Amtsblatt für die Staöt Wilöbaö.
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Nr. SS.
Donnerstag 2.
August 1900
86. Z.aHrgang
Rundschau.
Straßburg, 26. Juli. (Ausstellung.) Die „Vereinigung der Gastwirte Straßburgs und Umgebung" veranstaltet vom 22. September bis 1. Oktober 1900 im hiesigen „Tivoli" eine allgemeine Ausstellung für Kochkunst, Nahrungs- und Genußmittel, Armeeverpflegung, Gesundheitspflege, Volksernährung, Konditorei, Pastetenbäckerei, Brauerei-und Wirtschaftswesen re.
Vom Rh e'i n. (Kvhlenpreise). Eine rheinländische Zeitung schreibt: Die Kohlcn- preise werden im nächsten Winter allen Anzeichen nach eine unerschwingliche Hohe erreichen, woran in erster Linie der durch Zurückhalten betriebene Wucher schuldig ist. Preßkohlen werden im Detailverkauf auf 2—2,40 Mk. pro 100 Stück kommen. Steinkohlenfeuerung wird für die ärmere Bevölkerung überhaupt nicht mehr möglich sein. Anthrcicit wird 3,50—4 Mk. pro Zentner rosten. Die Nachfrage nach Coaks dürfte deshalb wohl um das Zwanzigfache zunehmen und die Torffeuerung wieder zu Ehren kommen.
Schloß Rosenau, 31. Juli. Herzog Alfred von Sachsen Coburg-Gotha ist gestern Abend 10 Uhr auf Schloß Rosenau an Herzlähmung gestorben. Der so unerwartet schnell aus dem Leben geschiedene Herzog Alfred regierte erst seit dem Jahre 1893, als Nachfolger des Herzogs Ernst von Sachsen-Koburg-Gotha. Herzog Alfred, geboren 6. August 1844 und vermählt mit Großfürstin Marie Alexandrowna, einer Schwester des Kaisers Alexander III., war der zweite Sohn der Königin Viktoria von England und bis zu seiner Thronbesteigung in Koburg und Gotha als Herzog von Edinburg bekannt. Er war Admiral der englischen Flotte und preußischer General der Infanterie. Der einzige Sohn des Dahingegangenen starb schon vor wenigen Jahren an einer heimtückischen Krankheit. Auf Grund eines Familienvertrages folgt ihm nunmehr auf den Thron der Herzog- thümer von Koburg und Gotha der am 13. Jan. 1883 geborene Prinz Arthur, Sohn des Herzogs von Connaught. Der 17jährige Prinz weilte seit einiger Zeit in Deutschland und zwar bisher in Stuttgart, Dresden und Potsdam, da er von seiner Mutter, Prinzessin Luise Margarethe, einer Tochter des Prinzen Friedrich Karl von Preußen, in deutschen Anschauungen erzogen werden sollte.
Berlin, 26. Juli. Eine auffallende Staffage in den Straßenbildern gewährten
in der letzten Zeit viele Soldaten der ostasiatischen Regimenter in ihren eigentümlichen gelben Uniformen. Leider hat wohl die große Hitze bewirkt, daß mancher dieser Leute am Abend vor ihrer Abreise zum Abschied des Guten zu viel gethan hatten. Es ist zu starken Reibereien mit den Wachmannschaften gekommen, welche Ruhe stiften sollten. Infolge dessen haben 26 Leute, welche den Gehorsam verweigerten, verhaftet werden müssen und sind zurückgestellt worden. Anstatt nun in China dem deutschen Reiche Ehre zu machen, gehen sie in der Heimat einer strengen Bestrafung entgegen.
Berlin, 30. Juli. WolffsTelegraphen- Burcau meldet: Der deutsche Gejandt- schaftssekretär in Peking, v. Below, schreibt am 21. Juli: „Ich danke für die Nachricht vom 19. Das Befinden des Dolmetschers Cordes ist befriedigend, die übrigen Mitglieder der Gesandschast sind wohlauf. — Das Detachement hat 10 Tote und 14 Verwundete. Die Häuser der Gesandtschaft sind durch das Geschützfeuer stark beschädigt, werden von uns aber gehalten. Seit dem 16. Juli haben die chinesischen Truppen ihren Angriff auf uns eingestellt. Schleunigstes Vorrückender Entsatztruppen ist dringend nötig. Gutem Vernehmen nach ist die Leiche Kettelers von der chi- nesischen Regierung geborgen."
Zur Ermordung des Königs von Italien.
— Von einem furchtbaren Schicksal ist das italienische Königshaus, und das italienische Volk durch die Ermordung König Humberts heimgesucht worden und fast wie fassungslos stehen wir darum Alle der entsetzlichen Nachricht gegenüber. Wohl hatte schon mehr als eine Mörder- Hand sich ausgestreckt nach dem Könige von Italien, den sich Anarchisten und Sozialisten als ein besonderes Ziel ihrer Rache an den gesellschaftlichen Zuständen ausersahen, die in Italien allerdings den Ruin mancher Existenzen verschulden. Aber gerade König Humberr ist allerseits bekannt gewesen als einer der konstitutionellsten Fürsten Europa's, der stets die Verfassung in Allem treu gehalten und nie gezögert, die ihm von dem parlamentarischen Regierungssystem Italiens geschaffenen Konsequenzen, gehorsam dem Gesetz, anzuerkennen. Dabei hat gerade König Humbert, auch mehr wie einmal vor aller Welt gezeigt, ein wie volksfreundliches, edles Herz ihm in der Brust schlug: Bei dem Erdbeben von
i Casamicciola 1883, als er furchtlos unter j die erschreckte Bevölkerung trat und dann im Jahre darauf bei der Choleraepidemie in Neapel, als er beherzt und unverzagt selbst hineinschrilt in die Spitäler, den verzweifelten Kranken Mut und Trost znzusprechen. Und an diesen Fürsten, der mit dem Geringsten seines Volkes Gefahr und Leid geteilt, wagt sich ein ruchloser Mordgeselle! — Uns Deutschen steht gerade König Humbert unter den Herrschern Europas darum so besonders nahe, weil er es war, der den Rat Bismarcks in seiner hohen Bedeutung zu schätzen wußte) und darum dem deutsch- österreichischen Bündnis als dritter treuer Bundesgenosse hinzutrat. Der Frieden schirmende Dreibund verliert an ihm einen seiner überzeugtesten Anhänger und Förderer, zugleich aber auch unser deutsches Kaiserhaus einen persönlichen treuen Freund. So wird denn auch der Schmerz Italiens überall vom deutschen Volke geteilt und mitempfunden werden. — König Humbert, geboren am 14. März 1844 zu Turin, bestieg am 9. Jan. 1878 als Nachfolger seines Vaters Viktor Emanuel II. den italienischen Königsthron. Er vermählte sich am 22. April 1868 mit Margaretha, Tochter des Prinzen Ferdinand von Savoyen. Der Ehe ist nur ein Kind entsprossen, der nunmehr zur Herr- schaft^berufene Kronprinz Viktor Emanuel, geboren am 11. November 1869 und vermählt mit einer Tochter des Fürsten von Montenegro.
— Der „Reichsanz." hebt hervor: „Der König von Italien wurde das Opfer eines fluchwürdigen Verbrechens. Ueberaü im Deutschen Reiche erweckt der neue, grauenvolle Ausbruch anarchistischer Mordsucht mit tiefstem Abscheu gegen den Thäter, die innigste Teilnahme für die Herrscherfamilie und die Bevölkerung des verbündeten Königreiches Italien. Das jähe Hinscheiden des edlen Monarchen trifft auch unser Vaterland als großer, schmerzlicher Verlust. Der Kaiser und König beweint in dem Entschlafenen einen treuen, unvergeßlichen Freund und mit der italienischen Nation trauert an der Bahre ihres geliebten ritterlichen Königs voll herzlicher Sympathien für den Sohn uni>E Nachfolger das gesamte deutsche
— Wie eiu Telegramm aus Rom meldet, nahm König Humbert die von dem Bürgermeister von Monza er- j gangene Einladung zum Provinzialturnfeste an und wohnte demselben ohne di