Amtsblatt für öie Staöt Wilöbaö.

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Dienstag 49. Juni 1900

86. Jahrgang.

Rundschau.

Stuttgart, 16. Juni. Auf eine Anfrage des Abg. Haußmann wegen der künftigen Verfassungsreform erklärte Mi­nisterpräsiden tv. Mittnacht in der Kammer, die Regierung halte sich durch den alten Entwurf nicht mehr für gebunden, weder im Ganzen, noch im Einzelnen. Für jetzt lehne die Regierung eine Erörter­ung ab.

Calw, 14. Juni. Unsere Stadt­verwaltung läßt gegenwärtig größere Bauten ausführen. Die Umwandlung des bisherigen Oelgaswerkes iu ein Stein­kohlengaswerk mit einem Aufwand von 110 000 Mk. ist in Angriff genommen und in einigen Monaten vollendet. Tie Korrektion der Altburger Steige mit einem Aufwand von 108 000 Mk. folgt sofort. Gestern haben die bürgerlichen Kollegien eine wiederholte Erweiterung des Wasserwerks beschlossen. Das Bischoff- brünnele in der Bischoffstraße, ein aus­gezeichnetes Ouellwasser, wird durch Pumpwerk, das von einem 6pferdigen Gasmotor getrieben wird, in die be­stehende Leitung gebracht. Die Ausführ­ung wurde der Firma Körting in Han­nover übertragen. Die Kosten belaufen sich auf 12 000 Mk.

Tübingen, 13. Juni. Tages­ordnung für die Schwurgerichtssitzungen des 2. Quartals: Montag, den 18. Juni, vormittags 9 Uhr: Strafsache gegen den 26 Jahre alten Bahnbauarbeiter Domi- nito Picchione ans Pizzoli, Provinz Aquila, wegen Verbrechens des Mein­eids; Dienstag, den 19. Juni, vormittags 9 Uhr: Strafsache gegen 1. den 26 Jahre alten Bäckergesellen Heinrich Roller von Kuppingen, QA. Herrenberg, wegen Ver­brechens des Meineids, 2. den 20 Jahre alten Korbmacher Johs. Hofmeister von da und 3. den 19 Jahre alten Zimmer­mann Christian Walz von da wegen eines Verbrechens der gemeinschaftlichen An­stiftung zum Meineid; Mittwoch, den 30. Juni und die drei folgenden Tage, je vormittags 9 Uhr: Strafsache gegen die 33 Jahre alte Eva Maria geb. Hoffmann, verw. Faas, jetzt geschiedene Buchmann von Gleiszellen bei Bergzabern in der Pfalz, früher wohnhaft in Liebenzell, QA. Calw, wegen Gattenmords.

Vereinigte Uhrenfabriken von Ge­brüder Jnnghans und Thomas Haller A.G. in Schramberg. Unter dieser Firma ist unter Uebernahme der Fabriken Gebr. Jnnghans in Schramberg und Thomas

Haller in Schwenningen gestern 15. Juni eine Aktiengesellschaft mit einem Grund­kapital von 6 Millionen Mark errichtet morden. Gründer der Gesellschaft sind die Firmen Gebr. Jnnghans in Schramberg und Thomas Haller in Schwenningen, die K. Württ. Hofbank, die Württ. Vereins­bank, die Württ. Landesbank und das Bankhaus Doerteubach u. Co. in Stutt­gart. Der Vorstand setzt sich zusammen aus Komm.-R. Arthur Jnnghans als Generaldirektor, Andreas Haller als Direktor, Erwin Jnnghans und Thomas Haller als stellv. Direktoren.

Auf dem Verbandstag der Wirte Württembergs, der am Dienstag in Heiden­heim stattgesunden hat, beleuchtete Schramm-Stnttgart den Stand der Um­geldgesetzgebung. Die wiederholten Ein­gaben der Wirte an die Stände hätten wenigstens einigermaßen Erfolg gebracht. Er hoffe, daß ein weiterer Erfolg bei weiterer Behandlung der Frage zu ver­zeichnen ist. Neher-Heilbronn ist mit dem Erreichten nicht ganz zufrieden. Er meinte, man müsse fortagitieren, bis alles erreicht sei. Banzhaf-Stuttgart ist der Meinung, sich des Erreichten zu freuen und eine günstige Gelegenheit zur Vor- bringnng unserer Wünsche abzuwarten. Ein weiterer Punkt der Tagesordnung betraf die Stellungnahme gegen den Flaschenbierhandel, über welchen Schramm- Stnttgart referierte. Er hob hervor, daß auf dem Wege der Gesetzgebung vor­läufig nicht viel zu erreichen sei, sondern daß die Gastwirte durch Selbsthilfe Wandel schaffen müßten. Eine Resolution wurde angenommen des Inhalts,daß der Flaschen­bierhandel eine schwere Schädigung des Wirtsstandes mit sich bringe. Es sei zu erwarten, daß die Brauereien mit dem Wirtsgewerbe Hand in Hand gehen würden. Sollte sich diese Erwartung nicht erfüllen, so soll der Ausschuß beauftragt werden, eine Eingabe um höhere Besteuerung nach bayerischem Muster an die Kammer zu richten. Der nächste Verbandstag ist in Calw.

Porzheim, 13. Juni. Heute früh 7 Uhr erhängte sich der Ende der 50er Jahre stehende verheiratete Zimmermeister Jakob Walter. Was den in guten Ver­mögensverhältnissen sich befindlichen Mann zu diesem Schritt getrieben hat, bedarf noch der Aufklärung. In der Altstadt schoß ein 11 jähriger Junge dem 13 jähri­gen Sohn einer armen Witwe, Jourdan,! mit einem Revolver ins linke Auge. §

Schwerverletzt liegt der arme Junge im Spital. Ein Goldarbeiterlehrling stürzte mit einer Flasche Scheidewaffer. Diese zerbrach und das Wasser spritzte dem Lehrling in die Augen, so daß er nach ärztlicher Aussage das Augenlicht verlieren wird.

Pforzheim, 12. Juni. Pforzheim wird nun auch bald seine Ausstellung und zwar größeren Stils haben: die Fach­ausstellung der Bäcker und Conditoren, sowie deren Bedarfsartikel. Dieselbe ist in dem erst vor kurzem eröffneten Saal­bau untergebracht und kann dank der opferfreudigen und energischen Arbeit der beteiligten Faktoren am 23. Juni eröffnet werden. Wir sind in der Lage, schon heute eine kurze Skizze der gesamten Aus­stellung zu geben und an Hand dieser wird jedermann zu der Ueberzeugung ge­langen, daß dieselbe in allen ihren Ein­zelheiten das Prädikat:Reichhaltig, gut und lehrreich" verdient. Die Arrangeure dürfen mit Stolz und Genugthuung auf ihr Werk schauen und wir sind überzeugt, daß das Publikum Aussteller sowohl wie die Besucher von dem Gebotenen freudig überrascht und was die Hauptsache ist viel Nützliches und Lehrreiches in der Ausstellung finden wird. Die Ausstellung zerfällt in 6 Gruppen und zwar enthält Gruppe 1: Bäckerei- und Conditorei-Er- zeugnifse; Gruppe 2: Erzeugnisse der Koch­kunst; Gruppe 3: Wein, Spirituosen, Frnchtsäfte, Präserven, hygienische Nähr­mittel : Gruppe 4: Materialien und Roh­produkte; Gruppe 5: Maschinen, Backöfen und Gerätschaften; Gruppe 6: Litteratur, Altertümer, Laden- und Kücheneinricht- ungen, Dekorationen ec. Jede der einzelnen Gruppen ist äußerst reich beschickt und wird ein interessantes Bild des friedlichen Wettbewerbs derGewerbetreibenden bieten. Interessant ist jedenfalls auch eine Back­stube im vollen Betriebe zu sehen und die riesigen Fortschritte zu beobachten, die gerade das Bäckcrgewerbe in den letzten Jahren gemacht. Hierzu wird dem Besucher reichlich Gelegenheit geboten werden. Und es ist ein erfreuliches Zeichen, daß das Gewerbe, speziell aber die Pforz- heimer Gewerbetreibenden keinen Still­stand kennen, sondern fortwährend i die Errungenschaften auf den einschläggen Gebieten sich zu Eigen machen und nutz­bringend verwerten. Die Ausstellung wird den Beweis liefern, daß das Kleingewerbe ! ebenso wie die Industrie Pforzheims in §den letzten Jahren einen ungewoh T nt

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