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Berlin, 18. März. Heber das Finanzabkommen in Brüssel erfahren wir, daß sich zwei Hauptgmppen der ^Einfuhr unterscheiden lassen, die von den feindlichen Ländern >>nd von den Neutralen. Die ersten 270 000 Tonnen Lebensmittel sollen durch 100 Millionen Mark in Gold und K5 Millionen Mark in ausländischen Wertpapieren bezahlt vordem Für die Bezahlung weiterer Bezüge lehnt die Entente Zahlungen in Reichsmark ab. Ebenso verweigert sie Kredite aus inländische Werte. Es bleiben also nur die Ausfuhrwerte für deutsche Waren und der Erlös von Ladungen deutscher Schiffe, die sich in fremden Häfen befinden. Fn den neutralen Ländern kann die Finanzierung durch Kreditgewährung auf ausländische Wertpapiere in deutschem Besitz ermöglicht werden. Man hat auch an die deutschen Anlagen im Ausland gedacht. Bindende Besprechungen hierüber haben aber nicht stattgefunden. Ein weiteres Zahlungsmittel ist das Gold; doch stehen die Alliierten auf dem Standpunkt, daß Deutschland seinen Goldschatz nicht für Lebensmittel verwenden soll. Das Gold soll einstweilen nur als Sicherheit in Brüssel deponiert werden. Für die Ausfuhr nach den Ententeländern kommen in erster Linie in Betracht Kohle. Kali, Holz nnd Farbstoffe, für die Ausfuhr an die Neutralen kommt erschwerend unsere starke Verschuldung an sie in Frage. Die Entente beabsichtigt die Neutralen zu einer Besprechung über die Frage der schwebenden deutschen Kredite nach Paris einzuladen. Das könnte allerdings auch zu einer Art von Kuratell über Deutschland führen.
Die koreanischen Nnabhängigkeitsdestrebrrugeu.
Amsterdam, 18. März. Einer Reutermeldnng aus Shanhai zufolge kam es in Korea anläßlich des Begräb- nißes des Exkaisers zu ernsten Ausschreitungen, die hauptsächlich der in Korea verbreiteten Ansicht, daß die Pariser Konferenz die Unabhängigkeit Koreas sanktioniert habe, zuzuschreiben ist. In den Städten Goel Wyu (?) und Tschi »am po trat Militär in Tätigkeit. In den dabei entstandenen Zusammenstößen gab es beträchtliche Verluste. Der Generalgouverneur gab eine Proklamation bekannt, daß Japan die Oberaufsicht über Korea nicht aufhebe und gab den Koreanem aus, sich mit Japan darüber zu einigen.
Wilson und die Forderungen der Franzosen.
Rotterdam, 19. März. Der „Nieuwe Rotterdamsche Courant" berührt in einem Artikel über die Lage das merkwürdige Stillschweigen der Franzosen über die letzten Konferenzereignisse. Das Blatt schreibt: Dieses Stillschweigen ist nichts weiter als eine Verschleierung der Tatsache, daß man zu keinem Beschluß kommen konnte und zwar wegen des Widerstandes Wilsons. Wilson wünscht, daß in den vorläufigen Friedensoettrag wenigstens auf den Völkerbund verwiesen werden soll, wenn er schon nicht einen Teil des Vertrages selbst bilden kann. Die Franzosen wünschen sich das deutsche Saarbecken einzuverleiben und das linke Rheinufer zu neutralisieren und damit kann Wilson sich nicht so ohne weiteres einverstanden erklären. Er will vermeiden, daß in dem vorläufigen Vertrag Forderungen enthalten sind, die den Frieden auf unbestimmte Zeit hinausschieben und die Welt noch mehr dem Jammer zutreiben würden.
Die bolschewistische Gefahr.
Helsingfors, 19. März. Die Bolschewisten konzentrieren an der Narwasront zahlreiche Kräfte, die mit Artillerie ausgerüstet sind. Offiziere der alten russischen Armee, die zum Dienst mit der Sovjetregierung gezwungen wurden, werden die Operation leiten. Auch die Nachrichten von der Murmanküste deuten auf neue in Vorbereitung begriffene Operationen hin.
London, 19. März. Die „Times" melden aus Paris, daß die Alliierten Odessa räumen, da die Lage nachdem Cherson und Nikolajew durch die Bolschewisten eingenommen worden seien, kritisch geworden ist.
Der Sogen des Bolschewismus.
Rußland hat wieder eine rote Armee von 1 Million beisammen. Sie besteht zum überwiegenden Teil aus Arbeitslosen, Gefängnisinsassen, Steuerrückständigen und Polizisten und Gendarmen der alten Zarenregierung. Eine Verordnung vom 3. Januar hat sämtliche Arbeitslose, „die die ihnen zugewiesene Arbeit nicht sofort übernehmen," in den Soldatenrock gezwängt. Eine frühere Verordnung, wonach ,chie mit ihren Steuern Rückständigen mit Gefängnisstrafe bis zu einem Jahre bestraft werden" sollten, wurde inzwischen dahin abgeändert, daß an Stelle der Gefängnisstrafe die Einreihung in die rote Armee zu treten habe. Eine dritte Verordnung besagt, daß „Arrestanten, die wegen minder schwerer Vergehen ihre Gefängnisstrafe verbüßen", ins Heer eingereiht werden können. Die Unteroffizierstellen sind zum sehr großen Teil mit den Polizisten und Gendarmen des alten Regimes besetzt. Die Zucht ist barbarisch streng. Daß die Todesstrafe in der Armee eingeführt ist, weiß man bereits, aber wie rücksichtslos diese Strafe angewandt wird, ist daraus zu ersehen, daß beispielsweise „ein Auslachen der näheren Vorgesetzten" mit sofortigem Erschießen bestraft wird. Nicht viel weniger drakonisch verfährt man bei der Ausbildung der Truppen, namentlich der jungen Rekruten. Man braucht bloß dieser öffentlichen Ausbildung etwa auf dem Theaterplatz in Moskau oder auf dem 'Marsfelde in Petersburg zuzusehen, um die schreckliche Zeit der „Zähnezerschmetterung" der Rekruten unter dem ersten Nikolaus in seinem Geiste wieder aufleben zu lassen, die kosakische Knute in der Faust eines jeden Unteroffiziers, Fußtritte auf den Bauch, Ohrfeigen rechts und
AmtWk DekMkrmÄHimtzMi
Oberamt Calw.
Regelung des Wohnungsmarktes in Calw und Liebenzell.
Auf Grund der Verfügung des Ministeriums des Innern über die Regelung des Wohnungsmarktes-vom 28. Februar 1919 (Staatsanz. Nr. 80) wird für die Stadt- gemeinde.r Calw und Liebenzell mit sofortiger Wirkung ungeordnet:
L. Daß di« Ueberlassung von Wohnräumen an Per^ sonen, die von auswärts zuziehen, und die Ingebrauchnahme durch solche nur mit Erlaubnis der Gemeindebehörde (Stadtschultheitzenamtes) stattfinden darf, gleichviel ob das Recht auf die Räume, auf Miete, Hauskaus oder anderen Rechtsgeschäften ruht.
2. Daß der Aufenthalt in den beiden Städten bei Personen, die in Gasthöfen. Pensionen u. dergl. Wohnung nehmen, ohne Erlaubnis des Stadtschulthsißenamtes die Dauer von 2 Wochen nicht übersteigen darf und die Inhaber der Gasthöfe, Pensionen usw. verpflichtet find, die fern: Reherberung von Gästen nach Ablauf der zwei Wochen abzulehnen und sich zu diesem Zweck Uber die Dauer des Aufenthalts der Gäste in Easthöfen usw. zu vergewissern.
Diese Bestimmung findet keine Anwenduilg auf Personen, die
1. in den Städten Calw oder Liebenzell das Bürgerrecht besitzen: .
2. infolge des' Krieges den Wohnsitz in Calw oder Liebenzell aufgeben mußten, und wieder zurückkehren wollen:
3. derzeit heimatlos find und nach Calw oder Liebenzell als ihre einstige Heimat zurückkehren wollen:
4. vor dem 1. Januar 1919 bereits in Calw oder Liebenzell Wohnräume gemietet oder durch Hauskauf oder sonstige Rechtsgeschäfte dingliche Rechte an Wohnräumen erworben haben.
Die Vorschriften über den Kurverkehr werden durch vorstehende Anordnung nicht berührt.
Calw, den 18. Mäz 1919.
Oberamtman« Eös.
Oberamt Calw.
Betreff: Eierpreis.
- Laut . Verfügung des Ernährungsministeriums betragt der Erwerbspreis, den die Sammelstellen den Geflügelhaltern für Hühner- und Enteneier zu bezahlen haben, 2S ^ für das Stück. Für Eänseeier setzt der Kommunalverband einen Preis von 4V «Z für das Stück fest. Die Verfügung tritt mit der Verkündigung in Kraft.
Calw, den 18. März 1919. Oberamtmann Gös.
links so wird die „freie Armee des freien Rußland" „väterlich belehrt".
DeuWlMd.
Die ersten Lebeusmittelzuweisungen.
(WTB.) Berlin, 19. März. Wie wir erfahren, haben die Verhandlungen über das Lebensmittelabkommen genau zwei Monate gedauerte. Die ersten Bezüge an Fett, Schweinefleischerzeugnisse und kondensierter Milch sollen in erster Linie den Säuglingen und Mütter zugute kommen. Der Lieserant ist England. Die weiteren schon gekauften 235 000 Tonnen Lebensmittel liegen in England, Frankreich und Belgien bereit. Die Preise betragen eine halbe Milliarde Mark, außer den weiteren monatlichen Zufuhren von 370 000 To. Lebensmittel ist noch die Einfuhr von Fischen und Gemüsen aus den angrenzenden Ländern gestattet. In Norwegen liegen bereits 100 000 Tonnen Heringe bereit. Mit der Einfuhr von Rindfleisch sieht es nicht gut aus. Auch die Einfuhr von Futtermitteln ist nicht erreicht worden. Immerhin wird durch die geringere Ausmahlung des Mehls ein entsprechendes Quantum Kleie gewonnen. Auch stellt Frankreich Copra und Palmkerne in Aussicht. Die Preise werden natürlich wesentlich höher sein als die Inlandspreise.
Der neue Reichsstcuerentwurf.
Berlin, 18. März, lieber die neuen Steuern verlautet, daß die Reichsoergnügungssteuer sich gleichmäßig auf Theater, Kinos, Konzerte, Bälle und IahrmarktVelustigungen erstrecken sollen. Geplant sei eine Besteuerung der Eintrittskarten, die von 10—30 und mehr Prozent gestaffelt werden solle. Die neue Tabaksteuer ist als Banderolensteuer auf Zigarren gedacht. Die Grundwechselabgabe stellt eine Vereinheitlichung aller bisherigen Grundumsatzpeuern dar. Die Fahrkartensteuer soll wesentlich verschärft werden. Die Reichserbschaftssteuer soll auch auf Deszendenten und Ehegatten ausgedehnt werden.
Die Frage der Vereinheitlichung
des deutschen Eisenbahnwesens.
Berlin, 19. März. Ueber die gestern unter dem Vorsitz des Ministers Hoff im Eisenbahnministerium abgehaltene Konferenz zwischen den Vertretern der Gliedstaaten über die Frage der Vereinheitlichung des Eisenbahnwesens teilt die „Deutsche Allgemeine Zeitung" mit. daß die mehrstündigen Verhandlungen unverbindlichen Charakter trugen. Die Vertreter der Gliedstaaten müßten Anweisungen ihrer Regierungen einholen und die Frage werde endgültig erst im Weinmrer Verfassungsausschuß .in der nächsten Woche beraten. Es bestehe abseitige Uebereinstimmung, daß eine Lösung im Sinne einheitlicher Zusammenfassung des Eisenbahnwesens durch das Reich mit möglichster Beschleunigung herbeizuführen sei.
Der Anschluß Oesterreichs in der Verfassung festgelegt.
Weimar, 19. März. Im Verfassungsausschuß der Nationalversammlung wird heute der Antrag des Abgeord-
^M'MämnaM berMAMKen; .An' 'her Verfassung ssf folgendes zu bestimmen: Deutsch-Oesterreich tritt als Ganzes, als ein Gliedstaat dem Deutschen Reiche bei. Etwaige Abänderungen bestimmen die im Einvernehmen mit Deutsch- Oesterreich zu erlassenden Allsführungsgesetze unter Berücksichtigung der in Artikel 15 sestgestellten Grundsätze."
Der Spartakistenbuud für einen Generalstreik in ganz Deutschland.
Berlin, 19. März. In einem neuen Flugblatt erklärt der Spartakusbund, der . letzte Generalstreik habe zu einer Besitzergreifung der politischen Macht noch nicht füllten können. Der Zeitpunkt der Machtergreifung durch das Proletariat sei dann gekommen, wenn nicht Berlin, Leipzig, Rheinland-West falen oder Breinen abwechselnd oder nacheinander streiken, sondern wenn der Generalstreik über ganz Deutschland gekommen sei. Diesem Ziel sei Spartakus in den letzten Kämpfen um Meilen näher gerückt. — Der „Vorwärts" bemerkt hierzu: Der Spartakusbund will also die demokratische Verfassung, die sich das Volk selbst gegeben hat, durch einen Generalstreik stürzen. Er wird vor bewaffnetem Kampf nicht zurückschrecken. Hieraus kann nur ungeheures Unglück entspringen. Wir werden daher mit allen Kräften weiterkämpfen. Spartakus wird nicht siegen und die ihn unterstützen, werden durch eigene Schuld mit ihm unter die Räder Kommen.
Marche« von heut«.
Im „Stuttg. Neuen Tagblalt" stehen folgende zeitgemäße satirische Sinnsprüche von Paul Alex. Schettler?
Es war einmal ein König..
*
Es war einmal ein Minister, der hatte ein größeres Einkommen als ein Feinmechaniker.
Es war einmal ein Prin^ der liebte eine Eänsemagd. „Geh," lachte sie, „daß ich eine Närrin wär. Was bist du, was hast du? Ich nehme zum Manne einen Bauern, da steh ich mich besser, mein Lieber!"
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Es war einmal eine Hexe. Die wohnte in einem Lebkuchenhäuslein. Aber ihres Bleibens war .dort nicht lange, denn sie wurde vor den Strafrichter zitiert, weil sie sich über die Herkunft des verbackenen Mehles nicht aus- weisen konnte.
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Es war einmal ein kleiner Däumling, der ging elend zugrunde, weil er mit den städtischen Lebensmittelrationen auskommen vwlltt
Es war einmal ein Schlaraffenland, in dem lebten wir selber und wußten es nicht — bis der Krieg kam . . .
Aus Statt md Lmd.
Calw, den 20. März 1919.
Wiedereinführung der Sommerzeit.
* Wie das W. T. B. meldet, beabsichtigt die Reichsregierung die Wiedereinführung der Sommerzeit vom 28. April an.
Unsere Valuta.
Der Markkurs steigt weiter. Er notierte gestern in der Schweiz 51. — (Vor dem Krieg galt 1 -K 1,20 Franken, jetzt gilt 1 0,51 Fr.).
Muster für Versorgungsanträge an die Militärbehörde.
Aie Anträge ehemaliger Militärpersonen der Unterklassen aus militärische Versorgungsgebührnisse sind an keine bestimmte Form gebunden. Zur Vereinfachung und Erleichterung der Antragstellung nnd zur Vermeidung von zeitraubenden Rückfragen ist jedoch ein besonreres Muster eingesührt worden, welches, von den Bezirkskommandos, Gemeindebehörden und Fllrsorgestellen kostenlos ab- ^ gegeben wird. Der Vordruck ist einfach und. leicht verständlich angelegt, so daß er auch von weniger schreib- gewandten Antragstellern ansgefertigt werden kann. Die Einträge müssen nicht unbedingt vom Antragsteller selbst gemacht sein, vielmehr ist Ausfertigung des Fragebogens auch durch andere Personen zulässig, doch ist eigenhändige Unterschrift des Antragstellers unerläßlich. Der ausgefüllte Antrag geht jeweils an den zuständigen Vezirks- feldwebel, welcher aus Ansuchen auch bei der Ausfertigung behilflich und zu weiterer Auskunft gerne bereit ist.
Aus dem württembergischen Derfaffungsausschuß.
Stuttgart, 18. März. Der Verfassungsausschuß trat heute in die zweite Lesung der Derfassungsurkunde ein, nachdem in der letzten Woche ein redaktioneller Ausschuß die Zusammenstellung der Beschlüsse erster Lesung erledigt hatte. So wurde heute § 1 auf Grund eines Antrags des Zentrums wie folgt gefaßt: „Württemberg ist ein Doiksstaat und als solcher ein Glied des Deutschen Reiches; er übt seine Staatshoheit nach den Vorschriften dieser Verfassung und nach den Gesetzen des Deutschen Reiches ans." Äon Seiten des Abg. Crispien (U. S. P) war ein Antrag gestellt worden, wonach Württemberg zur sozialistischen Republik erklärt, und das Nätesystem eingesührt wird. Dieser Antrag wurde jedoch ohne wesentliche Debatte gegen die Stimme Crispiens abgelehnt. Ein von Bazille (B. P.) beantragte Einschaltung eines ß 2a: „Die Landesfarben sind schwarz-rot; das Landeswappen sind drei Hirschstangen und drei Löwen; ein Gesetz bestimmt das Nähere," wurde wieder zurückgezogen. In H 4 wurde das 20. Lebensjahr als aktives und passives Wahlalter mit 19 gegen 4 Stün-