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Zn einigen Wochen, vielleicht Tagen schon, wird er Nachfolgen."
An jenem Abend sind wir — ihr wöget es euch denken — lange beisammen geblieben und haben uns viel erzählt. Zunächst kam die Reihe an mich. Des Vaters erste Frage war nach der Mutter. Die Mitteilung von ihrem frühen Tod erschütterte ihn tief und weckte — ich darf es ja wohl sagen — manche Selbstanklage. Dein Brief, Onkel, der ihm ihren Tod anzeigen sollte, konnte ihn in St. Fran- Zisko nicht erreichen, da er um jene Zeit Kalifornien schon verlassen hatte. Für die Liebe, welche du —, welche ihr alle mir Zeit meines Lebens erwiesen habt, wird er euch selber danken.
Als er ans Deutschland fliehen mußte und nach Amerika Hinüberkain, ging es ihm anfangs nichts weniger als gut. Sein Berns als Arzt ernährte ihn nicht, weil er sich nicht dazu verstehen konnte, wie viele seiner dortigen Herren Kollegen, durch schwindelhafte Anpreisungen und ebensolche Kuren sich bekannt zu machen. Er versuchte es ans allerlei Weise sich -fortzubringen: wurde Schullehrer, Kellner Kutscher, zuletzt sogar Kohlenträger. Endlich schloß er sich einem der Züge an, welche nach Kalifornien gingen, wo Oberst Sutler einige Zeit vorher das erste Gold entdeckt hatte. Hier war er so glücklich, eine reiche Ader aufzufinden, die er mit einem andern ausbeurete.
„So war „Eisens Gesellschafter" wirklich der seinige?" „Ja wohl, und der Vater war sehr verwundert, daß der Mann es so lang getrieben hatte und Daß der Name, den er noch immer trug mich ans seine Spur leitete. Sein Gesellschafter habe damals schon unordentlich gelebt, viel getrunken und das kaum gewonnene Gold immer wieder verspielt. >Es war dies mit ein Grund, warum mein Vater seinen Anteil an der Goldmine verkaufte. Da er nun unabhängig war, schrieb er an die Mutter, mit mir hiuüberzukommen. Als sie dies ablehnte so habe ihn besonders auch der Gedanke, baß er mich dadurch verliere, so gekränkt, daß er ihr in leidenschaftlicher Weise schrieb, er sei künftig tot für sie. — Du weißst ja dies alles, Onkel.
Dann verließ er Kalifornien, ließ sich unter dem Namen Alone in Charleston nieder und fing, um Beschäftigung zu haben, wieder an, den ärztlichen Beruf auszuüben. Er wurde bald ein gesuchter Arzt. „Aber wozu und für wen sollte ich Geld aufhäufen?" sagte er zu mir. „Ich war ja ulons (einsam). Oft habe er das rasche, harte Wort bereut, mit welchem er sich von uns schied, und mit uns wieder in Verbindung treten wollen, aber immer wieder sei die Erbitterung übermächtig in ihm geworden, trotz des Heimwehs nach uns, das ihn nie verlassen habe. Er habe traurige Jahre durchlebt.
Da ihm das eigene Haus zu einsam war, machte er große Reisen und wurde hiedurch zu seiner alten Liebhaberei, zum Studium der Natur, zurückgeführt. Er fing an, auf seinen Reisen Naturgegenstände zu sammeln: Tiere, Pflanzen, Steine. Den Gelehrten und wissenschaftlichen An- stalten, mit welchen er in Verbindung trat, teilte er aus seinen Sammlungen mit, ivas er entbehren konnte, und wurde allmählich Naturalienhändler, nicht des Gewinnes wegen: er wollte aber nicht
blos sammeln, um das Erworbene zu besitzen und zu studieren, sondern erfühlte das Bedürfnis, beschäftigt zu sein.
Ihr solltet seine Sammlungen sehen: sie sind wundervoll! Sie füllen eine Reihe von Zimmern in unserem Hause in Charleston. Daß ich als Apotheker in das Studium der Naturwissenschaften eingeführt worden bin und selbst schon (mit jenem Professor in Charleston) Forschungsreisen gemacht habe, hörte mein Vater mit besonderer Frende.So stimmen unsere Neigungen zusammen und er meint, ich werde ihm in seinem Geschäft recht nützlich sein. Angefangen habe ich bereits, mich in dasselbe einzuarbeiten.
„Verzeih, lieber Onkel, daß ich dir dies Alles nich schrieb, ehe wir herüber- kamen. Ich wollte es euch am liebsten selbst erzählen. Mein Vater willigte ein, mit mir nach Europa zu gehen. Aber mancherlei Geschäfte waren zuvor zu ordnen, so daß unsere Abreise sich verzögerte. Auch wollte mich der Vater zuerst iu Charleston bei seinen Freunden und Bekannten einführen. Er hat seinen alten Namen wieder angenommen und mich als seinen Sohn vorgestellt. Unsere schwarzen Diener hüten das Haus. Sie sind zwar seit dem Bürgerkrieg keine Sklaven mehr, aber alle sind freiwillig bei dem Vater geblieben. Cäsar ist mit uns gegangen und jetzt ebenfalls in England. Er begleitet meinen Vater überallhin. Als dieser vor Jahren, so lange er noch Arzt war, die Tochter von Cäsars früherem Herrn iu einer gefährlichen Krankheit behandelte, kam er dazu, wie der Sklave eben wegen einer Kleinigkeit furchtbar gepeitscht werden sollte. Mein Vater erklärte, augenblicklich umkehren und das Haus nicht mehr betreten zu wollen, wenn dem armen Menschen die Strafe nicht erlassen werde. Als das Mädchen gesund wurde, schenkte ihr Vater dem meinigen den Schwarzen, und dieser hängt mit rührender Dankbarkeit an seinem jetzigen Herrn. Er hat ihm auch jenen Dienst vergolten, dadurch daß er meinem Vater einmal das Leben rettete. Bei einer Fahrt auf dem Amazonenstrom war der Vater in das von Alligatoren wimmelnde Wasser gefallen: Cäsar sprang ihm augenblicklich nach und half ihm in das Boot zurück. Er erhielt damals schon von meinem Vater die Freiheit und (seitdem sind beide unzertrennlich."-
Es war spät geworden, als Paul seine Mitteilungen schloß. „Wir müssen euch zur Ruhe kommen lassen," sagte der Bürgermeister und stand auf. Wir sehen dich ja noch öfters, Paul, und hören von deinen Erlebnissen mehr. Gute Nacht denn!" — Die Freunde gingen.
Dora hatte ihnen zur Hausthüre geleuchtet, diese geschlossen und noch eine Weile saßen die drei beisammen, als plötzlich die Hausglocke ertönte. Ein fremder Mann stand draußen. „Ob dies das Posthaus sei? Er bringe ein Telegramm aus der Stadt für Herrn Paul Eisen. Ob dieser hier sei?"
„Das muß von meinem Vater kommen. Ich wüßtenicht,wermir sonst telegraphierte. Er öffnete den Umschlag. „O, das ist schlimm!" „schwer erkrankt, komm ohne Verzug."
Der Einnehmer und Dora sprachen ihr Bedauern aus.
„Mein Vater fühlte sich schon bei meiner Abreise von London nicht ganz
wohl, meinte aber, als ich ihn nicht verlassen wollte, es werde nichts zu bedeuten haben und hieß mich gehen. — Ich muß natürlich morgen früh wieder fort. Du wirsts begreifen, Onkel, und mirs nicht verübeln. — Kann ich einen Fahrplan haben, um nach den Anschlüssen der Züge zu sehen?"
„Ich werde ihn holen," sagte der Einnehmer und wollte aufstehen. „Oder Dora kann es thun."
„Nein, bleibet beide. Sag mir nur wo ich ihn finde. Noch am alten Platz? in der mittleren Schieblade des Schreibtisches ?"
„Ah, du weißst es noch? das ist hübsch. Hier ist der Schlüssel. Nein, er st.ckt."
(Forts, folgt..
Gemeinnütziges
— Gegen die Klauenseuche will ein Landmann im Kanton Zürich ein Mittel mit Erfolg angewendet haben. Er nimmt nämlich Kirschwasser, Honig und Zucker und wäschr den Tieren das Maul und die Klanen sorgfältig aus. Ein Schoppen Kirschwasser, vermischt mit einem Weinglas voll Honig und ein halbes Pfund Zncker genügt für mehrere Stücke. Mit diesem Mittel habe er noch alle Fälle innerhalb weniger Tage geheilt und die Krankheit habe sich nicht auf andere Tiere verpflanzt.
Vermischtes.
— Das Neue Südafrikanische A-B-C: In Afrika gibt's Afrikander; Alt-England geht bald auseinander. — Die Buren schießen aus den Gräben, Die Briten meistenteils daneben. — Joe Chamberlain ist ein Minister, doch was für einer, na, das wißt 'r! — Dum.-dum, der Name sagt's schon an, gehört zum edlen Eng- lishman. - - Einbrechern fehlt oft die Erfahrung, dem Eingeschloss'nen meist die Nahrung. — Die Buren-Flinten fehlen nie, obwohl blos „Nacks in 6srman^!"
— Die Horse-Guards, die sind leichtver- haulich, Haubitzenkugeln schwer verdaulich.
— John Bull wirds nimmermehr vergessen: Mit Joubert ist schlecht Kirschen essen! — Um Kimberley steht's miserabel; der Englishman siegt nur per Kabel. — Der Lange Tom poussirt so heiß, Die Lady Smith, daß sie wer weiß ... — Der Mauser ist ein böses Rohr, Lord Methuen hat Respekt davor. — In Natal schiebt der Bure Kegel Und alle Neune in der Regel. — Ohm Paul erhält jetzt viel Visiten Von eingefang'nen Khaki- Briten. — DieQuintessenz der Schießerei: „Macht recht viel Qualm und trefft vorbei!" — Rosebery möchte weiter kriegen: Die Rothröck werden weiter „siegen."
— Der Spionskop ist etwas eckig, Dem Warren ging's dort neulich dreckig! — Tngela nennt sich jener Fluß, Den Tommy Atkins meiden muß. — Es steht, beim allgemeinen Reißaus „Union-Jack" jetzt öfters weiß aus. — Viktoria schluchzt in ihren Schleier; Der Prinz von Wales sucht Selbstdarleiher. — Mil L gibt's kaum ein brauchbar Wort, Die Aeomanry läuft sicher fort. — O mög die Zukunft dies erschauen: Das Räubervolk total verhauen!.. (Ans der „Münch. Jugend.")
(Faule Ausrede.) Sie: „Das ist ein sehr hübscher Ring, den Du mir da geschenkt hast; aber warum steht denn innen A. K., ich heiße doch- Emmy! — Er: (der schon einmal verlobt gewesen): „Ja, das heißt auch nur Achtzehn Karat."