Amtsblatt für öie Stadt Wildvaö.

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Nr. IS

Donnerstag, 8. Jebruar 1900.

36. Jahrgang.

Rundschau.

Wie derStaatsanz." meldet, be­schäftigt sich das württ. Justizministerium gegenwärtig mit der Angelegenheit des früheren Hofbuchhändlers M. Ringe in Wildbad, derz. Pforzheim, welcher in der Presse schwere Anschuldigungen gegen die württemb. Justiz und einzelne Justizbeamte erhob.

Karlsruhe, 5. Febr. Das bekannte HotelrestaurantTurmhäuser" ging um den Preis von 475 000 Mk. in den Besitz des Direktors eines Hotels in Monaco über. Der Besitzer desTannhäuser", Hr. Kritsch, hat das Hotel vor ca. 6 Jahren um den Preis von 330 000 Mk. erworben.

N üruberg, 5. Febr. Die Armen­pflege hat sich, wie derFr. Kur." mit­teilt, mit einem unglaublichen Fall von Geiz zu beschäftigen. Eine Frau Hütte 364 Alk. an Armenunterstütznng erhalten. Nun hat sich herausgestellt, daß die Frau, die auch 13 Mk. an Unfallrente bezieht, ein auf 60 000 Mk. gewertetes und nur mit 14000 Mk. belastetes Anwesen be­sitzt. Die Frau verweigert die Zurück­vergütung der erhaltenen Armenunter­stützung. Die Armenpflege beschloß, den Ersatz der bereits geleisteten Unterstütz­ungen mit allen gesetzlich zusteheuden Mitteln zu betreiben.

Antwerpen, 5. Febr. Hier einge- troffeue Telegramme berichten, daß in Folge des Sturmes ca. 40 Fahrzeuge und Dampfer an der spanischen Küste gesunken sind. Die Zahl der ums Leben Gekom­menen beträgt 200. Auch auf dem Mittel­meer herrscht ein furchtbarer Sturm.

Paris, 5. Febr. Der wegen Dieb­stahls verhaftete Anarchist Bernard teilte dem Untersuchungsrichter mit, die Anar­chisten hätten den Plan gefaßt, mehrere Pavillons der Pariser Weltausstellung während des Besuchs fremder Monarchen in die Luft zu sprengen. Obgleich man es anscheinend mit Prahlereien zu thnn hat, wurden die auswärtigen Regierungen doch davon verständigt.

Der Pariser Korrespondent des N. Wien. Journ." hatte eine interessante Unterredung mit dem ehemaligen franz­ösischen Kriegsminister Du Barail über den Transvaal-Krieg. Du Barail hält die Situation für die Engländer für ver­zweifelt und gänzlich verloren. Auch Lord Roberts werde mit den neuen 60000 80000 Mann nichts ansrichten und auf­gerieben werden, denn mit Soldaten, wel­chen die militärische Erziehung und dcr

tradionelle militärische Geist fehle, sei nichts anzusangen.

Seit Dezember 1899 macht ein Aufstand der Uaquiindianer der Regier­ung des Präsidenten Diaz viel zu schaffen. Dieser Stamm, der etwa 15000 Mann zählt und den nördlichen Teil des Staa­tes Sonora bewohnt, hatte sich gegen die Regierung anfgelehnt, weil dieselbe versuchte, gewisse, demselben gehörige Ländereien Ansiedlern zu eröffnen. Ge­neral Torres, einer der besten Generale Mexikos, wurde vor zwei Monaten mit 5000 Mann gegen die Indianer geschickt, konnte aber nicht viel ausrichten. Jetzt wird aus Newyork 3. Febr. gemeldet: Die Aagniindianer lieferten den mexika­nischen Truppen ein blutiges Gefecht. Letztere verloren 89 Tote, darunter den Oberkommandeur General Torres und 210 Verwundete, während 60 Mann ver­mißt werden. Auch die Indianer hatten schwere Verluste.

Vom Kriegsschauplatz in Südafrika-

London, 3. Febr. DerMorning Leader" meldet:General Buller hat wiederum eine Bewegung auf Ladysmith zu unternommen. Er war wahrscheinlich schon gestern nachmittag im Kampfe. Jedenfalls lauteten seine Befehle dahin, spätestens heute morgen zum Angriffe vorznrückcn. Man nimmt an, Buller werde sich am nördlichen Ufer von Tugela bei der Vereinigung desselben mit dem kleinen Tugela festzusetzen suchen und dadurch die Colensv beherrschenden Stel­lungen der Buren bei Unterbot und Groblers Kloof in die Hand zu bekommen suchen, und damit in die Bnrentruppen südlich von Ladysmith einen Keil zu treiben. Bis Montag könne man über den Erfolg oder Mißerfolg dieser neuen Operation' Nachricht haben?

London, 5. Febr. Sonderaus­gaben der Zeitungen melden aus Durban vom 4. Febr.: General Buller über­schritt den Tugela wieder in der Nacht zum 2. Febr. und marschiert auf Ladysmith. Endgiltige Meldungen über seine Bewegungen werden nicht eher dnrchgelassen, als bis er Ladysmith be­freit hat.

Die Nachrichten von Bullers Heer sind widersprechend. Während es gestern ganz bestimmt hieß, Buller habe am Frei­tag den Tugela wieder überschritten, und zwar ostwärts von Zwarts Kop, und bahne sich nun den Weg nach Ladysmith,

wo man am 3. Febr. bereits, ungeduldiger Hoffnung voll, Bullers Geschützfeuer ver­nommen haben will, liegt heute eine Depesche ans London vor, wonach kein wahres Wort an dem allem ist. Dem Kriegsamt sei keine Bestätigung des Ge­rüchts zugegangen, wonach Buller den Tugela wieder überschritten habe und auf Ladysmith zu marschire. Im Gegenteil deute alles daraufhin, daß die Lage an der Front ruhig und keine sofortige Be­wegung zu erwarten sei. Diese plötzliche Ablengnung ist doch etwas verdächtig. Hat vielleicht Buller den Uebergang ver­sucht und ist ans Gründen wieder über den Fluß zurückgegangen? Hat er einen Angriff gewagt und ist dabei abermals zurückgeschlagen worden? Wie den: auch sei, in jedem Fall werden die Buren auf­merksam die Bewegungen Bullers beob­achten, und es ist nicht anzunehmen, daß sie sich durch fälschlich ausgesprengte Nach­richten getäuscht überraschen lassen.

Durban über London, 5. Febr. Die Natal Times" vom Sonntag melden: Buller versuchte erneut den Uebergang über den Tugela und die Durchbrechung der feindlichen Linien. Seit 48 Stunden ist die Bekanntgabe von Einzelheiten ver­boten. Eine in London eingetroffene Privaimeldung besagt, Bullers Angriff am Freitag war vergeblich. Das End­resultat ist noch unbekannt. In den Militärklubs zirkuliren Gerüchte von einer erneuten Niederlage Bullers, die indessen noch unbestätigt sind. Privatim erklären Beamte des Kriegsamts, keinerlei Nach- richten würden ausgegeben, bis das End­resultat der Operationen bekannt sei.

Brüssel, 6. Febr. Wie hier bekannt wird, erstürmten die Buren die Position Bestemplaats, eine wichtige Anhöhe vor Ladysmith. Die englische Besatzung wurde znrückgeworfen und mußte eine Kanone größeren Kalibers und zwei voll- beladene Munitionswagen zurücklassen.

Die Flottenfrage.

(Nachdruck vcrboten.1

Der Entwurf eines Flottengesetzes ist nun kürzlich dem Reichstag zugegangen. Derselbe wird die öffentliche Diskussion auf Monate hinaus in Anspruch nehmen und vielleicht einen sehr erbitterten Kamps Hervorrufen. Denn es handelt sich darum, unsere deutsche Kriegsflotte in ähnlicher Weise auszugestalten, wie unser Heer, durch die mühsame, ziclbewußre Thätigkeit eines Wilhelm I., eines Moltke