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Nr.7S.
Rundschau
— Im Juli und August werden, wie schon mitgeteilt, von Stuttgart aus folgende Extrazüge ausgeführt: Sonntag 15. Juli und 26. August von Stuttgart nach Wildbad und zurück (ab 6 Uhr 30 Min. vorm.). Bei starker Beteiligung wird ein zweitei Sonderzug von Stuttgart ab 6 Uhr 50 Min. vorm., bezw. Wildbad ab 9 Uhr 05 Min. abends ausgeführt. Am Samstag 21. Juli von Stuttgart nach Berlin und Leipzig (ab 5 Uhr 35 Min. abends; Rückfahrkarten mit 45tägiger Gültigkeitsdauer). Am Sonntag 22. Juli von Stuttgart nach Freudenstadt und zurück. Am Samstag 28. Juli und 18. August von Stuttgart nach Friedrichshafen und zurück (ab 11 Uhr 05 Min. nachts.) Am Sonntag 5. August, von Stuttgart nach Urach und zurück (ab 6 Uhr 15 Min. vorm.). Am Sonntag 12. August, von Stuttgart nach Honau und zurück (ab 5 Uhr 45 Min. vormittags).
Neuenbürg, 5. Juli. Auf der Straße zwischen Ottenhausen und Schwann beging ein Goldschmied von Feldrennach an einem Bürger von Weiler einen Raubanfall und nahm dem Mann den von einem Viehverkaui Zerrührenden Betrag von 270 Park ab. Der Gauner wurde aber verhaftet und nach Neuenbürg ins Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert.
Heilbronn, 4. Juli. In der heutigen Vollversammlung der deutschen Partei mit der Tagesordnung: „Aufstel- lung eines Landtagskandidaten für die Stadt Heilbronn" wurde nach lebhafter Debatte Fabr. Peter Bruchmann jr., der sich zuvor dem Ausschuß gegenüber zur Annahme der Kandidatur bereit erklärt hatte, mit 81 gegen 2 Stimmen aufge- stellt, nachdem diese Kandidatur von zahl- reichen Rednern warm empfohlen worden war.
Tübingen. (Strafkammer.) Ein Nachspiel zum Liebenzeller Mordprozeß fand am 3. ds. vor der hies. Strafkammer statt. Angeklagt eines Verbrechens der Verleitung zum Meineid war der Ackerer Loh. Bender aus Gleishorbach bei Bergzabern. Bender ist ein Schwager des Joh. Hoffmann, dessen Tochter, die Löweu- wirtin Faas, wegen Ermordung ihres Mannes bekanntlich zum Tode verurteilt worden ist. Der Ang. soll im'Dez. v. I. und im Jan. d. I. wiederholt die Händlersehefrau Hans in Gleiszellen ausgesucht haben um sie von ungünstigen Aussagen gegen Hoffmann und dessen Tochter ab-
Aienstag 9. Juki 1800
zuhalten. Die Zeugin soll dem BruderI mitgeteilt haben, daß die Marie Faas ihr j zugestanden habe , daß sie den Mord an ihrem Mann gemeinschaftlich mit ihrem Vater ausgeführt habe und daß Marie Faas dritte Personen aufgefordert habe, den alten Hoffmann, ihren Vater, zu töten. Trotz der für Bender ungünstigen Beweislage konnte sich das Gericht von seiner Schuld nicht voll überzeugen und sprach ihn deshalb frei. Bender wurde sofort aus der Haft entlassen.
Vom Bodensee, 6. Juli. Musikdirektor Ludwig Liebe ist in hohem Alter von 80 Jahren in Chur, wo er bei seiner Tochter weilte, vorgestern gestorben. Liebe, der ein Schüler Spohrs ist, war einst Musikdirektor in Straßburg, Paris, Chur und in letzter Zeit, bevor er nach Chur übersiedelie, in Konstanz. Er war ein äußerst fruchtbarer uud tüchtiger Komponist, ebenso auch ein bedeutender Musikschriststeller. Die von ihm komponierten Männerchöre „Sonnenluft, Sonnenschein" und „Mein Heimatthal", aber auch noch viele andere, haben sich in den meisten Gesangvereinen eingebürgert.
Pforzheim, 5. Juli. Heute mittag verunglückte der Feingießer Karl Matthäus Spies, seine Frau und der Lehrling Gustav Talmon in Pforzheim dadurch, daß beim Herausnehmen eines Tigels mit flüssigem Eisen aus dem Schmelzofen der Tiegel aus der Zange herausfiel und den Gießer und seine Frau an den Füßen und Unterschenkeln und den Lehrling an Brust und Schultern erheblich verbrannte.
— Eine Minimalstrafe für Messer- Helden hat das Mannheimer Schöffengericht festgesetzt. Wer ein offenes Messer bei einer Rauferei gebraucht und wenn auch nur der geringste „Ritzer" damit verursacht wird, kommt unter 2 Monaten Gefängnis nicht mehr davon. Sonntag machten 2 Stichlinge den Anfang. Der Taglöhner Heinrich Arnold aus Epfenbach und der Taglöhnec Johann Müller verfielen je der Minimalstrafe von 2 Monaten Gefängnis.
Aus Bayern, 30. Juni. In dem schönen alten Donaustädtchen Straubing ist es, wie die Blätter schreiben, jüngst zu einem ergötzlichen Mißverständnis ge- kommen. Dort war mit dem Zug ein Reisender angekommen der einen beim Stadtturmdurchgange stehenden Packträger fragte, ob ein Optiker hier sei. Als durchaus ortskundig, gab der Dienstmann
86. Jahrgang.
den Bescheid mit den Worten: „Ja es is oaner da!" „Gur, dann führen Sie mich auf dem nächsten Weg zu ihm." Pflichteifrig durchschritt der Dienstmann mit dem Herrn und dessen Koffer den Theresienplatz, diePaff auer-Frühlingstraße. In der Nähe des „Frühlingsgarten" meinte der Reisende: „Hm, der „Optiker" wohnt aber abseits!" „Ja," äußerte der Dienstmann, „bei uns is dös Muaßsach' bei dö — Abdecker' von wegen des Ge- ruches, denn die toten Viecher riechen nöt guat!" Das Antlitz des Reisenden zog sich in die Länge. „Hab ich doch gesagt, ich will zum Optiker und nicht zum Schinder!" „Ja so", sagte der ver- blüfft dreinschauende Dienstmann, „warum sagts dös nöt glei! Da muaß ma wieder retour." Zu guterletzt mußten Beide ob ihres Mißverständnißes herzlich lachen.
— Der Kaiser telegrafierte dem Chef des Kreuzergeschwaders, dem Gouverneur von Kiautschou, dem Generalgouverneur von Schantung und den Vizekönigen von Nanking und Wutschang, er ver- pflichte sich auf fein kaiserliches Wort, für jeden z. Zt. in Peking eingeschloffenen Fremden jeder Nationalität, der lebend einer deutschen oder fremden Behörde übergeben werde, Demjenigen, der die Auslieferung herbeiführe, 1000 TaelS auszubezahlen. (1 Tael — ca. 19 Mark.) Auch übernimmt der Kaiser alle Kosten, die jedwede Uebermittelung seiner Zusage nach Peking verursacht.
Berlin, 6. Juli. Auf kaiserlichen Befehl haben zahlreiche Reservisten der deutschen Marine aus dem Jahrgang 1895 Gestellungs-Ordre erhalten u. sind sofort nach Wilhelmshafen abgereist, wo sie sich heute zu melden hatten, um nach ihrer Einkleidnng voraussichtlich schon morgen mit dem Kanonenboot Luchs die Reise nach Ostasien anzutreten.
Berlin, 7. Juli. Die hiesigen Chinesen, die zahlreichen Mitglieder der Gesandtschaft und die sonst hier lebenden, sind seit dem Eintreffen der Schreckensnachrichten hier stark beängstigt und wirklich voll Furcht um ihre Sicherheit, wozu natürlich nicht der geringste Grund vorliegt. Wir haben schon gemeldet, daß der chinesische Gesandte krank geworden ist, seine Wohnung nicht mehr verläßt und die Geschäfte einem Stellvertreter übergeben hat. Die übrigen Chinesen haben plötzlich europäische Tracht angelegt, verstecken ihren Zopf teils unter dem Hut, teils unterPe- rücken. Einer hat ihn im hohen Sieb