habe das Aner­bieten der niederländischen Regierung, ihn auf einem Kriegsschiff nach Holland zu bringen, angenommen.

Dnx, 20. Sept. Zur Zeit der ge­strigen Kohlenoxydgasexplosion in der Frischglückzeche waren, soweit festgestellt ist, 83 Bergleute im Schacht. Von diesen retteten sich 28 nach dem Luftschachte. Bisher wurden 2 Leicht- und 18 Schwer­verletzte, darunter der Betriebsleiter ge­borgen. Von diesen sind bereits 5 ge­storben. 30 Leichen wurden im Schachte geborgen, konnten jedoch noch nicht heraus­geschafft werden, weil das Feuer sich als zu gefährlich erweist. Weitere 5 Per­sonen werden vermißt.

Brüssel, 18. Sept.Etoile Bekge" veröffentlicht eine Unterredung mit dem Legationssekretür der südafrikanischen Re­publik, von Boeschoten, der von der ge­genwärtig im Haag weilenden Burenge­sandtschaft mit einer vertrauten Mission an Präsident Krüger beauftragt war. van Boeschoten erklärte, die Burenkrieger seien entschlossen, sich nicht zu ergeben, sondern wären mutig, bis zum Tode zu kämpfen. Alle seien aufs schlimmste ge­gen die Engländer erbittert. Wenn man die Geschichte des südafrikanischen Krieges schreiben werde, werde zutage treten, wie die Engländer offenkundig die Wahrheit gefälscht hätten. Dr. Leyds kehre in den nächsten Tagen wieder nach Brüssel zurück. Wahrscheinlich komme Krüger nach Bel­gien, von wo er sich nach Holland be­geben werde.

London, 20. Sept. Das Reuterschs Bureau meldet von Taku von gestern: Die Alliierten griffen heute die Forts von