Amtsblatt für öie SLaöL WiL'öVctö.

erreral-Anzeiger für Wldbsd und Amgebttng.

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Nr. 43.

Aonnevstag, 12. ApriL 1900

36. AcrHvgcrng.

Des Karfreitags wegen wird die nächste Nummer d. Bl. am Samstag Nachmittag ausgegebeu; nächsten Diens­tag erscheint der Osterfeiertage wegen kein Blatt.

Rundschau.

Tie Wahl des Revisionsass. Karl Alling er in Neuenbürg zum Schult­heißen der Gemeinde Dobel O.A. Neuen­bürg wurde bestätigt.

S tuttgart, 10. April. Die Schwur­gerichtsverhandlung gegen den Bankier Sally Nördlinger, welche seit 4 Tagen dauerte, ging heute nachmittag zu Ende. Nördlinger wurde der ihm zur Last ge­legten Siltlichkeitsverbrechen für schuldig befunden und zu 2 Jahren Zuchthaus verurteilt. Im ganzen waren 89 Zeugen zu vernehmen. Eine Kaution wurde wegen Fluchtverdacht abgelehut und der Verurteilte sofort in Haft abgeführt.

Neuenbürg, 9. April. Güterbe­förderer Will). Scholl wurde heute vor­mittag von einem bedauerlichen Unfall betroffen. Beim Abladen eines außerge­wöhnlich schweren, Metall enthaltenden Füßchens fiel ihm dasselbe seitlich auf den linken Fuß, was eine teilweise Zer­splitterung und Quetschung am Vorder­fuß verursachte. (Enzth.)

Der bekannte Gasthof zkühlen Brunnen" in Tein ach wurde von dem bisherigen Besitzer Müller an Gotthilf An dl er, Sohn des verstorbenen Hirsch­wirts, uw 46000 Mk. verkauft. In Unterreichenbach ging das Gasthaus zum Waldhorn durch Kauf an einen Hrn. Mößner aus Stuttgart um die Summe von 25 000 Mk. über.

Untertürkheim, 9. April. Zu Ehren des Betriebsoberinspektors Ober­finanzrat Hörner, der nach 54jähriger Dienstzeit in den wohlverdienten Ruhe­stand getreten ist, fand gestern abend hier im Saal des Gasthofs zum Löwen eine Abschiedsfeier statt, an welcher Herr Staatsrat Dr. v. Balz, viele Beamte der Generaldirektion und des Eisenbahn­dienstes, auch Stationsvorsteher, Zugführer u.s.w., im Ganzen gegen 200 Personen teilnahmen. In einer Reihe von Reden wurde der Scheidende gefeiert, der gerührt dankte. Der Gesangverein der Verkehrs­beamten trug Lieder vor.

Pforzheim, 9. April. In der ver­gangenen Nacht wurde im Gasthof zum ,Deutschen Haus" der etwa 25 Jahre

alte Gipser Bader nach vorausgegangenem kurzem Wortwechsel von einem hier be- diensteten Knecht durch 4 Stiche in den Kopf schwer verletzt. Der Thäter suchte das Weite.

Breiten, 7. April. An dem Hause des Weinhändlers und Stadtrats H. Fuchs hier wurde gestern eine Gedenktafel fol­genden Inhalts angebracht:In diesem Hause rastete Schiller auf seiner Flucht von Stuttgart nach Mannheim am 18. September 1782". Bekanntlich wurde damals dem jungen Schiller vom Herzog verboten, sich mit nichtmedizinischer Lit- teratur zu befassen und als derselbe dieses Gebot nicht befolgte, sah er sich genötigt, zu entfliehen und nahm seinen vorläufigen Aufenthalt in Mannheim. Bei dieser Gelegenheit wurde er mit seinem Freunde Streicher, der ihn begleitete, in einem Zimmer gen. Hauses beheerbergt.

M ü n ch e n, 6. April. Die Kraft- und Arbeitsmaschinen-Ausstellung auf der Kohleninsel hat mit dem Defizit von 206 000 Mk. abgeschlossen. Gestern wurde der direkteSchienenweg von Murnau nach Oberammergau, welcher von der Aktiengesellschaft Elektrizitätswerke, vorm. Kummer u. Co. in Dresden, gebaut ist, eröffnet.

Leipzig, 7. April. Ein Großfeuer in der Glockenstraße vernichtete die Cellu­loidfabrik von Engelmann und Richter vollständig und beschädigte schwer die Gutenbergdruckerei. Der Hausmeister rettete sich durch einen Sprung aus dem Fenster. Das Schicksal von Frau und Kind ist ungewiß. Im ganzen sind 8 Personen verbrannt.

Worms, 9. April. Das erst am 4. April eröffnete Warenhaus von Gebrüder Alsberg brannte in der vergangenen Nacht vollständig aus. Das Feuer entstand in­folge einer illuminirten Dekoration, welche die Wormser Rheinbrücke darstellen sollte. Der Schaden beträgt mehrere Hundert­tausend Mark. Es gelang, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken.

Berlin, 7. April. Das Schwurge­richt verurteilte heute den Schuhmacher Goenczi wegen Raubmords, den er hier im August 1897 an der Witwe Schulze und deren Tochter begangen hatte, zum Tode. Seine Ehefrau wurde freigesprochen. Goenczi, ein Ungar von Geburt, war nach begangener Thai ins Ausland ge­flohen und wurde erst nach längerer Zeit in Brasilien ausfindig gemacht, wo nicht am wenigsten ein Hund sein Verräter

wurde, den er schon in Berlin besessen und von dem er sich nicht hatte trennen können.

Berlin, 10. April. In dem unter Ausschluß der Oeffentlichkeit geführten Prozesse gegen den Bankier Sternberg fand gestern das Plaidoyer des Staats­anwalts statt. Es verlautet, derselbe habe Verurteilung zu 3 Jahren Zuchthaus beantragt. (Sternberg ist beschuldigt, sich wiederholt mit Mädchen unter 14 Jahren vergangen zu haben. Sternberg, eine in der Finanzwelt bekannte Persönlichkeit, hatte vergebens 4 Millionen Mark Kaution geboten, um aus der Haft entlassen zu werden. Sein Gesamtvermögen soll sich aus 20 Millionen belaufen.)

Petersburg, 8. April. Hiertreffen Nachrichten ein über unautorisirte Nach­forschungen englischer Unternehmer nach Goldlagern im Gebiete des ochotskischen Meeres an der sibirischen Ostküste. Es sollen dort Goldlager von immensem Reich­tum gesunden sein, ein zweites Klondike. Ein englischer Unternehmer, Oberst Osborne, soll sich hier bereits um Kon­zessionen zur Ausbeutung bemühen. Die russischeRegierung ist aber nicht geneigt,aus­ländische Unternehmungen zu begünstigen und rüstet vielmehr eine eigene Expedition in die betreffenden Gebiete aus.

Bom Kriegsschauplatz in Südafrika.

London, 9. April. DemManchester Guardian" zufolge giebt das Remonte- Departement des Kriegsministeriums zu, daß Roberts forcirte Märsche eine unheil­volle Wirkung auf die Kavallerie-Pferde ausgeübt haben. Seit French Kimberley entsetzte, soll die Kavallerie beinahe l l 000 Pferde verloren haben. Was die Sache noch schwieriger macht, sei der Umstand, daß Basutoponnies nicht mehr oder nur zu unverhältnismäßig hohen Preisen zu haben sind.

Kapstadt, 9. Mpril. Der Bericht­erstatter derTimes" schreibt:Man spricht in England viel davon, das Heer zu reorganisiren und zu vermehren. Man würde besser thun, es etwas intelligenter zu machen. Unsere Generäle, Offiziere und Soldaten sind alle tapfere Männer, aber sie sind einfältig.

Lord Roberts hat, seitdem er als Sieger in die Hauptstadt des Oranje- Freistaates eingezogen ist, schon vier Nieder­lagen nach London melden müssen. Seine Truppen sind unter den Generalen French und Pole bei der Station Karree zurück-