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um die Geisterstunde die Lose des Schicksals geschüttelt worden und nicht aufs lieblichste gefallen sein?
Der Hanfbauer war von der Art, wie sich sein Leuchen am Abend benommen hatte, durchaus nicht erbaut. Sie widerstrebte bis jetzt noch niemals seinen Wünschen. Sie that es freilich am gest- eigen Abend auch nicht. Sie kannte ja noch gar nicht seinen Wunsch, nicht eine Silbe ließ er ihr gegenüber ernstlich verlauten. Und doch kämpfte die Tochter in unbestimmter Ahnung gegen den Vater einen hartnäckigen Kampf. Jeder Mensch ist von Natur ein Gedankenleser, und je nähere Blutsverwandschaft zwischen zwei Menschen besteht, desto schärfer wird die Brille sein. Gerade das Verheimlichen des Vaters schärfte das Auge des Kindes. Was sollte er bei einer so entschieden ausgebrochenen Abneigung Lenchens thun? Sollte er die ganze Sache von vornherein anfgeben? Damit gab er das ganze bis jetzt freundlich gestaltete Einvernehmen mit seinem Bruder auf. Er kannte seinen Amerikaner. Gutmütig, aber eigensinnig bis zum Jähzorn, konnte er keinen Widerspruch ertragen. Ginge es mit Lenchen nicht nach seinem Willen, so wäre er im Stande, das ganze Band zu zerreißen, auf sofortiger Abzahlung der Schulden zu bestehen, nötigenfalls zur gerichtlichen Klage, zur Pfändung Zn schreiten und den Ruin des Beklagten herbeizuführen. Entweder — Oder. Es blieb nichts anderes übrig. Die Familte kam an den Bettelstab oder Lenchen ging
nach..?(merika.
Sollte nun der Hanfbauer sich direkt an seine Tochter wenden, oder dieselbe durch seine Frau benachrichtigen lassen? Höchst wahrscheinlich stimmte die Hofbäuerin in der Abneigung gegen Amerika mit Lenchen überein, und erschwerte nun den schon schwierigen Fall. Er entschloß sich, lieber ohne Zwischenperson mit seiner Tochter zn verhandeln. Da ihn der
Gedanke die ganze Nacht quälte und ihm auch gegen Morgen keine Ruhe ließ, erhob er sich früher als gewöhnlich von seinem Lager, fand aber Lenchen schon mit ihrer Frida beschäftigt, welche stets die frühste war.
Lenchen, es ist gut, daß ich Dich schon bereit finde", redete er das Mädchen an. „Das gestrige Gewitter, obschon es so drohend am Himmel stand, hat sich, wie die früheren, verzogen, ohne uns Regen zu bringen. Wir wollen doch einmal auf den Krautacker gehen und Nachsehen, denn ich fürchte, es trocknet alles aus und wir müssen ernstlich daran denken, zu gießen. Auch wollen wir abzählen, wie viele Stöcke ausgeblicben sind, um frische Setzlinge nachzupflanzen."
„Ja, Vater, aber ich muß doch zuerst noch die Frida besorgen", meinte Lenchen.
„Bringe das Kind nur der Mutter ins Bett; es wird dann schon besorgt werden; auch sind wir ja bald wieder zu Hause."
Während die Beiden noch durch das Dorf gingen, sprachen sie dies und das, — geichgültige Dinge. Doch beim letzten Haufe, wo Lenchens Patin, die Schuhmacherin, wohnte, welche soeben mit dem Melkkübel aus dem Stelle kam und von weitem freundlich grüßte, sagte der Vater zu seinem Kinde:
„Lenchen, warum warst Du denn gestern abend so sonderbar?"
„War ich sonderbar, Vater?"
„Ei freilich; Du wolltest ja nicht einmal mit den Kindern die unschuldige Freude bereiten, mit ihnen das Los zn
ziehen. Du spielst doch sonst gern mit ihnen und nimmst an allen ihren Freuden teil."
„Gewiß Vater, das thue ich; doch ich konnte diesmal beim Losen nicht mitmachen."
„Aber Du machtest doch sonst immer dabei mit?"
„Sonst, Vater, galt es immer nur einen Scherz. Mit einer so ernsten Sache, wie die gestrige, sollte man nicht scherzen."
„Warum nahmst Du denn die Sache so ernst. Fran; sah es gewiß nur für einen Scherz an; er lachte ja immer dabei."
„Mag sein. Ich für meinen Teil, kam dabei.in Unruhe und Sorge; ich konnte mir nicht helfen. Es lag wie ein Alp auf meiner Seele, und — gestehe ich es nur — es liegt mir noch so daraust"(Fortsetzung folgt.)
Telegramm
Berlin, 15. Juli (11 Uhr 15 Nachts). Reuters Bureau meldet aus Schanghai unterm 15. ds.: Eine amtliche Depesche des Gouverneurs von Schan- tung besagt: Geschütze der Chinesen legten Bresche in die Mauern der Gesandtschaften. Nach heroischer Verteidigung und nachdem die Munition erschöpft war, wur- den alle Ausländer gelötet. (Schw. B.)
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(Snaldaa IIIin) einznreichen, welche auch zu jeder näheren Auskunft gerne bereit ist.
Forstamt Neuenbürg.
Das
Sammeln von Preiselbeeren
ist für sämtliche Staatswaldungen des Forstbezirks vor dem 24. August (Bar- ihvlomä) auf Grund des Forstpolizeige- setzes Art. 22. Z. 1. bei Strafe verboten. Die Ortsvorsteher werden darauf hingewiesen, daß cs im Interesse ihrer Gemeindeangehörigen ist, wenn das vorstehende Verbot auch in ortsüblicher Weise bekannt gemacht wird.
Neuenbürg den 13. Juli 1900.
K. Forstamt:
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