Amtsblatt für öle Skaöt Wttööaö

icncrrrl-Anzeiger für Hildbsd und

Erscheint Dienstag, Donnerstag u- Samstag

Der Abonnements-Preis beträgt incl. dem jeden Samstag beigegebenen Zllustr. Sonntagsblatt für Wildbah rnerteljäbrlich 1 10 ^, monatlich

40 Pfg.; durch die Post bezogen im Oberamts- Bezirk 1 ^ 30 ^ ; auswärts > 45 Be­

stellungen nehmen alle Postämter entgegen.

Der Annoncenpreis beträgt für die 'einspaltige Zeile oder deren Raum 10 Pfg., Reklamezeile 15 Pfennig. Anzeigen müssen spätestens den Dag zuvor morgens 9 Uhr aufgegeben werden. Bei Wiederholungen entsprechender Rabatt.Stehende Anzeigen nach Uebereinkunft. Anonyme Ein­sendungen werden nicht berücksichtigt.

Nr.S2.

Rundschau.

Se. Maj. der König hat dem Kgl. Badkommissär Generalmajor a. D. v. Karaß in Wildbad die nachge­suchte Erlaubnis zur Annahme und Anlegung des ihm von dem Fürsten zu Schaumburg-Lippe verliehenen Ehren­kreuzes 1. Kl. des Fürstl. Schaumburg- Lippeschen Hausordens erteilt.

Stuttgart, 6 . August. Ein kleiner Verwaltungskonflikt wird durch ein Ein­gesandt derReichspost" aufgedeckt, dessen Angaben von zuverlässiger Seite bestätigt werden. Durch Erlaß vom 21. Juni 1900 verlangt die kgl. Prüfungskommission für Einjährig-Freiwillige außer den üb­lichen Nachweisen auch eine Beglaubigung des Stndtschultheißenamts, daß der Vater befähigt ist", den Sohn während seiner Dienstzeit zu unterhalten. Die Zeugnis­ratschreiberei des Stadtschultheißenamts Stuttgart stellte jedoch nur Beglaubigungen ans, daß der Vaterbefähigt erscheint", die Prüfungskommission für Einjährige wies diese Zeugnisse, angeblich wegen Formfehlers" zurück; die Ratschreiberei beharrt jedoch grundsätzlich bei ihrer Fass­ung, weil sie keine objektiven und obli­gatorischen Erklärungen über Vermögens­verhältnisse abgeben könne, in die sie keinen Einblick besitze. Die Betroffenen wandten sich nun an das Miniiterium des Innern, wo ihnen nach dem erwähnten Eingesandt nur der Bescheid wurde, die vom Reichskanzler erlassenen Vorschriften für Einjährige verlangten das fragliche Zeugnis in bestimmter Form, und außer Stuttgart hätten die übrigen Gemeinden die Zeugnisse ohne Bedenken ausgestellt. Die Ratschreiberei von Stuttgart bleibt aber dabei, daß es sich bei der Ausstellung der Zeugnisse nicht um eine reine Förmlichkeit, sondern um eine wirk­liche Verpflichtung handle. Die betroffe­nen Väter, nahezu hundert an der Zahl, müssen nun Mitel und Wege suchen, um den Konflikt zur Entscheidung zu bringen.

Neuenbürg, 4. Aug. Der Lust­mörder, der 25jährige Bauernknecht Karl Steinacher von Herbertingen, O.A. Saul- gau, war gestern und heute je 5 Stunden im Verhör und hat angesichts der vielen Belastungszeugen alles eingestanden, aber so kaltblütig und gleichgiltig, als handle es sich um die geringfügigsten Dinge. Ganz entsetzlich hat er das 7jährige Mädchen zugerichtet, und da das ältere furchtbar jammerte, schlug er die Köpfe

Donnerstag, 9. August 1900

fder beiden Kinder so lange zusammen, jbis sie keinen Laut mehr von sich gaben, worauf er die armen Wesen erdrosselte. Man sieht es dem frisch aussehenden und gut gekleideten Burschen gar nicht an, daß er solch ein Unmensch ist. Die Er­bitterung hält immer noch an, und sobald er vorgeführt wird, erschallen Rufe wie: Schlagt ihn tot!" Die Unthat trieb manchen Luftkurgast vou den seither so ruhigen Waldorten um Grunbach fort, umsomehr, als man in der allgemeinen Aufregung fast jeden Fremden für den Mörder hielt, so daß Tag und Nacht die Feuerwehren auf der Streife waren.

Bei dem am 29. Juli in Wild­berg abgehaltenen Gauturnfest des Nagoldganes kamen nach dem jetzt im Gcseilsch." veröffentlichten Ergebnis fol­gende Preise zur Verteilung: Im Einzel­wetturnen : l. Aktive Mitglieder. Kränze und Ehrenurkunden: 1 . Preis Rudolf Keiner, Neuenbürg, 42'U Punkte, 2 . Paul Güntert, Calw, 3 lU/ 2 , 3. Alphons Trautz, Birkenfeld, 39'ü, 4. Ernst Gorgus, Neuen­bürg, 37 ^, 4 , 5. Carl K a l l f a ß , W ild- bad, 36'/r, 6 . Friedr. Höhn, Neuenbürg und Paul Beckh, Altensteig, je 36, 7. August Vollmer, Birkenfeld, 342 / 4 , 8 . Carl Bätzner, Birkenfeld, 33 ^ 4 , 9. Friedr. Rees, Calw und Carl Schmid, Neuenbürg, je 33 Os, 10 . Christian Blaich, Neuenbürg, 33 '/ 4 . Ehrenurkunden: 11. Preis Wil- lelm Holzäpfel, Hirsau, 32^ Punkte, 12. Emil Förschler, Birkcnfeld, 31, 13. Heinrich Kugel, Nagold, 30Vs, 14. Wilhelm Fix, Birkenfeld, 30'/-:, 15. Ernst Müller, Birkenfeld, 30, 16. August Strecker,

Neuenbürg, 29'/s, 17. Jakob Dengler, Wildderg, 29-/4. II Zöglinge. Ehren­urkunden erhielten: 1 . Preis ein Turner aus Birkenfeld, dem der Preis wegen falscher Altersangabe aber wieder abge­nommen wurde, 2 . Ernst Holl, Feldrennach, 42b/« Punkte, 3. Friedr. Schickart, Neuen­bürg, 41^4, 4. Friedr. Leistner, Höfen 40-/2, 5. Carl Laxgang, Arnbach und Carl Jetter, Calw, je 40, 6 . Carl Stickel, Waldrennach, 39 -/ 4 , 7. Carl Heß, Calw, 372 / 4 , 8 . Friedr. Scheerer, Waldrennach, 37 -/ 2 , 9. Wilhelm Becht, Birkenfeld, 86 -/ 2 , 10. Friedr. Schüller, Altensteig, 35 -/ 2 , 11. Carl Förschler, Birkenfeld, 35, 12. Friedr. Köhler, Altensteig und Wilhelm Treiber, Wildbad, 34 -/ 4 . Im Bereiuswett- turnen. Ehrenurkunden. Preise I. Kl.: Turnverein Birkenfeld und Calw, je 34-/2 Punkte, Calnrbach 33, Neuenbürg 32, Engelsbrand 31-/2, Waldrennach 30-/4,

86. I.cchvgang

Höfen 30 -/ 4 . Preise II. Klaffe: Tur§ verein Arnbach 29-/2 Punkte, Wildberg 27-/4, Wildbad 27-/2, Obernhausen 27-/4. Preise III. Klasse: Turnverein Nagold 23-/4 Punkte.

Tübingen, 3. Aug. (Strafkammer.) Wegen 17 Vergehen des Betrugs, 1 Ver­gehen der Urkundenfälschung und 1 Ver­gehen des Diebstahls wurde der 17 Jahre alte Notariatsinzipient Gust. Alb. Singer von Beihingen, O.A. Nagold, hente zu der Gesamtgefängnisstrafe von 1 Jahr und 2 Monaten verurteilt. Auf die er­kannte Strafe wurden 2 Monate der Untersuchungshaft in Anrechnung gebracht. Singer stand unter der Anklage, er habe in der Zeit vom November 1899 bis März 1900 in 17 Fällen durch das unwahre Vorbringen, er sei von dem Bezirksnotariat Teinach, bezw. von dem Amtsgericht Calw beauftragt, Notariats­sporteln für einige Zeit vorher vorge­nommene Notariatsgeschäfte, sowie son­stige Notariatsgebühren nachträglich zu erheben, verschiedene Leute bestimmt, ihm im Ganzen die Summe von über 400 Mk. zu bezahlen. Ferner war der Angeklagte beschuldigt, er habe am 19. Jan. d. I. eine inländische öffentliche Urkunde ange­fertigt und von derselben zum Zweck einer Täuschung Gebrauch gemacht. Endlich war Singer auch eines Vergehens des Diebstahls beschuldigt, indem er im Dez. 1899 zu Zavelstein von 2 zu einer Pfleg­schaft gehörigen Obligationen, zu denen er Urkunden behufs Aufhebung der Einschreibung anfertigen sollte, 2 fällige Coupons über je 3 Mk. 50 Pfg. abschnitt und für sich verbrauchte. Der.Angeklagte legte ein unumwundenes Geständnis ab, bereute seine Verfehlungen und führte zu seiner Entschuldigung an, er sei dazu von einem gleichalterigen Mädchen veranlaßt worden.

Tübingen, 6 . Aug. Um den Ge­fühlen der Trauer über den Tod des Königs Humbert Ausdruck zu geben und zugleich öffentlich Protest zu erheben gegen die fluchwürdige That des Anarchisten, begaben sich gestern die zahlreichen Jta- liener, die hier in Arbeit stehen, in ge­schlossenem Zuge und mit umflorter ita­lienischer Fahne vom Gasthof z.König" in die katholische Kirche, woselbst sie eine Messe für ihren König lesen ließen. Mittags hielten die italienischen Arbeiter nn Gasthof z.König" ein gemeinsames Mahl, wobei ein Italiener eine Ansprache an seine Landsleute hielt, die in ein be»