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wundet wurden, das Attentat im Restaurant Duval auf den serbischen Gesandten, der Bombenwurf Vaillants in der französischen Kammer, der dem Präsidenten Dupuy Gelegenheit gab zu seinem historischen Ausspruch: „I-a sönnos oontins". Aus dem Jahre 1894 seien nur das Attentat Henry.s im Cafe Terminus und die Ermordung Carnols erwähnt. Im Jahre 1897 folgte dann die Ermordung der Kaiserin Elisabeth von Oesterreich und jetzt das Attentat auf König Humbert und der Mordanschlag auf den Schah von Persien in Paris. Man kann es als Regel aufstellen, daß nach einer kürzeren oder längeren Erholungspause die Attentate sich wiederholten, dann aber in sehr kurzen Zwischenräumen gleich mehrere auf ein- ander folgten.
— Die „Perseveranza" erhielt einen Brief, in dem ein ungenannter Anarchist ausführt, daß die Zukunft ihnen gehöre, Fürsten undPotentaten 'könnten sich durch Soldaten und Wachen schützen, wie sie wollten, es sei doch unnütz. Jetzt werde eine andere Methode zur Anwendung kommen, diejenige der aus Häuserfenstern zielenden Flinten. Das genannte Blatt übergab das Schreiben der Polizei.
London, 8. Aug. Nach den letzten Nachrichten über die Schlacht bei Peitsang am letzten Sonntag war der Siez der Verbündeten vollständig. Viertausend Verbündete trieben dreißigtausend Chinesen aus ihrer Stellung von großer natürlicher Stärke, Fünfzehnhundert Chinesen seien gefallen. Die Russen verloren 500 Tote, die Engländer 50. Auch die Deutschen und Japaner erlitten große Verluste, die noch unbekannt sind. Der Weg nach Peking wird nunmehr für offen gehalten.
Kroonstadt,8. Aug. Nach hieher gelangten Meldungen ist der frühere Präsident des Oranjefreistaates, Steijn, schwer erkrankt.
— Der Korrespondent des Daily Graphic in Pretoria schreibt folgendermaßen über G e n e r al De Wet: „Ein Mann ist unter ihnen (den Ueberresten der Burenarmee), über den Niemand zweierlei Ansicht sein kann — General oder Kommandant De Wet. Schon sein glänzender Rückzug von Stormberg, als wir bereits mir 50000 Mann in Bloem- fontein warteten, um ihn abzufaogen, giebt ihm den Anspruch auf den Namen eines hervorragenden Generals. Seine Operationen in den westlichen Distrikten der Oranjefluß-Kolonie, besonders die- jenigen gegen die Bahnlinie und deren Zerstörung oberhalb Kroonstads drücken seinem Kriegsruhm, seine ausnahmslos gütige Behandlung der Kranken, Verwundeten und Gefangenen seiner Humanität das Siegel auf. Er hat sich wirklich als ein Dorn in unserer Seite erwiesen, und zum Besten Aller, die es angeht, ist zu hoffen, daß er endlich in die Enge getrieben ist." — Die Cape Times schreibt: „ES ist eine Thatsache, daß Christian De Wet alle seine glänzenden Streifzüge mit weniger als 1500 Mann ausgeführt hat. Mit dieser fliegenden Kolonne hat er Züge aufgehalten und zertrümmert oder Meilen lange Proviantkolonnen ab- geschnitten, ein Dutzend Meilen Eisenbahnschienen zerstört und die rückwärtigen Verbindungen der Briten wochenlang unterbrochen und mit Hilfe eines kleinen
Kommandos unter seinem Bruder nicht weniger als 1300 britische Soldaten als Gefangene zum Hauptquartier der Buren in Ost-Transvaal gesandt. Alle späteren Nachrichten bestätigen die ersten Eindrücke über die wunderbare Strategie, die unbegrenzte Findigkeit, die Schneid und die Tapferkeit, mit der alle seine Opera- tionen ausgeführt wurden. Jedermann stimmt darin überein, daß De Wet stets nach den Grundsätzen der Ritterlichkeit gehandelt hat, gegen die selbst ein Methuen nichts einwenden konnte.
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Sine Erzählu g von Dr. Emil Freiburg er
^Fortsetzung.) Machdruck Verb.)
„Du hast Recht, Lenchen; und — gestehe ich es nur — ich erwarte von dir, daß du diesmal meiner Aufforderung nicht nachkämest. Denn was hätten meine Leute gedacht, wenn ich mir eine Haus- hälterin übers Meer verschrieb, welcher die warmen Bettfedern lieber sind als die frische Morgenluft? Nun komm aber! Ich will dich meinen Leuten vorstellen."
Leuchen, nicht weniger als der Onkel still vergnügt, daß sie die erste Prüfung fo glücklich bestanden hatte, folgte dem Hausherrn sofort in die Küche, deren Personal, wie das übrige aus Deuts, ^ bestand.
„Dieser Herd," sagte sie sich beim Eintreten, „sieht allerdings anders aus als der, auf welchem ich daheim kochte. Nicht an die Wand gelehnt und ringe- mauert, sondern aus eisernen Schienen ganz frei in der Mitte des weiten Raumes aufgerichlet, stand er da. Von Messing war sein Beschläge, von Kupfer sein Wafserschiff.
Eine rundwangige Köchin antwortete auf den freundlich gebotenen „Guten Morgen". Bon oben bis unten maß sie das junge Ding, dem sie sich, als einer Meisterin, unterordnen sollte. Auch die Küchenmagd, welche soeben die vom Melker hereingebrachte Milch besorgte, warf ver- ächtliche Blicke auf den neuen Ankömmling. Nur dem Melker gefiel die bescheidene und doch stattliche Jungfrau, und er lüpfte ehrerbietig sein Lederkäpp- che«. Dem Lenchen entging nichts; sie versah sich zum voraus für den Anfang keiner angenehmen Stellung. Nun wußte sie, daß sie zwei erklärte Feindinnen, aber außer ihrem Herrn und Beschützer einen warmen Freund hatte.
Ueberall führte sie der Onkel umher, auch auf dem Oekonomiegebiete und ein Stückchen durch den Obst- und Gemüsegarten, wo edle Sorten von Aepfeln und Birnen der abnehmenden Hände harrten. Es war eine rechte Lust, das alles anzu- jehen, wenn auch der Gedanke, daß alles unter ihrer waltenden Hand stehen sollte, zugleich den vollen Erust der Verant- wortung in dem Mädchen erwecken mußte.
Unter diesem Eindruck nahm sie mit dem Onkel das Frühstück ein und zog sich dann auf einen Augenblick in ihr Zimmer zurück, um oben in ihrem Heiligtum sich Kraft und Mut zu sammeln, ehe sie nun ohne Begleitung des Onkels aus eigenen Füßen in ihren neuen Beruf eintrat, der fo völlig verschieden von ihrem seitherigen war.
Vorsichtig beschränkte sich Lenchen zu- nächst auf Dinge, welche mehr außerhalb des täglichen Ganges einer Haushaltung lagen. Sie sah sorgfältig die Wäsche und die Kleider ihres Onkels nach, besserte das Schadhafte aus, reinigte anderes von Staub und Flecken. Auch an die Wäsche der Dienstboten machte sie sich, und niemand beneidete sie um Geschäft; im Gegenteil, sie gewann sich durch diese bescheidene Handreichung die Herzen der Andern. Stand sie dann bisweilen von ihrem Sitze auf und durch- wanderte Küche, Keller und Speicher, so gab sie sich mehr den Anschein, als wolle sie etwas lernen, erkundigte sich in dieflm Sinn nach dem und jenem und setzte wohl auch einmal hinzu, wie sie es zu Hause von ihrer Mutter gelernt. Aber daß sie irgend eine Aenderung begehrt hätte, das fiel ihr nicht bei. Gleichwohl bemerkten die Leute bald, daß sie überall bewandert sei und mit dem Hausherrn alles bespreche. So war jedermann auf seiner Hut und Lenchen hatte bei solchen Besprechungen mit ihrem Onkel wenig auszusetzen.
Nur die Art, wie das Küchenmädchen die Milch besorgte, gefiel der neuen Haus- hälterin gar nicht. Lenchen durfte, wie wir wissen, dieses Geschäft nicht einmal zu Hause besorgen. Alles andere hatte ihr die Mutter überlassen; nur dieses behielt sie, kurze Verhinderungen ausge- nommen, in ihrer Hand. Und nun mußte sie sehen, wie die Christine mit der prächtigen Milch umging, die der Melker in seiner reinlichen Butte täglich zweimal hereinbrachte.
Die Unreinl-chkeit und Fahrlässigkeit dieser Magd glich wirklich den Gewohnheiten eines grunzenden Vierfüßers. Die Köchin, die Hände voll Arbeit, kümmerte sich niches darum und Lenchen wollte es nicht aufs Aeußerste ankommen laßen. Doch eines Tages, als sie die Sache wieder mitansehen mußte, ging ihr die Geduld aus. Sie nahm der Christin» einen unreinen Tops aus der Hand, wusch ihn, brühte ihn mit siedendem Wasser, trocknete ihn mit einem reinen Tuch aus und gab ihn, ohne ein Wort zu sagen, der verblüfften Christine wieder, als wäre gar nichts geschehen. Christine erholte sich, fühlte, wie ihr das Blut in den Kopf stieg, schaute fragend erst das Lenchen und dann die Köchin an, welche ihr ermunternd zunickte, und sagte:
„Wenn Jungfer Lenchen die Töpfe besser waschen kann als ich, so braucht sie mich nicht mehr."
Mit diesen Worten ging Christine zur Thüre hinaus und verließ schon des anderen Morgens den Dienst. Die Köchin aber, obgleich durchaus nicht nervös, alterierte sich dermaßen über deu Vorfall, daß sie wiederholt Brechanfälle bekam und sich zu Bett legte. (Forts, folgt.
StanössbucH - GHvonik.
der Stadt Wildbad.
G eburten:
2. Aug. Seyfried, Karl Friedrich, Holzhauer von Sprollenhaus, 1 Tochter.
9. „ Wacker, Jakob Friedrich, Farrenhalter
hier, 1 Sohn.
Ehes ch ließungen :
4. „ Wadel, Wilhelm Georg, Zahlmeisters
aspirant von Groß-Steinheim und Martha Luise Krauß, von hier.