Amtsblatt für die Staöt Wilöbaö.
Mr Hitödaö Mö Imgeburrg.
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Donnerstag 26. Juli i960
66. I.ahrgang
Rundschau. j wurde von der Jugend mit kräftigen Hoch-
Calw, 20. Juli. In der^vorgestrigen j rufen begrüßt. Die „Landung" im Alten
Sitzung der Handelskammer Calw wurden gewählt: als Vors. Emil Zöppritz, Kom.- Rat in Calw, als Vizevors. Eugen Staelin, Fabrikant in Calw; als Schriftführer : k. off. Notar und Stadtschultheiß Haffner in Calw.
Calw, 23. Juli. Bei dem g. mittag von 11—2 Uhr in breiter Ausdehnung und unter Niedergang kolossaler Wassermassen sich entladenden Gewitter hat der Blitz an 6 Orten eingeschlagen. Schon am Samstag entlud sich ein starkes Gewitter über den Zwerenberg, Martinsmoos, Neuweiler, Hornberg rc., das Hagel im Gefolge hatte. In letzterem Orte wurde ein 22 Jahre altes Mädchen vom Blitz getötet, zwei Drittel des Feldertrags ist verhagelt. Auf Zwerenberger Markung ist der Schaden ebenfalls nicht unbedeutend. Bei dem gestrigen Gewitter, das glücklicherweise keinen Hagel brachte, schlug der Blitz in das Schul- und Rat- Haus in Altburg, ohne zu zünden. Das Hausdach uud die westliche Wand des Gebäudes wurden stark beschädigt. In Möttlingen entstand im Hause von Ge- metnderat Gäckle durch Blitzschlag Feuer auf der Bühne, das jedoch bald gelöscht war. Blitzschläge werden noch gemeldet von Zwerenberg, Altbulach und Neubulach. In letzterem Orte schlug der Blitz in das neue Gebäude der Kurbadeanstalt von A. Frölich, woselbst die Angehörigen des Besitzers in Gefahr standen, erschlagen zu werden. Der Strahl war zum offenen Fenster eingefahren und nahm seinen Weg der Wasserleitung entlang in das untere Stockwerk. Die Kleider eines Knaben tragen deutliche Spuren des Blitzes. Am Gebäude ist nur weniges beschädigt.
Altensteig, 21. Juli. Gestern fand wieder eine Moßpartie statt, wohl die letzte vor der mit dem 1. August beginnenden Floßsperre, die in der Regel 4 Wochen andauert. Gegen 5 Uhr abends sammelten sich etwa 400 Teilnehmer, worunter die Lateinschüler von hier, in dem warm beschienenen Zinsbachthälchen bei dem 17 ,.Gstöre" zählenden, mit Tannenbäumchcn geschmückten Floß. Die heitere Gesellschaft, zu der auch Balingen, Freudenstadt, Stuttgart und Heilbronn Teilnehmer stellten, fuhr in einer starken Stunde durch das waldumsäumte, reizende Thälchen, um dann in das Nagoldtha ciazuschwenken. Jedes Wehr, jede Mühl
steiger „Hafen" ging ohne jeden Unfall von statten.
Feilerbach, 23. Juli. Jn der Theer produktenfabrik von R. Pfeiffer hier ist heute Bormittag in Folge einer Benzin- Kesselexplosion ein Brand ausgebrochen, der jedoch bald gelöscht wurde. Bei der Explosion wurden Dr. Klaiber, Chemiker in der Fabrik, und ein neben ihm stehender Monteur schwer im Gesicht verletzt; leichter verletzt ist ein Arbeiter.
Heilbronn, 22. Juli. In de» Kämpfen um Tientsin (China) ist auch ein junger Heilbrormer, der Sohn des Arbeiters Friedrich Uhlmann, gefallen. Letzterer erhielt mäwli'ch heute folgendes Schreiben vom Kommando der 2. Abteilung der 1. Matrosendivision: „Laut telegraphischer Mitteilung des Chefs des Kreuzergeschwaders bin ich in Kenntnis gefetzt worden, daß Ihr Sohn, der Oberbootsmannsmaat Gustav Uhlmann seinen schweren Verwundungen (Schuß durchs linke Knie) erlegen ist. Es wird mir die traurige Pflicht zn teil, Ihnen dies Mitteilen zu müssen. Wir trauern mit Ihnen um einen guten Kameraden, der seine Treue zu Kaiser und Reich mit dem Tode besiegelt hat. Mögen Sie bei Ihrem schweren Verlust einigen Trost darin erblicken, daß Ihr Sohn in treuer Pflichterfüllung auf dem Felde der Ehre gefallen ist. I. L.: v. Kogemann, Korvettenkapitän."
— Schwere Gewitter sind am letzten Donnerstag über Süddeutschland niedergegangen. Besonders schwer wurden die badischen Bezirke Triberg, Säckingen, Emmendingen und Weinheim betroffen. In Säckingen war das Unwetter strichweise von Hagelschlag begleitet; ein Blitzstrahl schlug in die alte Rheinbrücke. In Triberg fieleu Hagelkörner im Gewicht von 20 K.
Berlin, 18. Juli. Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat kürzlich die Kgl. Eisenbahndirektionen aufgefordert, ihre Kassen anzuweisen, daß sie die bei ihnen vorhandenen und noch eingehenden Nickelzwanzigpfennigstücke nicht wieder verausgaben, sondern von Zeit zu Zeit der Reichsbank zuführen. Die Reichsbankhauptkasse sowie die Zweiganstalten der Reichsbank mit Kasseneinrichtung werden Zwanzigpfennigstücke aus Nickel in beliebiger Höhe auch über den im * Artikel 9 des Münzgesetzes vom 9. Juli
1870 bezeichneten Betrag von 1 Mark hinaus in Zahlung nehmen und diese Stücke in beliebigen Biengen gegen andere Reichsnickelmüuzen, Thaler oder Reichs- silbe: münzen Umtauschen, soweit die Be- stände an solchen Münzsorten dies zulassen.
Berlin, 21. Juli. Die Einschiffung der für China bestimmten Truppen findet der National-Zeituug zufolge an folgen- den Tagen statt. Freitag den 27. Juli auf den Dampfern Halle, Dresden und Batavia, Montag den 30. ds. auf den Dampfern Hagen und Sardinia, Dienstag den 31. auf dem Dampfer Straßburg, Donnerstag 2. August auf den Dampfern Rhein und Adria, Samstag 4. Aug. ans den Dampfern H. H. Meyer und Phönicia. In Bremerhaven ist bereits eine Reihe von Offizieren eiugetroffeu, um die Vorbereitungen für die Einschiffung der Truppen zu treffen.
Berlin, 2l. Juli. Der „Lvk.-Auz." meldet aus Coustantinopel: Eine große Brandkatastrophe zerstörte heute Nacht in Coustantinopel fast sechs Stadtviertel. 150 Häuser, 100 Magazine, die armen. Kirche, eine Schule und eine Polizeiwache sind abgebrannt. Zahlreiche Personen sind dabei ums Leben gekommen, hauptsächlich dadurch, daß eine Anzahl Frauen und Kinder auf der Flucht in einen offenen Brunnen stürzten. Der Sultan befahl alle möglichen Maßnahmen zur Hilfeleistung der Obdachlosen.
Wien, 23. Juli. Der „Münch. Allg. Z." wird von hier über König Alexander's Verlobung gemeldet: Die Proklamation des Königs Alexander von Serbien, er habe die Absicht, sich mit Frau Draga Maschin zu vermählen, überraschte alle Welt. Frau Maschin, die Witwe eines Ingenieurs, ist 42 Jahre alt, Alexander 24. Die Beziehungen zwischen Beiden dauern bereits mehrere Jahre. Ministerpräsident Dr. Georg- jewitsch erhielt die Kunde unerwartet auf einer Erholungsreise und sendete sofort seine Demission ein. König Milan reiste sofort in Bestürzung von Karlsbad nach Belgrad, um die Ehe mit Frau Maschin, die einen ungünstigen Ruf besitzt, zu verhindern.
Belgrad, 23. Juli. Wie in diplomatischen Kreisen versichert wird, erfolgte die Verlobung des Königs Alexander nicht nur in vollem Widerspruch mit dem zurückgetretenen Cabinet, sondern auch ohne Zustimmung des Königs Milan.