Amtsblatt für öie Staöt Witdbaö.

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Rundschau.

Stuttgart, 6. Aug. Das für die Welt­ausstellung in Paris eingerichtete Würt- tembergische Bureau rnv ckos kotites Leuri68 Nr. 9 ist seit seiner Eröffnung bis zum 31. Juli von 190 Württembergeru besucht und als Auskunfsbureau und all­gemeiner Sammelpunkt der Würitember- ger sleisstg benützt worden. Der größere Teck hat Wohnungen durch das Bureau besorgen lasstn und es bewegen sich die Preise zwischen 410 Franken pro Tag und Bett, je nach Ausstattung und Lage der Wohnung. Es wird allen Besuchern, namentlich solchen, welche ihre Wohnung direkt oder durch Bekannte bestellen, em­pfohlen, sich über die Lage der bestellten Wohnungen zuvor orientieren zu lassen, denn es kommt häufig vor, daß von Orts­unkundigen sehr entfernt und ungeschickt gelegene Wohnungen gemietet werden, welche nicht billiger sind, als die im Zen­trum gelegenen, jedoch einen großen Zeit­verlust verursachen.

Ein schwerer Unglücksfall hat sich am letzten Donnerstag in Schönmünzach zu­getragen. Beim Langholzführeu wurde der 63jährige Bauer Johannes Frey von Schwarzenberg von einer Stange so un­glücklich am Kopse getroffen, daß er augenblicklich tot war. Der Verunglückte hatte erst vor drei Monaten seinen Hof dem ältesten Sohne übergeben und sich zur Ruhe gesetzt. Er hinterläßt eine Witwe und fünf Kinder.

Heilbronn, 10. Ang. Restaurateur Karl Philipp von hier, der frühere Be­sitzer derAltdeutsch. Bierstube" hat, wie dieWimpf. Ztg." meldet, das Badhotel zumRitter" in Wimpfen um den Preis von 75 000 Mk. erworben. Die Ueber- nahme des Hotels durch den neuen Be­sitzer erfolgt am 15. Sept.

Pforzheim. Wegen Beleidigung einer Telephonistin erhielt der Bijouterie- Händler Adolf Goldbaum hier eine Strafe von 20 Mk. Goldbaum hatte einer Tele­phonistin des Postamtes Pforzheim, weil er nicht verbunden worden war, nachdem er sich angemcldet hatte, zugecufen:Fräu­lein, schlafen Sie!" Diese Liebenswürdig­keit kostet ihn nun 20 Mk. und außerdem hat er die Kosten des Verfahrens zu tragen.

Pforzheim, 9. Aug. Ein unange­nehmes Abenteuer erlebte ein hiesiger Bürger. Derselbe fuhr, wie derPfzh. Anz." erzählt, wohlgemnth mit 800 Mk. in der Tasche zur Weltausstellung nach

Dienstag, 14. August 1900

Paris. Am zweiten Tage nach seiner I Ankunft traf er in einem Restaurant j einen Landsmann, drr sich als Prokurist einer großen Schanmweinkellerei vorstellte. Der neue Bekannte schlug vor, zu Wagen eine Rundfahrt zu machen, was der freundschaftliche Pforzheimer nicht ab- schlagen konnte. Es wurden die Sehens­würdigkeiten besichtigt, dabei auch nicht das Trinken vergessen, das der zuvor­kommende Prokurist stets bezahlte. Als es endlich Abend wurde, hatte unser Pforzheimer so tüchtig geladen, daß er seinen Begleiter ersuchen mußte, ihn nach seinem Hotel zurückzubringen, während er selbst sich aus die Seite legte und schlief. Wie lange er geschlafen hatte, wußte er nicht, denn plötzlich wurde er kräftig an den Schultern gepackt und sah einen Schutzmann vor sich, der ihn er­suchte, auf das Polizeirevier mitzugehen, da hier kein Platz zum Schlafen sei. Bald klärte sich die Situation. Der liebenswürdige Landsmann hatte den guten Pforzheimer auf einem freien Platze ansgesetzt und ihm seine goldene Uhr mit Kette, seinen Brillantring sowie seine Brieftasche mit etwa 700 Francs gestohlen. Zum Glück war er in der Lage, sich sofort durch den Draht von Pforzheim aushelfen lassen zu können.

Berlin, 10. Aug. DerReichsan­zeiger" veröffentlicht eine Bekanntmachung betr. das Verbot der Ausfuhr von Waffen und Kriegsmaterial nach China und nach europäischen Niederlassungen an der chinesischen Küste sowie nach China be­nachbarten Hafenplätzen.

Berlin, 10. Aug. Das Verhalten des Kapitäns Lans bei Taku schildert ein Bericht der WienerReichswehr", worin folgende Mitteilung enthalten ist: Der Kommandant desIltis" wurde durch einen Spliter, der von einer 24- Zentimeter-Granate, die in denIltis" vorne eindrang, am Panzerdeck jedoch ab­prallte und unter der Kommandobrücke aus dem Schiffskörper wieder heraus ging, sehr schwer verletzt. Der rechte Unter­schenkel ist zerschmettert worden, an der rechten Hand verlor er vier Finger und das Wangenfleisch rechts wurde ihm ab­gerissen. In diesem Zustande hing er an der Balustrade der Brücke und führte das Gefecht weiter. Der neben ihm stehende Artillerieoffizier wurde durch denselben Schuß getötet.

Es scheint nach der Tgl. Rdsch. festzustehen, daß Deutschland bei der

86. A.crHvgang

Preisverteilung so glänzend hervorgeht» wie kein anderes Land. Man schätzt die Zahl der Zrnncks ?rix, d. h. der ersten Preise, die auf Deutschland entfallen wer­den, auf 250, die Zahl der goldenen Me­daillen auf 500; die Zahl der deutschen Aussteller beträgt 3000. Kein anderes Land hat eine so hohe Zahl von ersten Preisen und goldenen Medaillen erlangt, und auch der Prozentsatz der preisgekrön­ten Aussteller ist bei Deutschland der höchste. Nach Deutschland kommt Ruß­land, das aber schon 50 erste Preise we­niger erhält; Frankreich hat 2000, aber bei 36 000 Ausstellern, also verhältnis­mäßig weit weniger als Deutschland. Die stärkste Ziffer hat Deutschland im Kunst­gewerbe erlangt, nämlich 20 erste Preise und 100 goldene Medaillen. Alle großen deutschen Maschinen- und Elektrizitätsfir­men erhalten 4, 5 , selbst 6 Preise; alle .großen deutschen Dinamos sind prämiiert worden. In der Gruppe Optik und Me­chanik erlangt Deutschland 14 erste Preise. Die deutsche chemische Ausstellung wird mit 7 ersten Preisen bedacht. Kurz und gut: die deutsche Industrie hat allen Grund, auf den Ausfall dieser Preisverteilung stolz zu sein.

Der Boss. Ztg. wird aus London gemeldet: Ans Tschifu wird dem Daily Mail vom 8. Aug. gedrahtet: Bei Tages­anbruch am Montag marschierten die Ver­bündeten auf Jangtsun, 19 Meilen von Tientsin. Die Stellung wurde von 15 000 Chinesen gehalten, die östlich vom Flusse gut verschanzt waren. Nach 4stündigem heißem Kampfe wurden die Chinesen aus ihren Merken Vertrieben. Die Verluste der Verbündeten betragen 200 Tote und Verwundete. Gestern wurde von Kund­schaftern eine große chinesische Armee, 30 Meilen südöstlich von Tientsin, ermittelt. Sie traf Vorbereitungen, den Angriff ans die Stadt zu erneuern, was die Rückkehr der Pekinger Entsatzkolonne nötig machen dürfte, da die Besatzung von Tiensin zn schwach sei, den Feind zurückzuwerfen.

Dse Zahl der F r eiwilligen aus dem Reservistenstand, die bereit sind, sich der Chinaexpedition anzuschließen, ist ganz bedeutend. Aus den Distrikten der 4 Be­zirkskommandos Berlin haben sich am ersten Tag nicht weniger als 3000 Mann gemeldet. Insgesamt liegen bis jetzt über 130000 Meldungen von Reservisten vor.

Die ersten Erfolge der Waffen der Verbündeten haben eine merkwürdige Wir­kung gehabt. Schon nach der Einnahm