Amtsblatt für die Stadt Wildbaö.

General-Anzeiger für Uildbad und Umgebung.

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Nr. 41.

Rundschau.

Württemberg hat sich, nach einer vom Ministerpräsidenten von Crailsheim jüngst im bayerischen Reichsrat gemachten Mitteilung, zum Verzicht auf seine eigene Postmarke bereit erklärt gehabt, im Ge­gensatz zu Bayern. Indessen erscheint ein solcher Verzicht noch in weitem Felde sein, da in den eingeleiteten Verhandlungen über die Art der Abrechnung noch keine Verständigung zwischen der württemb. Postverwaltung und der Reichspostver­waltung erzielt werden konnte.

Stuttgart, 4. April. Das Gast­haus znmgoldenen Adler", das Herrn Karl Bleßing hier gehörte, ging durch Kauf ans Herrn Männer ans Oßweil über, für den Preis von 100 000 Mk.

Vom Schwarz wald, 4. April. Das 8. Sängerfest des württembergischen Schwarzwaldgaues ist endgültig ans den 15. Juli festgesetzt. Gaudiiigent ist Ober­lehrer Fiesel-Oberndorf. Als Preisrichter wurden bestimmt: Seminar-Oberlehrer Hegele-Nagold, Musik-Oberlehrer Wein- Hardt-Reutlingen u. Musikdirektor Zoller- Ehingen.

Die Mitglieder des Schwarzwald- Vereins werden mit der nächsten Nummer der Vereinsblätter, welche anfangs nächsten Monats ausgegeben werden, das I. Blatt Wildbad-Calw der neuen, in Kupfer gestochenen Höhenkurvenkarten erhalten.

Hall, 3.' April. DerFall Faulhaber wird, wie man demVolksbl." aus Hall berichtet, mit einer gerichtlichen Verhand­lung gegen die Personen Faulhaber und seinenNeffen,den jungen Kaufmann Herwig, enden. Gegen Pfarrer Faulhaber, der sich seit seiner Entlassung aus dem Diako­nissenhause in Mannheim aufhält, ist nämlich wegen Vergehens des Bankerotts, einer Reihe von Betrugsfällen, falschen Vorspiegelungen bei Darlehensaufnahmen und Wechselreiterei auf Mittwoch nach Ostern den 18. April das Hauptverfahren vor der Strafkammer Hall eröffnet. Die Voruntersuchung dauert schon Monate und wurde Faulhaber nur gegen eine Kaution von 10000 Mk. anf freiem Fuß belassen, während sein Neffe Herwig seit­dem in Untersuchungshaft ist. Mit großer Spannung sieht man den Verhandlungen, die mehrere Tage in Anspruch nehmen werden, und deren Ausgang entgegen.

Pforzheim, 3. April. Der Ver­lag desJournal der Goldschmiedekunst" in Leipzig hatte zu Beginn des Jahres ein Preisausschreiben erlassen und zwar

Samstag, 7. Aprit 1900

für die besten Entwürfe einer vollständigen Schmuckgarnitur, bestehend aus einem Collier mit Anhänger, Brosche, Bracelet, Haar-Agraffe und Gürtelschnalle in moderner dekorativer Stilart. Die Zahl der hierauf eingelaufenen Arbeiten war eine große, so daß sogar ausgezeichnet behandelte und glücklich erfundene Ent­würfe zurückgestellt werden mutzten. Den 1. Preis, bestehend ans 100 Mk. in Baar nnd einein Diplom, erhielt von dem in den letzten Tagen zusammen getretenen Preisrichter-Kollegium Herr Kabinett­meister Hermann Stahl - Pforzheim. Unter den Namen weiterer 10 Entwerfer, über die eine lobende Anerkennung ausge­sprochen wurde, befinden sich noch die Herren Julius Bummler und Wilhelm Bümmler, deren Arbeiten mit je einem Diplom ausgezeichnet wurden.

Karlsruhe, 3. April. Ein Buch­halter aus Thiengen, der bei einem hiesign Kaufmann in Stellung war, wurde gestern per Rad zu einem Bankier geschickt, um 2900 Mk. zu erheben und mit dem Gelde Wechsel einzulösen. Er erhob das Geld bei dem Bankier, löste aber die Wechsel bei der Reichsbank nicht ein, sondern fuhr mit dem Rad nach Durlach, sandte das Vehikel von dort per Eilgut an seinen Prinzipal zurück und suchte mit dem Gelde das Weite, indem er eine Fahr­karte nach Frankfurt löste.

Nürnberg, 4. April. Der Reichs­tagsabgeordnete Oertel (Soz.) ist heute vormittag gestorben. (Oertel war Besitzer derFränkischen Tagespost." Er hat in ein Irrenhaus gebracht werden müssen, weil er an der Wahnvorstellung litt, seine Partei wolle ihn zum Konkurs und zum Ruin treiben; inzwischen hat ihn dann die örtliche Parteileitung mit der geringen Abfindungssumme von 5000 Mk. aus seineui Besitz expropriiert, obgleich, wie es heißt, dieTagespost" einen Wert von 200000 Mk. haben soll.)

Elberfeld, 2.April. Nach 12tägiger Verhandlung wurde in dem Militärbe­freiungsprozeß heute das Urteil gesprochen. Das Gericht erkannte gegen Dr. Ziel, welcher die Medikamente verschrieben, auf 10 Monate Gefängnis und 2 Jahre Ehrverlust, gegen die Angekl. Sackermann, Borlinghans und Berger, die als Schlep­per dienten, auf 9 Monate Gefängnis und 2 Jahre Ehrverlust. Die übrigen 18 Angeklagten, Väter und 'Söhne, wur­den wegen Vergehens gegen H 143 bezw. Beihilfe dazu zu 23 Mon. Gefängnis

36. Icrhvgcrng.

verurteilt. Der Prozeß hatte infolge des Wegfalls der Hauptbeteiligten, des Agenten Strucksberg aus Cöln, der bekanntlich im Untersuchungsgefängnis gestorben war, ein gut Teil des Interesses verloren, wenngleich er einen traurigen Einblick in die Machenschaften der Angeklagten ge­währte, die sich nicht scheuten, um sich oder andere der Wehrpflicht zu entziehen, die verwerflichsten Mittel anzuwenden.

Die jungen deutschen Mädchen und Frauen, welche zu Anfang November vorigen Jahres mit Unterstützung der Deutschen Kolonialgesellschaft die Reise nach Deutsch-Südwestafrika angetreten haben, sind am 10. Dez. glücklich in Swakopmund gelandet und dort von dem Finanzkommissar Pahl im Auftrag des Gouverneurs in Empfang genommen worden. 3 haben sich bereits verlobt, eine davon schon unterwegs mit einem Offizier des Wörmanndampfers. Beson­ders freudig ist im Schutzgebiet die Ueber- siedlung einer Frau begrüßt worden, die mit 5 Töchtern und 4 Söhnen ihrem ältesten Sohne, der mit einer seiner Schwestern bereits 1898 sich in Süd- Westafrika als Ansiedler niedergelassen hat, gefolgt ist.

Brüssel, 4. April. Auf den Prinzen von Wales wurde bei seiner Ankunft im hiesigen Bahnhof von einem unbe­kannten Menschen geschossen. Der Prinz blieb unverletzt; der Thäter wurde verhaftet. Der Prinz befand sich auf einer Reise nach Kopenhagen. Er war um 5 Uhr 15 Min. Nachm, von Calais angekommen und wollte mit dem in der Richtung nach Köln abgehenden Zug weiterfahren. Nachdem er anf dem Perron einige Zeit auf- und abgegangen, begab er sich wieder in seinen Salonwagen. Kaum hatte er darin Platz genommen, als sich ein unbekanntes Individuum auf das Trittbrett schwang und zwei Rcvol- verschüsse durch das geschlossene Fenster abgab. Der Stationsvorsteher, welcher sich in der Nähe des Prinzen befand, schlug den Verbrecher auf deu Arm, bevor er den 3. Schuß abgeben konnte. Zwischen beiden entstand ein Ringen. Der Thäter wehrte sich und versuchte, sich frei zu machen. Mehrere Personen eilten zu Hilfe, entwaffneten den Angreifer und machten ihn dingfest. Der Thäter ist ein 16jäh- riger Flaschner namens Sipido u. wohnt in einer Vorstadt von Brüssel. In seiner Tasche fand man eine Anzahl anarchistischer Papiere. Er erklärte, daß er die Absicht