Amtsblatt für öie Staöt Wildbaö.
Mmr§ü-Anzeiger für MihdRö und Imgedung.
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Ur.S-L.
Scrrnstcrg 2. Juni 1900
86. Jahrgang.
Pfingsten 1900.
sNachdr. verboten-1
Nun ist er endlich doch gekommen, Ter holde Lenz mit Duft und Glanz, Und hat den Bann von uns genommen. Und uns geschmückt mit frischem Kranz! Vergessen sind die grauen Tage, Vergessen Winterweh und Leid!
Nun grüßt mein Herz mit frohem Schlage Dich wundersel'ge Pfingstenzeit! . . .
Wie reger Drang, sich zu entfalten Schon in den Rosenknospen schwellt! . . Das ist der Pfingstcngeister Walten,
Die feurig brausen durch die Welt!
Sie schaffen Licht an tausend Stätten Und lösen aus des Zweifels Haft Und aus des Kleinmuts Kerkerketten Die flammende Apostelkraft!
Sie lodern aus den Blütenfarben,
Zu denen froh Dein Auge schweift;
Sie pred'ge.i aus den jungen Garben, In denen künft'ger Segen reift!
Sie rufen aus den Fliederzweigen,
Drin keck ihr Lied die Trossel singt;
Sie Hallen aus dem Kinderreigen,
Ter sich im Lindenschatten schwingt!
Sie leuchten aus dein Glanz der Falter Die frei durchgaukeln Feld und Wald; Sie rauschen aus dem Jubelspalter,
Der feierlich den Dom durchschallt!
Sie flüstern aus dem Laub der Birken, Die lieblich an den Pforten stehen:
O, laß der hehren Geister Wirken Befreiend auch Dein Herz durchwehen!
Wirs ab die Fesseln, die Dich drücken, Der Selbstsucht Macht, des Zweifels Pein, Und lern' vom Lenze, im Beglücken Der Erdenkinder glücklich sein! . . . Wenn in Dir auch für den Geringsten Ein heiliges Erbarmen glüht,
Dann hat Dir still der Geist der Pfingsten Den Lenz bescheert, der nie verblüht! . .
Rundschau.
LiebenzeII, 29. Mai. Große Freude ist heute einem 80jährigen Taglöhner von Beinberg wiederfahren. Derselbe erhielt die Nachricht, daß er eine jährliche Altersrente von 135 Mk. erheben dürfe und zwar rückwirkend vom 1. Januar 1891 an. Der so Hochbeglückte konnte heute den schönen Betrag von 1271 Mk auf dem hiesigen Postamt in Empfang nehmen, so daß diesem Manne ein gemütlicher Lebensabend beschieden ist.
Aus Freuden stadt wird dem „Schw. Merkur" geschrieben: Mit dem Eintritt des Frühlings hat auch die Kurzeit bereits ihren Anfang genommen, und cs weilt schon eine stattliche Anzahl von Fremden hier. Die kommende Saison wird den Besuchern unserer Lnftkurstadt abermals weitere Gelegenheit zu gemütlicher Unterkunft bieten, denn 3 weitere mit allen Einrichtungen der Neuzeit ausge- stattete Hotels wurden im Lauf des letzten Jahrs erstellt. Letzten Samstag wurde das unmittelbar am Waldessaum des Palmenwalds gelegene Cafe und Restaurant von E. Lutz z. Schwarzwaldhotel durch ein feierliches Eröffnungsessen dem Berkehr übergeben. Durch seine prächtige Lage, seine praktische Einrichtung und vornehme Ausstattung wird es einen Hauptanziehungspunkt für die Fremden bilden. Bon ausgedehnten Gartenanlagen umgeben, von denen der unmittelbare Eintritt in den Palmenwald ermöglicht ist, bietet das Restaurant im Parterre die Nestaurationsräume, einen luxuriös ausgestatteten Speisesaal nebst Salon und einem Cafesaal, der rings von einer mit prächtigen Glasmalereien geschmückten Veranda umgeben ist. Der 1. und 2. Stock enthält im reichsten Stil gehaltene Fremdenzimmer. Bei der Eröffnungsfeier überbrachte Stadtschultheiß Hartranft herzliche Glückwünsche für das prächtige neue „Waldschlößlein". Auf 1. Juni wird das an der neuangelcgten Turnhallestraße gelegene Hotel „Herzog Friedrich" von M. Lauser z. Rappen und in Bälde auch das „Kurhaus Waldcck" von K. Luz z. Hotel Waldeck eröffnet werden.
N u l e n d o r f, 26. Mai. Dieser Tage passierten etwa sechs junge Leute unser» Bahnhof und fuhren der Schweiz, ihrer Heimat, zu. Dieselben kamen vom Burenkrieg, wo sie an der Seite des tapferen Völkchens als Freiwillige stritten, infolge der Strapazen aber arg hernnterkamen und nicht mehr kämpfen konnten
— Von der badischen Grenze, 28. Mai. Gestern fand in Wimsheim im Lamm eine aus den Orten Wimsheim, Wurmberg, Bärenthal, Friolzheim, Mönsheim, und Oeschelbronn gntbesnchte Versammlung zur Förderung des Strohgänbahn- Projekts statt. In derselben wurde nach dem Vortrag eines Pforzhcimer Herrn eine Resolution angenommen, in welcher die Vertreter der genannten Orte einstimmig erklärten, mit aller Kraft ans das Gelingen des Projekts hinznarbeiten
und durch einen Anschluß einerseits in Ludwigsburg oder Zuffenhausen, andererseits in Pforzheim die Gegend dem Verkehr zu erschließen und den zahlreichen Arbeitern des Bezirks das Aufsuchen ihrer Arbeitsstätten zu erleichtern.
Schönau A. H., 30. Mai. Dieser Tage wurde auf dem Rathanse das Recht des Jagens und Fischens ans hiesiger Gemarkung neu verpachtet. Der B. L. Z. wird dazu noch weiter geschrieben: Bekanntlich ist die Steinach reich an den wegen ihres schmackhaften Fleisches sehr geschätzten Bachforellen. Weniger bekannt wird es aber sein, daß in diesem Ge- birgsbächlein, hauptsächlich oberhalb Schönau, auch die deutsche Flußperlmuschel zu finden ist, welche die kostbaren Haus- perlen liefert, die meist die Größe eines Stecknadelknopfes erreichen und aus Perl- muttermasse bestehen. Kurfürst Karl Theodor (1742—99) ließ diese Tiere in die Steinach einsetzen. Seitdem haben sich die Muscheln ungeheuer vermehrt, sodaß an manchen Stellen das Bachbett wie mit denselben gepflastert erscheint. Der jeweilige Inhaber der Fischpacht hat auch das Recht, nach dey Perlen zu fischen. Die Perlfischerei wird alle sechs Jahre unter staatspolizeilicher Aufsicht vorgenommen. Mittels besonders konstruierter Zangen werden die Schalen geöffnet und alsdann nach den Perlen, die zwischen den weichen Teilen des Mantels der Muschel sitzen, gesucht. Freilich muß manches Hundert ausgemacht werden, bis endlich eine Perle gefunden wird, die aber nach Umständen das mühsame Geschäft des Suchens schon belohnt.
Berlin, 26. Mai. Der Voss. Ztg. wird aus London gemeldet: Reuter erfährt cus Kiniberleyoom 22. Mai: Nach Aussage eines in Mafeking eingeschlossen gewesenen Engländers war Badcn-Powell vorbereitet, die Belagerung noch 50 Tage auszuhaltcn. Ter letzte verzweifelte Burenangriff wäre beinahe gelungen und schlug nur dadurch sehl, daß Snhman im kritischen Moment den Ansturm oufgab und die Garnison somit ihre ganze Kraft gegen de» Kommaudante» Eloff verwenden konnte. Es wird behauptet, Snhman habe dies aus Eifersucht auf Eloff absichtlich gelhan. Im Gefecht vom 12. Mai Halle General Dclarey die Entsatztruppen vom Molvpvfluß vertrieben. Hätte nicht einer der Buudcsoisiz ere einen l Schnitzer begangen, so wären diese abge- l schnitten worden.
«Ls» Der Pfingstfeiertage wegen erscheint nächste» Dienstag kern Blatt. "Ms