in einem markirten Anfall von Irrsinn ihre sämtlichen Kleider.
S i n d e l f i n g e n , 26. Juni. Mit dem Aufbau unserer Webschule ist nun begonnen und es wird das Gebäude Li/sstockig gebaut mit 3 Lehrsälen und einer Lehrerwohuung. Bis 1. Oktober soll das Gebäude fertig sein.
Vom Fränkische n, 25. Jun. In Appenfelden machte ein Geistlicher einen Krankenbesuch. Seinen Hund band er inzwischen in der Nähe eines Bienenhauses an. Die Bienen fielen über das Tier her und zerstachen es so, daß es verendete. Benachbarte Bürger, die den Vorgang sahen, wollten den Hund befreien, wurden aber ebenfalls übel von den Bienen zugerichtet. _
Pforzheim, 27. Juni. 2 Gauner suchten bei hiesigen reichen Einwohnern Darlehen und Unterstützungen zu erbetteln, indem sie Vorgaben, krank und im Besitze einer großen Familie zu sein. In ver- schiedenen Fällen erhielten dieselben auch größere und kleinere Geldbeträge, bis der Betrug entdeckt und die „kranken Familienväter" hinter Schloß und Riegel gebracht wurden.
— Der Marineverein inPforzheim ist auch den Schulen im Enzthal, die wegen der großen Entfernung die Stuttgarter Marineausstellung nicht besuchen konnten durch eine bedeutende Preisermäßigung entgegengekommen und hat den 3. Juli ausschließlich für den Besuch seitens der Schulen festgestellt.
— Ein Priv.-Telegr. des „Berliner Tgbl." meldet aus Friedrichshafen über den am letzen Samstag beabsichtigten Aufstieg des ZepPeli n'schen Luft- schifscs: Das so oft verschobene sehnsüchtig erwartete. Ereignis hatte heute Tausende und Abertausende im Vertrauen auf die offizielle Ankündigung des Aufstiegs des Grafen Zeppelin nach Friedrichshafen gelockt. Demnach waren Alle furchtbar enttäuscht, als der Aufstieg im letzten Augenblick durch einen Unfall verhindert wurde. Schon früh Nachmittags brachten Schiffe und Boote von allen Richtungen Tausende nach Manzell, wo sich die Ballonhalle befindet, während die Ufer schwarz von Zuschauern waren. Ich schätze die Menschenmenge auf vierzigtausend, die geduldig stundenlang in der .Sonnenglut ausharrte. Viele Stunden weit waren sie hergekommen, aus allen Teilen Suddeutschlands, allein 3200 Radfahrer. Das Publikum harrte geduldig der letzten Vorbereitungen. Da ertönte wenige Minuten vor sieben, als alles fertig war, ein dumpfer Knall, ein Ballon des Luftschiffes war geplatzt. Im nächsten Augenblick wurde eine blane Flagge gehißt zum Zeichen, daß der Auf- sueg nicht stattfinden werde. Das Publikum war sehr ungehalten, das Komitee sebst ganz konsterniert, da bis zum letzten Augenblick alles gut gegangen war. Man hofft, bis morgen den Schaden ausbessern zu können, doch ist inzwischen ein stärkerer Westwind eingetreten der der Auffahrt ungünstig ist. Beim Warten am Nachmittag war noch ein aufregendes Intermezzo zu verzeichnen. Der Motor eines Benzinbootes explodierte, im Nu stand das Boot in Flammen. Die Insassen wurden rasch auf herzu- 'ilende Boote gerettet und der Brand
von der anwesenden Feuerwehr gelöscht.
' — Zur Verabschiedung des komman
dierenden Generals des 15. Armeekorps in Straßburg, Generalleutnant von Meerscheidt-Hüllessem, die vor einiger Zeit erfolgte, wird der „Frf. Ztg." folgendes mitgeteilt: Es darf als feststehend angesehen werden, daß dem General von Meerscheidt-Hüllessem seine Art „papierne Manöverideen zu durchkreuzen", den blauen Brief eingetragen hat. Als im verflossenen Jahre „die Schlacht bei Hochdorf" während der Kaisermanöver bei Ludwigsburg geschlagen werden sollte, war von Meerscheidt-Hüllessem mit seinem Armeekorps anstatt nach Vaihingen a. d. Fild. nach Vaihingen an der Enz mar- schiert. Die Manöver mußten am 11. September zur allgemeinen Ueberraschung gänzlich ausfallen und der regnerische Tag mußte zu „strategischen Märschen" benutzt werden, um die vom 15. Armeekorps total verfahrene Position wieder einzurecken. Man hatte sich damals gewundert, daß der Kaiser des Wetters wegen nicht in die Manöver fahren wollte, und in der badischen Residenz wurde angenommen, es geschehe dies mit Rücksicht auf den Großherzog. Seit jenem Tage stand von Meerscheidt-Hüllessem trotz seines vorzüglichen Kniebis-Ueber- ganges mit „einem Fuß in dem Cylinder". Keiner der Eingeweihten, und zu diesen gehörten alle Manövcrteilnehmer, war im Zweifel, daß der General nach Ablauf der üblichen „Respektszeit", welche ein Jahr beträgt, werde gehen müssen. Als sein Nachfolger wurde damals General von Bülow, der Kommandierende in Münster, genannt der „rauhe Ernst" bezeichnet, der mit den Zivilbehörden nicht besonders gut stand und dem eine Luftveränderung wohl erwünscht gewesen wäre. Herr von Bülow ist aber in Münster geblieben und General von Herwarth nach Straßburg gekommen.
Berlin, 30. Juni. Der deutsche Geschwaderchef telegraphiert: Die deutsche Expedition ist nach Tientsin zurückgekehrt. Die Anstrengungen waren außerordentlich, die Leistungen unserer Leute vorzüglich. Gefallen sind Kapitän Buchold und drei Matrosen von der Kaiserin Augusta; 1 Matrose von der Hertha, 6 Matrosen von der Hansa. Schwer verwundet wurden Kapitän-Leutnant Schlieper, 2 Ober- Leutnants, 1 Leutnant, und 1 Obersani- tätsmaat von der Haufa, 1 Matrose von der Hertha; 1 Heizer von der Gefion. Leicht verwundet sind Kapitän von Usedom und Ober-Leutnant Zerssen. Von den Gesandtschaften fehlt noch immer jede Nachricht. Die Expedition kehrte bei Langfang um und war nicht in Peking.
London, 30. Juni. „Daily Telegraph" meldet ans Kanton vom 28.: Die Abreise Li-Hung-Tschangs nach dem Norden unterblieb, in Folge eines gestern Abend spät ganz unerwartet eingetroffenen Befehls des Kaisers und der Kaiserin- Witwe. Auf Befehl Li-Hung-Tschangs wurden gestern 131 Piraten und Boxer geköpft, um den aufrührerischen Elementen, die mit eiserner Hand unterworfen werden müssen, Schrecken einzujagen.
In ü d a f r i k a müssen die Engländer selbst jetzt noch immer wieder kleinere wie größere Schlappen seitens der Buren mit in den Kauf nehmen. Besonders unangenehm dürfte ihnen die Weg
nahme eines von 150 Hochländern begleiteten Wagenzuges durch die Buren zwischen Rhenoster und Heilbronn sein, da hierbei die Begleitmannschaften fast sämtlich gefangen genommen wurden. Zwar gingensofort englische Verstärkungen nach dem Schauplatze des Ueberfalls ab, sie wurden aber von überlegenen Kräften des Gegners zurückgeschlagen. Gleichzeitig muß Feldmarschall Roberts einen anderen fast noch ernsteren Mißerfolg der Engländer melden; die Buren machten einen Angriff auf das Derbyshire-Regiment, wobei dasselbe 35 Tote und 111 Verwundete verlor, während der Rest in Gefangenschaft geriet. Solche gelungene Vorstöße können die Buren nur zur kräftigen Fortführung ihres Guerrilla- krieges ermutigen.
Telegramm der Wildbader Chronik.
London, 2. Juli. Das Reuten- sche Bureau melder von gestern: Der deutsche Gesandte in Peking wurde am 18. Juni in dem Augenblick als er sich nach dem Tsungli Damen begab, ermordet. Ein Dolmetscher wurde verwundet, konnte sich jedoch in eine Gesandtschaft flüchten. Am 23. Juni waren nur noch 3 Gesandtschaften unversehrt.
Lindau, 2. Juli. Gestern Abend 8 Uhr verließ Zeppelins Ballon die Halle, 8.10 Uhr war er im Freien, bewegte sich etwa 400 ra in einer Höhe von 7—8 Meter in den See. Die Fachkreise sind hocherfreut über das befriedigende Ergebnis. Um 10 Uhr landete das Riesenluftschiff wieder in der Halle. In den Gondeln waren Graf Zeppelin, Burr, Eugen Wolf, Baron Pappus, Monteur Groß. Die Direktion auf den Pontons hatten Hauptmann von Siegesfeld und Oberingenieur Kühler.
Vermischtes.
Allgemeine Charakteristik des Monats Juli nach Falb. Dieser Monat charakterisiert sich durch eine auffallende Unbeständigkeit des Wetters. Jedoch in Bezug auf die Gewitter und die Temperatur läßt sich eine Unterscheidung der ersten und zweiten Hälfte desselben aufstellen. Die Temperatur ist in der ersten Hälfte verhältnismäßig tief, in der zweiten normal. Gewitter sind dementsprechend in der ersten Hälfte ziemlich selten, während sie sich durch die ganze zweite Hälfte gleichmäßig verteilen, eine größere Häufigkeit jedoch nur in der Nähe der kritischen Termine aufweisen. Die Landregen sind besonders in der ersten und letzten Woche sehr ausgebreitet und ergiebig. Ferner auch an den kritischen Terminen. In den Zwischenzeiten folgen dann stets wieder einige recht schöne, trockene Tage, die sich jedoch niemals auf die Dauer einer Woche erstrecken. Speziell vom 1. bis 5. Juli treten ausgebreitcte und stellenweise sehr ergiebige Regen ein, die meist Landregen sind. Die Gewitter sind nicht sehr zahlreich- Die Temperatur liegt tief unter dem Mittel. Vom 6. bis 9. Juli wird eS sehr trocken. Die Temperatur beginnt zu steigen. Vom 10. bis 15. Juli macht sich der kritische Termin des 12. (1. Ordnung) durch