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truppen auf, die gleichfalls meuterten,»besondere Teilnahme an dem Glück des

worauf diesen mit Hilfe der Negerba taillone die Seitengewehre und die Mu­nition weggenommen wurden. Als auch die Negertruppen, die angesteckt erschienen, entwaffnet werden sollten, weigerten sie sich und verschanzten sich im Lager. Oberst Wingate eilte daraufhin nach Omdur- man, um die Gefahr abzuwenden. In Kairo und London ist die Erregung groß. Gegen den türkischen Oberkommissar ist die Anklage erhoben worden. Er wird bezichtigt, mit den türkischen Mollahs und franco-russischen Agenten die Bevöl­kerung aufzuhetzen. Die Lage ist sehr- ernst.

Vom Kriegsschauplatz m Südafrika.

Brussel, 3. Febr. Soweit vom gestrigen Tage Meldungen vom Kriegs­schauplatz vorliegen, bestätigen dieselben die Konzentrirung eines großen Buren­heers bei Colesberg, so daß jeder Versuch der Engländer, von dort aus in den Oranjesreistaat einzudringeu, auf Wider­stand stoßen wird.

London, 3. Febr. Ein hiesiges Blatt verbreitet ein sensationelles Gerücht, wonach Lord Roberts um Zusendung von 90000 Mann gebeten habe. Das Kabinet antwortete, die verlangten Truppen wür­den sofort gesandt werden. Das Kabinet habe beschlossen, die Milizballotivakte in Kraft zu setzen, wonach jeder unverheiratete Mann zwischen 18 und 30 Jahren dienst­pflichtig wird. 40000 Mann sollen von der Milizrescrve und 50000 Mann von den Volonteers einberufen werden. Der gestrige Kabinetsrat habe den Zweck ge­habt, alle Einzelheiten hierüber festzustellen.

London, 1. Febr. DieSt. James Gazette" meldet: Aus guter Quelle wird berichtet, General Buller habe den Tugela an drei Stellen überschritten. Es werde den ganzen Tag über gekämpft.

London, 2. Febr. Die Zusammen­stellung der bisher bekannt gewordenen Ziffern der Verlustlisten ergiebt einen Gesammtverlust Bullers seit der ersten Ueberschreitung des Tugela von 301 Todten 1584 Verwundeten und 130 Gefangenen, also zusammen 2019 Mann. Die Re­gierung bereitet jedoch bereits darauf vor, daß diese respektable Zahl die ganze bittere Wahrheit noch keineswegs enthalte, da nach den Berichten aus Prätoria das Lancashire-Regiment 800 Mann verloren hat.

Durban, 3. Jan. Aus Nondweni an der Grenze zwischen Natal und Trans­vaal wird der Zeitung Natal Witneß ge­meldet: Die Buren fahren Geschütze auf, die die Straße von Nondweni nach Vryheid beherrschen. Längs der Straße sind zahl­reiche von Ladysmithjund Dundee herüber­gezogene Buren, die dem erwarteten britischen Vormarsche durch das Zululand entgegentreten sollen.

Unterhaltendes.

Der alte Posteinnehmer.

Eine Erzählung von M. Ling.

(Fortsetz.) /Nachdruck verboten.)

Nachdem die beiden jungen Leute sich begrüßt hatten, Paul that es in offener, herzlicher Weise, der Schreiber ziemlich kühl, gingen die andern.

Griech blieb allein im Postbureau zu- rück. Auf seinem Gesicht drückte sich keine

Einnehmers aus.Nun führt der Teufel den Kerl nach Hause zurück", murmelte er,und gerade jetzt mir in den Weg. Mitgebracht hat er offenbar nichts und als Lump ist er wiedergekommen, wie ein echter verlorener Sohn." Finsteren Blicks schaute er zum Fenster hinaus, als der Posteinnehmer nach einiger Zeit zu­rückkehrte.

»Ich habe Dich lange warten lassen, verzeih, Heinrich", sagte er und setzte sich an den Schreibtisch.Daß ich diese Freude noch erleben durfte! Mein Paul ist wie­der da!" Er nahm die Feder in die Hand, legte sie aber alsbald wieder nieder.Ich kann nicht schreiben. Meine Hand ver­sagt mir den Dienst. Thu mir den Ge­fallen, Heinrich, und hilf mir, wie sonst, wenn ich unwohl war. Wir wollen zu­erst die eingelaufenen Sachen für den Briefträger und die' Postboten ordnen, damit die Leute fortkommen. Und nun sollst Du Deine Scheine haben. Willst Du mir nicht diktieren? Ich weiß kaum, was ich schreibe. Mein alter Kopf erträgt so freudige Aufregung schwer. Ich danke Dir, Heinrich. Gieb mir die Sachen in die Schieblade hieher, ich trage sie nach­her ins Buch ein, wenn ich ruhiger ge­worden bin.-Sag dem Herrn Bür-

germeister, Paul sei da. Er möge uns die Freude machen, mit seiner Frau heute abend herüberzukommen. Mein Neffe wird viel zu erzählen haben."

Unterdessen waten Dora und Paul in dem Stübchen des letzteren zurückge­blieben.

Ach, wie freue ich mich, daß du wie­der da bist", sagte Dora,um des Onkels willen", setzte sie auf Pauls fragen­den Blick hinzu.

Und für Dich selbst ?"

Ist die Freude nicht weniger groß, mein alter Kamerad. Aber der Onkel hat es so schwer getragen. Warum hast Du so lange nicht geschrieben?"

Ich war auf der See und kam erst nach vielen Monaten wieder an Land. Zu schreiben war auch nicht viel. Nach­her aber wollte ich euch überraschen. Du sollst alles hören. Wie geht es den Deinigen?"

Gut, danke. Sieh, in deiner Stube ist alles unverändert. Der Onkel wollte es so. Da sind deine Steine. Deine Schmetterlinge und Käfer haben freilich die Motten gefressen, und Deinen ausge­stopften Tieren ist es nicht viel besser gegangen. Willst Du nicht Deine Stiefel wechseln? Da stehen Deine Hausschuhe noch unter dem Bett. Oder sind sie Dir zu klein geworden? Du hast für einen Matrosen recht hübsche Stiefel an, Paul. Trägt man solche auf dem Schiff?"

Eigentlich nicht", erwiderte der junge Mann,ich habe sie unterwegs gekauft."

Ah", fuhr das Mädchen mit mut­willigem Lachen fort, wie bin ich so froh, daß Dir Dein Geld dazu noch gereicht hat. Sonst scheinst Du gerade uicht viel mitgebracht zu haben. Was mich das angehe? wollen Deine Augen wissen. Setzest Du denn Zweifel in meine Teil­nahme für Dich, mein guter Paul?" Dabei sah sie ihn höchst belustigt an und schien seinen Anzug immer wieder von oben bis nnteu zu mustern.

Könnten wir nicht zu Deinen Eltern Hinübergeyen, so lange der Onkel mit

seiner Post beschäftigt ist?" fragte Paul, welchem die Laune der Jugendfreundin nicht sonderlich zu behagen schien.

Ja, komm!" erwiderte Dora und eilte zur Thüre.

Nein, Dora, halt!" rief Paul stehen bleibend,ich kann doch nicht in dieser Kleidung über die Straße gehen! Was würden die Leute sagen? Wir wollen warten, bis es dunkel geworden ist."

Warum? Meinen Eltern bist Du auch so willkommen. Aber wenn du dich vorher umkleiden willst, warte ich unten."

Woher soll ich denn Kleider nehmen?" Ich kann doch die des Onkels nicht an- ziehen. Er ist viel größer als ich."

Könnten wir nicht Deinen Koffer aus dem Postwagen holen? Er stand, wenn ich recht sah, vor Dir auf dem Sitz."

Meinen Koffer, Dora? Woher soll denn ein armer Matrose einen Koffer haben?"

O, Du armer Matrose!" spöttelte sie und zupfte ihch am Hemdkragen. Wenn Du andere Leute irre führen willst, mußst Du nicht Lackstiefel tragen und nichl oben ein feines Hemd mit goldenen Knöpfen aus der schmierigen Theerjacke heraus­schauen lassen. Frauenaugen betrügst Du mit einer solchen Verkleidung nicht."

Hast Du so scharfe Augen? Laß doch sehen, Dora." Er legte den Arm um ihre Schulter und blickte tief in ihre dunklen Augen. Errötend entzog sie sich ihm und sagte:Nun komm, wir wollen Deinen Koffer holen. Aber zur Strafe mußst Du gerade so, wie Du bist, mit zu meinen Eltern hinübergehen. Eile, der Onkel wird bald fertig sein."

Als sie zurückkamen, nahm der Onkel den Neffen in Beschlag.Wenn wir zu Nacht gegessen haben, wirst Du erzählen." So blieb Paul in seinem Matrosenanzug.

Zum Erzählen kams aber noch eine Weile nicht. Zunächst wollte der Heim­gekehrte wissen, wie es dem Onkel und den Freunden, wie es im Dorf bei den Bekannten während seiner Abwesenheit gegangen sei. Dann kamen die Leute in Haufen: denn wie ein Lauffeuer hatte sich die Nachricht verbreitet: Einnehmers Paul sei wieder da. Jeder wollte dem alten Manne Glück wünschen und den Ankömmling begrüßen. Unter den ersten welche erschienen, war natürlich der alte Märte.

Ach, da bist Du da sind Sie ja wieder, Herr Paul! Endlich wieder im alten Hafen vor Anker gegangen!"

Laß es nur beim alten Du, Märte! Gieb mir deine Floße! Wie gehts? im­mer noch flott?"

O, das alte Boot hält noch ein Biß­chen, schätz' ich. Die Fugen krachen zwar zuweilen, aber die Flagge gedenk' ich noch nicht zu streichen. Daß unsere alten Augen die Freude haben, den Jungen wieder zu sehen, Herr Einnehmer. Ich Habs ja oft gesagt: er kommt durch und er kommt wieder."

Endlich saßen die nächsten Freunde, der Bürgermeister mit seiner Frau, Schul­lehrers, die ihre sechszehnjährige Anna mitgebracht hatten, um den Stnhl des Einnehmers, Paul natürlich neben diesem. Ehe er zu erzählen begann, rückte er die Lampe aus der Mitte des Tisches.Sie hindert mich" antwortete er auf eine Frage des Onkels. Den BeisatzDora