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Wcrr 1600

36. Jahrgang.

Rundschau. I

Stuttgart. Der Verbandsvorstand! der Württcmb. Gcwerbevereine, Prof. Gicßler hat in zwei Eingaben an die K. Centralsteüe für Gewerbe und Handel die Bitte an die K. Regierung gerichtet, es wolle in Paris ein ständiges Bnrean zur Orientierung und Führung der Ausstel­lungsbesucher aus Württemberg errichtet werden. Das Kgl Ministerium hat den Antrag gutgeheißen und die 51. Ceutral- stelle für Gewerbe und Handel mit der Einleitung der erforderlichen Schritte be­auftragt. Im ganzen Lande wird die Kunde von diesem Entscheid des K. Mi­nisteriums mit ungeteilter Freude und großem Dank aufgenommen werden.

Tübingen, 25. Mai. In öffent­licher Sitzung des 51. Landgerichts vom 23. Mai wurden zur Dienstleistung als Geschworene für das 2. Quartal durch das Los u. A. bestimmt: Adam Schaible, Gcm.-Rat in Ettmannsweilcr; Gg. Eisen­lohr, Privatier in Reutlingen : Joh-Pfeiffle, Fabr. in Ebhansen; Joh. Bohnenberger, Gutsbes. in Langenbrand, O A. Neuenbürg; Karl Laiblin, Fabr. in Reutlingen; Kart B o s ch, Oberförster in Wildbad; Leop. Lutz, Kauf»!, in Calmbach, O.A. Neuen­bürg; Friedr. Kalmbach, Gmdepfl. in Altensteig-Dorf; Louis Betz, Sägcwerkbes. in Unterreichenbach.

(Str afkammcr Tüb ingeu.) Der verheiratete Fabrikarbeiter Ludwig Bayer von Calw hat fahrlässiger Weife einen Brand hcrbeigeführt. Er hatte in dem Gasbereitnngshaus der Firma I. F. Stüliu u. Söhne in Tanneneck bei Calw die Bedienung des Gasbereitungsappa­rats zu besorgen. Er schraubte ein kleines Röhrchen ab, welches das zur Gasbcreit- ung nötige Oel in die rotglühende Re­torte zu leiten hatte, dabei vergaß er, den Hahnen des etwa 120 Liter haltenden Oelreservoirs zu schließen, so daß das Oel aus dem Ablanfrohr sich ergoß und außen an die glühende Retorte spritzte. Ter ganze Oclvorrat entzündete sich und infolgedessen das Gasbereitungshaus. Dasselbe brannte bis auf die Mauern nieder. Der Angeklagte war in vollem Umfange geständig. Der verursachte Scha­den ist am Hause ans 650 Mk., an Maschinen und Zubehörden auf 225 Mk. angeschlagen. Urteil: 20 Mk. Geldstrafe.

Baden-Baden, 27. Mai. Eines der bedeutsamsten Taten im Betrieb unserer Internationalen Rennen ist der aus den 29. Mai fallende große Nennungstag

für die elf größten Konkurrenzen des diesjährigen Meetings. Es sind dies: Altes Badener Jagdrennen (10 000 Mk.) Zukunftsrennen (36 000 Mk.). Preis der Stadt Baden (20000 Mk.), Oos Handicap (10 000 Mk.), Saida Steeple Chase (10 000 Mk.), Badener Prince of Wales Stakes ;30 000 Mk.), Heidelberg Handicap (lOOOO Mk.), Prinz Hermann von Sach­sen Weimar-Rennenll6000 Mk.HKinescm- Renuen (10000 Mk.), Große Badener Handicap Steeple Chase (25000 Mk.), und Fremersberg Hürden Handicap (10 000 Mk.) Hat schon der glänzende Verlauf der Rennen der letzten Jahre die unbestrittene Beliebtheit des Jffczhei- mcr Rennplatzes in den Sportkreiseu so­wohl wie beim Publikum in hohem Maaße dargethan, so darf nach den all­jährlichen Verbesserungen der technischen Anlagen, der Tribünen, wie des Renn­platzes überhaupt durch den Internatio­nalen Klub, wohl mit gutem Rechte ge­sagt werden, daß auch Heuer wieder eine beispiellose Beteiligung seitens der Rennst: lle des In- und Auslandes in Aussicht steht. Jedenfalls sieht man mit der größten Spannung dem Ergeb­nisse des Nennungsschlnßes entgegen.

Kaiserslautern, 28. Mai. In Kirchheim au der Eck wurde die der Firma Marx u. Ko. in .Karlsruhe gehörende Malzfabrik durch Feuer zerstört. Der Brand entstand durch Ueberhitznng eines Dampfrohrs und vernichtete lt. Frkst. Ztg. für etwa 150 000 Mark Malzvorräte. Der Gesamtschaden beträgt 250 000 Mk. und ist durch Versicherung bei einer Karls­ruher Gesellschaft gedeckt.

Ans Wien berichtet das dortige Ex­trakt!. vom 21. d.: In der Margare­tenstraße spielte sich gestern Vormit ag ein merkwürdiger Vorfall ab. Ein ele­ganter, mit Salonanzng, Zylinder und gelben Schuhen bekleideter Herr kam in gemessenen Schritten seines Wegs, als plötzlich von der Schleifmühlgassc her ein Schuster in Begleitung zweier junger Leute, allem Anschein nach seine Gesellen, auf den ruhigen Spaziergänger zustürzte und ihn energisch aufforderte, entweder die Schuhe zu bezahlen oder diese abzu- legen. Da der Herr das Ersterc nicht konnte, das Letztere aber nicht wollte, wurde er von den Schustcrgehilfeu auf­gehoben und unter ein HanSthor getra­gen, wo sic ihm die Schuhe trotz sein r lauten Proteste und Drohungen, ans-

zogcn. Inzwischen hatte sich vor dem Hansthor eine zahlreiche Menschenmenge versammelt. Nachdem sich der Schuster mit seinen Gehilfen entfernt hatte, dau­erte cs noch eine gute Weile, bis sich der so unverhofft Ueberfallene hervor­wagte. Als er endlich zum Vorschein kam, im Zylindcrhnt und in bloßen Strümpfen, wurde er mit einer Lachsalve empfangen. Ter Herr flüchtete sich in ein in der Nähe befindliches Schuhwareu- gcschäst und bat dort flehentlich, mau möge ihm ein Paar Schuhe kreditieren. Der Knude flößte jedoch nur wenig Ver­trauen ein und vermochte den Geschäfts­inhaber nur insoweit zu rühren, daß ihm dieser ein Paar alte Pantoffel zur Ver­fügung stellte. In dieser eigentümlichen Verfassung verließ das unglückliche Opfer seines Gläubigers das Lokal und begab sich im Laufschritt von dannen.

- Ter Berichterstatter der Times in Lourenco Marquez meldet, das Zurück­strömen der Reisenden aus Transvaal sei gegenwärtig so stark, daß die deutschen und französischen Dampfer die Nachfrage nicht befriedigen könnten. Besonders sollen auch Aufständische in "der Kapkolonie im Bnrenlager auf Entrinnen nach Europa bedacht sein.

Paris, 29. Mai. Ter Kriegsmini­ster Gallifet hat demissioniert. General Andro wird zu seinem Nachfolger ernannt.

Sehr ernste Nachrichten kommen heute von dem Aufstand der Boxer im nördlichen China. Aus Tientsin wird vom 28. ds. Akts, gemeldet: Die Boxer haben in der vergangenen Nacht die Station Linliho an der Hnnanbahn, 24 Meilen von Vengtai und 29 Meilen von Peking uiedergebraunt. Ter Bahnkörper wurde aufgerisseu, eine Anzahl von Eisenbahn­wagen zerstört und mehrere chinesische Angestellte ermordet. Die belgischen In­genieure befinden sich in Vengtai in Sicher­heit. Die Boxer sollen auf Peking mar­schieren Voll gestern Nachmittag wird weiter gemeldet: Der Aufstand der Boxer wächst. Die Engländer und Bel­gier haben Fengtat geräumt, wo man die Boxer noch heute erwartet. EinEiseu- bahnzug hat die Flüchtlinge bis Tientsin geschafft. Der Eisenbahnverkehr zwischen Peking und Tientsin ist seit heute Mittag l2 Uhr unterbrochen. Das amerikanische ! Kriegsschiff Newark und ein französisches 'Kriegsschiff sind vor Takn cingetroffeu.