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„So antworten Sic doch, Herr Einnehmer. Wir wollen znsammen versnchen, Lern Dieb ans die Spnr zu kommen."
„Das würde vergeblich sein," mühte sich der Gefragte zu erwidern.
„Warum? Schon mancher schlau angelegte Diebstahl ist durch einen unbe- LeutendenUmstaud an den Tag gekommen."
„Ich will den Dieb gar nicht wissen. Bitte, nimm dein Geld."
„Nein, nein! Wenn Sie so gutmütig sind, sich bestehen zu lassen und dazu zu schweigen, — ich werde nicht ruhen, bis der Dieb gefunden ist. Wer war denn in ihrem Bureau! —^ Ei, hat Ihr Neffe schon geschrieben? Wo ist er denn? Warum kam und ging er bei Nacht und Nebel, wie man sagt?"
Der Einnehmer wand sich unter den Fragen des Schreibers, ohne mehr den Versuch zu machen, seinen versteckten Verdächtigungen entgegen zu treten. Dadurch ermutigt fuhr dieser fort: „Gegen einen solchen Pflichtvergessenen, der sich nicht scheut, seinen alten Onkel, der ihn wie ein Vater aufgezogen hat, in die größte Not zu bringen, kenne ich keine Schonung. Ich werde die Sache anzeigen!"
„Ich bitte dich, Heinrich," rief der alte Mann händeringend, „thu das nicht. Tie Ehre meines Neffen ist die meinige! Die Schande würde mich töten! Schon der Verdacht, der auf ihn fiele! Und nicht einmal dafür liegt ein Grund vor."
„Das Geld ist forr und der Neffe ist fort, beides zu derselben Stunde. Das ist mehr als Verdacht. Und daß er nichts von sich hören läßt, ist Zugeständnis."
„Er ist bei seinem kranken Vater in London."
„Ich kann mir denken, wohin er gegangen ist. Die ganze Geschichte mit seinem Vater ist Schwindel. Hat er Ihnen das Telegramm gezeigt? — Sie dauern mich von Herzen, Herr Einnehmer. Daß Sie völlig frei sind von Schuld, das 'glaubt und weiß jeder, der Sie kennt. Aber gerade darum werde ich Ihren undankbaren Neffen nicht schonen."
„Heinrich," flehte der Einnehmer, „fordere, was du willst, aber mach keine Anzeige!"
Stadt Wildbad.
Stammholz-Verkauf.
am Freitag den 2. März 1900 vormittags 10 Uhr auf dem Rathaus in Wildbad:
aus Meistern, Abt. 4 Schillereiche, Abt. 5 Kappelberg, Abt. 6 Riesenstein:
115 St. Forchen - mit zus. 197,90 Fm. 48 „ Tannen ) Langholz 1.—IV.CI. 38 „ Forchen ) mit zus. 35,37 Fm. 11 Tannen s Sägholz I.—III. El.
ans Wanne Abt. 7 Bnchsteigle:
35 St. Forchen mit 44,78 Fm. Langholz I.—V. El.
1 St. Forchen mit 0,19 Fm. Sägholz III. CI.
Den 22. Febr. 1900.
Stadtschultheißenamt:
Bätzner.
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Der Schreiber lächelte freundlich. „Es würde sich wohl ein Ausweg findeu lassen." Er hustete ein wenig, als fände er nicht sogleich die rechten Worte. „Wenn ich gewissermaßen Ihr Schwiegersohn würde, wäre von Verfolgung der Sache natürlich keine Rede mehr."
„Mein Schwiegersohn?"
„Wenn Dora mir ihre Hand reichen wollte. Sie können sie dazu bewegen."
„Ich sollte Dora opfern?"
„Ist das ein Opfer, wenn Dora einen Mann heiratet, der eine angesehene Stellung hat und eine Frau ernähren kann? Mit Paul, auf dem der Verdacht ruht, ist es jetzt doch zu Ende."
„Nimm mein ganzes Vermögen!"
„Das kriege ich dann schon, Alterchen," dachte der Schreiber, „wenn ichdasMäd-^ chen kriege," — und laut sagte er: „Wo denken Sie hin? Es würde nach Erpressung aussehen, wenn ich mehr annehmen würde, als mein Verlust beträgt. Nicht einmal diesen will ich ersetzt haben. Nein, ich will keinen Pfennig von Ihnen, und wenn Dora mir ihre Hand reicht, schweige ich. Wollen Sie mit ihr reden, so werde ich mir morgen Antwort holen. Aber morgen erwarte ich eine solche, hören Sie?"
Als Dora den Einnehmer fragte, wie die Unterredung abgelaufen sei, konnte er nur seufzen. „Ist er zufrieden?"
„Nein, er wies alles zurück. Er hält Paul für den Thäter. — Ich wollte fast, Paul wäre nicht gekommen, Dora!"
„Sprich nicht so, Onkel. Was will denn der Schreiber, wenn er dein Geld zurückweist?"
„Deine Hand, — dich will er. Du sollest ihn heiraten,dannwerde er schweigen."
„Mich? mich, Onkel? Da kann er lange warteir. Ehe ich das thue, laufe ich lieber iu die weite Welt, wie Paul."
„Dann bringt er die Sache zur Anzeige und ich komme in Schimpf und Schande!" rief der Greis hilflos.
„So schlimm wirds Nichtsein, Onkel. Wie will er beweisen, daß Paul das Geld genommen hat?"
„Das kann er freilich nicht, aber der Verdacht ist gegen Paul. Und wenn er es anzeigt, kommt Schande über mein graues Haupt!"
„Was kann man dir thun?"
„Das Geld wurde mir übergeben und ich habe es nicht eingeschrieben und nicht abgcsandt."
„Willst du, daß ich ihn heirate?"
„Nein, Dora, einen solchen Menschen nicht, der aus anderer Leute Unglück Nutzen ziehen will."
„Und siehst du nicht," fuhr Dora fort, „daß ich, wenn ich einwilligte, damit zugestehen würde, daß du schuldig bist, — nein, das glaubt ja niemand, — aber daß Paul es ist. Und Paul ist unschuldig, so gut wie ich und du. An diesem Glauben halte ich fest. Nähme ich den Schreiber, so würde ich an meinein alten Spielkameraden zur Verräterin. Also laß der Sache ihren Lauf. — Wüßten wir doch Pauls Adresse! —Dem Griech will ich morgen wenn er kommt, selbst Antwort geben. Schick ihn nur zu mir!" —
(Forts, folgt.)
Vermischtes.
(Schlagfertig.) Professor (im Examen): „Wo findet man die meisten Edelsteine?" — Kandidat: „In den Pfandhäusern!"
(M ißverstanden.) Maler zu alter Bäueriu: „Würden Sie mir nicht gestatten, ihre entzückende Hütte zu malen?" Bäuerin: „Warum denn net? Meinetwegen können Sie auch den Zaun an- streichen."
(Und ob!) „Ist die Frau des Hauses auch musikalisch?" Na, die sollten Sie mal hören, wenn sie ihrem Manne — den Marsch bläst!"
Damast-Scidcil-Nolie m. ik. 20
und höher, — 12 Meter! — porto- und zollfrei zugesandt! Muster umgehend; ebenso von schwarzer, weißer und farbiger „Henneberg-Seide" von 75 Pfg. bis 18.65 per Meter.
6. l-tennsbeng, Zsiclsn-^gbi'ikgnt (!l. a.k.M.) 2ürioki.
Stadt Wildbad.
Arennholz-Derkauf
am Freitag den 2. März 1900 vormittags KU/z Uhr auf dem Rathaus in Wildbad:
aus Meistern, Abt 4 Schillereiche, Abt S Kappelberg. Abt. 6 Nierenstein :
4 Rm. buch. Prügel II. El.
1 „ tann. Scheiter
58 „ „ Prügel II. El.
33 „ „ Reisprügel.
Den 22 Febr. 1900.
Stadtschultheißenamt:
Bätzner.
W i l d b a d.
Bekanntmachung.
Am Mittwoch den 28. Febr. 1900 nachmittags 6 Uhr
wird auf dem Rathause dahier 1 Kbm. Sand, im Kappelbergweg, 4 Fuchsfelle, 1 Marder- und 1 Wildkatzenfell im Auf- I streich verkauft.
Stadtpflege.
Interessenten für Kunst,
und Kunstgewerbe
werden von einer seit 30 Jahren bestehenden Firma gesucht, um Zweighäuser in größeren Städten Deutschlands zu begründen.
Geschäfte der Kunst,-Luxus-und feinen Möbelbranche, sowie Persönlichkeiten, die eine lukrative Thätigkeit, ohne große Kapital-Aufwendung wünschen, werden ersucht, ihre Adresse unter I. E. an Haasenstein «L Vogler K. 6. Berlin Vk. 8 zu senden.
Canaria- L Vogelzüchter-Verein
«illlkArl.
Zu der, wie alljährlich, am 28. Febr. l. I. abends 8 Uhr in der Restauration „Treiber" hier stattfiudenden
Äilsschußsitzung
werden die Mitglieder des Vereins behufs Besprechung über eine, noch dieses Frühjahr abzuhaltende Ausstellung,Verlosung rc I hiemit freundlichst eingeladen.
Der Vorstand.