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Als sie mir die Schlinge um den -Hals legten, rief Einer: „Halt! Paul soll nicht baumeln! Er hat mir das Leben gerettet!" — Er war zu Anfang unserer Fahrt über Bord gefallen und ich ihm nach gesprungen und hatte ihn, da er nicht schwimmen konnte, so lange über Wasser gehalten, bis eiu Boot uns beide einholte.
„So viel für dein schuftiges Leben, du Hund!" schrie Tom und gab ihm einen furchtbaren Faustschlag zwischen die Augen, daß er besinnungslos zu Boden stürzte. „Vorwärts! auf mit ihnen!"
Da erhob sich ein Murren unter den Lindern. „Er soll nicht wie ein Huud sterben! John auch nicht! Sie sind brave Jungen und sollen einen Seemannstod haben!"
Argwöhnisch und drohend blickte Tom umher. „Dann über Bord mit ihnen! Ich Hab' ihnen versprochen, daß sie denselben Weg gehen sollen wie der Kapitän, wenn sie nicht mit uns halten!"
„Nein," schrie einer, „auch nicht wie Katzen sollen sie ersaufen! Setzt sie in ein Boot und laßt sie sehen, wie sie sich weiter helfen!"
Tom schien Lust zu haben, sich zu wiedersetzen und spielte mit seinem Messer. Als er jedoch sah, daß der Vorschlag den Beifall der andern fand, schwieg er. So wurde das kleinste Boot ausgesetzt, unsere Stricke wurden gelöst und wir gezwungen, hinabzusteigen.
„Gebt uns Wasser und Zwieback, Jungens!" bat ich. „Ihr werdet doch ein paar Schiffsmate, welche so lang mit euch gefahren sind, nicht elend verhungern und verdursten lassen."
Die Leute berieten, und Tom, der es nicht zulassen wollte, wurde überstimmt. Eine winzige Tonne mit Trinkwasser ließen sie sin unser Boot herab und warfen ihr einige Schiffszwiebacke nach.
Noch einmal versuchten wirs und baten den Steuermann um einen Kompaß und um den Kurs zum nächsten Hafen.
„Damit sie dort inzwischen den Galgen rüsten, bis wir kommen, ihr Narren?" rief Tom. „Steuert eurer Nase nach, so gelangt ihr dahin, -wo ihr hingehört! — Kappt das Tau, sag' ich!"
Ein Axthieb — und wir trieben ab. Eine Zeitlang folgten wir dem Schiff, von welchem Geschrei und Gejohle herübertönte. Aber bald war es unfern Augen entschwunden.
Wir banden das Steuer fest, um so viel wie möglich in demselben Kurs zu bleiben. Denn wir dachten, die Meuterer werden auf die nächste Küste abhalten. Während wir gebunden auf dem Deck lagen, hatten 'wir sie verabreden hören:
sie wollen sich der Küste "nähern, das Schiff in Brand stecken und mit dem Geld des Kapitäns sich ans Land machen.
Wir genoßen unfern Zwieback in den kleinsten Stücken und das Wasser fast nur tropfenweise, aber nach zwei Tagen waren wir doch damit zu Ende. Und bald begannen die Qualen des Hungers und Durstes. Ich will sie euch nicht schildern. Sie sind entsetzlich. Wir hatten uns bisher die Augen fast blind gesehen nach einem etwa vorüberkommenden Schiff, aber kein Segel entdecken können. Noch vier Tage, wie ich nachher erfuhr, trieb unser Boot auf der See. Wir lagen in Betäubung auf dem Boden, mein Kopf brannte wie im Fieber. Ich träumte von nichts, als von köstlichen Speisen und kühlenden Wasserqnellen. Es war ein Zustand zum wahnsinnig werden. Einmal meine ich noch gehört zu haben, wie John zu singen und zu tanzen chegann, und ich merkte, daß das Boot lebhaft schwankte. Es war mir gleichgiltig, ob es umschlug, — nein, ich wünschte, daß es geschehen möchte. Dann hörte ich einen Ton, wie wenn ein Körper ins Wasser fällt. Von da an fehlt mir jede Erinnerung.
Als ich wieder zum Bewußtsein kam, lag ich in einer Hängematte und ein Schiffsarzt stand neben mir. Auf dem Kopf hatte ich nasse Tücher. „Er rührt sich", sagte der Doktor. „Es scheint, daß er sich durchreißt. Wenn er nicht solch ein kräftiger Bursch wäre, würde er nicht mehr aufgewacht sein. Na, wie gehts, mein Junge?" Meine Schwäche erlaubte mir nicht zu antworten. „Schon gut, mein Bursch, schließ nur die Augen wieder. Gebt ihm die Arznei, Wärter, in einer Stunde komme ich wieder."
Allmählich erholte ich mich und hörte, daß sie mich im Boote treibend gefunden haben. John war nicht mehr darin, der arme Kerl. Ich war von einem Dampfer ausgenommen worden, welcher von Kalifornien kam und nach Eharles- ton bestimmt war. So kam ich zum drittenmal dorthin. (Forts, folgt.)
Gemeinnütziges
— Eine praktische Preisaufgabe, die allgemeines Interesse verdient, veröffentlicht in seiner neuesten Nummer der praktische Ratgeber im Obst- und Gartenbau. Nicht um den Glücklichen, die in der Lage sind, sich in ihrem Garten ein Haus zu bauen, das Denken abzugewöhnen, heißt es, „sondern ihnen Anhaltpunkte zum Vergleich für die eigenen Bedürfnisse zu geben", ist ein Preis von 400 Mark ausgesetzt für den gelungensten Entwurf (Schanansicht, geometrische Zeichnungen, Erläuterungsbericht und Kostenüberschlag) eines Landhauses im Garten in einfach bürgerlicher Ausstattung für eine Familie mit 3 Kindern. Das Haus — die einzelnen Räume werden angegeben — darf ausschließlich Grund und Boden, guten Baugrund vorausgesetzt, höchstens 15000 Mk. kosten. Wer sich des Näheren für die Aufgabe interessiert, erhält die Nummer mit den genauen Angaben über diese Preisaufgabe umsonst von dem Geschäftsamt des praktischen Ratgebers in Frankfurt a. O. zugeschickt.
Stcrnöesbuch - GHronik.
der Stadt Wildbad vom 3. bis 9. Febr. 1900.
Aufgebote:
2. Febr. Kieffer, Johannes, Küfer in Jsingen und Anna Luise Eitel von hier
6. „ Hartmann, Johann Nikolaus, Gasthof
besitzer und Witwer von Pforzheim u- Marie Wilhelmine Gutbub von hier
7. „ Mayer, Gottlob Georg, Schreinermstr-
von hier und Sophie Kathrine Kassa- nova von hier
Eheschließungen,
5. „ Kuhn, Christian August, Conditor von
Urach mit Luise Christiane Baetzner von hier
G eburten:
2. „ Großmann, Christian Friedr., Stati
onstaglöhner 1 Sohn.
2. „ Aldinger, Ludwig Gottfried, Fuhr
mann l Sohn
Gestorbene:
3. „ Hammer,KarolineChristiane,Hebamme
hier, Ehefrau des Maurermstr. Friedr- Hammer hier, 65 Jahre alt.
Unantastbar ist ihr Nuf
liebten Pat- Myrrholin-Seife! Von dem Grundsätze ausgehend, daß nur das Beste Bestand hat und sich treue Anhänger erwerben kann, geschieht deren Herstellung nach den neuesten technischen Erfahrungen aus den besten Rohmaterialien, so daß ohne Ueberbebung gesagt werden kann: „Es giebt keine bessere Toiletteseife." Der Zusatz des Myrrholins zur Konservierung der Haut und dessen überaus günstige Beeinflussung bei Hautleiden verschiedenster Art ist durch zahlreiche ärztliche Berichte glänzend bewiesen, wodurch die Pat. Myrrholin-Seife einzig in ihrer Arr, ohne Concurrenz als hygienische Toilette-Seife zum täglichen Gebrauch dasteht. Als Garantie für die stets gleichmäßige Herstellung werden fortgesetzt chemische Untersuchungen durch die Großherzogliche chem- Prüfungs-Anstalt in Darmstadt vorgenommen, welche beweisen, daß die Pat. Myrrholin-Seife frei von allen schädlichen Bestandteilen und Füllstoffen ist. Es liegt deshalb in Jedermanns Interesse, vor Gebrauch einer anderen Seife einen Versuch mit der Pat. Myrrholin-Seife zu machen. Ueberall, auch in den Apotheken, erhältlich. _
FMlversicheruiigsblUlk süc 7 ' M .
Auf Gegenseitigkeit errichtet im Jahre 1821.
Nach dem Rechnungsabschluß der Bank für das Jahr 1888 beträgt der zur Verteilung kommende Ueberschuß:
72 Prozent
der eingezahlten Prämien.
Die Bankteilnehmer empfangen ihren Ueberschuß-Anteil beim nächsten Ablauf der Versicherung (beziehungsweise Versicherungsjahres) durch Anrechnung auf die neue Prämie, in den im tz 7 der Bankverfassung bezeichneten Ausnahmefälleu aber baar durch die Unterzeichnete Agentur.
Wildbad im Februar 1900.
Lekver Gppkert.
Nächste Versammlung
Montag öen 12. Jebr.
im Gasth. z. „kühlen Brunnen."
Tagesordnung:
Vortrag über das bürgerliche Gesetzbuch. (Fortsetzung.)
I. EPPingers Fournierhandlung
Stuttgart,
2K Olgastraße 2«.