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Verwundete und büßten einen Teil einer Prooiant-Kolonne ein.
London, 2. Juli. Aus Kapstadt wird gemeldet, Lord Roberts richtet seine ganze disponible Hauptstreitmacht gegen die Truppe Dewets, der als der gefährlichste Burenführer betrachtet wird. Ferner wird gemeldet, daß di« Buren eine große Beweglichkeit im Osten yon Pretoria an den Tag legen.
London, 2. Juli. »Daily Telegraph* meldet aus Shanghai vom 1.: Prinz Luan bemächtigte sich der Personen des Kaisers und der Kaiserin und riß die höchste Gewalt an sich.
London, 2. Juli. Dem „Expreß" wird aus Shanghai gemeldet: Offizielle Depeschen, welche die Konsuln in Shanghai erhalten haben, bestätigen die Meldung von der Ermordung des deutschen Ge- sandten Baron von Ketteler. Als er die Gesandschaftsstraße hinunterritt, wurde er von chinesischen Soldaten und Boxern angegriffen. Diese zogen ihn vom Pferde und töteten ihn, die Soldaten hieben nachher den Körper mit Schwertern in Stücke. Die deutsche und 6 andere Gesandtschaften wurden dann verbrannt. Eine Anzahl chinesischer Diener von den Gesandschaften wurden erschlagen und ihre Leichen in die Flammen geworfen. Die Konsuln in Shanghai haben nun wenig Hoffnung, daß noch Ausländer in Peking am Leben sind.
London, 2. Juli. Aus Shanghai wird gemeldet, daß die ganze Provinz Shantung, in der sich die deutschen Interessensphäre befindet, sich in vollem Aufruhr befindet. Die Boxer sollen die deutschen Kohlenwerke in Jtsckmnfu zerstört, die Stadt Tsingtau erobert und die Missionshäuser vernichtet haben. Die Missionare hätten sich noch flüchten können. Weiter sollen die Boxer Niut- schwang, welches von russischen regulären Truppen und japanischen Freiwilligen verteidigt wird, bedrohen.
— AuS dem Bericht des Admirals Seymour über seinen Expeditionszug — sagt die „Nat.-Ztg." — geht klar und deutlich hervor, daß es die deutschen Truppen waren, welche eigentlich die Rettung der ganzen Abteilung herbeige- führt haben. Durch einen kühnen Handstreich eroberten sie 2 Geschütze der Chinesen, die bisher gegen die Europäer gerichtet waren, und ermöglichten es dadurch der Abteilung, das Arsenal zu be- setzen, in dessen Innern sich so viele Geschütze, Munition und Proviant vorfanden, daß die ganze Expedition sich einige Tage halten konnte. Hierdurch sind die starkeu Verluste der Deutschen leicht verständlich, denn sie sind offenbar mit deutschem Heldenmute zum Vorteil der ganzen Abteilung vorgegangen.
London, 2. Juli. Die Times meldet aus Yokohama vom 29. Juli. Man ist in Japan allgemein der Ansicht, daß sich aus den chinesischen Wirren die schwersten Verwicklungen ergeben werden, da die Sachlage in China eine günstige Gelegenheit zu eigennützigen Eingriffen bieten werde, wenn nicht vorläufig unter den Mächten, die gleichartige Interessen haben, ein klares Uebereinkommen zu Stande kommt. Japan sei auf kräftige Mitarbeit zur Politik der offenen Thüre und der Integrität Chinas vorbereitet, .'erde aber davon abgehalten, wenn die
britische Politik weiter unklar bleibe. Es biete sich jetzt eine ganz besonders gute Gelegenheit zur Lösung der Frage des äußersten Ostens, die wahrscheinlich dau» ernd und zufriedenstellend sein würde. Doch würde ein wirksame» Vorgehen un- möglich gemacht werden, wenn England sich nicht entschließe, den offenbar hervortretenden Fragen gegenüber eine klare Haltung einzunehmen.
Washington, 3. Juli. Admiral Kempff telegrafiert: Ein Läufer aus Peking berichtet: Die Gesandtschaften werden belagert. Die Lebensmittel seien nahezu erschöpft. Die Lage sei ganz ver- zweifelt. Der deutsche Gesandte sei von chinesischen Soldaten ermordet worden, als er sich in das Tsung-li-Aamen begeben wollte. Die amerikanische, die italienische und holländische Gesandtschaft seien nieder- gebrannt. 20000 chinesische Soldaten be- fanden sich innerhalb und 20 000 auß er- halb Pekings. 60 000 sollen auf dem Wege nach Tientsin sein. In Tientsin wurde noch gekämpft. Die Verbindung mit Tientsin mittels der Bahu und auf dem Fluß sei gestört.
Vermischtes
— Es steht in Aussicht, daß die Kohlen noch teurer werden, als sie bis jetzt schon sind. In einer Versammlung der Kohlenhändler Mannheims vor einigen Tagen wurde festgestellt, daß es kaum möglich sein dürfte, die im Spätjahr einlaufenden Aufträge in Hausbrandkohlen prompt ausiühren zu können. Die Nach, frage übersteigt schon jetzt die Angebote wesentlich. Die Beschaffung von Kohlen im Spätjahr werde erst recht schwierig sein. Die Versammlung beschloß daher, das Publikum aufzufordern, seinen Winterbedarf möglichst schon jetzt zu decken, zumal im Spätjahr noch weitaus höhere Preise zu erwarten seien.
Das Schnellfeuergewehr der Zukunft glaubt der italienische Leutnant Cei-Rigotti erfunden zu haben. Vor etwa zwei Wochen hat er einer Versammlung von Offizieren sein Gewehr vorgeführt, das nach Gewicht und Größe einem Kavallerie-Karabiner entspricht, 15 Schüsse in einer Sekunde, also 900 Schüsse in der Minute, abzugeben vermag und diese Leistung vollbringen soll, ohne daß der Soldat die Waffe von der Schulter zu rühren braucht. Von einem derartigen Schnellfeuer kann man sich eigentlich überhaupt keinen Begriff mehr machen, und die Geschosse würden einander so schnell olgen, daß man sie als eine fortlaufende Kette in der Luft sehen würde. Jedes Geschoß tritt mit einer Geschwindigkeit von 700 Metern in der Sekunde aus dem Lauf aus und wird von dem nächsten in einem Abstand von 45 Metern gefolgt. Es würde also ein ganzer Hagel von Geschossen in der verschwindend kurzen Zeit annähernd an demselben Ziel einschlagen. Man kann nicht mehr die einzelnen Entladungen unterscheiden, sondern hört nur einen einzigen langgezogenen Knall.
— Warum die Preise in der Pariser Weltausstellung alle so schwindlig hoch sind? Unter 80 000 Franken war in der Rue de Pari», wo sich die „Attraktionen" der Weltausstellung befinden, überhaupt keine Handbreit Platz zu erhalten. Dann mußte doch erst noch j irgend ein Haus darauf erstellt werden.
Ganze Vermögen aber brauchte es für Veranstaltungen mit größerem Baugrund. So hat das „Palais du Costüme" allein an Plazmiete 450,000 Frs. zu zahlen, das „Palais l'Optique" mit dem großen Fern- glas sogar 850,000 Franken. Die Wirt- schäften in der Ausstellung zahlen geradezu unheimliche Mietzinse, unter 100,000 Franken giebts von den größeren keine, wohl dagegen ein paar mit 150—200,000 Franken. Der „Spatenbräu" — ziem- lich versteckt an der Avenue Suffren — zahlt 200,000 Frs., der „Pilsener Ur- quell" sogar 300,000 und die 2 großen Duval-Restaurants die Kleinigkeit von 700,000 Frs. bezahlt, nur um eine Wasser- elle (Fußgängersteg) über die Straße
hinüber direkt in die Ausstellung bauen zu dürfen — einen Zugang, der noch sehr fraglichen Wert für die Frequenz des Dorfes hat. Die „Andalusierstraße", eigentlich mehr ein großes Gebäude, zahlte für die Erlaubnis, 2 Thüren nach dem Trocaderoplatz öffnen zu dürfen,
120,000 Franken. Die Platzmieten eines kleinen Blumen- oder sonstigen Kioskes für Kleinigkeiten betrugen 2300 bis 8100 Franken; 1889 wurden hiefür gleichmäßig 100 Fr», bezahlt. Und trotz dieser
Preise haben die Unternehmer sich um
die Plätze gerissen! Und warum auch nicht? Der fremde Ausstellungsbesucher bezahlt ja die Zeche!
Brand in den Docks des Rordd. Lloyd in Hoboken.
Das Brandunglück in Hoboken, das dem Nordd. Lloyd so bedeutenden Schaden gebracht hat, stellt sich nach den bis jetzt vorliegenden Nachrichten, sowohl was den Verlust an Menschenleben, als den Materialschaden anbetrifft, noch viel größer und entsetzstcher dar, als man nach den ersten Telegrammen vermuten konnte. Der Franks. Zeitg. geht aus Newyork folgendes Kabeltelegramm zu: Der Brand der Lloyddocks ist die schlimmste Katastrophe, die die Geschichte Newyorks kennt. Der Menschenverlust beträgt zwischen 200 und 500, der Materialschaden wird auf 10 Millionen Dollars (über 40 Millionen Mark) geschätzt. Die Dampfer „Saale", „Bremen" und „Main" sind total verbrannt, während „Kaiser Wilhelm der Große" nur gering beschädigt ist, so daß er seine regelmäßige Fahrt am Dienstag antritt. Der Brand entstand durch Selbstentzündung von Baumwolle auf dem Dock 3, in unmittelbarer Nähe der Hamburger Docks, die eine Zeit lang auch gefährdet waren, indessen trieb bald der Wind die Flammen auf die „Saale" und dann auf Dock 2, worauf „Bremen" und „Main", sowie Dock 1 ergriffen wurden. Neben diesem lag „Kaiser Wilhelm der Große", der sofort mittelst acht Schleppschiffen fortgebracht wurde. Daun schlugen die Flammen auf Thingvala-Dock empor, wo auch Gebäude, sowie das große Campbell'sche Lagerhaus zerstört wnrden. Hunderte von Menschen waren auf den Docks, vollständig abgeschnitten vom Land, sodaß sie ins Wasser springen mußten, wobei viele ertranken. In den Schiffsladeräumen waren Hunderte von Arbeitern, Stewards, Offiziere, erstere mit Löschen der Ladungen beschäftigt. Abgeschnitten von der Rettung, liefen sie an die Luken um Hilfe schreiend, mußten aber elendig, lich vor den Augen der Rettungsmann-