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der Söldnerscharen Englands gegen die freien Burenrepubliken Südafrikas hervor. Tausende von Menschen müssen da auf beiden Seiten verbluten, um die Goldgier der Rhodesgenossen womöglich zu befrie­digen.

Haag, 17. April. Wie hier mit Bestimmtheit verlautet, wird die Königin Wilhelmine einen eigenhändigen Brief an den Zaren in Sachen der Friedensver. Mittelung zwischen England und Trans­vaal richten. Die außerordentliche Buren­gesandschaft schlägt die Neutralitäts-Er­klärung der Burenstaaten unter Garantie der europäischen Mächte und der Verein. Staaten von Nord-Amerika vor, wogegen die Engländer die weitgehendsten Rechte erhalten sollen.

New-Jork, 18. April.Daily Telegraph" meldet von hier: Bei den Dammarbeiten am Krotonflusse, welcher New-Iork mit Trinkwasser versorgt, sind ernste Unruhen ausgebrochen, da die Bau- Unternehmer sich weigerten, für die neu errichteten Reservoirdämme den Arbeits­lohn zu erhöhen. Insgesamt 800 italie­nische Arbeiter sind bei dem Bau beschäf­tigt und legten die Arbeit nieder. In der Nacht von Montag auf Dienstag wurde ein Sergeant der Unionarmee von den Ausständigen getödtet, welche vor dem Krotonflusse eine Anhöhe besetzt halten. Sie üben sich Tag für Tag im Gebrauch der Gewehre und anderen Waffen, mit denen sie versehen sind. Sie drohen, den Damm zu sprengen, wodurch New-Jork das Trinkwaffer abgeschnitten würde. Ein starkes Militär-Aufgebot, darunter das New-Iorker Elite-Regiment, ist an Ort und Stelle beordert worden.

In Indien zeigen sich, wahrschein­lich infolge der Hungersnot, aufrührerische Bewegungen. Eine Depesche aus Bombay 13. April lautet: Eine ernste Gefahr droht infolge des im Eingeborcnendistrikt von Khanpur ausgebrochenen Aufruhrs. Ein Lagerhaus wurde durch den Pöbel.'zer­stört, dem auch eine Baumwollmühle zum Opfer siel. Es wurden Truppen aufge- boten. 10 Personen wurden getötet, 5 Polizeibeamte wurden durch die Aufrührer getötet und in das brennende Lagerhaus geworfen. Die Ruhe wurde wieder her­gestellt, aber alle Arbeit ruht. Die Be­völkerung zeigt eine feindselige Haltung. Freiwillige Lokaltruppen patrouilliren in der Stadt und bewachen die Mühlen und Fabriken.

Vom Kriegsschauplatz in Südafrika.

London, 18. April. Großes und peinliches Aufsehen erregt die amtlicke Veröffentlichung der an das Kriegsamt gerichteten Berichte der Generäle Buller, Warren und Roberts über die unglück­lichen Gefechte am Tugela, die ein sehr unerquickliches Bild über die Haltung der führenden Offiziere und die Leitung der Operationen entrollen. Der von Roberts ausgesprochene scharfe Tadel zwingt Buller, Warren und Oberst Thornycroft geradezu zum Rücktritt. Man ist allgemein erstaunt, warum das Kriegsamt diese Berichte über­haupt und namentlich jetzt veröffentlicht, da sie auf die Truppen im Felde nur vertrauenerschütternd und demoralisierend wirken können. Die heutigen Nachrichten vom Kriegsschauplatz sind belanglos. Dem General Warren wirft Lord Roberts Mangel an Urteilsfähigkeit und admini­

strativer Tüchtigkeit" vor und dem General Buller giebt er zu verstehen, daß er seiner Pflicht nicht nachgekommen sei, indem er es unterließ, sich davon persönlich zu über­zeugen, ob seine Befehle auch ausgeführt worden seien. Diese Bemerkungen des englischen Oberbefehlshabers stellen die Unfähigkeit und Disziplinlosigkeit der her­vorragendsten englischen Offiziere in das denkbar grellste Licht.

Das Berl. Tagebl. meldet aus London, daß seit dem Gefecht von Paarde- berg, wo Kitchener für den abwesenden Roberts kommandirte, ein Bruch zwischen den beiden Feldherrn bestehe.

Die Lage bei Wepencr ist unver­ändert. Die englische Garnison daselbst ist noch immer eingeschlossen. Indessen sind von 2 Seiten Kolonnen zum Entsatz des Platzes im Anzug. Die eine steht unter General Rundle und kommt aus Reddersburg, die andere aus Rouxville unter dem Befehl des Generals Brabant und des Obersten Hart. Es wird sich in den nächsten Tagen entscheiden müssen, ob die Buren die Südostecke des Oranje­staats zu halten vermögen oder den Eng­ländern überlassen müssen.

London, 18. April. Wie von den englischen Sozialisten wurde auch von den englischen Trade-Unionisten ein Manifest gegen den Krieg in Südafrika erlassen. Das Manifest ist mit 85 000 Unterschrif­ten bedeckt. Dasselbe erklärt es als eine freche Lüge, daß der Krieg in Südafrika für die Freiheit und die Rechte der in Transvaal beschäftigten Ausländer unter­nommen worden sei.

Wie man Automaten für den Verkauf von Konflkt, Postkarten, Cigarren u. s. w. hat, so sind neuerdings, wie der PraktischeWegweiser", Würzburg, schreibt, auch in Großstädten solche für den Ver­kauf von Rosenblumen im Gebrauch. Man wirft ein Zehnpfennigstöck in den Appa­rat, zieht am Handgriff und eine Rose erscheint am Auszug. Die Automaten sind derart eingerichtet, daß sich die Rosen mehrere Tage frisch erhalten.

(Pneumatikschutz.) Das Platzen und sonstige Beschädigungen der Pneu­matiks an Fahrrädern und Motorfahr­zeugen ist eine recht unangenehme Sache und verbittert häufig die Freude an dem beliebten Sport. Man hat, um das zu verhindern, mancherlei versucht. So hat man jetzt, wie derPraktische Wegweiser", Würzburg, schreibt, ein metallisches Gewebe, eine Art Panzerhemd erfunden,mit welchem die Pneumatiks umhüllt werden und das einen absoluten Schutz gegen das Platzen derselben gewähren soll. Die Elastizität der Gummireifen wird natürlich durch diese Schutzvorrichtung etwas beeinflußt, jedoch nur in geringem Maße, da das Gewebe sehr elastisch ist.

(Ein Gartcngeheimnis.) Schon seit langen Jahren stand ich im Verkehr mit einem alten Gartenfreund, dessen Pflanzen und Kulturen nicht nur die Be­wunderung seiner Freunde und Nachbarn, sondern auch das Staunen aller Fachleute hervorriefeu. Da standen Wuuderbäume (Ricinus) von 23 Meter Höhe, Tabak, Mais, Ierula, Nkazia, Solonum, Wigan- dia in einer Pracht und Ueppigkeit, wie man sie vielleicht in einem Warmhaus ' in einer Flora wohl finden kann, wie sie

aber in den wenigsten Gärtnereien und noch weniger bei einem Liebhaber anzu­treffen sind. Aber nicht nur diese Schau­pflanzenentwickelten diese wahrhaft tropische Fülle, sondern auch die Nntzgewächse ent­wickelten sich, als sei der ganze Garten ein Warmhaus. Da wachsen Kürbisse, Gurken, Melonen, Tomaten in solcher Fülle, daß man an Zauber und Hexerei glauben konnte nnd dazu war alles auch noch mindestens 14 Tage früher wie in den umliegenden Gärten. Hundertmal wurde der Alte gefragt, wie er es denn eigentlich anfange, diese so ganz auffälligen Resultate zu erzielen; aber da kam man an den Rechten.Ich 'pflege meine Sachen gut, darum wachsen sie auch ordentlich," weiter war nichts her­auszubringen, und dabei zwinkerte er so schelmisch mit seinen kleinen, klugen Aeug- lein, und lachte so freundlich, daß man ihm ob seiner Zugeknöpftheit trotzdem nicht böse sein konnte. Kurz vor seinem Tode, in einer gemütlichen Plauderstunde aber erklärte er mir das Geheimnis mit der Bedingung, es zu seinen Lebzeiten niemand zu sagen. Natürlich habe ich es auch ge­halten, aber nun will ich es nicht länger verwahren, sondern es zum allgemeinen Nutzen erzählen. Mein alter Freund hatte nämlich seinen ganzen Garten in ein großes Mistbeet verwandelt, dem nur gerade der Glasdcckel fehlte, denn die Seitenwände wurden durch die zwei Met. hohen Hecken und Mauern dargestellt. Die Beete wurden nur 1 Meter tief aus­gegraben und dann bis auf einen Fuß hoch mit Pferdedung gefüllt, worauf dann ein Fuß hoch Erde kam. Waren die Pflanzen heraus, so streute er einen Finger hoch Lauberde auf, so daß die Erde nur schlecht austrocknen konnte und sich leicht feucht halten li ß. Die aus dem Roßdung sich entwickelnde Wärme aber war es, welche die Pflanzen so in die Höhe trieb. Wenn wir nun auch nicht jedem auraten wollen, seinen ganzen Garten in dieser Weise zu bearbeiten, so kann mau doch leicht einzelne Stellen, wo man sehr große Schaupflanzen ziehen will, so behandeln. Nur ein tiefes Loch ausgraben und dann dreiviertel mit Pferdemist und eiuviertel mit Erde ausgcfüllt. Die Erfolge solcher Mistbeete" sind staunenswert.

Stcrnöesbuch - KHronik

der Stadt Wildbad. vom 14. bis 20. April 1900.

Aufgebote:

18. April. Bott, Christian Gottlieb, Sägmühle­arbeiter von Calmbach und Luise Marie Sch afft led. Dienstmagd vin Christofshof.

Ehes ch ließungen :

16. Schmid, Karl Friedrich, Steinhauer von hier, mit Johanna Pauline König von Dobel.

16. 1 Hammer, Jakoh Friedrich. Taglöhner

von hier, mit Wilhelmine Katharine Treiber von Sprollenhaus.

17. Scheurer, Adolf Otto, Eisenbahnhilfs­

schaffner von Bondorf O-A. Herren­berg, mit Fanny Karoline Hagmayer von hier.

Geburten:

10. Horkheimer, Christian Friedrich, Po­

lizeidiener, 1 Tochter.

11. Braun, Johann Georg, Zimmermann

in Sprollenhaus, 1 Tochter- 17. Schmid, Johann Ulrich, Hausdiener, 1 Sohn.

Gestorbene:

14- Ehnis, Eva, Wäscherin hier, 81 I. a. 17, Fröhlich, Karl Wilhelm, Sohn des Fabrikarbeiters Karl Friedrich Fröhlich, 9 Monate alt.