Amtsblatt für öie Stadt Wit'dbaö. emral-Aryeißer für Ktöbsd u«L Amgebrrng.

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Dienstag, 15. Mai 1900.

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36. Jahrgang.

R u n d f ch a «.

Die soeben an die Mitglieder des Schwarz waldvereins znm Ver­sand kommende Karte Wildbad-Calw bildet das 1. Blatt der auf 9 Karten berechneten 2. Reihe von Vereinskarten. Hergestellt wurde dieselbe von dem bekannten Kupfer- stichinstitnt Peters in Stutttgart. Der Maßstab ist 1 : 500 000; die Grundlage der vom Verein herausg., im Eigentum des Vereins befindlichen Karte bilden die vor Kurzem veröffentl. Blätter des Statist. Landesamts in 1: 25 000; es ist somit das neueste amtliche Material verwendet, was namentlich von besonderem Wert für das reichhaltige Wegnetz und die in 20 rn Abstand gelegten Höhenkurven ist. Die plastische Schummerung ist in hohem Grad geeignet, das steilere Gelände an den scharf eingeschnittenen Gebirgsflüssen darznstellen; selbst an den Steilrändern des Enz- und des Nagoldthaies lassen sich Höhenkurven und Wege unter der Schummerung noch sehr gut unterscheiden. Um die gediegene Herstellung der Karte hat sich namentlich der Schriftleiter Prof. Dölker Verdienste erworben. Das 2. Blatt Frendenstadt-Kniebis wird zum Beginn der Reisezeit des nächsten Jahres erscheinen.

Hall, 11. Mai. Sicherem Verneh­men nach haben im Prozeß Faulhaber- Herwig sowohl beide Angeklagte, als die K. Staatsanwaltschaft auf Revision ver­zichtet. Die Ablieferung der Angeklagten in die Strafanstalten zu Rottenburg und Heilbronn ist erfolgt.

Berlin, 12. Mai. Hiesigen Mel­dungen zu Folge gilt es in unterrichteten Kreisen als sicher, daß die Session sowohl des Reichstages wie des Landtages über Pfingsten hinaus bis Ende Juni sich er­strecken soll. Die Regierung besteht darauf, daß außer dem Flottengesetz die Unfall- versicherungsgesetze, das Reichsseuchengesetz und das Münzgesetz erledigt werden. Ob außerdem das Fleischbeschaugesetz und die I-sx Heinze" noch zur Berathnng ge­stellt werden, ist noch immer nicht ent­schieden.

Kassel, 8. Mai. Nachdem gestern und heute in hiesiger Gegend eine er­drückende Schwüle geherrscht, endlud sich heute nachmittag von 2 bis 5 Uhr ein furchtbares Unwetter über Kassel und Umgegend, welches nicht nur von unge- wöhnlicher Dauer; sondern auch seltener Heftigkeit war. Neben ungewöhnlich vielen Blitzeinschlägen fiel ein starker Hagel von Taubeneigröße und richtete!

mit den wolkenbruchartigen Regengüssen großen Schaden an. Der Blitz schlug ein und zündete in mehreren Fällen. Um 2st; Uhr fuhr aus dem dicht herunter­hängenden düsteren Gewölk zwei Mal ein Blitzstrahl in die aufgestapelten Holz- u. Dielen-Vorräte der Firma Leister in der Leipziger Straße gegenüber der Siechen- hofkapelle. Das ausgetrocknete Holz brannte wie Zunder, im Moment standen die sämtlichen, mit Dachpappe bedeckten Schuppen und Hallen mitsamt den an­grenzenden Vorräten und Bretterstößen in Hellen Flammen, der weite Lagerplatz ein einziges Flammenmeer, aus dem haus­hoch die Feuergarben zum Himmel em­porloderten, die Bevölkerung aller Stadt­teile alarmirend! Eine intensive Glut herrschte, so daß man sich nicht nähern konnte; es brannten für ca. 100 000 M. Holz und Bretter. Noch ehe die städt. Feuerwehr am Platze war, standen zwei netterbaute, massive fünfstöckige Wohn­häuser, welche mit der Hinterfront an den Lagerplatz anstoßen, ebenfalls in Brand. Die Bewohner der oberen Stock­werke hatten kaum das Leben zu retten, da die Fenster von der Hitze zertrümmert und die Treppenhäuser brannten. Den übermenschlichen Anstrengungen der Feuerwehren gelang es schließlich ein Weiterumsichgreifen zu hindern. Von den beiden Häusern sind die oberen Stock­werke abgebrannt, der andere Teil ist ausgebrannt. Mehrere der Abgebrannten haben leider nichts versichert. Das Unwetter hat auch in der Provinz großen Schaden angerichtet.

London, 12. Mai. In einer Rede, die Chamberlain gestern in Birmingham hielt, erklärte dieser, daß die englische Regierung die Unabhängigkeit der Buren­republiken nicht anerkennen könne. Die Buren-Republiken müßten dem Reiche ihrer Majestät einverleibt werden und unter englische Flagge gelangen. Nichts­destoweniger werde es aber möglich sein, daß den beiden Republiken kurze Zeit nach der Einverleibung eine Verwaltung wie die von Indien gegeben werde. Die Regier­ung hoffe sogar, daß schließlich die beiden Republiken dieselbe Autonomie erhalten würden, wie augenblicklich Australien und Kanada. Die Regierung wird, wenn es ein muß, das Urtheil über diese Frage von der gesummten Nation einholen.

Der Newyork Herald hat von seinem Korrespondenten am Zand-Fluß folgendes Tel. erhalten: Ich sah heute den Präsi­

denten Steijn. Er sagte:Wir werden bis auf den letzten Mann kämpfen. Nicht einer meiner Bürger geht unwillig in den Kampf. Wir haben niemals daran ge­dacht, Transvaal im Stich zu lassen. Wir werden am Vaalfluß, bei Pretoria und später in den Bergen kämpfen. Vom Frieden haben wir nichts zu hoffen, während wir durch den Kampf alles gewinnen können. Jeder leichte Erfolg der Briten wurde von einer schrecklichen Niederlage gefolgt. Auf Elandslaagte folgte Colenso, auf Beimont Modder River, auf Bloern- fontein Saunas Post."

Sevilla, 11. Mai. Gestern fanden hier Ruhestörungen statt. Man schleuderte Steine in die Räume des Militärkasinos. Gendarmerie trieb die Menge auseinander welche Widerstand leistete. Mehrere Zivil­personen und Polizeibeamte wurden ver­wundet. Militär besetzte die Straßen.

Barcelona, 11. Mai. Gestern abend erneuerten sich die Ruhestörungen. Einige Volkshaufen errichteten Barrikaden und empfingen die Gendarmerie mit Ge­wehrschüssen. Diese erwiderte das Feuer. Auch von den Terasfen und Valkonen wurden auf die Gendarmen Schüsse ab­gegeben. Mehrere Personen wurden ver­wundet und zahlreiche Verhaftungen vor­genommen. Die Ruhe ist jetzt wieder­hergestellt. Es geht das Gerücht, daß der Belagerungszustand proklamiert wer­den soll.

Madrid. 12. Mai. Nachdem über Barcelona der Belagerungszustand ver­hängt worden ist, ist alles ruhig.

Madrid, 12. Mai. In den Pro­vinzen Barcelona und Valencia ist der Belagerungszustand erklärt. In Barcelona- Stadt beginnen Kriegsgerichte ihre Tä­tigkeit ansznüben. Verhöre von Verhaf­teten haben begonnen. In Valencia dauern die Ruhestörungen fort. Die bei ben Kundgebungen Beteiligten leisten der Gendarmerie Widerstand. In Sevilla herrscht andauernd große Erregung, die Läden sind noch geschlossen.

Vom Kriegsschauplatz in Südafrika.

London, 11. Mai. Lord Roberts meldet vom 10. d. M. Abends 9 Uhr: Ich hatte heute einen erfolgreichen Tag. Ich trieb den Feind von einem Ort zum andern. Die britischen Truppen befinden sich jetzt 8 Meilen nördlich vom Zand­fluß. Die Kavallerie und die berittene Infanterie stehen in Ventcrsburg, die Division Tnckers bei Dielfontein und die