Karlsruhe, 15. Mai. Die Torpedo­flottille trifft, wie mitgeteilt wird, nach den neuesten Dispositionen erst am nächsten Montag in Maxau ein.

Aus München meldet man dem Berl. Lok-Anz.": Nach zuverlässigen Mit­teilungen stehe bei König Otto die Kata­strophe nahe bevor, da seine Gesundheit vollständig zerrüttet sei. Die Kuratoren des Königs haben sich dieser Tage nach Fürstenried begeben, nm von dem Befin­den des Kranken Augenschein zu nehmen. Ferner schreibt dieMünchener Post": Es ist ausgefallen, daß in letzter Zeit die Forderung der Erhöhung der Zivil­liste anscheinend in die Versenkung ver­schwunden ist. Der Grund hierfür ist, wie wir bestimmt erfahren, darin zu suchen, daß man in maßgebenden Kreisen das Hinscheiden des Königs Otto in Bälde erwartet, wodurch dann natürlich oie Sache sich von selbst regeln würde.

Berlin, 10. Mai. Die feierliche Einstellung des Kronprinzen in das 1. Garderegiment zu Fuß als dienstthuender Offizier wird noch in den letzten Tagen dieses Monats erfolgen, so daß der Kron­prinz bei der großen Frühjahrsparade in Potsdani am 1. Juni bereits die Stelle als Zugführer bei der 2. Kompagnie ein­nimmt, bei der er Dienste thun wird, während er bisher der Leibkompagnie an­gehörte und bei Paraden stets in diese eingetreten war. Zum Chef der 2. Kom­pagnie ist Hauptmann Graf zu Rantzau ernannt. Bataillonskommandeur des Kronprinzen wird der Major v. Nickisch- Rosenegk sein.

Berlin, 14. Mai. Das große Loos der Preußischen Lotterie fiel aufNr. 158132.

Homburg v. d. H., 13. Mai. Die Kaiserin trifft nächsten Freitag hier ein, um im hiesigen Schlosse Wohnung zu nehmen, die kaiserlichen Prinzen und die junge Prinzessin werden schon am Diens­tag erwartet. Der Aufenthalt der kaiser­lichen Familie ist auf 2 Monate berech­net. Auch der Kaiser wird Anfang Juni hierher kommen und seinen Aufenthalt so, lange ausdehnen, als es ihm die Staatsgeschäfte gestatten.

Zürich, 15. Mai. Wie hierher ge­meldet wird, durchziehen englische Maul­thierhändler den Kanton Wallis, um alle erhältlichenThiere für England anzukausen. Sie zahlen pro Stück 400 bis 600, selbst 1000 Franks. Die Bauern geben ihre Thiere zu solchen Preisen gerne her.

Vom Kriegsschauplatz in Südafrika.

London, 14. Mai. Ans Herschell wird gemeldet, diej Engländer bemächtig­ten sich in der Nähe des Oranjefluffes einer großen Menge Pferde und nahmen 4000 Stück Ochsen mit sich.

London, 14. Mai. Die Anzahl der von Kroonstad nordwärts geflüchteten Buren wird aus 68000 angegeben und die Zahl der von ihnen mitgenommenen Kanonen auf 10 bis 20 geschätzt.

Pietermaritzburg, 14. Mai. Ge­neral Buller meldet amtlich, es sei ihm gelungen, die Biggarsbergpäffe zu er­zwingen (?). Die Besetzung von Dundee wird heute erwartet.

Pretoria, 12. Mai. Die Buren griffen heute lebhaft Mafeking mit Ge­schützfeuer und Gewehrfeuer an. Das Eingeborenenviertel ist zerstört. Eine Granate verursachte Feuersbrunst.

k Kroonstad, 12. Mai. Lord Ro- berts meldet dem Kriegsamt: Ich zog in Kroonstad ein, ohne Widerstand zu finden. 11m halb 2 Uhr wurde der Union Jack unter den Hochrufen der wenigen britischen Einwohner gehißt.

London, 15. Mai. Aus Kroonstad wird gemeldet: Eine Proklamation, welche diese Woche veröffentlicht werden soll, wird den Oranje-Freistaat als Gebiet der eng­lischen Krone erklären.

Die Heeresleitung der Buren hat auf die Verteidigung von Kroonstad ver­zichtet, und die Engländer sind am Sams­tag, ohne Widerstand zu finden, in die­ser Stadt eingerückt. General Botha hütete sich, für den entscheidenden Kampf gerade das verhältnismäßig offene Ge­lände in der Umgebung von Kroonstad zu wählen. Bei der englischen Ueber- macht wäre eine Niederlage der Republi­kaner unvermeidlich gewesen. Marschall Roberts hatte vor Kroonstad nicht weni­ger als 3 Infanteriedivisionen, 4 Kaval­leriebrigaden und 2 Brigaden berittener Infanterie vereinigt. Die reiche Aus­stattung mit Kavallerie und berittener Infanterie würden es Lord Roberts er­möglichen, jede Stellung, welche die Bu­ren in einem für die Reiterei gangbaren Gelände einnehmen würden, zu umgehen. Die Buren müssen daher jeden entscheid­enden Kampf im offener: Gelände ver­meide» und den Gegner in jene Gegen­den zu ziehen suchen, wo sich ihnen Ge­legenheit bietet, ihre kriegerischen Fähig­keiten und namentlich ihre Geschicklichkeit als Scharfschützen zur vollen Geltung zu bringen. Während der ganzen Offensive Lord Roberts von Bloemsontein bis Kroon­stad haben die Republikaner diese Taktik befolgt, sie sind allen entscheidenden Kämpfen ausgewichen und haben nur unbedeutende Rückzugsgefechte geliefert. Dieser Taktik, die sich bisher bewährt hat, sind die Buren auch jetzt treu ge­blieben.

HlnterHal'tenöes.

Der zweite Schuß.

Volkserzählung aus dem Böhmerwalde von Maximilian Schmidt

(Forts.) (Nachdruck verboten.)

Es überlief sie siedendheiß bei dem Gedanken, daß sie dem Verhaßten, um ihre List ausübcn zu können, Hoffnungen gemacht und sie wußte nicht, wie sie sich aus dieser Schlinge ziehen könnte. Schon fing es zu dämmern an, ein grauer Nebel­mantel breitete sich über die Landschaft, und dem Mädchen wurde es unheimlich zu Mute in der Nähe des Mannes, den sie trotz alledem für den Mörder des Försters hielt.

Was soll i no' alles thua?" fragte jetzt der Jäger.

Für heunt sollst mi alloa' hoamgehu lassen"

Und därf i morgen kömma auf d' Frei?

Probier'» kannst es ja," erwiderte das Mädchen, dem es jetzt darum zu thun

war, so rasch als möglich von dem Manne los zu kommen, der Miene machte, sie noch weiter zu geleiten. Während Katherl ihrem Dörfchen zueilte, trat der Jäger den Rückweg nach dem Forsthause an.

An der Kapelle blieb er nochmals stehen und sprach lachend:

Dumm's, abergläubisch's Gwaasch! Wie sollt denn 's Totenbrett 'n Nama ruafen könna? Unsinn! Gelt, du bist scho' staad, du verrätst mi uöd, so weng i's verraten werd, daß der zwoate Schuß aus meiner Bix is kömma und dös wird uöd ehnda sein, als bis du wirkli 's Maul austhuast und mein Nama ruafst."

Benno Herter!" hallte es jetzt, gleich einer dumpfen Grabesstimme zu den Ohren des vor Schrecken starr gewordenen Jägers.

Was war das? Dem Gerufenen war es zu Mute, als wäre er mit einem mächtigen Faustschlag zu Boden geworfen worden. Er war auf den Betschemel niedergesunken und starrte entsetzt nach dem Totenbrette des Försters. Rasch richtete er sich aber wieder empor.

Alle Teufel, da geht's uöd mit rechten Dingen zua," rief er;da is wer unter­wegs!"

Er wollte soeben hinter die Kapelle eilen, als der Lehrer und der Gemeinde­vorsteher vortraten.

Benno prallte entsetzt zurück.

Was soll dös sein?" rief er den beiden frech, aber doch mit zitternder Stimme zu.Oes habt's glurt (gehorcht) ? Pfui! gehts zum Teufel;"

Das ist Euer Weg," sagte der Lehrer, der uusere geht zu den Gendarmen."

Was wollts dort?" fragte der Jäger, vor Aufregung am ganzen Körper zitternd. Dankt's Gott, daß i mei' Bix nöd bei mir Hab. I schießet Enk alle zam."

Wie 's 'n Förster niederg'schoffen habt," vollendete der Gemeindevorsteher.

Wer hat dös g'sagt?" schrie Benno.

Ihr selbst!" erwiderte der Lehrer und zum Vorsteher gewendet, sagte er: Kommt, es ist Zeit! Hier haben wir nichts mehr zu thun."

Ohne den Jäger noch eines Blickes zu würdigen, schritten sie rasch von dan­nen.

Benno starrte ihnen lange nach. Er zwang sich wohl zn einem höhnischen Lachen, aber es wollte ihm nicht gelingen. Endlich schlug er sich selbst vor die Stirn und rief:

So dumm, so dumm! Mi selber ver­raten! Hab i glaubt, i Hab 's Gspiel gwonna und selber verraten! Pfui über mi selber! Holts nur d' Gendarm, ös zwoa Lura; sie soll'n mi finden!"

(Schluß folgt.)

Telegramm der Wildbadcr Chronik. Eingetr. 16. Mai, 12.50 Min-

Prätoria. Maseking kapitu­lierte am Sonntag morgen. Ge­neral Baden-Powell und Svv Engländer sind gefallen.

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