Amtsblatt für die Stadt Wit'dbaö.
General-Anzeiger für WilSbad und Umgebung.
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Nr. 27.
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Welzheim, 3. März. Bei der gestern vorgeuommenen Landtagsersatzwahl haben 3119 Wähler abgestimmt. Stimmen erhielten Hieber (D. P.) 1538, Hinderer (V.P.) 1100, Wagner (Soz.) 251, Gröber, (Z.) 169, zersplittert 1. Es ist Stichwahl erforderlich zwischen Hieber und Hinderer, wobei für den ersteren die Aussichten günstige sind.
HerrenaIb, 2. März. Die Restauration des Konversationshanses wnrde heute um die Summe von 1050 Mk. an den bish. Pächter I. Hardtmann znm Hotel Stern verpachtet. - - Die Bahnhof- Restauration wird Hotelbesitzer Hauber übernehmen.
Calw, 3. März. Nachdem im Lauf der letzten 4 Jahre die Zahl der Abonnenten des Wasserwerks bedeutend zugenommen hat, und die Einnahmen sich dadurch gesteigert haben, wnrde von den bürgerlichen Kollegien beschlofsen,mit Wirk- ungvom l. April d. I. ab, die Wasserzinse um 10"/o zu ermäßigen. Ausgenommen von dieser Ermäßigung sind Abonnenten, welche nach der Wasseruhr und solche, welche pro Jahr nicht mehr als 8 Mk. bezahlen. Der Umbau des Gaswerks wird mit möglichster Beschleunigung betrieben.
Berlin, 1. März. Der Reichstag begann heute die zweite Beratung des Etats des Auswärtigen Amts. Gradnaner(Soz.) wünscht Aufklärung über die befremdliche Stellung der Reichsregiernng zu der Haager Friedenskonferenz. In seiner großen Rede im Dezember habe Bülow die Konferenz nicht erwähnt. Hielt er sie für bedeutungslos, oder paßt sie nicht in seinen Plan? Warum waren die Verhandlungen der Konferenz nichtöffentlich? Nicht einmal der Wortlaut der Konvention wurde veröffentlicht. Bekannt wurden nur die Berichte des Wolffschen Bureaus. Welches waren die zu weit gehenden Vorschläge, denen "von Schwarzkopf entgegentrat, und mit welchen Gründen ist er ihnen entgegengetreten? Was besagt der Artikel 10 der Konvention? Warum hatte Deutschland gegen denselben Bedenken? Die Konvention bezüglich des j Schiedsgerichts sei so verklausuliert, daß dadurch jede Bedeutung aufgehoben werde. Alles sei nur Blendwerk. Im Gegensatz zu den lebhaft zustimmenden halbamtlichen Artikeln der Nordd. Allg. Ztg. und zu den warmen Worten der Thronrede des Jahres 1898 über das Zarenmanifest seien Militärs
Dienstag, 6. März 1900
zur Konferenz gesandt worden und Männer der Wissenschaft, die noch kriegerischer gesinnt waren. Später habe eine maßgebende Stelle geäußert, für den Frieden sei der beste Schutz ein starkes Heer. Die Folge dieses Verhaltens der deutschen Regierung und der übrigen Regierungen sei bald hervorgetreten. Thatenlos sehe man zu, wie die Buren niedergeworfen werden. Staatssekretär v. Bülow: Ich gestehe, daß ich nicht vermutet habe, daß die Haager Konferenz heute in so eingehender und umfassender Weise zur Sprache gebracht werde. Ich bin dem Vorredner aber dankbar, daß er mir Gelegenheit gibt, auf Grund des Aktenmaterials unsere Stellung zur Haager Konferenz und unsere Haltung in derselben die mir möglichen Aufschlüsse zu geben. Unsere allgemeine Stellung gegenüber der Haager Konferenz geht aus unserer ganzen bisherigen Politik hervor. Unsere Politik — das wiederhole ich auch heute — ist immer unentwegt gerichtet gewesen auf die Erhaltung des Friedens (Beifall.) Wir haben unsere Rüstungen zu Lande und zu Wasser immer nur zu dem Zweck vervollständigt und vervollkommnet und wollen dieselben nur zu dem Zweck vervollständigen, um unser Territorium und unsere wohlerworbenen Rechte gegen unberechtigte feindliche Angriffe zu schützen. Von unserer Seite wird der Frieden nicht gestört werden. Für das Gegenteil kann ich keine Garantie übernehmen und gegen eine Möglichkeit, die nicht ausgeschlossen ist, müssen rechtzeitige Vorsichtsmaßregeln ergriffen werden. Auf dem Gebiet der Einschränkung der Rüstungen konnte die kaiserliche Regierung im Bewußtsein ihrer Verantwortung vor dem deutschen Volke keine Konzessionen machen, welche die Wehrhaftigkeit der Nation beeinträchigt hätten. Was die Frage der Arbitrage Mediation (Schiedsgerichtsvermittlung) anlangt, so haben wir den Vorschlägen der obligatorischen Arbitrage nicht zugestimmt. Nach unserer Ueberzeugung ist ein unabhängiger Staat für sich Selbstzweck. Er kann auf dem politischen Gebiete keine höheren Ziele als diejenigen der Wahrung seiner eigenen Interessen und seiner Selbstbehauptung durch die Erfüllung seines eigenen Daseinzweckes erkennen. In ersten politischen Fragen werden wir niemals eine andere Richtschnur anerkennen, als die 8alu8 publikL des deutschen Volkes. Dagegen haben wir den Vorschlag auf Errichtung eines permanenteninternationalen Schieds-
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gerichts unter gewissen Bedingungen ent- gegengenomwen. Unsere Gesammthaltung auf der Konferenz kann ich dahin zu- sammenfassen, daß wir mit dem aufrichtigen, ehrlichen und entschiedenen Vorsatz in die Konferenz eingetreten sind, zu thun, was an uns liegt, damit die Ergebnisse der Konferenz der Größe der ihr gesteckten Ziele entsprächen und der edlen Absicht des erleuchteten Monarchen, woraus sie hervorgegangen ist. Diesem Vorsatz bleiben wir treu unter voller Wahrung der unveräußerlichen Sonveränitätsrechte unseres Staatswesens, wie der Lebens- intereffen des deutschen Volkes und eingedenk dessen, daß die Wohlfahrt des deutschen Volkes unser oberstes Gesetz ist und bleibt, haben wir doch unsere Haltung so eingerichtet, daß unsere Beziehungen zu den übrigen Mächten durch die Konferenz nicht nur nicht geschädigt, sondern gekrüftigt wurden, und daß wir dafür den Beweis erbrachten, wie Deutschland niemals fehle, wo es sich um Humanität und Frieden handelt. Böckel (Rfp.l frägt, warum die Regierung in dem Kriege in Transvaal nicht interveniere. Warum konnte ein so schmntziger Börsenjobber wie Cecil Nhodes hier an maßgebender Stelle empfangen werden? Bebel (Soz.) teilt die Sympathie des Abgeordneten Liebermann mit den Buren, aber er beteilige sich nicht an der Engländerfresserei. Auf der Friedenskonferenz hätte man doch wenigstens versuchen sollen, die Rüstungen einzuschränken. Auch die Frage der internationalen Schiedsgerichte sei in ganz ungenügender Weise gelüst. Liebermann v. Sonnend erg (Reformp.) führt ans: Eine Firma treibe mit Wolffschen Telegrammen an der Börse Spekulationen, wodurch die übrigen Börsenbesucher sich geschädigt fühlen. Das wäre sehr geeignet, den erfreulichen Schritt nach sich zu ziehen, einer Trennung des Wolffschen Bnreaus vom Auswärtigen Amt. Redner wendet sich dann gegen den Abgeordneten Bebel, auf dessen Aeußer- ungen er keinen Wert lege, da dieser doch schon eine vorübergehende Erscheinung sei. (Heiterkeit.) Der Rest des Etats wird ohne weitere Debatte bewilligt.
Paris, 2. März. Die Sammlung des „Jntransigeant" füreinen Ehrendegen, der General Cronje übergeben werden soll, hat 4000 Franken ergeben.
Petersburg, 3. März. Hier fordert und erwartet die gesamte russische Presse, daß endlich Europa einschreite für