Amtsblatt für die Stadt Wit'övaö.

General-Anzeiger für WilSbod und Amgebung.

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Nr.

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Samstag, 31. März 1900

36. Zahvgang.

Rundschau.

Gestorben: 29. März zu Kirch- Herm-Teck F/zrstrat a. D. Karl Tritschler, Ritter des Ordens der württ. Krone, Ritter 1. Kl. des Friedrichsordens, 74 I. a.; zu Urach Papierfabrikant Louis Dieterlen, 86 I. a.; zu Stuttgart Chemiker Gustav Geiger, 81 I. a.;Architekt Karl Stumpf, 29 I. a.

Stuttgart, 25. März. Durch amtliche Verkündigung imRegierungs­blatt" sind nunmehr in Württemberg für die Landtagswahlen die Wahlkouverts und der Jsolierraum eingeführt. Die Einrichtung des Wahlkouverts, die in Württemberg bis 1872 bestand und da­mals der Gleichheit mit dem Reichstags- wahlgefetz wegen auf einen Beschluß der Kammer hin aufgehoben wurde, tritt erstmals bei den Hauptwahlen wieder in Kraft. Die Regierung hatte die Wieder­einführung schon 1895 zugesagt, doch einigte man sich damals nnt dem Land­tag dahin, zunächst noch abzuwarten, ob die Einrichtung nicht auch für die Reichs­tagswahlen zustande komme; jedenfalls aber sollte nicht länger als bis zu den nächsten Landtagswahlen damit gezögert werden.

Stuttgart. Die hiesige Bäcker- inuung will, dem Beispiel der Konsum­vereine folgend zum Markensystem über­gehen, um sich der Konkurrenz des hies. Konsumvereins, welcher durch die Fabri­kation von Blechmecken den hiesigen Bäckern großen Schaden zufügt, besser erwehren zu können. Von der Innung wird be­hauptet, daß die Bäcker dem Publikum jetzt schon mehr Prozente geben als der Kousumverein. Es falle dies dem Pub­likum aber weniger auf, weil es von den Bäckern bis jetzt keine Rabattmarken be­kommen habe. Deshalb will die Innung jetzt auch Konsummarken einführen, dafür aber die Sonntagswecken, Schenkbonbons und sonstige Dreingaben wegfallen lassen. Die Höhe der denr Publikum gewährten Rabattsätze soll in den Läden der Jn- nungsbücker durch Plakate bekannt gege­ben werden.

Die mit dem 1. April in Kraft tretenden Aenderungen im Telephontaris kommen in erster Linie denkleinen Städten mit weniger als 100 Telephonteilnehmern (das sind 112 Orte von 123 Telephon­anstalten im ganzen) zu gute, was ja auch die Absicht der Regierung ist. Die Herabsetzung der Jahresabonnements von 100 Mk. auf 80 Mk.. der Gebühr in

der 50 Kilometer-Zone von 25 Pfg. auf 20 Pfg., die Einführung einer neuen 15 Kilometer-Zone mit einer Gebühr von 10 Pfg. für das einfache Gespräch wer­den voraussichtlich eine starke Zunahme der Telephonteilnehmer und dadurch ge­wiß auch eine Steigerung der Einnahmen verursachen.

Tübingen, 22. März. (Schwurgericht.) Auf der Tagesordnung stand gestern die Strafsache gegen: 1) den zu Reutlingen geborenen, in Rottenburg wohnhaften, verheirateten Kaufmann Emil Göbel, wegen eines Verbrechens des betrüglichen Bankerotts und eines Vergehens des ein­fachen Bankerotts, 2) den zu Gauselfingen, O.A. Gammertingen in Hohenzollern, ge­borenen, daselbst wohnhaften, verheirateten Ziegler Burkhard Klaiber, wegen Beihilfe zu obigem Verbrechen und wegen eines Verbrechens im Sinne des § 242 Ziff. 1 Konkursordnnng. Die Beweisaufnahme gestaltete sich verhältnismäßig günstig für die Angeklagten. Der Angeklagte Klaiber bestritt die That und insbesondere die Kenntnis von der Konkurseröffnung über die Firma. Nach dem Zeugnis des Kon­kursverwalters hat die Firma Göbel L Fuchs bedeutende Verluste im Auslande erlitten. Staatsanwalt Frank vertrat die Anklage. Als Verteidiger fungierten Rechtsanwalt Jäger für Göbel, Rechts­anwalt Schosser für Klaiber. Auf Grund des Wahrspruchs der Geschworenen unter Gutsbesitzer Guoth-Roseck als Obmann wurde Klaiber von der wieder ihn Er­hobenen Anklage freigesprochen, Göbel dagegen wegen eines Vergehens des ein­fachen Bankerotts zu der Gefängnisstrafe von 6 Wochen, welche durch die erlittene Untersuchungshaft für verbüßt erklärt wurde, verurteilt und sofort aus der Haft entlassen.

Grüfenhausen, 26. März. Bei der am letzten Samstag vorgeuommenen Ver­pachtung der hiesigen Gemeiudejagd wurde gegenüber dem bisherigen Pachtzins nahe­zu der doppelte Erlös erzielt. Hr. Pinkert aus Pforzheim ersteigerte dieselbe auf die Dauer von 6 Jahren um die jährliche Pachtsumme von 800 Mk.

Unter-Reichen bach, 26. März. Das dem Sägmühlebesitzer Funk gehörige Gasthaus zum Waldhorn ist um den Preis von 25000 Mk. an einen Obermälzer der Brauerei Kolb in Stuttgart übergegangen.

In einem Vortrag über Geflügel­zucht, welchen Landwirtschaftsinspektor Or. Wacker aus Leonberg kürzlich im

Calwer Bezirk hielt, führte derselbe u. A. aus: Der Geflügelzucht wird trotz der Unsummen, die für Eier, lebendes Ge­flügel und Federn jährlich dem Auslande zugeführt werden müssen, in Deutschland immer noch nicht die Bedeutung beigelegt, die sie verdient. Man sage nicht, das Klima sei in Deutschland zu ungünstig zur Geflügelzucht; es giebt Rassen, die bei einiger Sachkenntnis und Aufmerksam­keit ganz nette Erträge liefern und ihr Futter ebenso gut verwerten, wie andere Tiere der Landwirtschaft. Nur darf man die Tiere, wie es gewöhnlich geschieht, nicht sich selbst überlassen, sie nicht alles Futter selbst suchen lassen, ihnen nicht einen Stall anweisen, der sie nicht gegen die Einflüsse der Witterung schützt, darf auch nicht Inzucht treiben, sonst hat man statt eines Ertrags Krankheiten zu erwarten, die den ganzen Bestand zu­grunde richten können. Doch giebt es aber keine Rasse, die Eierleger ersten Rangs und zugleich Fleischhühner ersten Rangs wären und sich dann gar noch besonders zum Brüten eignen würden. Für uns kommen in erster Linie die Eier­leger in Betracht und da sind es die Minorkas, die Italiener und Kreuzungen dieser zwei Raffen. Unser Landhuhn kommt nirgends mehr rein vor. Besondere Auf­merksamkeit muß bei der Geflügelhaltung dem Stall und der Fütterung geschenkt werden. Der Stall muß vor allem rein, luftig, aber nicht zugig, mit nicht zu dün­nen, nicht leiterartig übereinander ange­brachten Sitzstangen und mit Legenestern versehen sein. Die Legenester können aus Holz aus Weiden oder Drahtgeflecht be­stehen, und ist es gut, die Streu des­selben des Ungeziefers wegen mit etwas Insektenpulver oder Schwefelblüte zu überstreuen. Auch ist in einer flachen Küste für ein Sand- oder Aschenbad zu sorgen. Ebenso wichtig wie der Stall ist die Fütterung. Sie muß in richtigem Verhältnis zum Ertrag stehen, darf nicht aus einerlei Stoff bestehen, sondern muß die nötigen Mengen Eiweiß, Fett und Stärke haben. Eine gute Futtermischung auf ein Huhu berechnet, ist morgens ein Gemisch von 5 ^ Fleischmehl, 50 § Kleie oder Maisschrot und 50 Z Kartoffeln und stellt sich auf l'/i Pfg. Abends wird Körnerfutter, Mais, Gerste oder auch Haber gereicht. Es ist aber, wenn die Tiere keinen freien Auslauf haben, auch für die nötigen mineralischen Stoffe zu sorgen, vor allem für Kalk zur Schalen-