ArnLsbtcrLL für die StcröL WrL'övaö.

,eneral-Anzeiger für WlLbsS und Amgebnng.

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SO.

Donnerstag, 24. Mai 1900.

36. Jahrgang.

Rundschau.

Stuttgart, 19. Mai. In der gest­rigen Sitzung der Abgeordnetenkammer führte Ministerpräsident v. Miltnacht auf eine Anfrage betr. der Personentarifreform u. A. folgendes ans: Die Reichseisen- bahnen von Elsaß Lothringen haben seit dem April vorigen Jahres, wo sie sich gegen den von Baden vorgeschlagenen Satz von 2 Pfennig pro Kilometer in der 3. Klasse ablehnend verhielten, nichts mehr von sich hören lassen. Das badische Kilometerhcft sei eigentlich ein Ausnahme- tarif, denn es gewähre nur jener Mino­rität von Reisenden, die in der Lage sind, ein solches Heft zu kaufen, eine Fahrpreisvergünstigung. Tie General- direktion der Königl. württembergischen Staatsbahncn habe den Ausfall, der uns durch Einführung eines Kilometerheftes nach badischem Muster erwachsen würde, auf 1 200 000 Mk. berechnet. Dazu kämen noch die erhöhten Aufwendungen für Vermehrung der Schalterräume und des Schalterpersonals. Der preußische Eisenbahnminister wolle bekanntlich von einem Kilometerheft nichts wissen. Er­halte dasselbe für eine ungerechtfertigte Begünstigung der bemittelten Klassen. Was die süddeutschen Staaten anbelange, so seien weder in Bayern noch in Baden bindende Beschlüsse gefußt worden. Im allgemeinen habe er den Eindruck, daß in Baden die Vorliebe für das Kilometer- Heft größer sei als für den Normalsatz von 2 Pfennig pro Kilometer in der 3. Klasse. In Bayern wünsche man die Kilometerhefte nicht. Die Regierung sei aber bereit, in Unterhandlungen mit ein­zelnen süddeutschen Verwaltungen zu treten. So bleibe uns nichts anderes übrig, als abzuwarten, was in Berlin beschlossen wird. Da die Sache allem Anschein nach noch lange Zeit auf dem gegenwärtigen Stand liegen bleiben könnte, so könnten die süddeutschen Regierungen vielleicht den Antrag auf Beschleunigung der Reform stellen. Wenn es zu keinem einheitlichen deutschen Tarif kommen sollte, so wären die Unterhandlungen mit den Nachbar­staaten oder wenigstens mit dem einen oder andern derselben fortzusetzen. Sollte dies zu keinem -Ziele führen, so entstände für uns die Frage, ob wir nicht selbständig Vorgehen sollen. (Beifall.) Nach seiner An­schauung wäre dann nicht nur eine Ver­einfachung, sondern auch eine fühlbare Verbilligung der Personentarife hauptsäch­lich auch im Nahverkehr anzustreben.

(Lebhafter Beifall.) Er habe sick> früher, schon in dieser Richtung geäußert und er­fühle sich nicht veranlaßt, von seinen Aeußerungen etwas zurückzunehmen. Im Staatsministerium sehe man es als selbst­verständlich an, daß die Regierung in einer volkswirtschaftlich, sozialpolitisch und finanziell so wichtigen Frage in enger Fühlung mit der Volksvertretung bleibe. (Beifall.) Darüber sich auszusprechen, wie die Regierung ihr Verhalten in den vor­liegenden Fragen im Einzelnen einrichten werde,sei er natürlich heute nicht in der Lage.

Stuttgart. Auf ihrer ganzen Reise durch Mittel- und Norddeutschland dürfte die Ausstellung des deutschen Flottcnvereins keinen Besuch erlebHhaben wie Sonntag den 20. Mai in Stuttgart. Die Besucherzahl au diesem Tage geht nahe an 20 000. Aus allen Teilen des württembergischen Landes, aus allen Kreisen des Volkes kamen die Besucher zugestrümt. Ja, zu gewissen Stunden gestaltete sich das massenhafte Zusammen­strömen zu einem vollkommenenzTrachten- bild. Ta stand der Bauer aus dem Schwarzwald iu der roten Weste mit den schwarzen Lederhosen zusammen mit der Steinlacherin an den zierlichen Modellen der gewaltigen Schiffe, welche ein Bild geben von den Aufgaben und den Thaten des deutschen Volkes auf der See. Es scheint, daß der Besuch der Württemberger den auf allen anderen Ausstellungsplätzen übertrifft. Bald kann ein vollständiges Ergebnis geliefert werden.

Stuttgart, 18. Mai. (Witterung und Wachstum.) Vou sachverständiger Seite wird geschrieben: Nachdem die bangen Sorgen der letzten Tage nun mit der Wiedererwärmung .der Luft ver­schwunden sind, lassen sich auch die Folgen des unerwarteten Schneefalls vom 15. d. M. übersehen. Ein Schaden ist in den Weinbergen lediglichjnicht entstanden; hier sind die Aussichten namentlich im unbezogenen Felde die besten. Ebenso­wenig hat die Blüte der Obstbäume not­gelitten; allerdings ist als Folge der Unterbrechung der Vegetation für später blühende Apfelbäume das Auftreten des Kaiwurms in Aussicht zu nehmen. Auch Garten- und Küchengewächse sind gut durchgekommen. Der Schaden beschränkt sich sonach im Ganzen darauf, daß an älteren und jüngeren Obstbäumen zahl­reiche Aeste abgedrückt wurden. Wir dürfen daher nach wie vor einem geseg­neten Wein und Obstjahr entgegensehen.

Eßlingen, 18. Mai. Ein schreck- liches Unglück widerfuhr heute nachmittag einem unserer angesehensten Bürger, Kauf­mann Schumann iu der Pliensaustraße. Derselbe wollte im 1. Stock seines Hauses außen an den Jalousien vor dem Fenster etwas befestigen, verlor dabei das Gleich­gewicht und stürzte herab auf die Straße. Da die Schädeldecke vollständig zertrüm­mert wurde, war er sofort tot. Allge­meines Bedauern folgt dem sehr beliebten Mann.

Heidelberg, 22. Mai. Das Per­sonenbootKäthchen von Heilbronn" hat gestern seine erste Sonntagsfahrt von Heilbronn hieher unternommen. Das Boot traf 'l-7 Uhr Abends hier ein und setzte unmittelbar seine Fahrt nach Mannheim fort.

Oberstaufen bei Jmmenstadt, 17. Mai. In der Nacht von Sonntag auf Montag wurde hier bei Uhrmacher Grimm eingebrochen und aus seinem Laden ca. 60 silberne Herrennhren und eine goldene Damenuhr nebst etlichen Ketten entwendet. Ter Uhrmacher hatte sein Lager auf sdie Firmung reich assortiert, zumeist von einer Ulmer Großhandlung, und ist nun so schändlich zu Schaden gekommen. Vom Thäter hat man noch keine Spur; er dürfte aber derselbe sein, der in der vor­hergegangenen Nacht in Weiler gleichfalls bei einem Uhrmacher einen jEinbruchs- versuch machte, jedoch durch einen ange­brachten Alarmtelegraphen verscheucht wurde.

O b e r a m m e r g a u, 20. Mai. Bei langsam sich aushellendem Wetter verlief die erste heutige Vorstellung in großartiger Weise. Das neue Theater war trotz des schrecklichen Wetters von gestern (voll, ständig gefüllt. Der neue Christusdar­steller Lang erzielte einen großen Erfolg.

Ende v. Js. hatte dvs Amtsgericht in Chemnitz einen Reisenden zur Zahlung von 10 Mk. Trinkgeld an den Hausknecht eines Chemnitzer Hotels mit der Begründ­ung verurteilt, daß der Hausknecht nicht als Bediensteter des Hotelwirts, sondern als eigener Unternehmer anzusehen sei, da er von diesem ja auch keine Bezahlung erhalte, was dem Publikum und nament­lich einem Geschäftsreisenden bekannt sein müsse. Gegen dieses Urteil, wonach Trink­gelder klagbar wären, war auf Betreiben des Verbands reisender Kaufleute Beruf­ung eingelegt worden, und nunmehr hat das Landgericht Chemnitz als letzte In­stanz entschieden, daß die Zahlung von