Amtsblatt für Sie Skaöt Wilöbaö.
Umgebung.
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Nr.
SS.
AonnevsLcrg, 23. August 1900
36. Jahrgang.
Ruridscha u.
Ludwigsburg, 21. Aug. Bei der gestern Mittag durch S. M. den König erfolgten Verabschiedung der nach China gehenden Offiziere und Mannschaften richtete S. M. der König etwa folgende Abschiedsworte an die Freiwilligen: „Kameraden! Es ist mir eine Freude und ein Bedürfnis gewesen, Euch in den letzten Stunden, bevor Ihr die Heimat verlasset, noch einmal zu begrüßen und Euch meine herzlichsten Glückwünsche mit auf den weiten Weg zu geben. Laßt mich fest versichert sein; daß Ihr auch im fernen Osten dem Namen Eures Heimatlandes Ehre machen werdet, daß Ihr als brave Württemberger würdig Euch den anderen deutschen Volksstämmen angliedern werdet; daß Ihr in Manneszucht, Gehorsam und in Ertragung schwerer Strapazen nie erlahmen werdet und auch in dieser Richtung Eurer Heimat eingedenk sein werdet. Die Wünsche Eures Königs begleiten Euch in jeder Stunde, wo immer Ihr auch sein werdet. Es sind schwere und große Aufgaben, die Euch bevorstehen. Möge Gott Euch schützen und bewahren und Euch gesund wieder in die Heimat zurückkehren lassen. Daß Ihr Euren Pflichten freudig in jeder Weise Nachkommen werdet, ist meine Ueberzeugung und dieser Ueberzeugung wollen wir Ausdruck geben mit dem Rufe: unser oberster Kriegsherr, Seine Majestät der Kaiser Hurrah, hurrah, hurrah!" Die Truppen stimmten begeistert ein.
— Vom 1. Januar 1901 an wird der Zeitungstarif innerbalb Württembergs wie folgt festgesetzt: I. Die Zeitungsgebühr beträgt: a) 2 Pfennig für jeden Monat der Bezugszeit. — b) 15 Pfennig jährlich für das wöchentlich einmalige ober seltenere Erscheinen, sowie 15 Pfg. jährlich mehr für jede weitere Ausgabe in der Woche. — e) 10 Pfennig jährlich für jedes Kilogramm des Jahresgewichts unter Gewährung eines Freigewichts von je 1 Kilogramm jährlich für so viel Ausgaben, die der Gebühren b) unterliegen. — Die unter b) und e) genannten Sätze werden beim Bezug innerhalb des Ortsund Nachbarortsverkehrs des Erscheinungs- und Druckortes einer Zeitung je um die Hälfte ermäßigt. — Das Jahresgewicht wird für jedes Kalenderjahr nach dem tatsächlichen Gewichte der Zeitungsnummern des voraufgegangenen Rechnungsjahres jfestgestellt. — II. Für die Bestel
lung jedes Exemplars sind 20 Pfg. jährlich für das wöchentlich -einmalige oder seltenere Erscheinen, sowie 20 Pfg. jährlich mehr für jede, weitere Ausgabe in der Woche zu entrichten.
M Stuttgart, 21.Aug. Ein Schuster- geselle verübte gestern Abend in der Char- tottenstraße inmitten des Publikums ein Attentat auf seine Geliebte, worauf er den Revolver auf sich abfeuerte. Das Mädchen ist leicht, der Attentäter schwer verwundet. Die Polizei hatte Mühe, den Burschen vor der Wut des Publikums zu schützen. Fft. Ztg.
Stuttgart, 20. Aug. (Die Wirren in China) machen sich auch in unserer wärt- tembergischen Industrie bemerkbar. Besonders sind es Strohhut- und Uhren- fabrikation, die zu leiden haben und eine größere Anzahl Arbeiter entlassen mußten. Doch ist auch von einir Industrie zu melden, die von den chinesischen Wirren einen Nutzen hat. Aus'den optischen Fabriken liegen Meldungen vor, die besagen, daß der Krieg mit China eine völlige Aende- rung gebracht hat; eS werden von der Armee so viele Feldstecher bestellt, daß alle Fabriken viel mehr Aufträge haben als sie beschaffen können, und lange nicht so viele Arbeiter^erhalten können, als erforderlich wären, sie zu bewältigen.
Freudenstadt, 30.Aug. Bei dem Bau der Eisenbahn von Freudenstadt nach Kloster Reichenbach, die sowohl durch ihre Kunstbauten, als landschaftlich interessant zu werden verspricht, wurde in den lezten Tagen nördlich der Stadt ein Teil des alte» „Kauppenkirchhof" aufgedeckt, dessen sich die ältesten Leute noch der Ueberlieferung nach erinnern; er geht immerhin auf 150 Jahre zurück. Als ein Wahrzeichen des längst in ein Feldgrundstück verwandelten alten Kauppen- kirchhofs gilt der „Rosenstock" mitten im Feld, der, man mag ihn sengen u. brennen und noch so tief ausgraben, immer wieder von Neuem ^Wurzeln schlägt und im schönsten Rosenschmuck erblüht.
— Das zehnjährige Mädchen des Bauern Ludwig Noak in Unterriexingen spielte vorgestern Abend mit Zündhölzern, wodurch ein Brand eutstand, der das L. Noak und Friedrich Rugart gemeinschaftlich gehörige Wohnhaus vollständig einäscherte.
— Das Zeitungspapier ist wegen des Holzmangels und des Kohlenaufschlags um 25 Prozent teurer geworden, welche
Preissteigerung den Zeitungen Tausende kostet. Dazu erhöht auch die Post den Tarif für Zeitungsbeförderung. Beides vereinigt sich zu einem Druck, den die meisten Zeitungen nur durch Erhöhung des Abounements tragen können. In Eisenach beschlossen die Zeitungsverleger, den Anzeigenpreis auf das Doppelte zu erhöhen.
Kopenhagen, 21. Aug. Die Ko- nigin Wilhelwine von Holland hat sich, wie der Korrespondent der Frft. Ztg. aus Hofkreisen erfährt, mit dem Prinzen Adolf Friedrich von Mecklenburg verlobt.
Paris, 19. Aug. Bei dem gestern Abend zu Ehren der Aussteller abgehaltenen venetianifchen Feste in der Ausstellung, zu dem eine außergewöhnlich zahlreiche Menge herbeigeströmt war, gab das Geländer einer Laufbrücke an der Kreuzung des Boulevard Latourme- anbourg und des Quai Orsay nach. 30 Personen stürzten aus einer Höhe von 6 Metern herab. 6 Personen sind schwer verletzt, zwei bereits gestorben. Die übrigen sind mehr oder weniger leicht verletzt.
London, 17. Aug. „Daily Mail" berichtet aus Lourenzo Marques vom 17. d. M.: Nach einer Meldung, welche von dem hiesigen Konsul Transvaals stammt, soll Präsident Steijn, während er Krüger aufzusuchen bemüht war, unterwegs gestorben sei».
— Washington, 20. Aug. Von Seiten Chinas wurde durch Li-Hung- Tschang das Gesuch an die Ver. Staaten gerichtet, dem amerikanischen Gesandten Conger oder irgend einem amerikanischen Beamten die Vollmacht zu erteilen, Friedensverhandlungen einzuleiten und die endgiltigen Bedingungen zur Regelung der jetzigen Wirrenjfestzustellen. Der chinesische Gesandte Wutingfang legte dieses Gesuch dem Staatsdepartement vor. Li-Hung, Tschang erklärt sich hierin bereit, die Unterhandlungen an irgend einem von den verbündeten Mächten erwünschten Orte zu führen. Man glaubt, daß entweder Peking oder Tientsin dazu ausersehen wird. In dem Gesuch wird Zurückziehung der Truppen nicht verlangt, auch werden sonst keine besonderen Bedingungen gestellt.
— Der amerikanische Gesandte Conger, teilte mit, daß die Chinesen am Tage vor dem Einzuge der Verbündeten in Peking versuchten, die Gesandten und andere Ausländer zu töten. Prinz Tsching hatte zwar