Amtsblatt für die Stadt Wit'övaö.

eneral - Anzeiger für MilLbad und Umgebung.

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Hr. 20

Rundschau. I

Gestorben: 13. Febr. zu Lud-j wigsbnrg Privatier und Gemeinderat Louis Gabler, 68 I. a.; zu Heilbronn Werkmeister und Gemeinderat Ludwig Huber, 51 I. a.

Stuttgart, 14. Febr. Gestern Vorm, wurde eine Abordnung der württ. Eisen- bahnnnterbediensteten vom Präsidenten der Generaldirektion der württ. Staats­eisenbahnen Staatsrat v. Balz, empfangen. Dieselbe trug die Absicht der Mistnbahn- bediensteten vor, sich in einen Eisenbahn­verband znsammenznschließen und sich auf gesetzmäßiger und christlicher Grundlage zu organisiren. Staatsrat v. Balz sprach sich dahin ans, daß eine Genehmigung zu Gründung eines Verbandes gesetzlich nicht erforderlich sei und daß wenn sich die Thätigkeit des Vereins auf gesetzlichem Boden bewege und die dienstliche Ord­nung nicht störe, die Absicht derBediensteten, einen Verband zu gründen, einem Be­denken nicht begegne. Das sei zu begrüßen, daß nicht daran gedacht werde, sich solchen Organisationen anzuschließen, die gegen die bestehende Staatsordnung ankämpfen, sondern daran, mit den ihnen auf Grund der bestehenden Ordnung zur Verfügung stehenden Mitteln eine Besserung ihrer Lage und ihrer Standesverhältnisse zu erstreben und sich auf dem Boden des Christentums zu organisiren. Besonders empfohlen wurde der Abordnung, Agi­tationen von nicht dem Eisenbahndienst angehörigen Persönlichkeiten ferne zu halten und in dem Verein auch das Pflicht­bewußtsein zu stärken und nie die be­sonderen Rücksichten außer Acht zu lassen, welche der staatliche Dienst allen seinen Dienern auferlege.

Stuttgart, 12. Febr. Am Sams­tag abend fand im Saal des Charlotten­hofes die Hauptversammlung des württ. Schwarzwaldvereins, Bezirksverein Stutt­gart statt. Der Vorsitzende, Fabr. Bosch, erstattete den Jahresbericht, der ein deut­liches Bild der regen V»reinsthätigkeit erkennen ließ. Der Kassenbericht schließt mit einem ansehnlichen Ueberschuß, der den Bestrebungen des Hanptvereins vor­aussichtlich zu gut kommen wird. Ziem­lich viel Zeit beanspruchte, durch das Bürger!. Gesetzbuch nötig geworden, die Beratung über die Aenderung der Satz­ungen, welche im Vorstand nachher ein­gehend durchgesprvchen waren. Den Ab­schluß einer reichhaltigen Tagesordnung bildete ein Vortrag von G.-R. Stockmayer

Sclmskclg, 17, Jebruar 1900

über seine Wanderungen im Riesengebirge und im bayr. Wald. Die Landschafts- schildernngcn des erfahrenen Touristen, ebenso fesselnd als humorvoll vorgeiragen, gaben ein deutliches Bild dieser Wander­gebiete mit ihren eigenartigen Reizen. Das Riesengebirge, ein granitner Grenz­wall zwischen Preußen und Böhmen, er­hebt sich in der Schneekoppe bis zu 1605 Meter Höhe; während auf der Höhe des Kamms, 1000 bis 1H00 Meter ü. M-, nur noch die Legföhre fortkommt, bietet das Vorland mit seinen prächtigen Waldungen, saftig grünen Wiesen und tief eingerissenen Gebirgsbächen eine Reihe der anmutigsten Bilder. Auch die ver­derblichen Wirkungen der wilden Gebirgs- wasser wurden vor Augen geführt. Der bayrische Wald, vorwiegend aus Granit und Gneis bestehend, ist mit wenig Aus­nahmen durchweg bewaldet und trägt einen Landschaftscharakter, wie man ihn in Vorarlberg zu finden gewohnt ist. Wohl manches Mitglied wird diesem Vortrag die Anregung entnommen haben, den Besuch auch dieser Naturschönheiten unseres deutschen Vaterlandes in seinen Wanderplan aufzunehmen. Möge die in Bälde bevorstehende unentgeltliche Aus­gabe derneuen Höhenkurvenkarten in (1 : 50 000), welche nach dem neuesten amt­lichen Material bearbeitet wurden und bei der Zirkulation die Vorzüge ihrer tadellosen Herstellung erkennen ließen, neben der beliebten illustrierten Monats­schrift dem Verein neue Freunde zu den alten erwerben.

Calw, 12, Febr. Im Bezirksverein des Schwarzwaldvereins hielt in der vorgestrigenHauptversammlungderSchrift- führer Rektor Dr. Weizsäcker einen Vor­trag über ehemalige Wandgemälde und deren wiederentdeckte Vorlagen im Kloster- Hirsau. Der als Forscher sehr geachtete Redner gab interessante Mitteilungen über die Wandmalereien in der großen Kirche und besonders im Winterrefekto­rium. Letztere Gemälde stellen 10 Be­trachtungen über das Vaterunser dar. Nach einem sehr seltenen französischen Werk vom Jahre 1420 und einem Ma­nuskript eines Hirsauer Mönches vom Jahr 1631 führte Redner den klaren Nachweis, daß das französische Werk als Vorlage für die >Hirsauer Wandgemälde diente. Diese Wandgemälde sollen nun wieder nachgebildet und der Altertümer- sammlnng des Klosters Hirsan einverleibt werden. Als Vorstand des Vereins wurde

36. Icrhvgang'

Oberstleutnant Freiherr von Moltke in Hirsau wiedergewählt.

Calw, 12. Febr. Vorgestern Nacht wurde an der prächtigen Nikolauskapelle am Waldhorn, einem Juwel gothischer Baukunst, ein Bubenstück ausgeführt, das allgemeine Entrüstung hier erregt. Von einem hohen Postament wurde eine ca. 200 Jahre alte schöne, große Apostelfigur gewaltsam heruntergezogen, so daß sie vollständig zertrümmert wurde. Der Thäter sprang nach vollbrachter Zerstör­ung mit einemHurrah!" davon. Der rohe Mensch darf einer schweren Strafe sicher sein.

Nagold, 12. Febr. Am Samstag abend brach im Souterrain des Möbel­schreiners Lutz Feuer aus. Der Raum brannte vollständig aus, doch konnte die darüber liegende Werkstatt von der sofort herbeigeeilten Feuerwehr gerettet werden. Immerhin entstand auch hier Schaden durch das Wasser an den in Arbeit be­findlichen Möbelstücken. Die Entstehungs- nrsache ist noch unbekannt.

Vom Bodensee, 12. Febr. Das lenkbare Luftschiff des Grafen v. Zeppelin steht fertig in seiner gewaltigen schwim­menden Ballonhalle bei Manzell auf dem Bodensee. Mancherlei unvorhergesehene Schwierigkeiten und Unfälle hatten den Bau derart lange hingezogen, daß der ursprüngliche Plan, bereits im Sommer 1899 mit den Flugversuchen zu beginnen, aufgegeben und der Termin bis zum Eintritt der besseren Jahreszeit 1900 verschoben werden mußte. Unbedingt er­forderlich für die erste Auffahrt ist näm­lich windstilles, nebelfreies Wetter. Alle Welt sieht nun gespannt auf die kommende Zeit, überall wird in fachmännischen Kreisen die Frage erörtert: werden die Versuche gelingen oder sind wieder Hunderttausende etwa 950000 Mk. sind in das Unternehmen gesteckt - - nutz­los geopfert.

Friedrichshafen, 14. Febr. Das Zeppelin'sche Luftschiff wurde heute infolge starken Weststnrms von seiner hiesigen Werste losgerissen und liegt nun am Seenfer bei Manzell.

Der Ballon wnrde nicht beschädigt. Das Luftschiff geht aller Schwierigkeiten ungeachtet seiner Vollendung entgegen. <Jn Fachkreisen erwartet man vielfach eine günstige Lösung des Problems der Lenkbarkeit der Luftschiffe. Graf Zeppelin und seine Mitarbeiter sind von gutem ^ Vertrauen für ihre Sache beseelt. Viel-