Amtsblatt für die Staöt Witöbaö.

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Ur.7S.

Samstag 30. Juni 1900

36. Jahrgang.

Rundschau.

Stuttgart, 27. Juni. Der König verabschiedete sich heute Vormittag im Kasernenhofe der großen Jnfanteriekaserne von den nach China abgehenden Frei­willigen derwürttembergischenRegimeut-r. Nach Begrüßung der anwesenden Osu- schritt der König die 64 Gemeine .»>) 4 Unteroffiziere zählenden Freiwilligen ab, sprach längere Zeit mit einzelnen und erkundigte sich nach deren Verhältnissen. Der König hielt eine längere Ansprache an die Mannschaften, in der er seiner Ueberzeugung Ausdruck gab, daß die Soldaten seines Landes auch im fernen Osten sich bewußt sein werden, was ihre Pflicht und Schuldigkeit ist, daß sie dem Namen Württemberg Ehre machen und in bester Manneszucht und voller Hingabe an ihr Vaterland ihre Soldatenlaufbahn jenseits des Meeres fortsetzen werden.

Stuttgart, 27. Juni. Zu dem am nächsten Sonntag hier stattfindenden Preis- und Blumenkorso, welchen der 8. Gau (Württemberg) des deutschen Radfahrerbundes veranstaltet, hat der König eine wertvolle Ehrengabe gestiftet. Zur Teilnahme haben sich schon zahl­reiche Vereine aus Baden, Elsaß, Hessen und Bayern angemeldet. Ein Waren- Haus sucht das andere zu unterbieten. Ein neues Unternehmen in der Fried­richsstraße offeriert ein PfundPrima" Kernseife für 12 Pfg. und 10 Schachteln Streichhölzer für 6 Pfennig.

Friedrichshafen, 27. Juni. Nach ' dem das lenkbare Luftschiff des Grafen v. Zeppelin vollendet und fahrtbereit iA, sind von den Luftschifferabteilungen Berlin und München Offiziere und Mannschaften eingetroffen und haben die Offiziere gestern und heute die 56 hiesigen Turner und Feuerwehrleute, die zur Hilfeleistung beim Aufstieg erbeten wurden, instruiert und eingeübt. Das Hotel zum deutschen Haus, wo auch Graf Zeppelin wohnt, ist über­füllt. Für den vermehrten Telegraphen, verkehr ist Vorsorge getroffen.

Pforzheim 26. Juni. Im Städt­ischen Saalban ist am lezten Samstag eine Ausstellung der Bäckerei, Konditorei und verwandten Gewerbe, verbunden mit einer Marineausstellung, vom Chef des Geheim- kabinets Geh. Leg.-Ratv. Babo im Namen des Großherzogs, als des Protektors,feier­lich eröffnet worden. Der Vorsizende des FreienDeutschen Bäckerverbandes,Philgus, Frankfurt a. M., sowie derjenige der Freien

Bäckergenossenschaft Pforzheim, Wagner, hielten Begrüßungsansprachen. Namens des Ministers des Innern überbrachte Geh. Oberreg.Rat Braun Grüße und beglück­wünschte insbesondere die Genossenschaft Pforzheim zu ihrer gelungenen Ausstel­lung. Heute nun fanden die Verhand­lungen des 6. Verbandstags des Freien Deutschen Bäckerverbandes statt, wozu sich die Bäckermeister aus Südwestdeutschland außerordentlichzahlreicheingefundeu hatten. Der Oberbürgermeister von Pforzheim, Habermehl, begrüßte die Versammlung im Namen der Stadtverwaltung. Der Ver- band hat in den lezten 2 Jahre» um etwa 800 Mitglieder zugenommen. Bei der Frage des Anschlusses an den aus Inn­ungen bestehenden, hauptsächlich norddeut­schen Verband Germania, aus dem die Ge­nossenschaften seiner Zeit ausgeschlossen wurden, wird eine Vereinigung als ver­früht erklärt, jedoch bei allen wichtigen Fragen, besonders in Bezug auf Gesetz­gebung, empfohlen, mit dem Verband Germania Hand in Hand zu gehen. Vom Maximalarbeilstag im Bäckereigewecbe will die Versammlung nichts wissen, jedoch erklärt sie iich mit einer Minimalruhezeit von 10 Stunden einverstanden. In den Städten sollen allgemeine Freinächte an Ostern Pfingsten und Weihnachten einge­führt werden, die Festlegung der Nächte aber durch Ortsstatut gleichmäßig für die einzelnen Orte erfolgen, Die Beratung von Maßregeln zur Bekämpfung der Streik­sucht wird von der Tagesordnung abgesezt und in einer engeren Versammlung erledigt. Auf Anregung der k. württ. Zentralstelle für Gewerben. Handel wird die Ausstellung von Lehrlingsarbeiten aus dem Bäckerei­gewerbe zur Diskussion gestellt. Die meisten Redner halten eine solche Ausstellung für wertlos, da, wie der Vertreter von Straß, bürg aus seiner Erfahrung als Preis- richter mitteilt, solche Arbeiten doch nicht von den Lehrlingen, sondern vom Meister oder einem Gesellen hergestellt würden. Der seitherige Vorstand mit dem Sitz in Frankfurt a. M. wird wieder gewählt; der nächste Verbandstag i. I. 1902 soll in Wiesbaden, Frankfurt oder Mannheim stattsinden.

Kilchberg, O.A. Tübingen, 26. Juni. Auf erschreckende Weise entledigte sich hier ein 14jährigeS Mädchen aus Pfäff- ingen der Aufsicht über das ihr anver- traute 6 Monate alte Kind ihres Brot­herrn. Nachdem die Eltern aufs Feld gegangen, nahm die jugendliche Mörderin

das Kiffen und drückte dasselbe so lang^ auf das arme Würmchen, bis es erstick war. Als Grund der That giebt es Heimweh an. Das Mädchen wurde, nachdem es zuvor ein umfassendes Ge­ständnis abgelegt hatte, sestgenommen und an das Amtsgericht Tübingen ab­geliefert.

Bietenhausen, rS. Juni. (Hohen;.) In der letzten Woche zeigte sich in der Nähe unseres Dorfes ein eigenartiges Naturereignis, 2 Gewitter,eines von Westen, das andere von Osten kommend, trafen sich über der Mulde zwischen Höfendors und Wachendorf. Das östliche Gewitter stand bedeutend tiefer. Gleich nach dem Zusammentreffen fuhren die Wolken mit großer Geschwindigkeit nieder. ES bildete sich ein regelmäßiger Wolkentrichter, der bis zur Erde reichte. Ter Wirbel be­wegte sich zuerst über Feld und Wiesen. Das Heu wurde hoch aufgewirbelt und die Wiesen waren wie abgcfegt. Weiter östlich verengt sich die Mulde zu einer Waldschlucht, worin sich die meisten Privat­waldungen von Bietenhausen befinden. Diese wurden arg zugerichtet. Fast alles wurde um- und abgerissen. Stämme mit 3040 cm Durchmesser wurden mehrere Meter über dem Boden wie Halme ge­knickt, abgedreht, gespalten und nach allen Richtungen niedergeworfen. Etwa 12 Morgen der schönsten Waldungen wurden zu Grunde gerichtet und bieten ein Bild der Zerstörung. Es waren namentlich die 20 bis 30jährigen Bestände, die am meisten Schaden gelitten haben. Auch verschiedene in der Nähe befindliche Hopfengärten sind niedergelegt.

Mainz, 27. Juni. Während des Gutenbergfestzuges waren in Mainz die Liebe fleißig bei der Arbeit. Es wurden nämlich durch Einbruch in der Frauen­straße einem Privatmann 450 Mark baar und für 30000 Mark Werthpapiere, einem Küfer in der Erthalerstraße 800 Mark, einem Bäcker in der Frauenlob­straße 450 Mark, einem Eigarrenhändler in der Forsterstraße 350 Mark und einem Bäcker am Frauenlobplatze 280 Mark ge- stöhlen. Auch waren die Taschendiebe gehörig bei der Arbeit. Eiue Menge von Portemonnaies wurden während des Fest­zuges gestohlen. Am Bahnhof wurde einem Reisenden die Brieftasche mit über 300 Mark und anderen Passagieren geringere Geldbeträge gestohlen. Auf dem Guten­bergplatz wurden zwei Herren je eine goldene Uhr, die eine im Werthe von