Amtsblatt für öie Staöt Wit'öbaö.

General-Anzeiger für Wdbad «nd Umgebung.

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Ur. IS.

Rundschau.

Der Betriebsoberinspektor Finanz­rat Hörner bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen wurde seinem An­suchen gemäß unter Verleihung des Titels und Rangs eines Oberfinanzrats in den Ruhestand versetzt.

In Schömberg wurde eine neue Heilanstalt für Lungenkranke errichtet mit einem Stammkapital von Mark 95000. Geschäftsführer der Gesellschaft sind Herr Dr. med. Georg Schröder und Herr Privatier Georg Heinrichs.

Pforzheim, 10 . Febr. Laut Nach­richt vom Reichsmarineamt in Berlin ist dasselbe gerne bereit, die im Juni hier stattfindende Marine-Ausstellung materiell zu unterstützen. Bewilligt hat die Be­hörde Modelle von einem Panzerschiff, einem großen Kreuzer, einem kleinen Kreuzer und einem Torpedoboot, die ins­gesamt einen Wert von 27 000 Mk. re- präsentiren.

Im Verlaufe eines Streites stach der Goldschmied S. Sterk den Schreiner A. Merkle aus Eutingen mit dem Messer derart in den Kopf, daß er bewußtlos zusammenbrach. Seine Freunde brachten den Unglücklichen ins hiesige Krankenhaus wo er heute Mittag ohne das Bewußt­sein erlangt zu haben, verstarb.

Karlsruhes. Febr. Ein Groß­feuer entstand heute Abend gegen ^26 Uhr im Warenhause der Firma Gebr. Landauer in der Kaiserstraße und zwar, wie man hört, beim Anzünden der Laden­fenstergaskandelaber. Das Feuer griff so rapid um sich, daß an Retten irgend welcher Waren nicht zu denken war. Im Nu schossen die Flammen durch die langge­streckten Lokalitäten, die im Zeitraum von wenigen Minuten ein Flammenmeer bil­deten. Das Feuer erstreckte sich auf,das Hinterhaus, in dem sich das Warenlager befand. Im Hauptgebäude hatte das Feuer bald mit dem ersten Stockwerke aufgeräumt und das zweite ergriffen, das gleichfalls vernichtet ist. Hier griff die Feuerwehr überaus thätig ein. Der Feuerwehr gelang es, die drohende Ge­fahr der Verbreitung des Feuers abzn- wenden. Leider sind auch Menschenleben dabei verunglückt. Drei junge blühende Mädchen im Alter von 17 bis 18 Jahren sind ein Opfer der Flammen geworden. Die Mädchen befanden sich im 2. Stock und konnten sich, da Alles sofort in Flammen stand, nicht mehr retten. Die Firma, die erst im Oktober v. I. ihre

Dienstag, 13. Jebruar: 1900

Räumlichkeiten bezogen hatte, soll mit 130 000 Mk. versichert sein. Die Höhe des Schadens, der sehr groß ist, ist noch unbekannt. Auf dem Brandplatze der Firma Brüder Landauer wurden heute Morgen unter dem eingestürzten Treppen­bau d»s Hintergebäudes die vollständig verkohlten Teile von zwei menschlichen Körpern aufgefunden. Nach den Aus­sagen einer Augenzeugin, welche mit Frl. Karrer und Fräulein Schmidt den Aus­weg durch das Hintergebäude gesucht hat und sich dadurch rettete, daß sie sich am Treppengeländer des Hintergebäudes vom

2. Stock Herunterrutschen ließ und so in den Hof kam, während Frl. Karrer und Frl. Schmidt nach dem 3. und 4. Stock flüchteten, ist mit ziemlicher Sicherheit anznuehmen, daß die gefundenen Leichen­reste die obiger Frl. sind. Jedenfalls scheint sich ans dem bisherigen Fund zu ergeben, daß die Mädchen, noch während sie die verhängnißvolle Flucht die Treppe hinauf unternahmen, in dem Rauch erstickten und nachher mit der znsammenstürzenden Treppe in die Tiefe geworfen wurden. Die lleberreste der dritten Leiche wurden noch nicht aufgefunden. Zu der Brand­katastrophe teilt die B. Ldsztg. u. a. mit: Eine der Geretteten, welche sich in dem Nähraum befand, gibt an, daß die Mäd­chen beim Ausbruch des Brandes die verschlossene Glasthüre im Korridor des

3. Stockes im Qnerban durchgeschlagen und vor allem einer Käuferin deren Kind Rettung verschafft haben. Die Treppe sei indessen nicht beleuchtet und den Mädchen überhaupt so ungewohnt ge­wesen, daß dieselben, durch das Feuer im Hof geängstigt, nach dem oberen Stock wieder umgekehrt seien, in der Hoffnung, dort durch die Feuerwehr gerettet zu werden. Dies gerettete Mädchen rutschte mit dem Kind am Treppengeländer herun­ter und brachte sich so in Sicherheit. Die Untersuchung wird z. Zt. noch vom Be­zirksamt geführt, wird aber wohl auch die Staatsanwaltschaft zu beschäftigen haben; denn wenn den Mädchen, ans geschäftlichen Rücksichten und den baupo- lizeilichen Vorschriften zum Hohn, der Notausgang über das eigentliche Treppen­haus des Hintergebäudes versagt war, so liegt hier ein so grobes Verschulden der Geschäftsinhaber vor, das nicht streng genug geahndet werden kann.

Berlin, 8 . Febr. (Reichstag.) Erste Beratung des Entwurfs einer Novelle zum Gesetz betreffend die deuts che Flotte

36. Jahrgang.

vom 10. April 1898. Staatssekretär Tirpitz: Die Gründe für die Verstärkung der Flotte lassen sich in wenigen Worten zusammenfassen. Der Unterschied zwischen der militärischen Stärke unserer Flotte und der anderer Länder ist so groß, daß die verbündeten Regierungen in diesem Bestände für die Dauer eine erhebliche Gefahr erblicken, und zwar erscheint diese Gefahr um so größer, als die wirtschaft­liche Konkurrenz der Mächte menschlichem Ermessen nach in den nächsten Jahren noch zunehmen wird. Wenn man die Frage der Verstärkung der Marine prüfen will, so muß man sich darüber klar sein, daß eine Kriegsmarine sich nicht impro­visieren läßt, sondern daß zu ihrer Her­stellung viele Jahre nötig sind. Am aller­wenigsten wird sich eine Kriegsflotte impro­visieren lassen in der Stunde der Gefahr. Mit dieser Thatsache werden wir zu rechnen haben, Schiffe und deren Bemannung, Geschwader und deren Führung lassen sich nicht aus der Erde stampfen, sondern bedürfen mannigfacher Verrichtung und langer Vorbereitung. Der gefährlichste Kriegsfall tritt für Deutschland ein, wenn die Kraft unseres Landheeres nicht ge­braucht werden kann. Bei Ansbruch eines derartigen Krieges bedürfen wir aus­schließlich einer starken Schlachtflotte. Reicht diese starke Schlachtflotte nicht aus, um einen Angriff zu verhindern, so würde es wiederum Aufgabe der Schlacht- flotte sein, die Lebensadern unserer Wirt­schaft nach den Küsten zu offen zu halten. Unsere Kreuzerflotte würde in einem solchen Kriege Lei unserer geographischen Lage nicht genügen, die Blockade zu brechen. Während eines Krieges wäre es schwer, unsere Handelsschiffe draußen zu schützen. Darum muß ein solcher Krieg überhaupt verhindert werden durch eine starke Flotte. Der Inhalt der Vorlage deckt sich mit den Mitteilungen der Regierung bei der ersten Lesung des Etats. Er erweitert den Sollbestand und demgemäß die Jn- diensthaltung. Es handelt sich darum, eine zweite Schlachtflotte unabhängig neben die erste zu stellen, ebenso wie ein zweites Armeekorps. Die Vermehrung der Aus­landschiffe wird wohl allgemein als not­wendig anerkannt. Die Kosten sind bis 1920 auf 800 Millionen berechnet, das ergiebt einen Jahresdurchschnitt von 50 Millionen. Im Augenblick der bevor­stehenden Vermehrung erscheint es mir nicht angebracht, mit dem Prinzip der Anleihe zu brechen. Wenn nicht ein festes,