Amtsblatt für die Stadt Wit'dvad.

General-Anzeiger für Mildbsd und Umgebung.

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Dienstag, 20. Aebruar 1900

36. Jahrgang.

Nr. 21

Rundschau.

A l t e n st e i g, 14. Febr. Ein neues Eisen- bahnbau-Projekt ist uunmehr aufgetaucht. Gestern nachmittag fand in Erzgrube eine zahlreich besuchte Versammlung von Ver­trauensmännern statt, welche sich init den einleitenden Schritten befaßte, um das Projekt der Verlängerung der Nagold- Altenstciger Bahn das Nagoldthal entlang bis Erzgrube und Anschluß in Kloster­reichenbach der Verwirklichung entgegen­zuführen. Zunächst wurde ein Komitee gewählt, welches die erforderliche Agitation kräftig in die Hand nehmen soll.

Tübingen, 17. Febr. In dem wieder aufgenommenen Strafprozesse gegen die frühere Löwenwirtin Faas von Lieben­zell wegen Gattenmords und ihren Vater, dru Bauern Hofmann in Gleiszellei: bei Bergzabern, wegen Beihilfe, haben neuer­dings durch den Untersuchungsrichter am hieß Landgericht in Gleiszellen, dem letzten Wohnorte der Beschuldigten, umfangreiche Untersuchungshandlungen stattgefunden, über deren Ergebnis nichts Bestimmtes verlautet. Einige weitere Verhaftungen sollen erfolgt sein.

Groß ingersheim, 14. Febr. Eine Erbschaftsgeschichte, die den Vorzug haben soll, wahr zu sein, wird von hier berichtet. Ein in den 50er Jahren stehendes Fräu­lein teilte nämlich ihren hiesigen Ange­hörigen mit, daß sie von ihrem Brotherrn dein sie mehr als 20 Jahre treue Dienste geleistet und der kürzlich das Zeitliche segnete, nebst 4 anderen Personen zu Erben seines gesamten Vermögens testa­mentarisch eingesetzt sei und somit, da das Vermögen des Verstorbenen über 1 Million Akk. beträgt, demnächst Be­sitzerin einesVermögensvon ca. 200 000 Mk. sein wird. Das wäre allerdings eine ausreichende Anerkennung der Dienste, welche die Erbin ihrem Herrn erwies.

^ Die Strafkammer verurteilte den 55jährigen früheren Hofjägermeister Freih. Ferd. v. Schilling-Cannstatt wegen Zwei­kampfes zu 8 Monaten Festungshaft. Das Duell focht der Angekl. am 0. Septbr. v. IS. mit dem Leutnant Grohe vom 5. bad. Jnf.-Reg. 113 im Wildpark ans. Die Bedingungen waren sehr scharf: 5 Schritt Entfernung und 3maliger Kugel­wechsel. Schon beim ersten Gang erhielt Leutnant Grohe einen Streifschuß am rechten Finger, der ihn kampfunfähig machte. Nach dem Zweikampf versöhnten sich die Gegner. Der Angekl. übernahm die volle Verantwortung für seine That.

Er habe keineswegs die Absicht gehabt, seinen Gegner zu töten.

Mülhausen i. E., 16. Febr. In der gestrigen Nacht wurde bei furcht­barem Sturm ein Heftiger Erdstoß ver- spürt. Auch in den Nachbarorten wurde dir gleiche Erscheinung beobachtet. In vielen Häusern öffneten sich Thüren und Fenster.

Berlin, 15. Febr. Die Budgetkom­mission des Reichstags nahm das Ordi- narium des Militäretats einschließlich des Etats für Württemberg, unverändert an. Bei letzteren! wünschte Gröber, daß durch strenge Visitation die Soldaten in den Kasernen vor unsittlicher Lektüre bewahrt werden und daß die Zeit des Hauptgottesdienstes am Sonntag stets dienstfrei sein solle. Ter württ. Kriegs­minister sagte volle Berücksichtigung dieser Wünsche zu.

Berlin, 13. Febr. Zur größeren Fenersicherheit in den Warenhäusern sind, abgesehen von den noch zu erwartenden allgemeinen Bestimmungen, den einzelnen Warenhäusern je nach ihrer baulichen Beschaffenheit schon besondere Vorschriften gemacht worden. Da die meisten Brände der Neuzeit durch die Schäufensterbelencht- ung entstanden sind, ist die Verfügung erlassen worden, daß Beleuchtungskörper nicht innerhalb, sondern außerhalb der Schaufenster angebracht werden müssen. Das Polizeipräsidium verlangt bei dem Warenhaus A. Wertheim in der Leipziger­straße, daß das Hauptportal in der Mitte nur ckoch als Eingang, nicht mehr aber als Ausgang benützt werden darf. Das Verbot des Behängen? der Treppen und Gallerten mit Teppichen und leicht brenn­baren Waren bildet ebenfalls eine der neuen Forderungen. Treppenausgänge dürfen nicht durch Gegenstände verstellt werden, ferner wird die Anbringung von Blitzableitern, von Notbeleuchtung, von Inschriften an den Ausgängen zu den Seitentrcppen und Sicherungen der Heiz- vorrichtnngen verlangt. Ferner imrd das Rauchverbot vorgeschrieben. Die meisten dieser Vorschriften sind übrigens in den hiesigen Warenhäusern schon seit längerer Zeit befolgt worden.

Dresden, 16. Febr. Die General­direktion der sächsischen Staatsbahn macht bekannt, daß vom 19. Februar ab bis ans Weiteres eine Anzahl Personenzüge nicht mehr verkehren kann. Diese Maß­regel ist getroffen worden, um den Kohlen­verbranch zu vermindern, da durch die

Arbeitseinstellungen in den Kohlenwerken die Kohlenzufuhr erschwert ist.

Neapel, 17. Febr. Die englischen Werber treiben ihr Handwerk hier offen und ungestört. ^

Vom Kriegsschauplatz in Südafrika.

Paris, 16. Febr. DerTemps" giebt ein Gerüchr aus Londoner Militär­kreisen wieder, wonach das Kriegsamt Meldungen über neue Offensio-Operatio- nen der Buren im Süden des Oranje­freistaates erhielt. Der Zweck der Be­wegungen sei, Lord Roberts abzuschneiden und dadurch seinen Vormarsch auf Jacobs- dal und Bloemfontein zu verhindern.

Roberts zog auch Kelly - Kennys Division und die Truppen sämtlicher Re­servelager der Kapkolonie an sich heran, sodaß er nach englischen militärischen Angaben über reichlich 50000 Mann ver­fügt. Er überschritt den Modder 20 bezw. 30 Kilometer östlich der Modder­station nächst der Straße Jacobsdal-Bos- hof mit seinen Haupttrnppen, um Cronjes linke Flanke bei Magersfontein mit er­drückender Uebermacht umgehend, direkt nach Kimberley zu marschiren, während ein Scheinangriff Cronje in der Front festhalten, die Kavallerie die Straße nach Bloemfontein bedrohen und die Freistaat- ler bei Jakobsdal beschäftigen soll.

Kapstadt, 15. Febr. (Meldung des Reuterschen Bureaus.) Die Buren sind im Begriff, Magersfontein zn verlassen, um andere Stellungen zu verstärken. Die Zahl der Zurückbleibeuden wird ans 7000 bis 10 000 geschätzt.

London, 16. Febr. Amtlich wird bekannt gegeben, Feldmarschall Roberts telegraphirt aus Jacobsdal vom 16. ds.: General French ist mit Artillerie, Kavallerie und berittener Infanterie in Kimberley cingetroffen.

Die Offensive des Generals Roberts hat einen ersten Erfolg zn verzeichnen: General French ist am Tonnertag Abend mit seiner Reiterei und mit Artillerie und berittener Infanterie in Kimberley eingerückt. Das nächste Ziel des neuen Feldzugs ist somit erreicht: dem von Oberst Kekevich standhaft verteidigten Kimberley ist Hilfe und Entsatz gebracht. Die Nach­richt kommt überraschend, da man diesen Erfolg des Lord Roberts wenigstens nicht so rasch und nicht so leicht erwartet hatte. "Nicht nach einem heftigen Kampf, in dem die Streitmacht der Buren überwunden worden wäre, sind die Engländer nah