Amtsblatt für öie Stadt Wit'dbad.

General - Anzeiger für WSbad «nd Umgebung.

Erscheint Diensla-, Donnerstag u. Samstag.

Ter Abonnements-Preis beträgt incl. dem jeden Samstag beigegebenen Jllustr. Sonntagsblatt für Wildbad vierteljährlich 1 10 monatlich

40 Pfg; durch die Post bezogen jim Oberamls- Bezirk 1 30 auswärts 1 45 Be­

stellungen nehmen alle Postämter entgegen.

MM

Der Annoncenvreis beträgt für die einspaltige Zeile oder deren Raum 10 Pfg-, Reklamezeile 15 Pfennig. Anzeigen müssen spätestens den Tag zuvor morgens 9 Uhr aufgegeben werden. Bei Wiederholungen entsprechender Rabatt. Stehende Anzeigen nach Uebereinkunst. Anonyme Ein­sendungen werden nicht berücksichtigt.

Nr. 22

Donnerstag, 22. Aebrnar 1900

36. Jahrgang.

Rundschau.

Die Influenza bürgert sich in Stutt­gart seit einigen Wochen mehr und mehr ein, ohne jedoch bis jetzt einen gefährlichen Charakter angenommen zu haben. Es ist dies zweifellos den ungünstigen Witter­ungsverhältnissen zuzuschreiben.

- - Stuttgart wird nächstens auch ein Seewasser-Aquarium bekommen. Tier­gartenbesitzer Nill ist zur Zeit in Triest um Erwerbungen für dasselbe zu machen.

Calw, 19. Febr. Der am Freitag mittag am Georgenäum verunglückte 22 Jahre alte Braun von Liebelsberg, Sohn desj Gemeindepflcgers daselbst, starb noch am gleichen Abend. Am Samstag wurde der Gestorbene in die Heimat über­geführt, wo er gestern unter sehr zahlreicher Teilnahme der Gemeinde beerdigt wurde.

Schwenningen, 19. Febr. Eine Fachschule für Feinmechanik, einschließlich Uhrmacherei und Elektromechanik soll am 1. Mai d. Js. hier eröffnet werden. Die Fachschule hat den Zweck, durch praktischen und theoretischen Unterricht in den ver­schiedenen Zweigen der Feinmechanik ein­schließlich Uhcmacherei und Elektrotechnik für diese Gebiete ebensowohl tüchtige Ar­beiter und Werkführer als selbständige Gewerbetreibende heranzubilden. Der Unterricht ivird in 3, je am 1. Mai be­ginnenden Jahreskursen, dem Vorkurs, dem Fachkurs und dem Fortbildungskurs erteilt und umfaßt sowohl theoretische Fortbildung, als praktische Unterweisung in den verschiedenen für die genannten Industriezweige erforderlichen Fertigkeiten. Die Aufnahme in die einzelnen Jahres­kurse, welche in der Regel nur zu Beginn des Schuljahres ll. Mai) stattfindet, setzt das Bestehen einer Aufnahmeprüfung bezw. Promotionsprüfnng für den betr. Kurs voraus. Verlangt wird b<ü der Prüfung: für den Vorkurs Znrücklegnng des 14. Lebensjahrs, Entlassung aus der Volksschule und Nachweis der Kenntnisse der Volksschule; für den Fachkurs und Fortbildungskurs: Zurücklegung des 15. bezw. 16. Lebensjahrs und Nachweis der Kenntnisse des Vorkurses bezw. dcs.Fach- knrses. Das Schulgeld beträgt jährlich 25 Mark.

Göppingen, 18. Febr. Die Typhusepidemie in der Heilanstalt Göpp­ingen ist im Rückgang begriffen. Seit Feststellung des Typhus (27. Januar) sind bis heute als genesen entlassen wor­den vom Personal der Heilanstalt 20 Per­sonen, von den Pfleglingen 26 Personen.

Todesfälle sind bis heute 19 vorgekommen (Personal 1, Pfleglinge 18.) Der Stand der Erkrankten von heute beträgt 83 und zwar 43 Männer und 40 Frauen, von den Kranken sind 22 im Krankenhaus, die übrigen in den Jsolier-Beobachtungs- und Rekonvaleszentenstationen der Anstalr untergebracht. Den höchsten Stand der Erkrankten, nämlich 115 Kranke, weisen der 8. und 9. Februar auf. Von den heute noch erkrankten 83 Personen sind 20 rekonvaleszent.

Schramberg, 18. Febr. Der König hat der hiesigen Ortsgruppe des wnrtt. Schwarzwaldvereins ans den für Altcr- tumszwecke vorgesehenen ; Etatsmitteln einen Beitrag von 300 Mk. verwilligt für Ausgrabungen auf Ober- und Unter­falkenstein, sowie für ^Freilegung der historisch hochinteressanten, aber seit ca. 350 Jahren verschütteten Burgen.

Karlsruhe, 19. Febr. Am 15. d. Mts. hat ein etwa 25 bis 28 Jahre alter Spitzbube zwei Juweliere auf der westlichen Kaiserstraße geprellt, indem er, ohne etwas zu kaufen, beim Aussuchen auf dem ihm präsentierten Gestell zwei teure Brillantringe wegeskamotierte und durch wertlose Doubleringe mit Simili­steinen ersetzte. In beiden Läden hat der Gauner das nämliche Manöver mit dem­selben Erfolg durchgeführt und der Scha­den wurde viel zu spät, in einem Geschäft sogar erst am andern Tage bemerkt.

Karlsruhe, 19. Febr. Oiestern kam mit dem Abendznge ein Transport von 33 Knaben im Alter von 15 bis 16 Jahren aus Galizien an. Dieselben fuhren nach Achern weiter, wo sie als Flaschen- träger in einer Champagnerflaschenfabrik Verwendung finden.

Ein neuer Frauenberuf ist in Berlin neuerdings sehr in Aufnahme gekommen. Es handelt sich um weibliche Dekorateure, die in vielen Oieschäften bereits angestellt sind und besonders von den Möbelhünd- lcrn gern beschäftigt werden. Die geschickte Hand der Frau und ihr ansgebildeter Geschmacksinn befähigen sie hervorragend für diesen Posten. Die Frauen und Mäd­chen machen meist einen 4- bis Owöchigen Kursnrs bei einem Tapezier durch, dem sie ein entsprechendes Lehrgeld zahlen.

Paris, 19. Febr. DemFigaro" zufolge beträgt nach Ausweis des Welt­ausstellungskatalogs die Zahl der Aus­steller 76,000, davon entfallen auf Frank­reich etwa 26,000 und auf das Ausland 50,000. Mit Einschluß der Teilnehmer

an der temporären Ausstellung wird die Weltausstellung etwa 100,000 Aussteller zählen. Das ist um 37,000 mehr als die Ausstellung von 1889.

London, 19. Febr. Ein außerge­wöhnlicher Unglücksfall ereignete sich gestern hier im Crystall-Palast. Zwei Stephan­ien, welche mit Wasser bespritzt wurden, brachen aus und stürzten unter das Pub­likum. Mehrere Personen trugen Ver­letzungen davon, an denen eine bereits verstorben ist. Der eine Elephant brach dann in eine Halle ein, wodurch eine große Panik entstand. Von dort aus be­gab sich der Elephant in einen Ausschank wo er Tische und Stühle zertrümmerte.

Ans Ne wyork wird gemeldet: Die Herstellung einer telephonischen Verbindung zwischen der alten und der neuen Welt ist der letzte Ehrgeiz Edisons, wenn man den amerikanischen Zeitungen, die aus­führliche Berichte über das Projekt bringen, diesmal glauben kann. Der jüngere Edison hat einem Anssrager folgende Mitteilungen gegeben:Die Experimente, die bis jetzt vorliegen, waren so befriedigend, daß wir bereits in Unterhandlungen mit der Ver­waltung der submarinen Kabel getreten sind, um von ihr die Erlaubnis, die Kabelleitungen für unsere definitiven Ver­suche zu benutzen, zu erlangen. Wir haben auch bereits die besten Versprechungen erhalten. Ein Kabel lediglich für diese Versuche zu legen, ist zu kostspielig. Für den transatlantischen Telephon­dienst müssen besondere Apparate ge­braucht werden, wir haben solche ent­worfen und in 6 Wochen werden diese Uebermittler- und Empfangsapparate fertiggestellt sein. Mit diesen Instrumen­ten und mit einigen neuen Hilfsmitteln erwarten wir bestimmt, die Schwierig­keiten, die sich bis jetzt der internationalen und interozeanischen Anwendung des Tele­phons entgegenstellten, zu überwinden."

Bom Kriegsschauplatz in Südafrika.

Brüssel, 19. Febr. Eine Depesche Krügers zerstreut alle Besorgnisse wegen eines Einfalles in den Oranje-Freistaat und versichert, der Einmarsch der Eng­länder sei eine Folge des neuen stratcgi- scheu Planes, dessen Urheber Joubert sei. Krüger drückt die festeste Siegeszuversicht aus.

B r ü ssel, 19. Febr. General Roberts soll nach hiet vorliegenden Meldungen schon von seiner Rückzngslinie abgeschnitten