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Amtsblatt für öie Stadt Wildbaö.

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Nr. 1O7.

Donnerstag, 13. Septernver 1900

36. Jahrgang.

Rirndscha u

Stuttgart, 7. Sept. Wie Berliner Blätter melden, wird Herzog Albrecht von Württemberg, Generalmajor und Kommandeur der 4. Garde-Kavalleriebri- gäbe in Potsdam, nach Beendigung der Kaisermanöver unter Enthebung von dem Kommando nach Preußen wieder in Württemberg ische Dienste treten und das Kommando der 26. Kavalleriebrigade (1. königlich württembergischen) in Stuttgart übernehmen.

Stuttgart, 8. Sept. Die Glas­ausstellung in der König Karl-Halle des Landesgewerbemuseums erfreut sich des lebhaftesten Interesses der Stuttgarter und Fremden. Es sind bis jetzt ca. 11000 Personen eingetreten. Die Gegenstände auS dem Residenzschloß und der Wilhelms sind es, welche durch ihre Pracht die Aufmerksamkeit erregen; sie bilden einen Hauptbestandteil der Ausstellung und geben dem Ganzen ein vornehmes Ge­präge. Einen trefflichen Einblick in die Zusammensetzung nnd die Bestandteile des Glases gestattet die Ausstellung von A. Deckert-Stuttgart, der alle Rohstoffe ge­nau bezeichnet, ausgestellt hat; auch die reichhaltige Sammlung wissenschaftlicher Instrumente obiger Firma ist beachtens­wert.

Stuttgart, 8. Sept. Der bekannte Forschungsreisende Eugen Wolf hat sich, vielfach darum angegangen, jetzt dazu entschlossen, die Schilderungen seiner Reisen im Innern Chinas in Buchform heraus­zugeben. Das Buch, mit zahlreichen Ab­bildungen versehen, wird binnen kurzem in der Deutschen Verlags-Anstalt in Stutt­gart erscheinen.

Eßlingen, 8. Sept. Auf dem heutigen Obstmarkt waren circa 250 Ztr. Mostobst zugeführt. Preis per Ztr. 2 Mk. 30 Pfg. bis 2 Mk. 50 Pfg.

Karlsruhe, 9. Sept. Einen kleinen Äaukrach in der Karlsruher Oststadt ^ meldet die „Bad. Landesztg." In- Folge richterlicher Verfügung werden im Okt. 10 Häuser im Anschlag von 582000 Mk. versteigert. Eine Äaukrisis ist nicht im Anzug, obwohl oder vielleicht weil die Bauthätigkeit in diesem Sommer ziemlich zurückhaltend war, um Angebot und Nach­frage wieder mehr in Einklang zu bringen. In dem Artikel der Landesztg. wird be­tont, daß viele Wohnungen schon längere Zeit leer stehen und daß die Praxis de» Hypothekenbanken immer strenger werde

Baden-Baden, 8. Sep«. Der Str. P. wird von hier geschrieben: In keinem anderen deutschen Badeorte hat man wohl so stark den Einfluß der Pariser Weltausstellung gespürt als gerade hier. Das läßt sich schon allein an Zahlen be­weisen. Am letzten Renntage, Sonntag den 26. August, der alljährlich den Höhe­punkt der Saison bildet, war die Gesamt­zahl aller bis dahin angemeldeten Fremden 54 716, während sie im vorigen Jahre an demselben Tage 64311 betrug. Das sind rund 10000 Fremde weniger. Aber die Zahlen machen den Unterschied nicht allein; vornehme und reiche Herrschaften die in anderen Jahren Tausende hierher bringen, fehlten Heuer fast gänzlich. Die Engländer wurden durch den Krieg, die Franzosen durch die Ausstellung abgehal­ten. Während man in früheren Jahren — der Schreiber dieser Zeilen besucht schon seit nahezu 30 Jahren alljährlich Baden-Baden um dieselbe Zeit— in der Lichtenthalerallee oft mehr Englisch und Französisch hörte als Deutsch, vernahm das Ohr diesmal letzteres ganz besonders selten. Am zahlreichsten vertreten waren noch Amerikaner und Russen, die den Besuch der Weltausstellung zu einem Ab­stecher hierher benützten, Infolge dieses geringeren Verkehrs hörte man fast über­all, besonders die Besitzer größerer Gast­höfe, über schlechte Geschäfte klagen, während die mittleren und kleineren Gast­höfe ziemlich besetzt waren. Ueberall hörte man den Wunsch anssprechen, der deutsche Kaiser möge doch wie früher Wilhelm der I., einmal nach Baden-Baden kommen, das in den letzten Jahren gegen Wiesbaden das am gleichen Tage über 98 000 Fremde zählte, gar nicht mehr aufkommen könnte. Bessere, ja weit bessere Geschäfte machten die zahlreichen Luftkurorte in der weiteren Umgebung Baden-Badens, wie eine Wan­derung über Plättig, Saud, Hundseck u. Herrenwies nach Forbach, das sich in den letzten Jahren, besonders nach Eröffnung der Eisenbahn nach Weisenbach, immer mehr als Sommerfrische entwickelt hat, uns belehrte.

Engen, 8. Sept. Durch die Achtsam­keit eines Bahnwärters wurde vorigen Mittwoch auf der Schwarzwaldbahn ein schweres Eisenbahnunglück verhütet. Der BahnwärterentdeckteimTunnel bei Station Niederwaffereinen schweren Schienenbruch, der eine Entgleisung des nächsten passieren­den Zuges hätte zur Folge haben müssen. DerBormittagSschnellzug 39 Offenburg —

Konstanz war in vollem Lauf in der An­fahrt. Der Bahnwärter rannte ihm ent­gegen und brachte durch Schwingen der Notflagge den Zug noch rechtzeitig zum Stehen. Der Zug fuhr nach Niederwasser zurück und wurde mittels Weiche auf das anderseitige Geleise bis nach Triberg ver­bracht. Es trat dadurch eine Verspätung von einer halben Stunde ein.,

Leipzig, 9. Sept. In einer gestern Abend von 7000 Personen besuchten öffentlichen Buchbinder-Versammlung in Leipzig wurde beschlossen, infolge ler gestern früh seingetretenen Aussperrung von 4000 Arbeitern den Generalstreik zu proklamircn.

Paris, 10. Sept. Siöcle veröffent­licht ein Telegramm aus Petersburg, nach welchem bei Blagoweschtschensk 8000 Chinesen, die sich nicht an dem Kampfe beteiligt hatten, von den Russen in den Amurfluß gedrängt wurden, wo sie sämt­lich ertranken.

Rom, 10. Sept. In vatikanischen Kreisen herrscht große Aufregung über ein angeblich entdecktes Komplott gegen das Leben des Papstes. Aus einem von der Polizei beschlagnahmten Briefe geht hervor, daß die amerikanischen Anarchisten die Ermordung des Papstes beschlossen haben. Die Polizei erstattete Meldung an den Kommandeur der päpstlichen Garde. Im Vatikan wurden sofort die umfassend­sten Maßregeln getroffen. An alle Bischöfe ist eine Cirkularnote gesandt worden, in welcher dieselben aufgefordert werden, bei der Zusammensetzung der Pilgerzüge auf die verschiedenen Personen ihr Augen­merk zu richten. Insbesondere wird be­fürchtet, daß es den Anarchisten gelingen könne, gelegentlich der im Oktober statt­findenden Heiligsprechung sich in die Peterskirche einzuschleichen. Die nigiische Polizei hat der italienischen die Namen von mehreren aus Amerika eirigetroffenen Anarchisten mitgeteilt. Zwei ^derselben sind nach Italien abgercrst.

London, 10 . Sept. „Daily MM" meldet ans Vyksburg vom 6.: Die briti­schen Truppen haben Bethlehem, Fonries­burg, Senekal und Ladhbrand geränmt. Die Buren haben diese Plätze wieder be­setzt.

— Die bekannten kanadischen „Frei- willigen" (pro Mann und Tag 10 Mk.), deren Zahl von 1200 aus 550 zusammen­geschmolzen ist und deren Dienstzeit binnen Kurzem zu Ende geht, haben sich einmütig geweigert, über diesen Termin hinaus gegen