Amtsblatt für öie Stadt Wilövad.
General-Anzeiger für Kildbad und Umgebung.
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Nr.
Donnerstag, 19. Aprit 1900
36. Jahrgang
Rundschau.
Stuttgart, 16. April. , Ueber die Einwohnerzahl Stuttgarts amJahrhundert- ende ist in den statistischen Monatsberichten der Stadt Stuttgart eine Arbeit enthalten, worin ausgerechnet wird, daß bei gleicher Fortentwicklung wie seither Stuttgart am 1. Dezember 1900 eine Einwohnerzisfer von über 183 000 erreichen und im September 1903 die Zister 200 000 überschreiten wird. Um die vorige Jahrhundertwende hatte Stuttgart 20000 überschritten; ynno 1624 zählte cs 7600 Einwohner. Vor 75 Jahren war Stuttgarts Anteil an der Gesamtbevölkerung Württembergs 4,7°/«, jetzt über 8°/«.
Rothenbach, a. d. E. Günstige Geschäftslage. — vermehrte Wohlfahrts- einrichtungen: uachdiesem gesunden Grundsatz hat die Firma Kraut u. Comp., Holzschneidewerk in Höfen-Rothenbach in der letzten Zeit eine Reihe von Einrichtungen getroffen, welche Zeugnis davon geben, wie auch ohne Lohnkümpfe und Streiks für das Wohl der Arbeiter gesorgt wird. So wurde für die jugendlichen fortbildungsschulpflichtigen .Arbeiter aus Kosten der Firma eine Fabrik-Fortbildungsschule eingerichtet. Die Schulstunden fallen in die Arbeitszeit und werden als solche bezahl:, während die jungen Leute seither immer nach Feierabend in die heimatlichen zum Teil über eine Stunde entfernten Dörfer eilen mußten, um dort noch gerade recht in die abendlichen Fortbildungsschulen zu kommen, natürlich in einem Zustand der Ermüdung, daß von einem fröhlichen Lernen keine Rede mehr sein konnte. Sodann wurde von einem der Chefs der Firma ein Fonds von 10000 Mk. gestiftet, dessen Zinsen jährlich auf 1. April an solche Arbeiter des Werks verteilt werden, welche infolge außerordentlicher Verhältnisse und durch ihre Würdigkeit sich hiezu empfehlen Ganz besonders segensreich und dankenswert erscheint aber die Einrichtung einer Speiseanstalt für die etwa 300 Mann starke Arbeiterschaft. Ein Gang durch das eigens zu diesem Zweck erbaute Gebäude führt zunächst in einen schönen Hellen Speisesaal mit Dampfheizung und im Hintergrnnv mit einem mächtigen Büffet. Küche und Keller im Erdgeschoß mit allen Einrichtungen der Neuzeit versehen als Kühlräumen, Wasserleitung für Warm und Kalt, elektrischem LM und mit großen Vorräten machen die Anstalt zu einem Musterbetrieb. Die Speisekarte bietet ein Frühstück, Kaffee
und Brot, für 10 Pfg; ein Mittagessen, Suppe, Fleisch und Gemüse, um 25 Pfg. (für jngendlicheArbeiter 20 Pfg.); ein Abendessen, wiederum Suppe, Fleisch und Gemüse, um 20 Pfg.; alles trefflich gekocht und mehr als reichlich zur Verfügung. Während des Essens wird kein Getränk verabreicht, dagegen kann nach Tisch jeder Arbeiter ein oder zwei Glas Bier oder Most L 8 Pfg. bekommen. Hiedurch wird der Sparsinn angeregt und die falsche Meinung bekämpft, als ob durch diese Getränke die Arbeitskraft erhöht würde. Zieht man in Betracht, daß die Arbeiter seither ihr Mitiagsbrot oft in der Tasche mitgebracht haben, öderes sich durch Kinder von weit her haben tragen lassen müssen, so liegt auf der Hand, daß jetzt die Ernährung der Arbeiter unvergleichlich viel besser ist, dabei mindestens so wohlfeil als bisher. Und kräftige Ernährung bedeutet kräftige Gesundheit. Möchte die gute Absicht der Firma auch den gewünschten Erfolg haben, indem die Arbeiterschaft möglichst das benützt, was ihr in ihrem eigensten Interesse geboten wird.
— Nach einer Zusammenstellung von Nadelholz- und Stammholzverkäufen aus 34 Revieren des Landes wurden im Monat März folgende Preise erzielt: Reichenbach 131°<o, Altensteig 127°/», Herrenalb, Pfalzgrasenweiler und Maulbronn je 124°/o, Dornstetten 123°/«. Der niederste Holzpreis mit 97°/« des Revierpreiscs ist, vom Revier Zwiefalten verzeichnet. — Beim letzten Verkauf hier am 11. d. M. wurden für Fichten und Tannen 131,6°/«, für Forchen l42,2°/o des Revierpreises erzielt. Hieraus ist offenbar zu ersehen, daß die Preise für Langholz im Steigen begriffen sind. — Demeuisprechendsteigern sich auch die Preise für Brennholz.
Vom Lande, 9. April. Chr. Wagner, der Bauer und Dichter zu Warmbronn, O.A. Leonberg, ein großer Tierfreund erzählt in der Zeitschrift des Lehrervereins für Naturkunde, folgenden Fall von Anhänglichkeit der Katzen. Vor etwa 4 Wochen war es, als ich mit meinem 12- jährigen Töchterlein nach Magstadt wan- derte. Unterwegs bemerkten wir, daß eine unserer grauen Katzen uns begleitete. Das wäre nun schon recht gewesen, aber ich befürchtete, sie möchte uns in dem fremden Dorf abhanden kommen, sie möchte verscheucht werden, verloren gehen. Deshalb bedeuteten wir ihr, obschon ungern, sie soll Zurückbleiben. Das war mittags 12 Uhr. Was geschah? Als wir
abends 7 Uhr desselben Weges wieder kamen, erwartete uns die Katze fast genau an derselben Stelle, wo wir sie verließen. Sie hatte eine königliche Freude, als sie uns kommeu hörte und versuchte dieselbe durch Streichen, Schnurren und Miauen kuudzugeben. Das treue Tier hatte also 7 Stunden lang auf uns gewartet und es war zudem frostiges Wetter gewesen.
Ulm, 12. April. Beim großen Osfi- zierskonkurenzschießen der Kriegsschule in Spandau hat die besten Schießresultate erzielt Hauptmann Magirus vom 8. Infanterieregiment in Straßbura, gebürtig von Ulm. Er erhielt den Ehrensäbel vom Kaiser.
Schwenningen. Am I. Mai d. I. wird nach dem „St.A." die neu errichtete staatliche Fachschule für Uhrmacherei, Feinmechanik und Elektrotechnik eröffnet. Der Unterricht wird in drei Jahreskursen erteilt, dem Vor-, Fach- u. Fortbildungskurs. In den Vorkurs werden Schüler ausgenommen, welche das 14. Lebensjahr zu- rückgelegt und die Volks- oder Realschule besucht haben. In den Fachkurs können junge Leute eintreten, welche das 15. Lebensjahr zurückgelegt haben und die Kenntnisse und Fertigkeiten besitzen, welche im Vorkurs erworben werden. Die Aufnahme in den Fortbildungskurs setzt die Zurücklegung des 16. Lebensjahres und die Vorbildung voraus, die im Fachkurs erworben wird. Der praktische Unterricht, d. h. die Arbeit nimmt sommers wöchentlich 46 — 53, winters 42—49 Stunden in Anspruch. D-s Schulgeld beträgt jährlich 25 Mk. Für billige Pension in Privathäusern mit Familienanschluß ist Sorge getragen.
Leutkirch, 14. April. Vom Landesverband der Geflügelzucht- und Vogcl- schutzvereine Württembergs, dem jetzt 66 Vereine angehören, sind im Monat März durch die von ihm eingerichteten Verkaufsgenossenschaften 34054 Eier zum Preis von durchschnittlich 6 Pfg. pro St. verkauft worden. Den größten Absatz hatte die Verkaufsgenossenschaft Leutkirch mit 21000 St., eS folgen diejenigen von Kirch- heiin mit 7 440, Sindelftugcn mit 3114, Calw mit 1550, und Nagold mit 950 Stück.
Wimpfen, 11. April. Das berühmte Schlachtfeld bei Wimpfen, wo am 6. Mai 1622 400 Bürger von Pforzheim einen Heldentod fanden, ist nunmehr mit einem Denkmal in Gestalt eines hohen Granitsteines geziert, der auf einer ehernen