Amtsblatt für öie Stadt Wildbaö.
,eneral - Anzeiger für KilSbad und Amgedung.
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Nr. 2S.
Donnerstag, 8. März 1900
36. Icthrgctng.
Rundschau.
— Gestorben: 6. März zu Cannstatt Kommerzienrat G. Daimler, Begründer der Daimler-Motorengesellschaft, 66 I. a.
— TerWürtt. Schutzverein für Handel und Gewerbe schreibt: Wie wir erfahren, treiben sich zur Zeit Hausierer in Württemberg umher, welche auf einem mit 2 Pferden bespannten Wagen eine Menge Seife mit sich führen, die sie an das Publikum abzusetzeu suchen. Nach uns zugckommeuen Nachrichten handelt es sich hiebei um eine Ware, die den Namen „Seife" nicht verdient und trotzdem zu hohen Preisen angeboten und verkauft wird. Es sei hiemit vor diesen Schwindlern jedermann gewarnt.
— Nach einer Verfügung des Min. des Inn. vom 21. Febr. kann der einheitliche Gehalt eines Ortsvorstehers und gleichzeitigen Ratsschreibers unter Berücksichtigung der im Gesetz von 1891 bezeich- neten Anhaltspunkte festgesetzt werden: bei Gem. bis zu 500 Eimv. auf 350 - 600 „ „ „ „ 1000 „ „ 400-1000 „
„ „ „ „ 1500 „ „ 900—1600 „
„ „ „ „ 2000 „ „ 1300 - 2200 „
„ „ „ „ 3000 „ „ 1700—2800 „
„ „ „ „ 5000 „ „ 2200-4000 „
„ „ „ „10000 „ „ 3200 - 5200 „
Bei Gemeinden mit mehr als 10000 Eiuw. bleibt dem Ermessen der zuständigen Behörden überlassen, die Größe des Gehalts des Ortsvorstehers den jeweiligen Verhältnissen der betr. Gemeinden entsprechend zu bestimmen. Wenn dem Ortsvorsteher die Besorgung der Geschäfte des Ratsschreibers nicht obliegt, so vermindern sich diese Mindest- und Höchstsätze je um ein Viertel.
Pleidelsheim, 3. März. Innerhalb weniger Tage wurden hier 2 seltene Feste gefeiert, der 90. Geburtstag von 2 lsies. Bürgern, die diesen Tag bei guter Gesundheit im Kreise ihrer Kinder, Enkel und z. T. Urenkel feierten. Der König ließ beiden Jubilaren seine besten Glückwünsche aussprechen und sein Bild mit eigenem Namenszug übersenden. Auch das Regiment, bei dem beide vormals gedient haben, ehrte seine alten Kameraden, indem es jedem derselben durch einen eigenen Abgesandten das Bildnis ihres früheren Kriegsherrn, König Wilhelms I., mit besonderer Widmung seitens des Offizierskorps überbringen ließ. Die beiden Jubelgreise waren hocherfreut über die ihnen zuteil gewordene Ehrung.
Giengen a. Br., 3. März. Gestern
nachmittag 2 Uhr brach in Herbrechtingen in der Baumwollspinnerei der Gebr. Hartmann Feuer ans, das so rasch um sich griff, daß in wenigen Minuten das schöne Fabrikanwesen ein Feuermeer bildete und die Arbeiter Mühe hatten, sich in Sicherheit zu bringen. Glücklicherweise gelang es, dem „S. M." zufolge, die Flammen von einer in der Nähe befindlichen Scheuer abzuhallen, in der Wolle im Wert von 60000 Me. anfgespeichert war. In wenigen Stunden brannte die Fabrik bis auf den Grund nieder. Das Feuer soll durch Warmlaufen einer Maschine entstanden sein. Die Besitzer sind schon zum 3. Mal von einem Brandunglück betroffen. Im August 1879 wurde die Fabrik in Asche gelegt und 1885 brannte der Dachstnhl herab.
Lindau, 1. März. Die Lindauer Polizei vollzog gestern in Bregenz die Verhaftung eines sehr gefährlichen Menschen, eines wegen betrügerischen Bankrotts im Betrage von 30000 Fr. und Mißhandlung eines Polizeiwachmanns steckbrieflich verfolgten Mehlhändlers aus Basel. Der Verhaftete hatte kurz zuvor unter falschem Namen in Lindau gewohnt und hatte nach seinem Weggang nach Bregenz die Polizei auf seine Fährte geführt. In seinem Besitze befanden sich außer 1000 Fr. ein geladener Revolver, ein Dolch und andere Waffen.
Pforzheim, 3. März. Tie ganzen Parterreräumlichkeiten des großen Hotels zum schwarzen Adler sind an das Warenhaus Geschwister Knopf um die Summe von 24000 Mk. pro Jahr vermietet worden. Es ist dies ein unerhört hoher Mietzins, der nur darin seine Erklärung findet, daß das Warenhaus Wronker dicht neben dein Hotel einen Neubau besitzt.
Pforzheim, 5. März. Ein schweres Unglück ereignete sich heute Vormittag in' dem nahen Brötzingen. Der 22jährige Knecht des Fuhrhalters Gropp von Pforzheim war m>t seinem Fuhrwerk, worauf ein Latrinenfaß geladen war, am Bahnübergang in Brötzingen angekommen, als plötzlich der Wildbader Schnellzug heransauste. ?Die Pferde scheuten und sprangen gegen den Zug, wobei der Wagen von dem Trittbrett eines Eisenbahnwagens gestreift wurde. Infolgedessen wurde der Knecht vom Wagen geschleudert und fiel so ,unglücklich zwischen den letzten und vorletzten Wagen des Zuges, daß ihm der Kopf vom Rumpfe getrennt wurde.
Karlsruhe, 5. März. Die bisher vergeblich gesuchte Leiche des Fräulein Karrer des dritten beim Laudauerschen Brande verunglückten Mädchens ist heute Nachmittag beim Abräumen des Schutts im Hinterhause in gänzlich verkohltem Zustande aufgefnnden worden.
Berlin, 4. März. Der ,Berl. Lok. Anz." meldet: Von gut unterrichteter Seite erfahren wir, daß die durch die englischen Blätter laufende Nachricht, der Kaiser habe die Engländer zu ihren Waffenerfolgen telegraphisch beglückwünscht, durchaus unbegründet ist. Der Kaiser hat .weder an die Königin von England noch an irgend jemanden sonst in England eine solche Gratulatiousdepesche gerichtet.
Berlin, 3. Mürz. Im Rittersaale des königlichen Schlosses hat gestern Abend die feierliche Investitur des Kron- prinzeu mit dem Orden vom Goldenen Vließ stattgesunden. Nachdem der Kaiser den Thron bestiegen hatte, wurde der Herzog von Veragua unter großem Cere- moniell in den Saal geführt. Er überreichte dem Kaiser ein Schreiben der Königin - Regentin von Spanien. Als Taufpaten fungierten die Prinzen Heinrich und Albrecht von Preußen. Als der Herzog dem Prinzen die Kette umgehängt hatte, erteilte der Kaiser ihm den Ritterschlag, worauf mau sich nach der Bildergallerie znm Tiner begab.
— Der „Konfektionär" berichtet, daß in einem Berliner Wareuhause an einem Tage 120 Torten verkauft wurden. Jede Torte wurde zu 40 Stück ü 15 Pfg. zerschnitten. Es wurden also an einem Tage 4800 Stück Torte für 720 Mk. verkauft. In demselben Verhältnis steht der Bedarf an Kaffee, Chokolade und Schlagsahne. Tie täglichen Einnahmen ans dieser Bewirtung beliefen sich auf 1200— 1500 Mk. Daß viele größere Konditoreien in Berlin einen solchen Umsatz nicht erzielen, liegt auf der Hand.
Paris, 6 März. Der Afrikareiseude Stanley äußerte zu einem Mitarbeiter des „Journal", daß die Engländer in 2 Monaten in Prätoria stehen würden und der Krieg am 1. Juli beendet sein dürste. Man würde vielleicht den beiden Nepu- blicken eine Selbstverwaltung ähnlich der Kanadas verleihen. Als die Rede auf die englisch-französischen Beziehungen kam, meinte Stanley, ein Krieg mit Frankreich sei unmöglich, weil ein solcher England zu große Opfer auferlege und end-