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zahl Pulverfässer zurückgeführt. Eine weitere Meldung besagt, daß bei dem Unglück 200 Menschen getötet wurden. 137 Leichen wurden bereits geborgen.
London, 3. Mai. Nach einer Meldung des „Morning Leader" aus Newyork ist das Kohlengruben-Unglück bei Shofield in Utah eins der tragischsten und entsetzlichsten, das man kennt. Allgemein wird angenommen, daß Jemand heimlichSpreng- pulver in die Grube gebracht habe, welches den Kohlenstaub und das Kohlengas entzündeten, wodurch die Explosion verursacht wurde. Augenzeugen sagen, die ganze Spitze des Berges, in dem die Gruben sich befinden, sei empor gehoben worden. Von 250 Arbeitern, welche in'der Grube waren, sind 225 getötet. Bis jetzt sind 180 Leichen zu Tage gefördert, aber nur 66 identifizirt, so furchtbar sind alle zn- gerichtet. Besonders schrecklich ist der Umstand, daß der Tod der Opfer kein plötzlicher war. Sie hatten vielmehr Zeit genug, zu erkennen, daß der Tod ihnen bevorstehe. Viele bedeckten ihre Köpfe mit ihrer Kleidung, andere nahmen eine betende Stellung ein, und in einein Falle sah man, wie ein Vater sich mit seinen 4 jungen Söhnen umschlungen hielt. Der der Explosion folgende Qualm verursachte gleichfalls viele Todesfälle und hinderte auch das Rettungswerk. (Frkf. Ztg.
Pretoria, 1. Mai. Infolge der Explosion in Johannesburg erließ die Regierung heute eine neue Proklamation, durch welche angeordnet wird, daß die zurückgebliebenen britischen Unterthanen mit wenigen Ausnahmen die Republik binnen 48 Stunden zu verlassen hätten. Zugleich wird ein besonderer Sicherheitsdienst zum besseren Schutze der englischen und italienischen Arbeiter in den Regierungswerkstätten eingerichtet
Vom Kriegsschauplatz in Südafrika.
— Heber das Scheitern des letzten Planes Lord Roberts' wird dem Beil. Tagbl. aus London gemeldet: Der Plan des Marschall Roberts, die Buren abzufangen, ist als vollständig mißlungen anzusehen, dank General Bothas rechtzeitigem Eingreifen, der in Dewetsdorp am Montag angekommen, sofort ein Kommando unter Fourier detachirte und dieses Frenchs Kavallerie entgegenwarf. Botha begann darauf sofort den strategischen Rückzug auf Leuwsriver und Ladybrand mit seiner gesammten Macht und deckte diese Bewegung durch ein gegen General Rundles Linien gerichtetes Granatfeuer. General French engagirte Fourier und warf dessen Truppen bei Roodekop zurück, worauf General Botha den Rückzug ernstlich beschleunigte. French war nur im Stande, am folgenden Tage die Nachhut anzugreifen, da die Buren in den Hügeln verschwanden. General Hamilton, der mit einer Brigade berittener Infanterie am Montag ohne großen Kamps die Bloemsonteiner Wasserwerke besetzt hatte, suchte des zurückgehen- den Feindes Flanke am Mittwoch in der Gegend von Thabanchn zu fassen, jedoch ohne Erfolg. General Botha ist den Engländern, wie sie gestehen, gerade 24 Stunden zu früh auf dem Kampfplatz erschienen. Nach Meldungen eingeborener Depeschenläufer beabsichtigten die Buren, Brandfort nicht zu verteidigen, sondern wollen sich bis zur Hügelkette nördlich zurückziehcn, wo der Vetslnß einen Schutz ihrer Front biloe.i
Unter HatLenöes.
Der zweite Schuß.
Volkserzählung aus dem Böhmerwalde von Maximilian Schmidt
(Forts.) (Nachdruck verboten.)
Girgl stand entsetzt, wie angewurzelt da. Er wußte nicht, was er beginnen sollte. In seiner Nähe hörte er noch ein lautes Wimmern. Es war kein Ziveifel, ein Mensch mußte in seiner Nähe geschossen worden sein. — Jetzt war es still — nichts regte sich mehr. Girgl hörte nur mehr das Schlagen seines eigenen Herzens. Das abgeschossene Gewehr in der rechten Hand haltend, suchte er mit der linken die Aeste des Unterholzes auseinander zu bringen, um besser umherspähen zu können. Leise schlich er jetzt vor nach dem Platze, wo er den Schrei und das Wimmern gehört und mit grausigem Schrecken erblickte er jetzt den gräflichen Förster am Boden liegen. Entsetzen ergriff ihn. Er neigte sich zu dem von Blut überströmten Manne und überzeugte sich, daß er tot sei.
Wie ein Blitz durchzuckte jetzt ein Gedanke sein Gehirn; wenn man ihn so träfe, müßte man ihn für den Mörder des Försters halten. Dieser Gedanke half ihm aus die Beine. In derselben Richtung, auf welcher er hierher gelangt, eilte er nun zurück; das geschossene Wild würdigte er keines Blickes.
Sein Instinkt sagte ihm, er müsse eilen, daß er fortkomme von dieser Stätte des Verbrechens. Aengstlich, jeden Waldweg meidend und nur durch Walddickicht hatte er den Saum des Waldes erreicht und wollte soeben sich einen Platz zum Verstecken der Flinte auswählen, als er hinter sich seinen Namen rufen hörte. Entsetzt blickte er um und sah unter einem Baum stehend einen alten verlotterten Peckffchaber aus Fuchsberg, Namens Pechwastl, der ihm jetzt zurief:
„Schau, der Girgl! Haw's die aaf'n Wind, weil's so schlaunt?"
„Dös wohl nöd," entgegnete der Bursche, unwillig, einen Mann vor sich zu sehen, der als liederlicher Schlemmer in der ganzen Gegend bekannt war.
„Hast 'n Böcken was aufg'spielt?" fragte jetzt neugierig und mit spöttischer Miene der Mann. „Hat koana tanzt? I hon die dennast zwoa Mal hinteranand schuiß'n hörn?"
„Dös war i nöd — es müassen d' Jäger unterwegs sein, d rum flüchi i mi so," entgegnete der Bursche. — „Gute Nacht!"
„Wart, i geh mit dir," sagte zudringlich Wastl. „Mei' Sack is voll und gnua hon i g'schabt ans a ganze Wochen für mei' Gnrgl."
„I kannmi nöd verhalten," entgegnete Girgl. „I muaß znm Hofrechtspieln auf Fuchsberg. Adiös."
Ohne sich noch nach dem Schlemmer umzusehen, eilte Girgl von dannen. Er hielt es jetzt für besser, das Gewehr erst zu verstecken, wenn er aus Wastls Sehweite sei, da es sich dieser wohl sofort angeeignet haben würde, andererseits war auch die Dämmerung schon hereingebrochen, in der er es wagen konnte, unbemerkt sein Gewehr weiter zu tragen.
Der Pechsckabcr fühlte sich aber ver- > letzt durch das Davoneilen des jungen
Mannes. Er hätte gern Gesellschaft beim Nachhausewege von seiner verdienstvollen, aber diebischen Arbeit gehabt.
„Schau, schau," sagte er für sich, „der schaamt si gar, mit 'n Pechwastl hoam- z'gehn. Braucht si' gar, weil er a Wildschütz is und i nur grad a so a miserabler Schaber. Wart Bürschl, dir will i's denken, wenn i zum Förster kimm — i will eam dazähln, was der Schneider- girgl außer sein Zwirn und seiner Nadl und sein Klarinett no' für Instrumenten hat!"
Während der so verletzte Lump seines Weges ging und nachdachte, wie er dem Schneider schaden könne, eilte dieser Fnchs- berg zu, in dessen Nähe er sein Gewehr versteckte und dafür sein Klarinett in die Hand nahm.
Es war ihm ganz unheimlich zu Mute. Vor seinem Geiste sah er stets den toten Förster. Er wußte nicht, sollte er das Verbrechen bekannt machen oder es bei sich behalten. Er verhehlte sich nicht, wie nahe es lag, daß er damit in Verbindung gebracht werden könne, besonders, seit ihn der Pechschaber mit der Flinte in der Hand gesehen.
„O Katherl! O Katherl!" rief eMsters, „hätt' i dir g'solgt!" Aber jetzt galt es, unbefangen zu sein, und er begab sich in das Wirtshaus, wo die übrigen Musikanten bereits seiner harrten.
Wohl fiel allen seine Aufregung auf, aber er suchte dies der Eile zuzuschreiben, mit der er hergekommen. Um sich einigermaßen zu betäuben, stürzte er ein Glas Bier nach dem andern hinab und als endlich die Zeit des Hofrechts angekommen, blies er sein Instrument mit einer solchen Zerstreutheit, daß seine Kollegen ihn spöttisch zurechtwiesen und schließlich nichts anderes glaubten, als daß der Schneider betrunken sei.
Girgl ließ sie bei dem Glauben und eilte nach dem Hofrecht und, nachdem er sein Gewehr wieder aus dem Verstecke geholt, seinem Dörflein zu.
«Forts, folgt.
Stanöesbuch - GHronik
der Stadt Wildbad. vom 27. April bis 4. Mai 1900. Aufgebote:
28. April. Mundinger, Albert Heinrich Metzgergeselle in Trossingen und Anna Marie Göhring in Wittershausen.
2. Mai. Rau, Wilhelm Friedrick, Säger in Dill-Weißenstein und Wilhelmine Elise Volz, Dienstmädchen hier. Geburten:
25- April. Bott, Jakob Hermann Taglöhner 1 Sohn.
23. „ Mössinger, Karl Friedrich, Holzhauer in Sprollenhaus 1 Tochter- 25. „ Härter. Karl Friedrich, Holzhauer in Sprollenhaus 1 Sohn.
27. „ Wacker, Karl Wilhelm, Fabrikarbeiter
hier, 1 Sohn.
25. „ Dreher, Eduard, Achatschleifer 1 S.
29. „ Kappelmann, Wilhelm Gottlieb, Holz
hauer hier, 1 Tochter.
1. Mai. Fritz, Georg Friedrich, Schneidermstr. hier, 1 Tochter.
3. „ Müller, Martin, Taglöhner m Ziegel- Hütte, i Sohn- Ehes chließungen :
28. April. Vollmer, Philipp Friedrich,Taglöhner
hier mit Rosine Dürr, Dienstmädchen. Gestorbene:
28.
30.
Horkheimer, Mina Hedwig, Tochter des Polizeidieners .Christian Hork- heimer hier, 18 Tage alt- Haisck, Georg Friedrich, Fuhrmann und Witwer hier. 72 Jah>e alt.