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lassest, und endlich weiß ich, daß du in Burstatt ein Verhältnis angeknüpft und Las Mädchen ausgegeben hast, weil ihr Vater sein Vermögen verlor."
„Ich selbst habe nichts", wendete der Sckreiber ein. „So ist es mir nicht übel zu nehmen, wenn ich auf Vermögen sehe. Dann könnte ich auch meine Mutter eher unterstützen."
„Glaubst du, daß Dora Vermögen hat?
' Ihr Vater besitzt nicht viel und hat vier
Kinder."
„Aber sie bekommt" — „einmal das Ihrige", wollte Griech hinzusetzen, besann sich aber rechtzeitig und fügte bei: — „doch einmal etwas." Fast hätte er sich verraten. Denn er hatte sich unerlaubter Weise Einsicht in das Testament des Einnehmers verschafft und daraus ersehen, daß dieser bestimmt hatte, von seinem ansehnlichen Vermögen solle Dora ein Drittel zufallen, und wenn Paul bis zu einer gewissen Frist nicht zurückkehre, das Ganze. JhrenGeschwistern waren Legate ausgesetzt.
„Nun du aber eine einträgliche Stelle hast," entgegnete der Einnehmer, bist du keinenfalls entschuldigt. Der Lotteriegewinn reicht 'zur ersten Einrichtung und eine gute Weile für deine Mutter."
„Ich habe längst abgesagt; jetzt ist es zu spät, wieder anzukuüpfen."
„Ein Unrecht wieder gut zu machen, ist nie zu spät."
„Sie wollen eben Dora nichthergeben", rief der Schreiber gereizt.
„An mich denke ich gar nicht," gab der alte Mann ruhig zur Antwort, am wenigsten, wenn es das Glück meines lieben Kindes gilt. Ich werde sie sicherlich einmal schwer vermissen, wenn sie einem Manne folgt. — Sieh, Heinrich, die Wörter, „trauen, Treue, Trauung," sind alle desselben Stammes. Ich gestehe dir offen, daß du mein Vertrauen nicht hast, und darum könnte ich Dir Dora, wäre sie meine Tochter, nicht anvertrauen."
„Ich würde durch sie vielleicht ein ^ anderer Mensch geworden sein."
„Dann bist du jetzt noch nicht, wie du sein sollst? und wirst es — vielleicht? Du traust dir selbst nicht."
„Doras Eltern denken vielleicht anders," entgegnete der Schreiber ausweichend. „Ich biete ihr eine gesicherte Lebensstellung."
So will ich dir kurzweg sagen," erklärte der Einnehmer entschieden, „es steht ein Name zwischen dir und Dora, der dich von ihr scheidet."
„Ach, nun kommts zu Tage: sie soll ivohl auf ihren Paul warten, damit das Vermögen beisammen bleibt!"
Der Posteinnehmer sah Griech fragend an, so daß dieser die Augen niederschlug. „Wer weiß, wo mein Neffe ist, und ob -er noch lebt und wiederkommt. — Nein, v Dora kann thun, was sie will und ihre
Eltern auch. — Wir wollen nicht weiter davon reden."
„So bin ich um eine Lebenshoffnung ärmer", klagte der Schreiber und stand auf. „Ich möchte nicht, daß jemand etwas von meinen vergeblichen Wünschen erführe."
„Du kannst dich darauf verlassen, Heinrich, ich werde schweigen. — Gute Nacht."-- (Forts, folgt.)
^ Gemeinnütziges.
— Eine täglich morgens nüchtern gegessene Apfelsine ist ein vorzügliches Mittel gegen schlechte Verdauung und kuriert
bei längerer Kur fast gründlich. — Gekochte Aepfel sind für jüngere Kinder geradezu unentbehrlich und machen es den Müttern und Pflegerinnen möglich, ohne unangenehme Pulver und Mixturen auszukommen. — Der Saft der Tomaten ist ganz ausgezeichnet bei Leber- und Darmbeschwerden, und der Saft der Wassermelone ist bei Fieber und Nierenleiden gerade unschätzbar. Er kann in beliebiger Quantität genossen werden und sollte nur bei Cholera-Neigung fortgelassen werden, wo man ja überhaupt jedes Obst zu vermeiden pflegt. — Der Saft einer Citrone in einer Tasse heißen Kaffees ist ein vorzügliches Mittel gegen Kopfschmerzen, und wie gut sind alle Frachtsätze als Beigabe zum Wasser in jeder Krankenstube. Ein Saft ans Brombeeren mit Zucker eingekocht, ist ein vorzügliches Beruhigungsmittel beim Husten, ebenso eine Marmelade aus schwarzen Albeeren, mit Zucker eingekocht und mit heißem Wasser angerührt und vor dem Schlafengehen getrunken. Bei Skropheln ist ein aus Schlehen gekochter und an Stelle des Wassers kalt getrunkener >Thee äußerst heilsam und die auf der Haut zerdrückten und angetrockneten frischen Erdbeeren sind vorzüglich bei Frostbeulen. Die Natur bietet uns somit unerschöpfliche Reich- tümer von angenehmen Heilmitteln, deren Wirkung man nur etwas zu beobachten nötig hat, um sie erfolgreich anzuwenden.
— Die erprobt dankbarste Aquarien- pflauze ist, wieder „PraktischeWegweiser", Würzburg, schreibt, entschieden die aus Canada stammende, in ganz Mitteleuropa in stehenden Wassern wachsende Pflanze Anacharis Alsimastrum, auch Elodea cana- densis L. oder Wasserpest genannt. In das schmutzigste Kanalwasser in entsprechender Menge gesetzt, verwandelt sie dieses, spiegelklar machend, zur Fischhaltung geeignet. Mit Wasserpest versehene Aquarien bedürfen monatelang keines Wasserwechsels.
Vermischtes.
— (Aus der guten alten Zeit!) Im letzten Heft des „Grenzboten" teilt der Dresdener Literaturhistoriker Professor Adolf Stern Briefe des einzigen Sohnes Goethes, des weimarischen Kammerrats und Kammerhecrn August v. Goethe mit, die dieser an eine befreundete Dame in Weimar von seiner im April 1830 nach Italien unternommenen Reise gerichtet hat, wo er im Oktober desselben Jahres zu Rom an den Blattern sterben sollte. In einem Brief vom 29. April liest man da folgendes: Noch etwas muß ich Ihnen doch mitteilen, nämlich die Schüsseln, welche wir heute in der kleinen Landstadt Bühl beim Mittagessen hatten: 1. Suppe, 2. Rindfleisch mit Senf und grüner Gresse (Kresse), 3. Spinat mit Eiern, 4. weiße Rüben mit Cotletts, 6. Spargel mit Sauce und Serverlatwurst, 6. Omlet Souffle, 7. jungen Hasen mit Wein gestopft, 8. Forellen, 9. Kalbsbraten
mit Salat, 10. zum Dessert Mandeln, Bisquit und Confect, 11. Butter und Käse, 12. Kaffee, für dieses alles sehr reichlich nur für mich und Ackermann allein aufgetragene Essen nebst einem Nösel recht guten Wein zahlte die Person 15 Gr. 8 Pfg. Dies müßte man unfern Wirten unter den Fuß geben. Hierbei bat noch die Wirtin, heute so vorlieb zu nehmen. Was mag die Schwarzwaldwirtin aus der guten alten Zeit ihren Gästen erst aufgetischt haben, wenn diese nicht bei ihr mit einem so bescheidenen Mahl von zwölf Gängen für 15 Groschen und 8 Pfennige vorlieb nehmen mußten!
— In dem Kreisstädtchen B.sin Westfalen lebt ein alter, durch seine ärztliche Thätigkeit zu großem Vermögen gelangter Herr. Derselbe fühlte sich kürzlich durch seine Veranlagung zur Wassersteuer beschwert, erreichte aber durch seine Eingaben nur, daß der Magistrat — anscheinend ohne gründliche Prüfung der Klage — den Steuerbetrag noch erhöhte. Daraufhin lud der alte Herr die Mitglieder des Magistrats in seine Wohnung ein und überreichte ihnen ein Schriftstück mit der Bitte, von dem Inhalt Kenntnis nehmen zu wollen. ES war sein Testament, in welchem er der Stadt den Betrag von 450000 Mark vermacht hatte. „So", sagte er, „Ihr Entgegenkommen mir gegenüber verdient ein gleiches, nahm das Testament, zerriß es und warf die Stücke ins Feuer. Welche Aufregung über diesen Vorfall in dem Städtchen herrscht, läßt sich denken.
— Die Str. Post schreibt aus Metz: In den Straßen unserer Stadt sieht man häufig einen schon ziemlich erwachsenen Schüler aus guter Familie, der an einem Kettchen einen schon recht kräftig entwickelten — Fischotter mit sich führt. Das putzige, von dem Knaben offenbar selbst aufgezogene, dicht braun behaarte Tierchen mit langem Schweife, nimmt sich annähernd wie ein an der Leine geführter Hund mittlerer Größe aus. Dieser Otter ist in weitgehendem Betracht zum wirklichen Haustiere geworden, welches, in der Nähe der betreffenden Wohnung von der Leine befreit, sicher die Haus- thüre und die Treppe erreicht und hinaufsteigt. Beim Begegnen mit Hunden stutzen und knurren die letzteren angriffslustig gegen den Fremdling. Dieser aber, der Fischotter nämlich, stellt sich flugS, wörtlich zu nehmen, auf die Hinterbeine in Kampfstellung, deren Fortsetzung die Hunde aber nicht abwarten, sondern schleunigst Reißaus nehmen. Der direkte Abkömmling der gefährlichsten Fischdiebe taucht frei, ohne Leine, auf Geheiß in die offene Mosel und schwimmt ebenso wieder ans Ufer zu seinem Herrn zurück.
(Ehrlich.) Bankier: „... Alles wäre mir recht, nur nicht, daß Du so enorme Schulden hast!" Schwiegersohn: „Aber, lieber Papa, Deine Mittel erlauben mir's ja!"
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