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Amtsblatt für die Stadt Wrtöbad.

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Nr. 108 .

Samstag, 15. Septemösv 1900

36. IaHrgang.

R u n d s ch a u

Im Friedrichsbau-Theater in Stuttgart ist gegenwärtig der größte Mensch der Welt zu sehen. Es ist dies der Amerikaner Mr. Lewis Wilkins. Der­selbe wurde am 8. April 1874 auf einer Farm bei St. Paul in Minesota, Nord­amerika, als normal entwickeltes Kind geboren und wog bei seiner Geburt 9 amerikanische Pfund. Bis zum 4. Jahre war sein Wachstum normal. Im 10. Jahre erreichte er schon eine Höhe von 2 rn und schaute auf seine Eltern und Mitmenschen herab, da sein Pater nur 1,61 m, die Mutter 1,72 m mißt. Vom 10. bis 18. Jahre ist er im Verhältnis noch sehr stark gewachsen und hat bis zum 18. Lebensjahre beinahe seine jetzige Höhe erreicht. Der Miese ist jetzt 26 Jahre alt und hat die enorme Höhe von 2,45 m erreicht. Mr. Wilkins ist nicht nur hoch, sondern auch in Proportion ge­wachsen, und nicht, wie die Mehrzahl von Riesen lang und dünn. Sein Brust­umfang beträgt 1,63 m, seine Schuhnum­mer ist 62, Handschuhnummer 14, Hut- weite 72 em, er hat ein Gewicht von 364 Pfund.

Neuenbürg, 10. Sept. Gestern wnrde hier das Bezirksmissionsfest gehalten wo­zu sich besonders die Landbevölkerung zahlreich eingefunden hatte. Die Ein- gangspredigt hielt Pfarrer Siegel von Schömberg, worauf Missionar Wirt von Kirchheimu. T. eingehend über die Mission unter den Eskimos auf Labrador be­richtete, über welches Land er nachher bei einer geselligen Vereinigung noch weitere Mitteilungen machte. Den Schluß des Gottesdienstes bildete ein Vortrag des hiesigen Stadtvikars Fleck, welcher selbst einige Jahre im Missionshaus in Basel thätig gewesen war, über die Mission in China, wobei er namentlich auch die derzeit gegen die dortige evangel. Missionsthätigkeit erhobenen Vorwürfe zurückwies. An Beiträgen für die Mission sind im letzten Jahr aus dem Bezirk über 4200 Mk. eingegangen.

Brötzingen, 10 Sept. Seit einer Reihe von Wochen wird hier eingebrochen, ohne daß es bis jetzt gelungen wäre, der Diebe habhaft zu werden. Hauptsächlich haben es dieselben auf Wirtschaften abge­sehen. In der Nacht vom Samstag auf Sonntag statteten die Einbrecher dem Son­nenwirt Wüst einen Besuch ab, stahlen einen Revolver aus dem Nachttischchen

und dem Wirt ans der Hosentasche etwa 50 Mk. Gestern früh wurden nun fünf der That verdächtige Brötziiiger Burschen verhaftet. Die Einwohnerschaft befindet sich in großer Erregung.

Für die am 27. September beginnende Tübinger SchwnrgerichtSperiode wurden u. a. folgende Geschworenen zur Dienst­leistung gezogen: Karl Maier, in Wild­bad; Louis Maier, Privatier in Altenstcig; Karl Zeltmann, Privatier in Neuenbürg; Emil Meisel, Kaufmann in Neuenbürg; Karl Roth, Kaufmann in Birkenfeld; Os­wald Uebelen, Fabrikant in Höfen; Fried­rich Kalmbach, Gemeindepfleger in Alten­steig.

Ulm, 11. Sept. Die allgemeine Aus­stellung für Kochkunst, Hotel« und Wirt­schaftswesen, die hier vom 15. bis 23. September stattfindet, füllt sämtliche 7 Säle, Korridore, Eingangshallen und Gallerien des Saalbaus aus; nicht weniger wie 180 Aussteller sind vertreten. Die Ausstellung, die unter dem Ehrenvorsitz von Oberbürgermeister Wagner stattfindet, umfaßt alle Produkte der Wirtschafts- und Kochkunstbranche und alle Arten von Ge­brauchsgegenständen und Einrichtungen in jenen Gewerbebetrieben. Dem Ehren- ausschuß gehören 36 Herren an, als Preisrichter fungieren 28 Herren, wovon 26 auswärtige. Von auswärtigen Be­suchen sind schon jetzt u. a. folgende in Aussicht zn nehmen: am 18. September vorn Stuttgarter Wirtsverein, sowie vom Bezirkswirtsverein Göppingen, am 19. September vom Wirtsverein Ravensburg- Weingarten-Friedrichshafen. Diese und andere Vereine haben auch Ehrenpreise gestiftet.

Pforzheim, 11. Sept. Die hiesigen Buchbindergehilfen sind in eine Lohnbe­wegung eingetreten; sie haben den Prin­zipalen ein Zirkular zngesandt, worin sie lU/sstündige Arbeitszeit inkl. je'/i Stunde Vesperpause, Minimallohn 17 Mk. (für Neuausgelernte 15 Mk.), möglichste Be­schränkung der Ueberstunden und wenn dieselben nicht zu vermeiden sind, 33stz°/o Aufschlag verlangen. Die Antwort er­warten sie spätestens bis 14. Sept. Die Forderungen sollen bei Bewilligung mit dem 1. Okt. in Kraft treten.

Heidelberg, 11. Sept. Gestern wurde in das hiesige akadem. Krankenhaus ein Bürentreiber verbracht, der bei Ober­hausen (A. Bruchsal) von seinem Bären so zerfleischt worden war, daß er bald

nach seiner Aufnahme ins Krankenhaus starb. Kinder, welche das entsetzliche Schauspiel sahen, riefen einige Jäger her­bei, die den Bären durch ihre Schrotschüsss aber nur noch mehr reizten, endlich gelang es 3 Gendarmen, das wütende Tier zu töten.

Der Bürenüberfall in Oberhansen hat in der Gegend ein allgemeines Ent­setzen hervorgerufen. Auf seinem Durch­gang kehrte der Bärenbesitzer in einer Wirtschaft in Oberhansen ein. Vom Groß­herzogstag noch zechende, blaumachende Burschen zahlten dem Bärentreiber, bis zu dessen Trunkenheit, auch Meister Petz bekam überreichliche Dosis an Bier mit Schnaps untermischt. Die schreckliche und tragische Folge dieses Vorspiels trat ein, wie gemeldet ist.'

Aus dem Rheingau, 8. Sept. Einen guten Tropfen hat sich der Baron v. Rothschild in Paris gesichert, indem er, wie derNheing. Bürgerfr." mitteilt, von der Gutsverwaltung des Schlosses Johan­nisberg 120 Flasckien 1893er Schloß Johannisberger Ausbeerwein für 12000 Mk. kaufte. Die Flasche kostet also genau hundert Mark.

Berlin, 12. Sepl. Nach einer Pa­riser Meldung soll sich General Botba den Engländern ergeben haben. (M. N. N.)

London, 13 Sept.Daily Mail" meldet aus Lourenzo Marques: Nach amt­licher Bekanntmachung der Transvaalreg­ierung erhielt Präsident Krüger 6 Mo­nate Urlaub und reist am 28. September nach Europa ab, um für die Herbeiführ­ung einer Intervention zu wirken. Schalk Burger soll zu seinem Stellvertreter ge­wählt sein.

London, 13. Sept. Aus Lourenzo Marques wird gemeldet, daß Präsident Krüger zu seiner Reise nach Europa den deutschen ReichspostdampferHerzog" benützen wird. «Präsident Steijn bleibt im Transvaal-Gebiete.

New-Iork, 11. Sept. Weitere Depe­schen aus der vom Orkane heimgesuchten Gegend, welche während der Nacht ein­getroffen sind, lassen sämmtlich die Kata­strophe noch weit größer erscheinen. Die New-Iorker Morgenblätter beschreiben herzzerreißende Szenen. Die Leichen von 200 Frauen und Kindern wurden allein an einer Stelle vvrgefunden. Viele der weggeschwemmten Personen wurden lebend gerettet, sie starben aber später an ihren Verletzungen. Andere starben an Krank­heit, Erschöpfung und Mangel an frischem Wasser. Der Andrang der Flut war so