Amtsblatt für die Stadt Wildbad

General-Anzeiger für Kl-ba- und Umgebung.

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Nr. <LS.

Rundschau.

Die erledigte Finanzamtmannsstellc in Neuenbürg wurde dem Finanzreferendär 1. Kl. Schaffer in Reutlingen übertragen.

Stuttgart, 24. April. Gestern vor­mittag 11 Uhr fand im Wilhelmspalast die feierliche Vereidigung des neuen Departe- mentschefs des Kirchen- und Schulwesens, Staatsrat Dr. v. Weizsäcker in Anwesen­heit sämtlicher Staatsminister mit Aus­nahme des z. Zt. noch nicht vollständig wiederhergestellten Ministerpräsidenten statt, v. Weizsäcker legte den Eid wie üblich in die Hände des Königs ab, der hierauf eine kleine Ansprache an Dr. Weizsäcker hielt.

Stuttgart, 24. April. In der Sitz­ung vom 21. ds. Mts. hat der württem- bergiscke Landesausschuß des deutschen Flottenvereins den Beschluß gefaßt, nach dem Vorgang anderer großer Städte die Mariueausstellung zur allgemeinen An­schauung zu bringen. Es soll dies in Stuttgart veranstaltet werden in der Zeit vom 5. bis voraussichtlich 24. Mai. Die nötigen Vorarbeiten sind schon in die Hand genommen und es ist alles derart in die Wege geleitet, daß die Ausstellungsgegen­stände, welche 14 Eisenbahnwaggons fül­len und zum Dril von gewaltigen Dimen­sionen, bis zu 30 Ztr. schwer sind, sofort zur Aufstellung gelangen können. Der König hat das Protektorat über die Aus­stellung übernommen und wird dieselbe am Vormittag des 5. Mai eröffnen. Als Ausstcllungslokal sind die Säle des Königs­baues einschließlich der königlichen Gemächer zur Verfügung gestellt. Am Nachmittag des Eröffnungstages von 2 Uhr ab wird die Ausstellung dem allgemeinen Besuch zugänglich sein und zwar beträgt an die­sem Tage das Eintrittsgeld 1 Mk., an den folgenden Werktagen 50 Pf., an Sonn­tagen 20 Pf., für Schulklassen unter Führung der Lehrer 10 Pf. Beim Ein- trittsgeld von SO Pf. wird der 64 Seiten starke illustrierte Katalog gratis geliefert. In Württemberg wohnende Besucher der Ausstellung genießen mit einfacher Fahr­karte 1., 2. oder 3. Klasse freie Rückfahrt, wenn sie ihre Fahrkarte in der Ausstell­ung abstempckn lassen und die Rückfahrt am Tage der Lösung der Karle antreten. In Breslau, Dresden, Darmstadt, Dort­mund, in welchen Städten bisher die Marineausstellung gezeigt worden ist, hat die Anziehungskraft der Ausstellungsgegen­stände auch die kühnsten Erwartungen weit übertroffen; es werden hier auf das

Samstag, 28. Aprit 1900

anschaulichste vorgezeigt: große, in allen Einzelheiten gehende Modelle von Kriegs­schiffen jeden Typs, von Schnell- und Postdampferu, von großen Segelschiffen, alter und neuer Art, von Maschinen und Geschützen; dazu Schiffs- und Mann­schaftsausrüstungen, Flaggen, Standarten u. s. w. Der gesamte Eindruck wird nicht verfehlen, das zu fördern, was der deutsche Flottenverein sich als Ziel seines Strebens vorsetzt: maritime Einrichtungen auch im Binnenland als vertraute Erscheinung in ihrer ganzen Bedeutung anschaulich zu machen und den wirtschaftlichen wie den handelspolitischen Wert einer starken Flotte überzeugend vorzuführen.

Stuttgart, 26. April. (Pferdemarrt- lotterie.) Bei der heute früh stattgehabten Ziehung gewannen 2 Pferde die Los­nummer: 20 973; je ein Pferd Nr. 25207, 54924, 13281, 91088, 35 064, 76 264, 78 804, 94 979, 951S3, 44138, 44 275, 6156, 30550, 89 881, 102 879, 7 490, 93 015, 45 568, 103 538, 41077,82 627, 76325, 45330, 74 310, 5 000 Mk.: 31242; 2000 Mk: 16692; 1000 Mk.: 71466; 4 L 500 Mk.: 109 250, 43801, 5 440, 33 759; 10 5. 100 Mk.: 99 966, 86990, 14994, 109 954, 45482,24425, 29530, 108 471, 52522, 57 821. (Ohne Gewähr.)

Herrenalb, 24. April. Die seit längerer Zeit im Gaisthal vorgenom­menen Bohrungen, welche den Zweck hatten, eine Thermalquelle zu erschließen, sind mit dem heutigen Tage endgiltig aufgegeben worden. DerHauptgrund hiefür ist darin zu suchen, daß ein von fachmännischer Seite ausgehendes Gutach­ten den günstigen Erfolg der Bohrungen in Zweifel setzte.

Der 44 Jahre alte Holzhauer und Küfer Joh. Finkbeiner von Schloß, Ge­meinde Baiersbronn, der, wie berichtet, letzte Woche 2 von seinen 7 Kindern durch Erwürgen, Erdrosseln und Schlagen tötete, wurde gestern früh zur Beobachtung nach Tübingen verbracht.

Hall, 25. April. (Prozeß Faulhaber.) Heute beantragte der Staatsanwalt, der in einer scharfen Rede die Anklage be­gründete und die Anklage in der Haupt­sache vollkommen aufrecht erhielt, gegen den Angekl. Faulhaber eine Gefängnis­strafe von 4 Jahren, Aberkennung der bürgl. Ehrenrechte auf die Dauer von 5 Jahren und die Inhaftnahme zur Sicher­ung des Strafvollzugs. Gegen Herwig »wurde eine Gefängnisstrafe von 1 Jahr

36. Jahrgang.

9 Mon. beantragt, woran 5 Monate Untersuchungshaft abzurechnen wären. Ferner wurde beantragt, den Angekl. Her­wig gegen eine Sicherheitsleistung in der Höhe von mindestens 2000 Mk. auf freien Fuß zu setzen. Es sprach, dann noch der Verteidiger Faulhabers, R. Anwalt Kraut.

Hall, 26. April. (Prozeß Faulhaber.) Das heute Nachmittag gefällte Urteil lautet: Pfarrer Faulhaber wurde wegen eines Vergehens des einfachen Bankerotts und wegen 4 Vergehen des vollendeten Betrugs zu der Gefängnisstrafe von 2 Jahren 3 Monaten, der Angeklagte Her­wig wegen 4 Vergehen des vollendeten Betrugs und wegen eines Vergehens des versuchten Betrugs zu der Gefängnisstrafe von 1 Jahr verurteilt, auf welche 5 Mon. der erlittenen Untersuchungshaft einge­rechnet werden. Gegen Faulhaber wird zur Sicherung des Vollzugs der Strafe Haftbefehl erlassen. Der Verlust der bürgerl. Ehrenrechte, den der Staatsan­walt beantragt hatte, wurde abgelehnt.

Pforzheim, 24. April. Ein ganz unglaubliches Verbrechen versuchte in der letzten Zeit wiederholt ein hier seit etwa zwei Jahren in Stellung befindlicher junger Kaufmann Namens Joh. Georg Kurz aus Kleinreuth (Bayern). Derselbe war mit einem ebenfalls 21 22 Jahre alten Kommis im Drvgcngeschäst des Herrn A. Jäger hier angestellt und hatte sich mit der Zeit derart mit ihm verfeindet, daß er den Entschluß faßte, demselben Gift beizubringen. Wie derPf. B". er­fährt, fügte erstmals Mitte März Kurz dem Vesperbcod sein es Kollegen Cyan­kali bei; am 5. April setzte er dessen Brot Kupferbad zu, und schließlich am letzten Freitag den 20. ds. mengte er dem Butterbrot Sublimat zu, lauter Gifte, von denen jedes in geringer Dosis ge­nommen den Tod herbeiführt. ES ist kein geringes Glück für den Bedrohten, daß erjeweils so vorsichtig warffobaldHm daS Brot verdächtig schien, sich des Genusses zu enthalten. Ganz merkwürdig ist das Ver­halten des Thäters. Obwohl schon seit langer Zeit im Drogengeschäft thätig, be­hauptet er doch, seinem Kollegen nicht » nach dem Leben getrachtet zu haben. Es sei ihm nur darum zu thun gewesen, dem Verhaßten einige Tage Unbehagen zu ver­ursachen.

Köln. 24. April. Nach zweitägiger Verhandlung wurde heute der 22jährige Kaufmann Wiegand aus Stuttgart von