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Nun," sagte Leuchen,so soll es die Mutter thun. Sie hat gewiß mit ihren Dienstherren auch vorher den Lohn ver­einbart. Wenn Ihr noch ein Weilchen nuf der Bank sitzen bleibt, so will ich sie holen und fragen."

Mit diesen Worten ging Lenchen weg. Der Haufbauer stopfte jein Pfeifchen, rieb ein Zündhölzchen an seiner Leder- Hose an und schmauchte mit Behagen seinen Pfälzer in der Hoffnung, daß auch dieses letzte, von seiner Tochter aufgeworfene Hindernis noch glücklich beseitigt werde. Wohl es fiel ihm schwer, sich von seiner Lene zu trennen. Was seiner Frau bei der großen Haushaltung und den vielen Feldgeschäften nicht mehr möglich wurde, allerlei kleine Aufmerksamkeiten, di« das Leben eines gemütvollen Gatten und Vaters verschönen, das besorgte die Lene. Die Hausschuhe standen immer vor dem schweren ledernen Lehnsessel be­reit, wenn der Vater des Abends nach Hause kam. Des Morgens trank er gern vor dem Kaffee einen Schoppen frischen Wassers. Nie fehlte das gefüllte Glas, wenn er aus der Schlafkammer in die Wohnstube trat. Denn selbst wenn Len­chen krank oder sonst verhindert war, trug sie das kleine Geschäft jemanden anderem auf. Auch war Vater, welcher bisweilen am Rheumatismus und heftigen Kopfschmerzen litt, gewöhnt, ein Haus­käppchen zu tragen. Er ließ es, wenn er etwa schnell abgerufen wurde und dann den Hut vom Nagel nahm, öfter da oder dort liegen. Aber er konnte sich stets darauf verlassen, dasselbe an dem ganz bestimmten Orte, neben dem Briefbeschwerer auf dem Sekretär zu finden. Er durfte nur dar­nach greifen, selbst im tiefsten Dunkel; es lag da, das Käppchen, ganz gewiß lag es da. Oder wäre es je einmal vorgekommen, daß er bei den Mahlzeiten nicht das von ihm gewünschte Glas, sein Glas", vor sich stehen gehabt hätte? Das kam, wenn Lenchen da war, nie vor. nie. Die Hand, das Auge der liebenden Tochter waltete, wachte. Denn ihr Herz schlug für den, der ihr das Leben ge­geben, für den, welchem sie mit inniger Zuneigung ehrte. Wird, wenn' Lenchen geht, Anna oder gar schon Bertha dem Varer diese Aufmerksamkeiten erweisen? Wer kann es wissen? Zn solchen Dingen läßt sich nichts befehlen, sondern nur hoffen. Nein, leicht wurde es dem Hanf­bauern nicht, sich von seiner Lene zu trennen; nnd während er sich noch auf seiner Bank unter der Linde Gedanken darüber macht, kommt die Tochter an der Hand ihrer Mutter, läßt sich mit ihr neben ihm nieder, nimmt ihm den Hut ab und setzt ihm das Käppchen aus.

Mutter," sagt sie,ich erklärte mich' vorhin dem Vater bereit, nach Amerika

zu gehen, aber nur unter der Bedingung, daß der Onkel, solange ich bei ihm bin, den Zins nachläßt. Der Vater meint jedoch, er könne dem Onkel nichts vor­schreiben. Willst Du es an seiner Statt thun?"

Der Vater ist der Bruder; das be­greife ich. Aber ich bin nicht blutsver­wandt und ich habe als Mutter für dich zu sorgen. Das nimmt mir der Onkel auch gar nicht übel, der in Amerika ein Amerikaner geworden ist, und die Ame­rikaner sind Geichäftsleute, Verstandes­menschen, deren Siun auf den Gewinn steht. Daß er dich dort haben will, ist ja auch nichts anders als ein Geschäft. Du sollst ihm, als jemand der treu ist und auf den man sich verlassen kann, das Haus hüten und vermaltem Denn in Amerika giebt es unter den angesehen­sten Leuten, selbst unter Freunden, Be­trüger, Diebe, Räuber. Hat doch der Onkel vor zwei Jahren viele solche, fast unglaubliche Geschichten erzählt."

Gelt, Mutter," bat Lenchen weiter, Du fügst dem Schreiben auch noch hinzu, daß es zunächst nur auf Probe, auf ein Jahr oder ein halbes sei, daß der Onkel, wenn es mit mir nicht gut geht, das Recht habe, mich heimzuschicken und daß aber ihr, meine Eltern, mich zurückfordern könnet, wenn ihr wollet".

Ja, das werde ich hinzusetzen, Len­chen. Will er dann, so ist es gut; will er nicht, so ist es auch gut. Er soll nicht meinen, daß er mit uns machen kann, was ihm beliebt".

Also ermutigten sich die Drei unter der Linde; und als der Entschluß gefaßt und in eine bestimmte Form gekleidet war, wollte es sie bedünken, als sei seither die schwüle Luft reiner geworden, und als atmeten sie alle wieder freier.

Das fremde Land schien der ent­schlossenen Jungfrau kein Urwald mehr zu sein. Die Bäume lichteten sich vor ihr. Sie sah Wege, Straßen, Häuser, Menschen, und auch das Bild des Onkels nahm eine lichtere Gestalt an.

O Menschenherz, warum liegst Du jetzt schwer und gedrückt am Boden und wogst dann wieder auf und ab. Warum gleichst Du jetzt einem Kelche mit perlen­den, schäumendem Wein und dann wieder einem leeren, zerbrochenen, in Scherben zerfallenen Krug? Warum? Weil das Blut, welches du in Deinen Kammern bereiten mußt, seine Nahrung nicht blos ans dem Tau des Himmels, sondern aus dem Staub der Erde ziehst.

*

Die Hanfbäuerin, welche nur im äußersten Notfall das Heft oder gar die Feder in die Hand nahm, sctirieb in ibres Mannes Namen dem Onkel in Amerika

Garnierte

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sowie Oapoh-.'bS

in gediegener Ausführung, sowie chicer Garnitur.

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90 Hauptstraße 90.

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einen festen, quadratischen Brief. Der Amerikaner verwunderte sich anfangs; denn er kannte seine Schwägerin noch kaum von dieser Seite. Sie benahm sich bei seinem Besuch vor zwei Jahren durchaus uicht irgendwie herrisch oder zänkisch. Rechthaberei, Widerspruch oder dergleichen kam gar nicht vor. Sie wollte nicht das letzte Wort haben; sie hielt ihre Zunge, wenn ihr einmal ein rascher Gedanke vom Herzen in den Hals und in den Mund rutschte, fest im Zaum, und gab überall ihrem Manne den Vor­tritt und die Ehre. Sie that es schon ihrer Kinder wegen. Denn wo sollen Kinder Achtung und Ehrerbietung gegen ihren Vater lernen, wo die Mutter ihren Gatten nicht als den Herrn ihres Herzens und des Hauses kennt, sondern wider ihn bellt, ihn anschreit und ihm statt alles zu lieb, schließlich gar alles zu leid thut. Nein, der Amerikaner kannte seine Schwägerin nicht als einen Drachen, mit welchem er in Person feiner eigenen Frau Bekanntschaft zu machen Gelegen­heit hatte; und deshalb kam ihm der Ton in dem Briefe etwas fremd vor. Einmal freilich blieb sie ihm. vor zwei Jahren die Antwort nicht schuldig. Nach dem Nachtessen wars. Sie saß auf der Ofenbank und stillte die kleine Frieda Auf der einen Seite lehnte sich Bertha, auf der anderen Mina an sie an, und Franz rückte auch noch herbei, um das Kind mit seinen dicken Backen zu be­trachten. Da atmete die Matter auf uud machte sich ein wenig frei mit den Wortens: Jetzt lasset mich aber einmal in Ruhe und gehet in euer Beitl"

Als die Kinder gingen, sagte der Onkel teilnehmend und fast mitleidig:

Wenn ich nur jemanden hätte, Schwägerin, dem ich Kinder anvertrauen könnte, so wollte ich Dir gern einen Teil deiner Last abnehmen,"

Last? Sind dir Schwager, die Edel­steine, deren du so viele an deinen Fingern trägst, eine Last?"

Nein," erwiderte der Onkel.

Nun, Schwagier, meine Edelsteine sind mir meine Kinder, und bis jetzt fand ich noch keine Lust, diese Last einem Andern aufzubürden."

(Forts, folgt.)

^»8 erst ?

A- L M. In Nordamerika, Oesterreich, Rußland, auch Deutschland bestehen große Holz­verkohlungsanstalten zur Herst llung von Theer rc. und esfiglaurem Kalk, welch'letzterer hauptsäch­lich auf Essigsäure verarbeitet wird, Ein Teil dieser Produktion wird zu Speisezwecken (mit Schwefel- oder Salzsäure) chemisch gereinigt und dann Essigessenz, wenn noch mit künstlichen Bou­quetstoffen versetzt, Wsinessigessenz genannt. Diese Essigessenzen wirken höchst ätzend und un­verdünnt als Gift wie schon mehrfach vorge-

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