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Diana die Jungen ab und trat von un- gefähr dem einen etwas derb auf das Genick, daß er jämmerlich zu winseln begann, doch Diana kümmerte sich nicht um solche Kleinigkeiten, sie hatte offenbar Wichtigeres zu thun. Sle begab sich an das eiserne Gitterthor, durch welches die Wagen einznfahren pflegten und streckte ihre Nasenflügel zwischen den Eisenstäben hindurch, als spüre sie nach jemanden, der sich dem Landhause nahte. Der Hund kehrte zu seinen, ihm nachtrollenden Jungen zurück und lagerte sich wieder in dereu Mitte. Nach kurzer Zeit aber fing er in tiefem Tone zu knurren und dann mit weithin hallender Stimme zu bellen an.
Der Thorwart, hiedurch aufmerksam gemacht, öffnete die Einfahrt. Man hörte das Getrabe von Pferden, das Rollen der Räder, man vernahm Peitschenknall. Noch eine Minute - und ein zweisitziger Wagen fuhr durch das Thor. Der Onkel kutschierte; ihm zur Seite saß die Nichte. Er warf den Leitriemen dem herbeigeeilten Kutscher zu, half dem Lenchen beim Aussteigen und streichelte im Vorbeigehen die Diana. Den Ankömmling führte er über den Gang die Treppe hinauf; öffnete die Thüre, schob die Jungfrau in ihe Zimmer und verschwand mit der Bemerkung: daß ee ihr später den Kaffee hinaufbringen lassen werde.
Da stand des Hanfbauern Tochter, viele hundert Stunden weit von ihrer Heimat entfernt, allein. Ihr Auge schweifte unbestimmt im Raume umher. Traulich mutete sie die Einrichtung des Zimmers an. Die Fremde fühlte in allem eine frenndljche heimische Hand. Eine verwandte Atmosphäre spielte um ihre Wange, um ihre Seele. Das einfache Mädchen konnte sich keine Rechenschaft davon geben; aber die Umgebung that der Empfindung wohl.
Jetzt fiel ihr Blick auf einen bestimmten Gegenstand; es war das Bild ihres Dorfes, das jener junge Künstler gemalt. Ein Strahl der Freude flog über ihr Antlitz. Wie that es ihr so wohl, auch auf diesem dürftigen Machwerk die Heimat- lichen Fluren zu erblicken, die ihr auf
der langen Ueberfahrt in die Fluten des Meeres hinabgesuuken zu sein schienen. Die anderen beiden Bilder, so schön und wertvoll dieselben auch waren, vermochten in diesem Augenblicke nicht ihre Aufmerksamkeit zu erwecken. Dagegen entging ihr das Kästchen, welches die Zither barg, nicht; und sie dachte es sich gar schön, wenn sie nach Vollbringung der häuslichen Arbeiten, des Abends in Gedanken an °die Heimat versunken, die Melodien der Volkslieoer spielen würde, die sie in der Schule gelernt und mit ihren Geschwistern so oft gesungen hatte. Unwillkürlich kam ihr eines derselben in Erinnerung, das sie am Vorabend ihrer Abreise mit der Zither begleitete, und während sie jetzt ihre Sachen ablegte, summte sie den zweiten Vers vor sich hin: Wo zwei gute Freunde sind,
Die einander kennen.
Sonn und Mond begegnen sich,
Ehe sie sich > rennen.
Um so großer ist der Schmerz,
Wenn ein treu geliebtes Herz In die Fremde ziehet.
Bei den letzten Worten kamen ihr die Thränen in die Augen. Als sie nun durch die halbgeöffnete Thüre in das für sie bestimmte Schlafkabinet trat und über dem Bett die Familienphotographie erblickte, aus welcher alle die Lieben ihr ins Auge schauten, zog ein unsagbares Weh durch ihr Herz, und es war ihr, als verlöre sie alle ihre Kräfte. Sie sank vor dem Bett auf die Knie und faltete die Hände. Gott sah ihren ersten großen Schmerz im fremden Lande und träufelte lindernd Balsam in die junge Seele.
Als Lenchen am anderen Morgen die Hausglocke als Zeichen zum Aufstehen hörte, erhob sie sich rasch von ihrem Lager. Ter Onkel hatte ihr zwar beim Nachtessen zugeredet, sie solle liegen bleiben und sich von ihrer langen Reise ordentlich ausruhen, er wolle sie erst am Nachmittag in das Hauswesen einführen und den Dienstboten vorstellen. Aber des Hanfbauern Tochter, welche daheim immer die erste war, wollte in Amerika nicht die letzte sein. Von einem gesunden Schlaf erquickt und durch ein Herzens-
gebet gestärkt, mahnte sie jetzt der Blick ihres Vaters, der aus dem Bilde über dem Bett sprach, an die von ihr übernommene Pflicht. Hurtig machte sie sich fertig und in die Wohnstube hinabeilenü, harrte sie ihres Onkels. Sie brauchte nicht lange auf ihn warten. In elegantem Schlafrocke, in Pantoffeln von rotem Saffian, mit einem kleidsamen Hauskäppchen und einer langen, von silbernem Deckel geschlossenen Meerschaumpfeife, trat der Onkel aus dem Nebenzimmer, als wolle er seiner Nichte sagen: Wir sind keine Bauern mehr, wir sind Herren geworden. In der That machte ec auf Lenchen den Eindruck von Vornehmheit, und sie war in ihrer Bauerntracht ihm gegenüber etwas verlegen. Einen solchen Eindruck wollte er offenbar sogleich am ersten Morgen erzielen, und mit überlegener Miene frug er herablassend :
„Me hat Lenchen geschlafen in ihrem neuen Daheim?"
„Ganz gut. Und der Herr Onkel haben auch gut geschlafen?" frug das Mädchen erwidernd.
„Gewiß, und hat sogar von seiner Nichte geträumt, daß sie ihm nicht folgen will, wenn er ihr etwas sagt."
„Aber, Herr Onkel, das war doch gewiß ein falscher Traum!"
„Nein, das war kein falscher, das war gar kein Traum. Ich sagte dir doch gestern Abend, du sollest nicht so früh aufstehen, sondern liegen bleiben und dich von der langen Reise ansruhen. Und nun bist du doch ausgestanden. Ist das nicht unfolgsam?"
„In solchen Fällen werde ich mich immer unfolgsam erweisen; denn eine Haushälterin soll im Hause die erste und nicht die letzte sein."
(Forts, folgt.)
Telegramm der Wildbader Chronik.
Berlin, 8. Ang. Wie aus zuver- läßiger Quelle verlautet, ist Generalfeldmarschall Graf Waldersee zum Oberbefehlshaber der verbündeten Truppen in China ernannt worden.
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