152

Lildung. Nachdem der Redner sich noch über die Aufbewahrung der Eier in Kalk, Vaselin oder Wasserglas, über die Auf­zucht der Kücken und über Entenzucht verbreitet hatte, warnte er hauptsächlich davor, das Geflügel nicht zu alt werden zu lassen; Hühner z. B. sollte man nicht über 4 Jahre alt werden lassen. Um das Alter jederzeit controllieren zu können, werden Fußringe ans Aluminium empfoh­len, auf denen die Jahreszahl sich be­findet.

Göppingen, 26. März. Von seiten der Sozialdemokratie wurde gestern der frühere Pfarrer Blumhardt von Bad Voll als Kandidat für die Landtagswahl auf­gestellt. Blumhardt nahm die Kandidatur an.

Rappoltsweiler, 18. März. Eine zahlreich besuchte Versammlung elsässer Weinhändler und Produzenten gründete heute zur Hebung des reellen Weinge­schäftes und behufs Stellungnahme zum neuen Weingesetz einen elsässischen Wein­händlerverein.

Pforzheim, 28. März. Der Bür­gerausschuß beschloß die Korrektion der Nagold bis zur Auerbrücke und die Kor­rektion der Enz von der Brötzinger bis zur Eutinger Gemarkungsgrenze mit einem Kostenaufwand von 3 253000 Mk., wovon 900000 Mk. durch Staatszuschuß und der Rest durch ein Anlehen gedeckt werden soll.

Das Gelände für die Albthalbahn und für die Linie Pforzheim-Ettlingen kam auf 550 000 Mk. zu stehen, während die beteiligten Gemeinden nur 379 318 Mk. zur Verfügung stellten. Zur Deck­ung fehlten sonach ca. 180 000 Mk.,?für die niemand aufkommen wollte. Der deshalb den Mitgliedern des früheren Eisenbahnkomitees der Albthalbahn droh­ende Prozeß ist nun durch das Entgegen­kommen der AktiengesellschaftBad. Lo­kaleisenbahnen" unterblieben. Diese Ge­sellschaft hat den Restbetrag freiwillig übernommen. Wie exorbiant einzelne Forderungen waren, geht daraus hervor, daß u. a. im Enteignungsverfahren ein Eigentümer, der 54000 forderte, rund 15000 Mk., ein anderer, der 19 000 Mk. forderte, rund 5500 Mk. zugesprochen er­hielt. Auf Herrenalber Gebiet soll die ausbezahlte Summe (90000) Mk.), die Anschlagssumme (30000 Mk.) um das Dreifache überstiegen haben.

St. Blasien, 26. März. Dem Ver­nehmen nach kommt demnächst eine Bro­schüre zum Versand, die sich unter dem TitelDie Hyänett des süddeutschen Schwarzwaldes" angeblich mit Mißständen im Hotel- und Gastwirtsgewerbe im dies­seitigen Bezirke befassen will. Die An­gegriffenen werden wohl die Antwort nicht schuldig bleiben und so dürfte viel Staub aufgewirbelt werden.

Mannheim, 27. März. Wegen Verbrechens wider das keimende Leben verurteilte die Strafkammer 17 hiesige Frauen zu Strafen von 2 Monaten Gefängnis bis 4 Jahren Zuchthaus.

Berlin, 23. März. Im Laufe die­ser Woche weilten 2 bayerische und 2 württembergische höhere Postbeamte in Berlin, um wegen der Einführung des Post-Checkverkehrs in Bayern und Würt­temberg auf gleicher Grundlage wie im Reichspostgebiet zu verhandeln.

Berlin, 27. März. Die Budget­kommission des Reichstags begann heute

die Beratung der Novelle'^des Flotten­gesetzes. Sie erklärte sich auf Antrag Müller-Fulda und Genossen einverstan­den, daß die Generaldebatte und zwei Lesungen stattfinden und daß die General­debatte in 4 Hauptabteilungen geteilt werde: Notwendigkeit und Umfang der Flottenvermehrungen; Kosten und Be­schaffung der Mittel; gesetzliche Festlegung der Vermehrung. Zu den einzelnen Abschnitten werden, wie schon kurz be­richtet, verschiedene Fragen gestellt wer­den, darunter folgende: Welche Ereignisse traten bei dem Flottengesetz vom 10. April l8Z8 ein, welche die Novelle not­wendigmachten? Wie ist das derzeitige Stärkeverhältnis der 'Flotten und der Landarmeen der größeren Seemächte?

Wie sind unsere politischen Bezieh­ungen zu diesen Staaten? Welche Ziele verfolgen die verbündeten Regierun­gen mit der geplanten Weltmachtpolitik? Welche neue Steuern schlagen die Re­gierungen behufs der Kostendeckung vor?

Wie gedenken die Regierungen den Nachteilen zu begegnen, welche aus der Flottenverstärknng für die Landwirtschaft zu befürchten seien? Der Vorsitzende der Kommission machte darauf aufmerksam daß ein Teil des zur Beantwortung er­forderlichen Materials streng vertraulich zu behandeln sei. Staatssekretär Graf Bülow machte vertrauliche Mitteilungen über unsere auswärtigen Beziehungen, woraus sich die Schlußfolgerung ergeben sollte, daß der Flottenausbau zur Siche­rung der friedlichen Politik des Reiches unbedingt erforderlich sei. Staatssekretär Tirpitz machte vertrauliche Mitteilungen über unsere maritime Lage. Auf Vor­schlag des Abg. Richter einigte sich die Komission dahin, daß man sich heute auf Fragen ans dem Schoße der Kommission und auf Antworten der Regierungsver­treter beschränkte unter allgemeiner An­erkennung der Pflicht der Geheimhaltung. Die Fragen und Antworten bezogen sich auf verschiedene Ereignisse der letzten Jahre auf dem Gebiet der auswärtigen Politik und auf die Stärkeverhältniffe der Flotten der größeren Seemächte. Morgen Fortsetzung.

Die Kommission erklärte sich mit den Vorschlägen des Abg. Müller Fulda über die geschäftliche Behandlung des Flottengesetzes einverstanden. Abg. Dr. Paasche (natl.) betonte die Notwendigkeit der Auslandsschiffe. In Costarica sei seit achtzehn Jahren kein deutsches Schiff ge­wesen. Das Erscheinen des kleinen Kreuzers Geier" in Mittel- und Südamerika habe sehr wohlthätig gewirkt. Unsere Kanf- leute, die in spanisch und potugiesisch redenden Ländern thätig sind, kehren später als leistungsfähige Steuerzahler nach Deutschland zurück. Auf Anfrage des Abgeordneten Bebel, ob die Nachricht von der Erwerbung deutscher Kolonien in Asien begründet sei, erklärt Staats­sekretär Bülow, daß an dieser Nachricht nichts Wahres sei. Die Beratung wird Mittwoch fortgesetzt.

Berlin, 28. März. Die Budget­kommission des Reichstages setzte die Be­ratung der Flottennovelle fort. Abge­ordneter Bebel (Soz.) besprach die poli­tische Lage Deutschlands in der Mitte der übrigen Völker und gelangt zur Ab­lehnung der Vorlage. Abg. Stollberg- Wernigerode (Kons.) trat für die Vorlage ein, ebenso Abg. Bassermann (ntl.), Richter

(fr. Vp.) spricht sich gegen dieselbe aus. Nachdem sich noch Kardorff (Rchsp.), Frese (fr. Vg.) für dieselbe erklärt hatten, be­tont Staatssekretär Graf sv. Bülow noch­mal den lediglich defensiven Charakter der Vorlage und zwar allen Mächten gegen­über. Der deutschen Politik läge alle agressive Tendenz fern. Sie verfolge das Ziel, einerseits den Frieden aufrecht zu erhalten,andererseits die Würde des Reiches zu wahren. Hierzu sei nicht nur diploma­tische Umsicht, sondern vor Allem auch ein ausreichendes Maaß von materieller Macht erforderlich. Seit den 1870er Jahren, als Bismarck diekleine Flotte" für genügend erachtete, haben sich die Ver­hältnisse wesentlich verändert. Wenn Bis­marck im Jahre 1895 die Flotte in ihrer Stärke von ungefähr der amerikanischen für ausreichend hielt, so beweise die Ver­schiedenheit der jetzigen von der damaligen Lage, daß gerade Amerika die früheren Bahnen verließ und sich zur See stärker machte. Auch die englische Politik seit seitdem eine andere geworden. In Eng­land trete gegenwärtig die imperialistische Strömung mehr und mehr in den Vor­dergrund. Eine der Hanptsorgen der deutschen Politik sei die Unterhaltung guter Beziehungen zu allen Mächten, die aber nur möglich sind auf der Grund­lage der vollsten Gegenseitigkeit und gegen­seitiger Rücksichtnahme. Die Zeiten der Kabinetspolitik seien geschwunden. Die Volksleidenschaften treten mehr und mehr als einflußreicher Faktor in den Vorder­grund. Deshalb sei die Mehrung unserer materiellen Machtmittel zur Sicherung des Friedens nötig. Nachdem noch mehrere Redner gesprochen hatten, erörterte Schatz­sekretär Thielmann im Allgemeinen die Frage der Kostendeckung.

Vam Kriegsschauplatz in Südafrika.

London, 28. März. (Tel.) Dem Reuterschen Bureau wird aus Wanwys- Vlei (im Nordwesten der Kapkolonie) vom 27. d. gemeldet: General Parsons ist gestern hier von der Avantgarde zurück­gekehrt, welche die Aufständischen bekämpft. Er gab der Hauptkolonne den Befehl, heute aufzubrechen. Der Vormarsch war durch heftige Regengüsse verzögert wor­den, welche die Wege ungangbar gemacht haben. Nach Meldungen, die hier ans Upington eingetroffen sind, ist der Führer der Aufständischen Steenkamp mit reich­lich 800 bewaffneten Männern in Upington. Die Aufständischen sind zum großen Teil mit Maschinengewehren bewaffnet und haben genügend Munition. Die Wege sind noch immer schwer passierbar. Man glaubt, daß auch das Ueberschreiten der Flüsse Mit sgroßen Schwierigkeiten ver­knüpft sein werde.

London, 28. März.Daily Chro- nicle" meldet aus Kimberley vom 26.: Ein Kommando von 400 Freistaatburön besetzten die Straße zwischen Kimberley und Paardeberg.

Kapstadt, 27. März. In Süd­afrika ist die allgemeine Regenzeit einge­treten. Es regnet so reichlich, daß die seit langem ausgetrockneten Flußläufe be­reits in Wildströme verwandelt sind. Die Lagerplätze der englischen Truppen gleichen Sümpfen.

lieber die Kriegslage schreibt heute die Voss. Ztg.: Kommandant Olivier und sein Burenheer sind den Engländernglücklich entgangen. Das ist die wichtigste unter