172

geschlagen worden mit einem Verluste von etwa 200 Mann. Bei dem Orte Smal- deel erlitten die Engländer eine andere Schlappe und verloren' dabei allein an Offizieren 40 Mann, eine Zahl, die ans die nicht bekannt gegebene Verlustziffer der Mannschaften schließen läßt. Am Buschmannskop, wo Oberst Pilcher mit dem wertvollen Troß gefangen wurde, verloren die Engländer etwa 100 Mann Verwundete und 338 Mann, die in Ge­fangenschaft geriethem Bei der Station Reddersburg, nördlich von Springfontein, wurde die ganze Kolonne des Generals Gatacre von den Buren abgefangen, 167 Mann Kavallerie, 424 Mann Infanterie. Die Engländer haben somit in zwei Wochen schon wieder mindestens 1222 Mann ver­loren, und dies allein in unmittelbarer Nähe des Hauptquartiers. Die Buren sind nnn Herren von Springfontein, der so überaus wichtigen Knotenstation der Kapland - Centralbahn, welche allein noch das Hauptquatier mit der Küste verbindet. Lord Roberts ist jetzt völlig abgeschnitten von der Verbindung mit der Kapkolonie: er ist mitten im Feindesland isolirt. Es stehr ihm nur noch die Verbindung über Kimberley offen.

lieber den Ueberfall bei den Wasserwerken von Bloemfontein meldet das Reuter'sche Bureau aus Brandfort: Eine vom 1. d. M. aus dem Lager de Wets bei den Wasserwerken am Modderriver datirte Depesche besagt: Freitag Nacht erhielt de Wet die Nach­richt, daß die englische Truppe, die seit Kurzem Thabanchu besetzt hielt, infolge des Anmarsches Oliviers vom Süden her diesen Ort räume. De Wet beschloß, dieselbe abzufangen und gelangte nach einem brillanten Nachtmarsch zu den Amla Kopies, dicht bei den Wasserwerken vom Modderriver; er fand das englische Lager ohne . Vorposten friedlich schlummernd. Sofort brachte De Wet eine Batterie in Stellung, und Kommandos in Stärke von 1500 Mann besetzten die strategischen Punkte rings um die Engländer; die Sektionen aus Kroonstad und Bloemfou- tein nahmen dicht bei den Gebäuden der Bahnstation und unterhalb der Drift Stellung. Als das Tageslicht weit genug vorgeschritten war, wurde das Signal gegeben und die Geschütze begannen das Lager der Engländer mit Shrapnels und Kartätschen zu überschütten; es folgte große Verwirrung, die englischen Artille­risten stürzten zu den Geschützen und eilten einer entfernten Stellung zu; dies verursachte Freude bei den Mannschaften von Winbnrg und Bethlehem; dieselben galoppirten angesichts des Gewehrfeuers der Engländer, die sich von ihrer Be­stürzung nicht erholten, über das offene Feld. De Wet spornte die Leute au und ritt über das freie Feld ohne Deckung auf die Stellung der Engländer zu; während dessen sprengte eine englische Batterie auf eine dicht von Buren besetzte Anhöhe zu. Kein Schuß wurde abge­geben, ehe die englische Artillerie auf 30 Jards herangekommen war; dann aber erdröhnte die Luft von dem Schall des Gewehrfeuers ; die Bespannung der Ge­schütze wurde reihenweise mit ihrer Be­dienung niedergeschofsen. Sieben Ge­schütze fielen in die Hände der Freistaat- Buren. Nach einer Meldung aus Pre­toria vom 2. April verloren die Englän­

der in dem Kampfe bei den Reservoirs von Bloemfontein sogar 11 Kanonen und zwei Waggons mit Munition.

Londo n', 9. April. Meldung aus Bloemfontein: Marschall Roberts befahl angesichts der unmittelbaren Gefahr, seine Bahnverbindung abgeschnitteu zu sehen, allen englischen Zivilisten, sowie den Frauen und Kindern, die Stadt innerhalb zwölf Stunden zu verlassen. Alle Offiziers­frauen kehrten daher am 6. April nach Kapstadt zurück. Die Unterbrechung nach dem Süden wird erwartet.

MnterHcrllenöes.

Weues Leben.

Oster-Geschichte von Otto Grund.

(Fortsetz.) (Nachdruck verboten.)

Kurz darauf wurde Kerner von seinem Brotherrn entlassen^ trotzdem dessen Sohn das Gegenteil gewünscht hatte. Den geschickten Handwerker kümmerte das nicht viel; ihm konnte es ja nicht fehlen, er bekam immer noch eine andere Stelle.

Aber leider hatte man bereits in der ganzen Stadt Kunde von dem Vorfall und niemand wollte den jähzornigen Mann einstellen. Die öffentliche Meinung warf den Stein nicht nur auf ihn, sondern auch, wie ja meistens bei derartigen un­glücklichen Anlässen, auf die unschuldigen Angehörigen.

Das war ein harter Schlag für die ganze Familie. Der Mann suchte seinen gekränkten Stolz und seine ohnmächtige Wut im Glase zu ertränken. Früher ein sehr solider Familienvater, suchte er jetzt häufig das Wirtshaus auf, wo er bis spät in die Nacht hinein saß.

So verging der Sommer, Kerner hatte nirgends Arbeit bekommen, denn Kohlen­karrer oder Sackträger wollte er nicht werden. Er arbeitete hin und wieder mal einige kleine Sachen, die ihm Be­kannte zukommen ließen; aber das reichte doch nicht im entferntesten zur Ernähr­ung einer größeren Familie.

Die wenigen Ersparnisse waren auf­gezehrt, das letzte war für die im Winter notwendigen Kohlen hingegangen. Kerners sahen sich genötigt ihre Wohnung zu ver­lassen und in die kleine Kellerwohnung zu ziehen. Frau und Tochter in die Fabrik zu schicken, das litt der Stolz des Mannes nicht, und wer weiß, ob man sie dort überhaupt annahm? Sie suchten nun, so gut es gehen wollte, mit schlecht be­zahlten Handarbeiten etwas zu verdienen, aber was war das im Vergleich zu dem Notwendigen?

Fritz Reimann war tief betrübt darüber. Er hatte Martha nicht verlassen, sogar ans Liebe zu ihr dem Vater die Roheit vergeben; aber er selbst konnte nichts thun, sein Vater wollte nichts davon wissen und schließlich hätte Kerner ihn auch wohl hinausgeworfen, wenn er seine Hilfe an- geboten hätte.

Der Winter ging zu Ende. Die vor­her so gut gestellte Familie war fast bis zur direkten und notwendigen Fristung des Lebens herabgesunken; bis auf das unentbehrlichste waren Möbel u. Schmuck­sachen ins Leihhaus gewandert, ebenso erst kürzlich alle guten Kleidungsstücke.

Deshalb sitzen sie heute in der engen Wohnung, während draußen die Sonne

so köstlich leuchtet und' Tausende in die keimende Natur hinauslockt. Sie^könuen ja nicht mitgehen in ihren alten abge­tragenen Röcken, man würde mit Fingern auf sie weisen; sie passen nicht mehr zu den Fröhlichen.

Die bleiche Fran mit dem bereits leicht ergrauten Haar, die trotz des erbärmlichen Lebens so schöne Martha, deren Gesicht jetzt einen ernsten und nachdenkenden Aus­druck trägt, und die I3jähr. Marie, eng aneinandergeschmiegt sitzen sie da und reden leise. Sie mußten ihren Ostergot- lesdienst zu Hanse halten, sie konnten sich ja nicht am Sonntage so sehen lassen; und außerdem schimpfte der Vater immer, wenn er einmal ihre Hände zum Gebet gefaltet sah.

Es giebt keinen Gott: Warum hat er uns im Unglück sitzen lassen?" hatte er erst gestern gesagt. Er mar erst gegen Morgen heimgekommen, fast sinnlos be­trunken; jetzt schläft er noch.

Die beiden jüngsten .Kinder, der 8- jährige Franz und die 6jährige Anna spielen auf dem Hofe mit den paar Sonnenstrahlen,die über die Mauer huschen. Hinaus in die große sonnenbeschienene Flur dürfen auch sie heute nicht.

Ein trauriges Osterfest.

Gegen Abend, den ganzen Tag hat er verschlafen, verläßt Kerner die Seinen. Sie fragen nicht: wohin? Sie Wissens ja Auch sieht er heute so wild aus.-

Später, es mag vielleicht in der zehn­ten Stunde sein, schallt plötzlich der Ruf Feuer! Es brennt!" durch die noch ziem­lich Hellen Straßen.

Auch Frau Kerner und Martha hören den Ruf und eilen hinaus.

Ein mächtiger Feuerschein im Süden der Stadt beleuchtet den dunklen Abend­himmel. Auf die FrageWo brennts?" antworten einige hastig Dahineilende: Reimanns großer Holzschuppen!" Ein unbestimmtes Gefühl zieht die beiden Frauen zur Brandstätte, wo sich bereits eine große Menge Menschen angesammelt hat.

Der Schuppen, in dem sich eine be­deutende Menge Rohholz zum trocknen befand, liegt etwas abseits von dem Reimann'scheu Hause; für dieses selbst ist bei der herrschenden Windstille keine Gefahr vorhanden, der leicht aus Fach­werk gebaute und mit dein ausgetrockneten Holze dicht gefüllte Schuppen ist jedoch unrettbar verloren. Man hatte das Feuer erst bemerkt, als die Flammen bereits an allen vier Ecken aufloderten. Die Alar­mierung und Rüstung der Freiwilligen Feuerwehr war zwar sehr schnell gegangen, für die Ausdehnung des Feuers aber viel zu langsam. Sie mußte sich bei ihrem Eintreffen darauf beschränken, den Platz abzusperren, konnte im übrigen aber nichts thun.

Die umstehende Menge tauschte, da dies naturgemäß am nächsten liegt, Ver­mutungen über die Ursache des Brandes aus.

Dasselbe thut der Brandhauptmann mit dem alten Herrn Reimann. Sie finden es seltsam, daß das Feuer an allen vier Ecken gleichzeitig ausgebrochen sei und kommen schnell zu dem Schluffe, daß Brandstiftung vorliegen müsse. Ein hin­zutretender Feuerwehrmann bestätigt diese Annahme. Er hat in nächster Nähe des brennenden Schuppens eine Schachtel nebst