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Freistaatburen sind am weitesten vorge» schoben.

Brüssel, 24. Jan. So weit zu­verlässige Nachrichten vom Kriegsschau, platz vorliegen, gelang es bisher dem General Buller nicht, gegen das Centrum der Buren vorzugehen, so daß die Armee Butlers in eine gefährliche Lage geriet. General Joubert erwartet einen neuen verzweifelten Angriff der Engländer. Scheitert auch dieser, dann muß Buller schleunigst den Rückzug über die Tugela antreren. Die Position der Buren ist günstig.

Brüssel, 24. Jan. Heute Nacht sind Hierselbst Depeschen aus Prätoria ein- getroffen, die das endgültige Scheitern des Vormarsches des Generals Warreu gegen Ladysmith bestätigen. Die Buren' schreiben sich den vollständigen Sieg zu. Die Armee Warren's erlitt derartige Ver. lüfte, daß sie bis auf Weiteres kampfun­fähig ist.

London, 25. Jan. Das Kriegs- amt veröffentlicht folgende Depesche aus Spearmanscamp von heute Mitternacht: General Warrens Truppen besetz­ten am Dienstag Nacht den Spionkop und überraschten eine kleine Burenabteilung welche floh. Der Spionkop wurde den ganzen Mittwoch über von den Engländern besetzt gehalten obwohl der Feind die- selben heftig mit Granaten beschoß. Warreu befürchtet große Verluste für feine Truppen. Woodgate wurde gefähr­lich verwundet. General Warreu glaubt, daß die Stellung des Feindes unhaltbar sei. (Der von anderer Seite gemeldete Tod Warrens bestätigt sich nicht.)

Ein großer Erfolg der Engländer ist aus obigem Bericht nicht zu ersehen. Wenn es darin heißt, daß die Stellung, die von den Engländern genommen wurde, von einerkleinen Burenabteilung" besetzt gewesen sei, die überrascht.wurde, so kann es sich hier unmöglich um die Hauptstellung der Buren handeln, die sicher weder über­rascht wurde, noch von einer kleinen Ab­teilung besetzt war. Auch daß Warren sagt, den ganzen Mittwoch über sei es ihm gelungen, Spionkop besetzt zu halten, klingt verdächtig; es scheint, daß der Angreifer in eine Verteidigungsstellung gedrängt worden ist und Mühe hatte, sich in seiner Stellung zu behaupten. Es ist möglich, daß die Fassung der Depesche sogar eine schwere Niederlage verdeckt. Schwere Verluste gesteht Warren jetzt schon ein.

London, 26. Jan. (Telegr.) Gene­ral Buller telegraphiert vom 25. d. M.: Bedaure Mitteilen zu müssen, daß GeneralWarren den Spion­kop in der Nacht zum Donners­tag wieder aufgeben mußte.

Lokales.

Wildbad, 26. Jan. Am Sonntag Abend 5 Uhr wird Herr Stadtpfarrer I)r. Wurster aus Heilbronn in der ev. Kirche einen Gottesdienst halten und über innere Mission sprechen. Herr Or. Wur­ster ist durch seine Arbeit auf dem Ge­biete der inneren Mission und des Jüng­lingsvereinswesens eine in ganz Deutsch­land bekannte Persönlichkeit geworden. Seine Ausführungen bei dem Kongreß

für innere Mission in Straßburg wurden mit großem Beifall aufgenommen und haben entschieden bahnbrechend gewirkt. Wir machen daher auch hier ganz beson­ders auf diese Gelegenheit, den bedeutenden Redner zu hören, aufmerksam. Herr Or. Wurster wird nach dem Gottesdienst noch eine kurze Ansprache an die jungen Leute des Lehrlingsheims halten und später noch einige Stunden imgold. Ochsen" mit Freunden der Sache zusammen ver- bringen. (Siehe Annonce.)

Unserem Bericht über die Ueber- gabe der Erinnerungsmedaille an den Veteranen-Verein Herrenalb tragen wir nach einer Korresp. desEnzth." noch folgendes nach: Der Bezirksobmann, Stadtschultheiß Bätzner - Wildbad ver­las die Stiftungsurkunde und heftete unter tiefer Ergriffenheit der großen Versamm- lung das Erinnerungszeichen an die Fahne. Er betonte, daß sich die wahre Treue des Soldaten hauptsächlich in der Ge­meinde und Familie bethätigen müsse, er rühmte die Verdienste unseres geliebten Königs, schloß mit der Ermahnung an die Jungen, wenn einst das Vaterland wieder rufe, ebenso furchtlos und treu wie die Veteranen der Gefahr zn begegnen und weihte sein Glas dem Jubilarverein. Im weiteren Verlauf der sehr angeregten Unterhaltung erwies sich Stadtschultheiß Bätzner als ein Redner von großer Schlag­fertigkeit, der den Volkston aufs glück­lichste zu treffen weiß: ob er toastete auf das Vaterland, die deutsche Flotte, die Frauen, die Sänger, auf den Prinzen Herrmann von Sachsen-Weimar, auf einen alten Veteranen, aus die Toten, immer entfesselte er lebhafteste Beifallsbezeug­ungen, bald durch drolligen Humor, bald durch eindringlichen Ernst. Schullehrer Müller begrüßte die Veteranen durch folgende von ihm selbst verfaßten schwung­vollen Verse:

In unsrer Tage lautes Drängen,

Vom Anfang bis zum Niedergang Tönt von entschwundnen Kriegsgssängsn Noch manchmal ein metallner Klang;

Von Heldenmut und Heldengröße,

Von Not und dräuender Gefahr,

Von wildbewegtem Kriegsgetöse Ein Ton so voll und wunderbar.

Und wenn bis in die tiefste Seele Der Ton sich suchte seine Bahn,

Dann stimmen wir aus voller Kehle Die alten Lieder wieder an,

Die sich bei uns zu Gaste laden,

Sie wollen neu gesungen sein:

Das Lied vom guten Kameraden,

Das Heldenlied: Die Wacht am Rhein-

Dann sehn wir kriegsgewohnte Scharen Wie Wettersturm nach Westen ziehn,

Daß die, die übermütig waren,

Nor solcher Wucht voll Grausen fliehn;

Was kluge Vorsicht einst geschaffen Zu Schutz und Trutz als gute Wehr:

Das ganze deutsche Volk in Waffen,

Ein Feldherr, Eine Zucht, Ein Heer!

Wir sehn bei Wörth in heißem Ringen Die Schwaben rühm- und ehrenreich Und konnten endlich wieder singen Von manchem guten Schwabenstreich,

Und wo so viele Freunde fanden Den Tod, ach, wir vergessen'S nie,!

Daß sie wie Eisenmauern standen Boi Villiers und vor Champigny!

Wir sehn im Feindesland erstehen Des deutschen Reiches Riesenbau Und deutsche ffahnen wieder wehen Vom Fels zum Meer im Himmelsblau.

Wir haben den Willkomm geboten Den Schützern unsres Heimatlands Und legten auf das Grab der Toten Den wohlverdienten Lorbeerkranz.

Was einst verloren ging durch Schwäche Im alten Heilgen römischen Reich,

Was teuern Herzbluts viele Büche Gekostet unterm Schwerterstreich,

Was uns der Feind in schlimmen Zeiten Im Frieden weggenommen hat,

Das brachtet Ihr nach hartem Streiten-. Straßburg, die wunderschöne Stadt!»

Als Friede nun in deutschen Landen, Schloßt Ihr vereint den Kriegerbund.

Ku dem Ihr allezeit gestanden Furchtlos und treu mir Herz und Mund. Und jetzt nach fünfundzwanzig Jahren Schickt Euch des Königs Majestät Ein Zeichen für die Kriegsgefahren Dahin, wo Eure Fahne weht.

Ein Zeichen, das Euch stetig mahne An jener Zeiten Herrlichkeit:

Treu Eurem König, treu der Fahne,

Zum Schutz des Reichs allzeit bereit;

Ein Zeichen, das mit ernsten Worten Zu jedem Kriegers Herzen spricht-,

Droh'n wieder uns des Feindes Horden, Dann rüstet Euch und wanket nicht!

Wenn einst der Tod mit rauhem Schritte In Euren Kreis als Herold tritt Und nimmt den Freund aus Eurer Mitte Hin zum Appell, sein letzten, mit.

Dann wird es auf dem Weg zum Frieden Ein letzter Gruß am Grabe sein Und flüstert leis: Eh du geschieden, Gedachte noch der König Dein!

Wnter-tzaltenöes.

Der alte Pofteinnehmer.

Eine Erzählung von M. Ling.

<Fortsetz.) iNachdruck verboten.)

Inzwischen hatte Paul, der nun neun­zehn Jahre zählte, seine Lehrzeit vollendet und seine Prüfung gut bestanden. Bald darauf schrieb er an seinen Onkel: Er möge ihn nicht für undankbar halten, aber er könne nicht anders, er müsse ihn um die Erlaubnis bitten, nach Ame­rika zu gehen, um seinen Vater zu suchen. Der Onkel werde seinen Wunsch Thorheit nennen, er wolle ihn auch nicht damit quälen. Er stelle die Bitte nur einmal. Wenn der Onkel jetzt seine Zustimmung nicht geben könne, wolle er geduldig warten, bis er schreibe: Geh'mit meinem Segen.

Da bleibt nichts anderes übrig, als ihn laufen zu lassen", sagte der Bürger­meister, mit dem der Freund den Brief Pauls besprach.Hierlands kommt er uicht zur Ruhe. Laß ihn gehen. Schaden wird es ihm ja uicht, wenn er ein Stück Welt sieht, ob er schon noch jung geyug dazu ist. Du wirst sehen, in ein paar Jahren kommt er vernünftig und ruhig zurück."

Einige Wochen brachte er im Hause des Onkels zu, dann kam der Abschied. Von St. Franzisko war seines Vaters letzter Brief gekommen: dort wollte er ihn suchen. Als ec von seinem Onkel die Mittel zur Reise erhielt, weigerte er sich mehr anznnehmen, als er zur Über­fahrt nach Kalifornien und für einige Wochen zum Aufenthalt brauche.

Es ist eine Schuld weiter, die ich bei Dir habe, lieber Onkel. Was Du freilich Zeit meines Lebens an mir gethan

hast, das kann ich dir nie vergelten.

*

Seit Pauls Abreise sind sechs Jahre verflossen. Sein erster Brief, vor der Einschiffung geschrieben, kam von Ham­burg. In demselben erzählte er, daß er von Hannover an mit einem Herrn ge­reist sei, dem er Ziel und Zweck seiner Reise mitgeteilt habe. Derselbe habe da­zu den Kops geschüttelt, besonders als er 'gehört, wie wenig Reisegeld Paul bei