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Amtsblatt für die Stadt Wilöbaö.
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Nr. SS.
Rundscha «.
— S. Maj. der König hat dem kgl. Jägermeister Oberstleut. a. D. Grafen von Dillen-Spiering in Dätzingen die erbetene Erlaubnis zur Annahme und Anlegung des ihm von dem Fürsten zu Schaumburg-Lippe verliehenen .Ehrenkreuzes 2. Kl. des fürstlich Schaumburg- Lippeschen Hausordens erteilt.
— Nächsten Sonnlag, 26. Aug., wird von Stuttgart über Calw nach Wildlad ein Sonderzug abgchen. Dieser Zug der- läßt jStuttgart um 6.30 früh, erreicht Wildbad um 9.36 Borm., geht hier wieder ab um 8.30 Abends und kommt um 11.25 Nachts in Stuttgart an. Bei starker Beteiligung wird ein Nachzug von .Stuttgart bis Calw ausgeführt: Stuttgart ab 6.50 früh.
— Die ord. Schwurgerichtssitzungen des III. Ouart. 1900 werden in Tübingen am 27. Sept., eröffnet.
Tübingen, 23. Aug. Die am 23. Juni vom hiesigen Schwurgericht zum Tode verurteilte Marie Eva, geb. Hoff- mann, verwitwete Faas von Liebenzell wurde zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt.
Tein ach, 22. Aug. I. Hafner, Besitzer des Gasth. z. „Goldenen Faß" verkaufte sein Anwesen an Fr. Zeh, langjährigen Koch bei der Marine u. a. auf dem s. Z. verunglückten Schiff .„Iltis". Die Uebernahme erfolgt am 1. September d. I.
Calw, 22. August. Am Samstag, Sonntag und Montag feiert die hiesige Handelsschule von Spöhrer ihr 25jähr. Jabiläum. Die Gäste werden in einem besonders errichteten Festzelt bewirtet. Die Festrede hält Reallehrer Stracke über die Entwicklung der kaufmännischen Ansbil- dung und des Handelsschulwesens vom Mittelalter bis zur Neuzeit. Am Samstag findet großer Fackelzug statt. An- Meldungen gingen bis jetzt von 300 früheren Schülern ein.
Bad Kissingen, 20. Aug. Das bekannte „Hotel Württemberger Hof" an der Salinenstraße ist dnrch Kauf in den Besitz eines Württembergers, des Hrn. Adolf Weber, langjährigen Direktors des Hotel Viktoria und Kaiserhof dahier über- geganzen.
Straßburg, 20. Aug. Durch eine kurze Feier wurde gestern Morgen um 9 Uhr das an der Gartenseite des Generalkommandos errichtete Denkmal des
Samstag, 26. August 1900
verstorbenen kommandierenden Generals Freiherrn v. Falkenstein enthüllt. Ein glänzendes militärisches Schauspiel war es, das sich dazu entwickelte. Eine Ehren- kompagnie und ein Musikkorps (beides vom Infanterieregiment Nr. 132) hatten Aufstellung genommen und vor dem Denkmal d e gesamte Generalität, das gesamte Offizier- und Reserveoffizierskorps der Garnison Straßburg und viele andere Offiziere des XV. Armeekorps aus (anderen Garnisonen. Kurz nach 9 Uhr betrat der kommandierende General, Generalleutnant Herwarth v. Bittenfeld mit seinem Stabe den Platz, ihm folgte der vom König von Württemberg (der Verstorbene war Generaladjutaut des Königs) zu der Feier entsandte dienstthuende Flügeladjutant Oberstleutnant Bieber und der Sohn des Verstorbenen, Leutnant im Gardefüsilierregiment. Ersterer legte sogleich am Fuße des Denkmals einen mit den württembergischen Farben geschmückten Kranz seines Fürsten nieder. Der kommandierende General hielt darauf eine feierliche Ansprache. — In einem hohen Steinblock sieht man das scharf geschnittene Reliefbild sn taes des Generals, von einem Eichenzweig, dem Wahrzeichen deutscher Treue, sinnreich geschmückt. Vor dem Denkmal, das sich im Hintergründe grüner Pflanzen zum ersten Male den Vorübergehenden zeigte, stand während des ganzen Tages ein Doppelposten. Am Fuße des Denkmals lagen die am Morgen gewidmeten Kränze.
Shanghai, 21. Aug. „Daily Mail" meldet. Nach blutigem Kampfe rückten die Verbündeten in die „heilige Stadt", nachdem durch Dynamit eine Bresche in die Mauer gelegt worden war. 4000 wohlbewaffnete chinesische Cristen leisteten den Verbündeten wesentlichen Beistand, namentlich kam den letzteren ihre Kenntnis der Stadt zugute. Jetzt wehen die Fahnen der Verbündeten auf dem kaiserlichen Palast. Der Kampf in den Straßen dauert fort, die Chinese» leisten noch immer hartnäckigen Widerstand.
Tokio, 22. Aug. Aus Tschifu wird gemeldet: Die japanischen Truppen besetzten den Kaiserpalast am 16.; etwa 4 Tage vor der Besetzung verließen die Kaiserinwitwe, der Kaiser und die Minister Peking unter Geleite von 3000 Mann. Ihr Ziel soll, wie man vermutet, Sinangfu in Schensi sein. Da in Peking große Wirren herrschen, wurde die Stadt in verschiedene Bezirke eingeteilt, die von den
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verschiedenen Truppenkontingenten "besetzt gehalten werden.
Washington, 22. Aug. Derameri. kanische Gesandte Conger telegraphiert aus Peking vom 19. Aug.: Die ganze Stadt mit Ausnahme des kaiserlichen Palastes ist nunmehr besetzt. Man glaubt, daß der Palast sehr bald genommen wird. Eine Anzahs Missionare verließ Peking, andere bleiben bei den hier zusammengekommenen christlichen Flüchtlingen, deren Zahl etwa 1000 beträgt.
Berlin, 23. Aug. Die „Berl. Nst. Nachr." bringen folgendes Telegramm aus Wilhelmshafen: Der deutscheDetachements- führer iu Peking, Oberleutnant Graf von Soden, meldet: „Peking am 15. d. M. entsetzt. Von dem 50 Mann starken deutschen Detachement sind 11 gefallen, 5 leicht und 1 schwer verwundet."
Berlin, 23. Aug. Das Wölfische Telegraphenbureau meldet aus Taku vom 29. ds.: Der Führer der deutschen Schutz- truppe in Peking, v. Soden, telegraphiert: Peking wurde am 15. Aug. entsetzt. Gefallen sind: Matthies, Kolissen, Poelle, Hentschel, Kohuke, Gölitz, Strauß, Ebel, Reinhard, Rentmeister und Gugel, schwer verwundet ist Berger. Die übrigen Verwundeten befinden sich auf dem Wege der Besserung. Das deutsche Landungskorps ist noch nicht eingetroffen. (Diese Depesche und lie des amerikanischen Gesandten Conger vom 19. d. sind die ersten direkten Nachrichten aus den befreiten Gesandtschaften. Geh.Rat v. Berger in Baden- Baden erhielt heute, 23. Aug., folgendes Telegramm seines Sohnes, des Gesandtschaftssekretärs, aus Peking: „Endlich entsetzt. Wohlbehalten.")
Berlin, 23. Aug. Wolfis Bureau meldet: Auf einen Antrag Lihungtschang's in dem sofortige Zurückziehung der verbündeten Truppen und Eröffnung der Friedensverhandlungen verlangt wurde, erwiderte die deutsche Regierung, sie könne in Ermangelung gehöriger Vollmachten auf chinesischer Seite in Verhandlungen nicht eintreten.
London, 23. Aug. „Daily Expreß" meldet aus Lourenzo Marques vom 22.: Präsident Krüger erließ eine Proklamation, welche als Antwort auf die Proklamation des Lord Roberts angesehen wird. In derselben heißt es, es sei unnütz die Waffen niederzulegen, denn Lord Roberts erklärt in seiner Proklamation, daß alle Buren im Alter von über 12 Jahren gefangen nach St. Helena gesandt werden sollen.