Amtsblatt für die Skaöt Wilöbaö.
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Dir. SS.
Donnerstag, 16. August 1900
86. I.aHvgang
Rundschau.
Stuttgart, 13. Aug, Von dem württembergischen Armeekorps ist der Oberleutnant von Alberti vom Grenadierregiment Nr. 119 dem Stabe des Grasen Waldersee zugeteilt worden.
Neuenbürg, II. Aug. Der Bäcker W. Wolsinger von Ottenhausen wurde ans hiesige Amtsgericht eingeliefert, weil er sich an der ISjährigen Tochter des Schmieds G. sträflich vergangen hatte.
Frauenalb, 13. Aug. Hier veranstaltete der Bad. Frauenverein zu Wohl- thätigkeitszrvecken am Sonntag ein Sommerfest mit Zelten, Erfrischungsbuden, Tanzboden u. dergl., Abends mit Feuerwerk und bengalischer Beleuchtung der Klosterruine Das Fest war von Karlsruhe und aus der näheren Umgebung, sowie von Herrenalber Kurgästen sehr- gut besucht, und mehrere Buden hatten schon abends 7 Uhr ausverkauft. Der Reinertrag soll sich auf 1200— 1300 Mark belaufen.
Straßburg, 13. Aug. Ueber den Exzeßeines Engländers berichtet die „Köln. Ztg." Folgendes: Am vorigen Montag nahm in Basel ein Engländer mit einigen Damen im D-Zug nach Straßburg Platz. Der Schaffner hatte viel Muhe, die „Herrschaften" richtig unterzubringen und entledigte sich dieser Aufgabe mit größter Bereitwilligkeit. Als er unterwegs die Platzkartengebühr erhob, bot der Führer der Gruppe schweizerisches Geld in Zah- lung an. Als der Schaffner dieses mit Recht ablehnte, geriet der Engländer so in Zorn, daß er den Beamten ins Gesicht schlug. Die Folgen blieben nicht aus. Es war inzwischen nach Straßburg telegraphische Anzeige von dem Vorfall ergangen, und als der Zug dort eintraf, wurde der Engländer sestgeuommen. Die Damen, die mit ihm die Reise nach England sortsetzen wollten, sahen sich veranlaßt, ebenfalls in Straßburg zurückzubleiben.
Mainz, 13. Aug. Der bekannte Schwankdichter Karl Laufs, Verfasser von „Pension Schüller" und „Ein toller Einfall" ist heute früh um 4 Uhr in Kastei gestorben.
Berlin, 13. Aug. Wie aus Heidelberg gemeldet wird, soll der Abgeordnete Freiherr von Stumm schwer erkrankt sein und seine Krankheit sich als Krebs der Speiseröhre herausgestellt haben.
Berlin, 14. Aug. Das Begräbnis Liebknechts ist gestern unter enormer Be
teiligung der Berliner Sozialdemokraten ohne jeden Zwischenfall vor sich gegangen. Mau schätzt die Zahl der Männer und auch Frauen und Kinder, die in geordnetem Zuge, in Reihen zu sechs, dem Leichenwagen voranschritten und folgten, auf mehr., als Hunderttausend. Etwa drei Stunden dauerte der Vorbeimarsch des Zuges, der sich von der Kantstraße in Charlottenburg durch den ganzen Westen, Süden und Osten Berlins, einen Weg von mehr als zwei deutschen Meilen, nach dem städtischen Friedhof in Friedrichsfelde bewegte. Sämtliche sozialdemokratischen Ab- geordnetcnfolgtendemLeichenwagen,außerdem sehr zahlreiche auswärtige Deputa- tionen von fremden Sozialisten. An der offenen Leichenhalle, in der der Sarg dann aufgebahrt wurde, zog schweigend der ganze Zug stundenlang vorüber. In der Leichenhalle sprach Bebel, am offenen Grabe Singer. Auch die Vertreter der ausländischen Sozialdemokratie, u. A. Lafargue und Gerault-Richard (Paris), Van der Velde (Brüssel) und der Schweizer Maus hielten am Grabe Ansprachen. sFrkf. Ztg.)
(Aus der Reichshauptstadt) Gegen die antisemitische Staatsbürger-Zei- tung ist in Sachen des Konitzer Mordes Anklage erhoben worden. Der Prozeß wird einen großen Umfang annehmen. Es sind, wie verlautet, 25 Artikel unter Anklage gestellt. Die Oberstaatsanwaltschaft will daraus den Beweis liefern, daß die Angeklagten, der Verleger Wilhelm Bruhn und der verantwortliche Redakteur I)r. Bötticher, sich wiederholt schwere Beleidigungen des Gerichts und der Regierungsbehörden haben zu Schulden kommen lassen.
Bregenz, 11. Aug. Gestern wurde hier ein 23jähriges blühendes Mädchen, Namens Hörburger, beerdigt. Dasselbe hatte eine Gurke gegessen und gleich darauf Bier getrunken, was nach fünf Stunden grausamer Schmerzen ihren Tod in Folge Kolik herbeiführte. Die Aerzte erklärten, alles Blut habe sich aufs Herz gezogen.
Rom, 13. Aug. König Viktor Ema- nuel hat, um das Andenken Humberts zu ehren, 100000 Lire für die Armen von Rom und 50000 Lire für die Armen von Turin gestiftet.
London, 14. Aug. Daily Telegraph meldet über Hongkong vom 11 ds.: Der englische Konsul Scott erhielt eine chiffrierte Depesche des Gesandten Macdonald in Peking vom 6. August, welche besagt: „Unsere Lage ist verzweifelt. In 10
Tagen sind unsere Nahrungsmittel zu Ende. Die Chinesen erboten sich, uns bis Tientsin zu geleiten. Wir lehnten dies jedoch ab."
London, 14. Aug. „Dail Mail" meldet aus Hongkong vom 12.: 8000 Schwarzflaggen gingen heute nach Peking ab. — Admiral Tungtuiteng von Aue- nuabefahl 10000 Mann.nach Peking zu marschieren.
Newyork, 14. Aug. Der Schachmeister Steinitz ist am Sonntag gestorben.
Tientsin, 7. Aug. Im Gefechte bei Peitsang beliefen sich die Verluste bei den Japanern auf 300 Tote und Verwundete, bei den Engländern 24 Verwundete. Die übrigen Kontingente sind unversehrt geblieben. Die Chinesen sollen unbedeutende Verluste haben. Deutsche, Oestreicher und Italiener sind hierher zurückzekehrt, während die übrigen Kontingente die Chinesen verfolgen und gestern Jangtsun genommen haben.
Vermischtes
— Bei der jetzigen Kohlennot dürfte ohne Zweifel die Erfindung des Herrn Richard Lorek in Kattowitz'von allgemeinem Interesse sein, da mit deren Hilfe fast 40 Pro - zent KohleneiHparnis bei Erzielung der gleichen Temperatur erzielt wird und ist diese thatsächliche Kohenersparnis durch vorgenommene Versuche bestätigt worden. Wie uns das Intern. Patentbureau von Heimann u. Co. in Oppeln mitteilt, besteht diese Erfindung aus einem Draht- gaze-Einsatzkörper, welcher in das Zugrohr der betreffenden Feuerungsaulage gebracht wird und wird durch denselben eine eigenartige Rauchcirculation erzielt und dabei eine teilweise Rauchverbrennung und ein Zurückführen der sonst durch den Schornstein ganz entweichenden Wärme herbeigeführt. Da dieser Entsatzkörper nicht teuer ist und sich mit Leichtigkeit an jedem Ofen anbringen läßt, so dürfte sich derselbe in Folge seiner ganz bedeu- tenden Vorzüge wohl bald allgemein ein» führen.
— Die Aussicht auf einen gutenTropfen wächst Heuer immer mehr. Eine Vergleichung der Witterung der letzten fünfzehn Jahre zeigt, daß der Sonimer 1900 mit 34 Sommertagen an der Spitze steht; es folgen die Jahre 1887 mit 33, 1889 und 1898 mit je 29, u. 1896 mit 25 Sommertagen. Sommertage im Juli waren es Heuer 19, eine größere