Amtsblatt für öie Stadt Wilöbaö.

enera!-Anzeiger für Wilddad und Umgebung.

Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Samstag.

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WA

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Nr.

Samstag, 3. Ieöruar 1900.

36. Jahrgang.

Rundschau.

In den Kreisen des Publikums ist es wie es scheint noch nicht ge. nügend bekannt, daß die Postverwaltung seit August v. I. ungestempelte Formulare zu Postanweisungskarten mit angehängter Postkarte zur Empfangsbestätigung durch deu Adressaten der Postanweisung ans- giebt. Solche Postanweisungskarten sind zum Preise von 1 Pfg. für das Stück bei den Postanstalten käuflich zu haben. Bei Einlieferung einer Postanweisung (Posteinzahlung) sind vom Aufgeber Post- freimarkeu iu Höhe der Postanweisungs­gebühr auf die Postanweisungskarte und iu Höhe der Postkarten-Gebühr auf die angehängte Karte zur Empfangsbestätigung zu kleben. Bon Behörden werden Post­anweisungen mit angehängter Postkarte auch angenommen, wenn die letztere nicht frankiert ist. Bei Bestellung der Post- anweisung an den Empfänger wird die Postkarte vom Postboten dem Ädressaten der Postanweisung zur Ausfertigung der Empfangsbestätigung überlassen; die Karte kann auch zu sonstigen Mitteilungen be­nützt werden. Bemerkt mag noch werden, daß auch bei Zahlungen mittelst Geldbriefs die Möglichkeit besteht, eine Empfangs­bestätigung des Adressaten durch die Post zu beschaffen, indem der Aufgeber die Beigabe eines Rückscheins vorschreibt. Die Weigerung des Adressaten den Rück­schein zu vollziehen, gilt als Verweigerung knr Annahme der Sendung.

Göppingen, 31. Jan. Im Christofs­bad hier ist der Typhus ausgebrochen. In 1. Linie wurden die verschiedenen Bediensteten getroffen, Kranke noch weniger. Todesfälle bis jetzt 7 bei gegen 50 Er- krankungen. Die Stadt ist noch frei.

Pforzheim, 31. Jan. Das Gast­haus zumRömischen Kaiser" hier ging um den Preis von 137000 Mk. von seinem seitherigen Besitzer Kühn an die Akrienbrauerei Zahn in Böblingen über.

Berlin, 1. Febr. Das ,,Berl. Tagebl." meldet aus Brüssel: Die Mission des Transvaal-Gesandten Dr. Leyds in Paris, Berlin und Petersburg besteht nament­lich in der Delagoa-Frage, da die Absicht Englands, sich der Delagoa-Bai zu be­mächtigen, täglich offener zu Tage tritt. Es wird nicht daran gezweifelt, daß ein solcher Versuch Englands eine europäische Intervention Hervorrufen würde.

Zürich, 1. Febr. Die englische Armee-Verwaltung hat den gesamten

Vorrat der Konserven-Fabrik Saxon im Kanton Wallis für Südafrika angekauft.

Paris, 1. Febr. Aus Mentone wird gemeldet, daß der englische General Hule, welcher gleich zu Beginn des südafrikanischen Krieges verwundet wurde, in Cannes eingetroffen ist.

Paris, 30. Jan. Die Regierung unterbreitete gestern der Kammer die Gesetzentwürfe betr. die Vermehrung der Flotte, tzafenausrüstung, Verteidigung der Küsten, der Kolonien und der unter­seeischen Kabel. Die Gesetzentwürfe er­fordern eine Ausgabe von 900 Millionen Franks.

L on d on, 1. Febr. Die eingeborenen Offiziere der ägyptischen Armee im Sudan haben schon seit einiger Zeit Zeichen von Unzufriedenheit und Unbotmäßigkeit ge­geben. Nach den Niederlagen der Eng- länder in Südafrika ist ihre Sprache deutlicher und ihre Haltung drohender geworden. Die Regierung beschloß darauf, den Truppen die Munition zu entziehen. Zwei sudanesische Bataillone in Omdur- man weigerten sich aber, ihre Kugelpa- tronen zurückzugeben. Man hofft, daß durch die Anwesenheit Wingate's in Om- durman die Bewegung im Keime erstickt wird.

Im englischen Unterhause schloß Campell-Bannerman seine Rede über den gegenwärtigen Krieg wie folgt: Eine leichtsinnigere Auffassung von dein Geg­ner und ein vollständigeres Verrechnen sah man in der Geschichte niemals. (Bei­fall.) Thatsächlich dürfte die Regierung sowohl bezüglich des Ausbruchs des Kriegs und unserer Gegner im Kriege, als auch in der ganzen Voraussicht über die Er­fordernisse des Krieges sich getäuscht haben. Er bedaure, daß die Regierung von den Rüstungen der Buren so wenig gewußt habe. Wenn die Nachrichtenab­teilung im Kriegsministerium nichts wußte, so sei das zu bedauern. Er verlange Vorlegung der Depeschen des Generals Buller, worin die Ansichten über die mi­litärische Lage in Südafrika und die vorhandenen Streitkräfte dargelegt sind.

London, 30. Jan. Einer Meldung derCentral News" aus Durban zufolge berichtete ein Flüchtling aus Transvaal, am 20. d. sei in Johannesburg, die von Buren in einer ehemaligen Maschinen­fabrik seit Anfang des Krieges einge­richtete Geschoßfabrik aufgeflogen nnd vollständig zerstört worden. Die Fabrik soll in voller Arbeit gewesen nnd der

Verlust an Menschenleben groß sein. Der Schaden für die Artillerie der Buren ist, wenn die Nachricht sich bestätigt, bedeutend, da nur noch in Prätoria eine kleine Ge­schoßfabrik besteht, die für den Krieg nicht genügt. Die Einfuhr an Geschossen aber stößt bekanntlich aus Schwierigkeiten.

Vom Kriegsschauplatz iu Südafrika.

Kapstadt, 29. Jan. Zwei Augen­zeugen berichten im FreistaaterExpreß" über die große Schlacht bei Magersfontein folgendermaßen: Am 10. Dezember ent­spann sich zwischen Engländern und uns ein großartiges Artillerie-Duell, welches offenbar keinen andern Zweck hatte, als um die gegenseitige Aufstellung der Ge­schütze zu ermitteln. Um die Engländer irre zu führen, bezogen wir am 11. Dez. kurz nach 2 Uhr noch im Dunkel der Nacht neue Stellungen und mit Tages­anbruch begann das Artillerie-Duell auf's Neue. Die Engländer wurden nun ganz verwirrt, da sie nun unsere Geschütze von anderer Seite her vernahmen. Wir hatten etwa 1000 Mann in Schützengräben und Verschanznngen in die Ebene vorgeschoben. Gegen diese richtete sich nun der Ansturm der Engländer. Es war ein grauser Anblick. Muthig drangen sie vor, aber unser Feuer warf sie geradezu reihenweise nieder. Es ist eine kaum zu glaubende Thatsache, daß fast die ganze Schlacht von diesen 1000 verschanzten Mann ge­schlagen wurde, denn unsere auf der Höhe stehende Artillerie, sowie unsere anderen Mannschaften waren so postirt, daß sie sich geradezu außerhalb des Gefechts be­fanden. Die Engländer hatten eben ihre ganze Macht gegen unsere vorgeschobene Linie geführt, in welcher sie das Haupt­heer anzugreifeu vermeinten. Als die Sonne unterging, brach die Schlacht ab und die Engländer zogen sich zurück; aber die Blüte ihres Heeres, 2500 Mann ihrer Garden- und Kerntruppen lagen hingestreckt auf dem Schlachtfelde. Als unsere Ambulanzen auszogen, fanden sie die Todten und Verwundeten iu langen Reihen und großen Haufen, meist nur 100150 Schritt vor unseren Verschanz­ungen liegen. Viele von deu Verwundeten stießen heftige Flüche aus gegen Rhodes, dem sie die ganze Schuld .ihres Elends beimaßen. Ich ritt den folgenden Tag über das Schlachtfeld, und obschon die Ambulanzen der Engländer den ganzen Tag vorher thätig gewesen waren, lagen doch ^noch gegen 1500 Leichen umher.