Oberamt Ealw.

^Vetr. Pflicht der Arbeitgeber zur Anmeldung eines Bedarfs von Arbeitskräften.

Das Neichsamt für wirtschaftliche Demobilmachung hat folgendes angeordnct:

A 1. Jeder Arbeitgeber, Selcher fünf oder mehr Ar­beitskräfte benötigt, ist verpflichtet, .deren Zahl, Beschäf­tigungsarten und Arbeitsplätze binnen 24 Stunden nach Eintritt des Bedarfs bei einem nicht gewerbsmäßigen Arbeitsnachweise, welcher sich mit der Vermittlung von Arbeitskräften der benötigten Beschäftigungsart befaßt, anzumelden.

tz 2. Ein Arbeitgeber, der einen Bedarf an Arbeits­kräften der gleichen Art bei verschiedenen, nicht gewerbs--- mäßigen Arbeitsnachweisen anmeldet, ist verpflichtet, bei der zweiten und jeder folgenden Anmeldung anzugebcn, bei welchem Arbeitsnachweis er denselben Bedarf bereits angemeldet hat.

ß 3. Die Verpflichtung nach 88 1 und 2 trifft an Stelle des Arbeitgebers diejenigen Personen, welche-von ihm allgemein oder für den Einzelfall mit der Annahme von Arbeitskräften für seine Zwecke beauftragt/sind.

8 4. Die nach den 88 1 und 3 meldepflichtigen Per­sonen haben jede Besetzung der als offen angemeldsten Arbeitsplätze den Arbeitsnachweisen, bei denen die An­meldung erfolgt ist. binnen 24 Stunden initzuteilen.

" 8 5. Meldepflichtige Personen, welche einer der vor­stehenden Bestimmungen zuwiderhandeln, werden mit Geldstrafe bis zu 3000 bestraft.

8 K. Bereits ergangene weitergehende Verordnungen der Demobilmachungsbehörden über Meldevorschriften im Sinne dieser Verordnung bleiben in Kraft.

8 7. Diese Verordnung tritt mit dem Tage der Ver­kündung in Kraft.

Den 13. März 1919. Oberamtmann Eös.

Oberamt Calw.

Der durch Erlaß der Regierung des Schwarzwaldkrei­ses vom 4. März 1919 Nr. 1223 als Ortsvorsteher der Ge­meinde Aichhalden bestätigte Friedrich Wurster, bisher Schultbeißenamtsverweser daselbst, ist am 16. März 1919 verpflichtet und in das Schultheißenamt eingesetzt worden.

Den 16. März 1919. Oberamtmann Eös.

Oberamt Calw.

Betr. Beginn der Baugewerkschule in Stuttgart.

DaS Sommerhalbjahr wird am 24. April beginnen. Es werden sämtliche Klaffen der Fachschule für Bautechniker, sowie für Kriegs­teilnehmer letztmals vn besonderer Vorbereitungskurs für die Bau- werknMsterprüfung geöffnet sein.

Von der Fachschule für Vermessungswesen werden die II. und IV. Klaffe abgehalten werden.

Die Anmeldungen haben möglichst stühzeitig, spätestens bis 1. April zu erfolgen.

Den 20. März ISIS.

Oberamtmann GöS.

' OSeramt Tal«.

Amtskörperschaftsumlage für 1918.

Der Bedarf der Amtskörperschast zur Deckung Ihrer voranschlagsmäßigen -Ausgaben beläuft sich im Rechnungs­jahr 1. April 1918/19 auf 175 OVO. -Ä.

Dieser Betrag ist in Gemäßheit des Artikels 55 des Gesetzes betr. die Desteuerungsrechts der Gemeinden und Amtskörperschaften vom 8. August 1603 und des Artikel 65 der Vollzugsversügung hiezu vom 22. September 1604 auf sämtliche Gemeinden umzulegen.

Auf 1 -K der als Grundlage für die Amtskörperschafts- umlage festgestellten Summe entfallen 90,55 und als Amtskörperschaftsumlage u. trifft es sonach die Gemeinden

Gemeinde

Amtsköi

schaftsum

pe»

lage

A

Gemeinde

Amtskörper-

schafksumlage

Calw . .

58 952

45

Agenbach .

2 487

44

Mötlltnge» . .

2 422

75

Aichhalden

1677

39

Neubulach . .

2468

63

Altbulach

3185

20

Neuhengstett .

972

27

Altburq

2 635

51

Neuweiler . .

2 771

70

Althengstelt

4 763

34

Oberhaugstelt .

1 678

80

Alzenbcrg .

1544

52

Oberkollbach .

959

15

Vergärte

5 312

47

Oberkollwangen

. I 749

42

Breilenberg

2035

-70

Oberreichenbach

2 289

88

Dachtel . .

1932

47

Ostelsheim . .

3141

67

Deckenpsronn

4 941

31

Oltenbronn . .

1217

08

Dennjächt .

Rötenbach . .

126t

55

Emberg .

1051

94

Schmieh . . .

1 229

74

Ernstmühl .

432

05

Eimmozheim .

3591

28

Gechingcn .

5 232

44

Sommenhardt .

2294

73

Hirsau . .

9 087

63

Staminheim

7 634

14

Holzbronn .

1312

12

Teinach . . .

4 80i

87

Homberg .

1364

92

Unterhaugstett .

1303

88

Liebelsberg

1955

85

Unterreichenbach

5118

12

Liebenzell

97 8

67

Würzbach . .

3 '29

99

Martinsmoos

1615

87

ZaveWin . .

733

94

Monakam .

1269

68

Zwerenberg. .

1 720

24

52 490! 83

122 509

17

175 000> 00

Die Gemeindebehörden haben dafür zu sorgen, daß dje Beträge, welche mit jedem Monat zu verfallen sind, gemäß Artikel 69 Abs. 3 der Bezirksordnung in Monats­raten, und zwar je vor Ablauf des betr. Monats an die Oberamtspflege abgeliefert werden.

Calw, den 12. März 1919. __ Oberamtmann Gös.

Oberamt Calw.

Betr. Fortschreibung Ler Veränderungen der Zahl der Zivilbevölkerung.

Die Herren Ortsvorsteher werden darauf aufmerksam gemacht, daß der Bericht über Fortschreibung der Verände­rungen der Zahl der Zivilbevölkerung bereits am 1. März

Die Haltung der Seeleute in Hamburg. Die polnische Frage. Iur auswärtigen Lage.

* Wir haben gestern schon darauf hingewiesen, daß mir nicht ohne Weiteres das Verhalten der Hamburger

- Seeleute spartakistischcn Tendenzen zuschreiben möchten, und

- in der gestrigen Versammlung wurde durch den Vorsitzenden des Scemännsbundes auch energisch gegen diesen Bo.wurf Stellung genommen, in dem er betonte, daß namentlich die Sorge um die Zukunft die Seeleute beherrsche. Me Ver­treter der Reichsregierung wiesen dagegen auf die Gefahren hin, die das Nichtaussahrcn der Schiffe heraufbeschwöre. Erstens werde die mit schweren Opfern erkaufte Lebens­mittelversorgung Deutschlands gefährdet, und zweitens werde man nur erreichen, daß die Entente auch die deutschen Seeleute nicht auf den Schiffen belassen wolle, weil sie be- belürchte, daß durch sie der Bolschewismus in ihren Hafen-, stabten cingeführt werde. Der Regicrungsvertreter gab auch der Befürchtung Ausdruck, daß sich im Weigerungsfälle die Eniente die Schiffe selbst holen würde, und dadurch würde den Franzosen Gelegenheit gegeben, wegen Bruchs des Waffenstillstandsabkommens einen Frieden auf Grund der vierzehn Punkte Wilsons zu verweigern. Es scheint nach allen Nachrichten aus den Hafenstädten wenig Neigung zum Nachgeben unter den Seeleuten vor­handen zu sein. Der Standpunkt des Dorsitz"nden dcs Eeemannsbimdes jedoch, die Entente würde nachgebcn, wenn man festbleibe, dürfte auf einer falschen Beurteilung der Lage beruhen. Wir sind militärisch und wirtschaftlich macht­los, die Entente kann warten, wir aber brauchen Nah­rungsmittel. wenn nicht unser ganzes Land dem Hunger und dadurch dem Spartakismus preisgegeben sein soll. Wenn also Mich nicht direkt, so unterstützen die Seeleute doch indirekt die Absichten der Spartakisten, die ihre An- hängerzahl nur erweitern können, wenn Hunger und Ar- beitslosigkeit dis Menschen auf die Straße treibt.

Die polnische Frage scheint in ein kritisches Stadium treten zu wollen. Einerseits wurden die Verhandlungen in Posen abgebrochen, weil die Kommission der Alliierten sich Nicht zu einer paritätischen Besetzung der Oberkommission verstehen wollte, die die Beschwerden der Bevölkerung in oen gemischtsprachigen Bezirken an der preußisch-polnischen Grenze zu prüfen hat. andererseits hat die deutsche Waffen- stillslaudskommission in Spaa jetzt eine Note an die Alliier­ten gerichtet, in der die deutsche Regierung erklärt, daß sie ireinesfalls die Landung polnischer Truppen in Danzig und )en Durchzug der Truppen durch das nationalgcmischte 2aud zulassen könne. Die deutsche Negierung stützt sich zabei einmal ans die durch den Waffenstillstand geschaffene

Rechtslage, zum anderen macht sie geltend, daß das Auf­treten polnischer Truppen zu Versuchen gewaltsamer politi­scher Unterdrückung der unzweifelhaft deutschen Mehrheit in Westpreußen führen würde, was doch gegen die Versiche­rung der Alliierten sei, in den östlich der Weichsel gelegenen deutschen Gebieten die Ruhe aufrechtzuerhalten und Blutvergießen zu vermeiden. Auch der Forderung, alliierte' und polnische Offiziere in den Gebieten öst­lich . der Weichsel unbeschränkt und unbeaufsichtigt reisen zu lassen, könne die deutsche Regierung aus diesen Gründen nicht zustimmen. Ebenso wurde die For­derung, daß alliierte Offiziere die Lage des Bolschewismus in dem gesamten Gebiet östlich der Weichsel mit Einschluß des besetzten ehemals russischen Gebiets prüfen dürfen, ab­gelehnt, nsit der Begründung, daß man mit einem früheren Entgegenkommen sehr schlechte Erfahrungen gemacht habe. Der französische General Nudant, der ob solcher Energie­anwandlung der deutschen Regierung wahrscheinlich nicht wenig erstaunt, vielleicht sogar im Innern erschrocken war, nahm die Note mit dem spöttischen Bemerken entgegen, sie habe den Vorzug klar zu sein, in dem sie die deutliche Ablehnung aller Vorschläge der alliierten Regierungen ent­halte. Sie schaffe damit eine tatsächliche Läge, die in ent­sprechender Weise behandelt werden würde. Das ist natür­lich eine ausgesprochene Drohung. Und es wird auch schon aus Paris gemeldet, die Alliierten bereiteten Maßnahmen vor, um einen Druck auf Deutschland auszuüben. Die deutsche Regierung kann jedoch auf Grund der ihr dauernd zugehenden Proteste aus Westpreußen den Nachweis führen, daß die westpreußische Bevölkerung sich einem Durchzug der Polen mit Waffengewalt entgegensetzen würde. Und auch von Danzig wurde an die Reichsregierung gemeldet, daß man unter keinen Umständen eine Landung der Polen zu­lassen wolle. Man darf gespannt sein, welche Haltung dir Alliierten jetzt einnehmen werden. Daß man nicht geneigt ist, bis zum Aeußersten zu gehen, das geht aus einer Ber- 'liner Meldung hervor, wonach Lloyd George sich dagegen ausgesprochen haben soll, deutsches Gebiet dem polnischen Reich einzuverleiben, wodurch nur eine deutsche Irredenta geschaffen werde, denn die Gebiete östlich der Weichsel seien ziemlich stark von Deutschen bevölkert.

Wir möchten auf Grund der Stimmungsberichte, die in letzter Zeit aus den alliierten Ländern gekommen sind, die Auffassung vertreten, daß eine feste Haltung Deutsch-- lands in gewissem Grade ein Nachgeben der Entente zur Folge haben dürfte. Nicht aus Augst vor den Deutschen oder ihrer etwa wiedererivachenden Energie, beileibe nicht, dazu sind die Alliierten zu gut über die Verhältnisse in Deutschland unterrichtet, sondern weil im alliierten Lager selbst nicht mehr alles so klappt, daß man eine Wiederaus-

I91ll verfallen war und Werden deshalb vekänlatzt, ünvtzE^ züglich dem Oberamt Bericht zu erstatten.

Den 19. Mürz 1919. Oberamtmann Eös.

Taubenschlagspcrrck

Di-.' Or.'spolizcibehördcn Word:» aufgefm'dert, zur Verhütung von Schaden Tanbenschlagsperre über die Dauer der Saat gemäß Art- 34 Abs. 1 Ziff. 1 P.St.G.B. anzuordnen und wirksam durch-« Husühren. Bei der Festsetzung der Sperrzeitcn ist nicht nur auf die Verhältnisse der eigenen Markung, sondern auch auf die der Nach- bargemrmdcn Nücksicht zu nehmen. .

Die Sperre kann auch auf MMärtaubcu ausgedehnt werden. Da die Bekanntmachung des-stell». Generalkommandos vom 18. De­zember 1917 (Staatsanzeiger Nr. 298), wonach das Abschießen und Töten von freifltegenden Tauben aller Art verboten war, außer Kraft getreten ist, ist da; Abschießen von Tauben während der Sperrzeit zulässig.

Calw, den 19. März 1919.

Oberamtmann GöS.

Oberamt Calw.

Bekanntmachung betr. Nruausgabe ven Pferdckarten.

Das Württ. Kriegsministerium hat folgendes be­stimmt:

Sämtliche von den Oberämtern ausgegebenen Melde­karten werden hiermit fürungültig" erklärt.

Die Oberämter werden ersucht, umgehend eine genaue, innerhalb der Gemeinden alphabetisch geordnete, nament­liche Liste derjenigen Personen, die Pferdekarten erhalten haben, an das Kriegsministerium (Pferdeabteitung) ein- zureichsn.

Neue Pferdekarten werden nunmehr von dem Kriegs­ministerium ausgestellt.

Gesuche hierzu sind unter eingehender Begründung des Schultheißen- und Oberamts an das Kriegsministerium (Pferdeabteilung) einzureichen. Hat der Eesuchsteller noch eine alte Pferdekarte im Besitz, so ist-diese dem Gesuch beizukegen.

In den Gesuchen ist anzugeben:

1. wieviel Pferde der Eesuchsteller zurzeit besitzt;

2. wieviel Pferde der Gesuchstellsr. seit dem 1. No­vember 1918 erworben hat;

3. ob Gesuchsteller Pferdehandel treibt oder getrie­ben hat-

- Es wird ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, daß bei Pserdeversteigerungen seitens der Militärverwaltung nur solche Pferdekarten Gültigkeit haben, welche mit dem Stempel des Kriegsministeriums und der Unterschrift des Referenten der Pferdeabteikung versehen sind. Die In­haber dieser neuen Pferdekarten haben sich beim Besuch der Versteigerung durch eine Bescheinigung ihres. Cchult- heißenamts über den rechtmäßigen Besitz ihrer Karte aus-' zuweisen.

Eine widerrechtliche Benutzung der Karte hat den so­fortigen Einzug derselben zur Folge und wird strafrecht­lich verfolgt.

Den 13. März 1919. Oberamtmann Eös.

nähme der Feindseligkeiten so leicht nehmen könnte. In Frankreich macht sich unter den Volksmassen eine immer stärker werdende Gereiztheit gegen den Diktator Clemen- ceau bemerkbar, dem man mit Recht die Verzögerung des Friedensschlusses zuschreibt, und der die ganze Presse immer noch unter schärfster Zensur hält. In Italien machen sich starke republikanisch-sozialistische Bestrebungen geltend, und Lloyd George hat sich, wie mir seinerzeit anläßlich des eigen­artigen amtlichen Briefes Wilsons an den englischen Mi­nisterpräsidenten richtig vermuteten, nach Paris geflüchtet, um dem drohenden Konflikt der englischen Arbeiterschaft mit der Regierung und den Arbeitgebern aus dem Wege zu gehen. Lloyd George hat, wie Reuter aus Paris mel­det, nämlich erklärt, wenn er jetzt nach London gehe, so würde es eine Verlängerung der industriellen Ruhelosigkeit bedeuten, denn auch seine Kollegen seien der Ansicht, daß in der Industrie keine Ruhe eintreten werde, ehe der Frie­den nicht geschlossen sei, und deshalb wolle er mithelfen, daß so schnell, wie möglich Frieden werde. Zu diesen Schwie­rigkeiten der europäischen Alliierten kommt aber noch der Widerstand, den Wilson in Am-rika zu bestehen hat, weil die Opposition in der Volksvertretung seinen Völker­bundsplan, der lediglich zu Gunsten Englands gemacht sei, bekämpft. Deshalb ist Wilson auch gezwungen, die Eroberungs- und Unterdrückungspläne Clemenceau's zu bekämpfen, weil die amerikanische Volksvertretung einen Frieden nach dem Sinne Clemenceau's und einen auf diesem Frieden aufgebauten Völkerbund niemals gutheißen würde. Die amerikanische Regierung hat daher, wie es scheint, auch schon einen energischen Druck auf Frankreich ausgeübt, indem sie die Zahlung weiterer Vorschüsse an Frankreich angeblich verweigert haben soll. Ob diese Züricher Meldung auf Tatsachen beruht, können wir vorerst natürlich nicht seststellen, aber sie giebt doch ein Bild von der derzeitigen Stimmung im EntentUager. Unsere Auf­merksamkeit wird zurzeit, auch durch das Verhalten der Entente gegenüber den Staaten der ehemaligen österreich­ungarischen Monarchie in Anspruch genommen. Es wurde den Regierungen dieser Staaten mitgetcilt, daß die Blockade gegen sie aufgehoben sei. Sie dürfen also von jetzt ab freien Verkehr mit den Neutralen und den Alliierten pflegen. Auch Deutschösterreich ist dabei eingeschlossen. Die offensichtliche Freundlichkeit der Eniente in letzter Zeit gegen­über Deutsch-Oesterreich muß uns zu denken geben. Bon französischer Seite wird nämlich mit allen Mitteln versucht, Deutsch-Oesterreich vom Anschluß an Deutschland abzuhalten, und da man es mit Gewalt nicht erreichen kann, so will man cs mit Versprechungen und freundlicher Haltung zu Wege bringen. 0. L.