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so gut getroffen war und so gesund und frisch in die Welt hineinschaute.
„Ja, du bist krank, mein Liebe-, du siehst nicht mehr so aus, du liegst elend im Bettlein oder in deiner Mutter Schoß O, könnte ich zu dir fliegen und dich gesund machen! Oder bist du gar schon tot und liegst draußen auf dem Gottesacker unter dem Kreuz, und sie wollen cs mir nicht schreiben und sagen, wie mir auch damals der Vater verheimlichen wollte, was in Onkels Brief gestanden."
So sprach und klagte sie in Gedanken oder auch mit halblauter Stimme vor sich hin und konnte lange nicht einschlasen. Es hals nichts, daß am Morgen bei Ankunft des Postbotens, den sie stets mit Unruhe erwartete, der Onkel sie zu trösten suchte, und meinte, es könne auf dem weiten Wege auch ein Brief verloren gegangen sein, oder daß er zu telegraphieren versprach, wenn nun bald keine Nachrichten kämen. Leuchen wurde zu'etzt ourch den beunruhigenden Gedanken bisweilen zerstreut und eines Tages begegnete ihr aus Unachtsamkeit ein kleines Unglück, welches für sie fatale Folgen hatte.
Der Onkel baute nämlich seinen Tabak nicht blos für andere Leute; er selbst rauchte wacker und schnupfte stark. Er besaß eine prächtige silberne, innen vergoldete Dose, Auf dem Deckel derselben befand sich, fein und zierlich eingraviert, ein Bild aus dem großen amerikanischen Befreiungskriege. Diese Dose, das Geschenk eines verstorbenen Freundes, hielt der Onkel hoch wie ein Heiligtum und Niemand durfte dieselbe berühren. Beim Frühstück stand sie immer auf dem Tisch neben dem Besitzer, und Lenchen betrachtete dieselbe stets mit großem Respekt. Beim Abtragen des Kaffeegeschirrs, wenn der Onkel noch sitzen blieb, um die Zeitung und die etwa eingelaufenen Briefe zu lesen, hütete sich Lenchen jedesmal ganz ungemein, mit diesem Möbel in Berührung zu kommen.
Da bringt eines Morgens der Brief, bote wohl für den Onkel die Zeitnng, aber immer noch für Lenchen keinen Brief. Die Jungfrau versinkt einige Augenblicke ganz in Gedanken, steht dann wie erwachend rasch auf und will den Tisch decken. Sie beginnt beim Onkel, nimmt
seine Taffe ab und greift in der Zerstreutheit auch nach der danebenstehenden Dose, welche sie gleichfalls auf das Kaffeebrett stellen will. In diesem Augenblick sah nun der Onkel seine Haushälterin fragend au, und diese, den Irrtum bemerkend, erschrickt und läßt die Dose ungeschickterweise auf den Boden fallen, so daß der Deckel aufspringt und der Tabak sich entleert. Der Onkel, seither nur gütig und freundlich gegen seine Nichte, entfärbt sich, wird dann ganz rot, die Zornader schwillt ihm an, er kann sich nicht mehr beherrschen, fährt ganz wütend heraus, schlagt mit dem Fuße und ergeht sich in den gemeinsten Scheltworten gegen daS erschrockene Mädchen. Der äußere Herrenschliff, den er sich auf ameiikan. Boden angeeignet, war verschwunden, der alte grobe Schmied kam zum Vorschein, und donnerte die junge Haushälterin an, als wäre sie einer seiner früheren Lehrjungen.
Das fehlte noch dem Lenchen zu seinem genugsam trüben Sinne,
(Forts, folgt.)
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